Rauchen - Rücksichtnahme oder nicht?

Vymaanika schrieb:ich schaue auf 25 Jahre Nikotinkarriere, von dem Geld hätte ich mir locke eine Eigentumswohnung anfinanzieren können

Vermutung oder ausgerechnet?

Jedenfalls drück ich Dir mal die Daumen, dass Du den Ausstieg schaffst. Drogen, die legal sind, sind viel schlimmer als illegale, weil man ja von allen Seiten praktisch sogar noch sozial im Wahnsinn gestärkt wird, während hingegen das Setzen einer Spritze doch noch als nicht salonfähig gilt.

Vymaanika schrieb:Rückwirkend starke Idiotie, aber der Mensch brauch Laster.

Ersteres bejahe ich. Letzteres nicht unbedingt. ;)

Ich erinnere mich an meine "Raucherfahrungen". Wie viele, habe ich halt als Teenager auch mal gezogen. Witzigerweise eine, weil ich jemanden, dem sie gehörten, ärgern wollte. Ich dachte, er würde die Zigarette vermissen. Bei den heutigen Preisen hätte ihn meine Aktion vermutlich glatt ruiniert - haha! - , damals wohl weniger. Außerdem hätte ich sie ja auch einfach weg schmeißen könne, das aber widersprach meiner sparsamen Natur. ;)
Und neugierig war ich natürlich auch.

Wie auch immer. Ich zog also dran, musste fürchterlich husten, und schon sagte meine innere Stimme, die schon seit je her eher rationell denkt: " Ne, Du, das ist jetzt aber wirklich nichts für die Tochter Deiner Eltern."
Tja, und das war´s auch dann zum Glück.

Ich erinnere mich vor allem daran, dass ich als Teenager schon keine Lust auf Zigaretten hatte, aber ständig gefragt wurde, ob ich auch mitrauchen will (oder mir wurde die Schachtel hingehalten: "Bedien dich"). Da ich aber nie Lust hatte und mir Zigaretten und der zugehörige Rauch schon immer unangenehm waren und Hals- und Augenkratzen verursacht hatten, habe ich immer abgelehnt. Das hat mir damals als Jugendlicher oft den Ruf des Langweilers eingebracht. Wer nicht mitrauchte, war nicht cool.

Das fand ich damals nicht so toll. Mit dem Rauchen habe ich aber trotzdem nicht angefangen, weil meine Abneigung bzw. die unangenehmen Gefühle wegen des Rauchs das nicht zuließen. Das unvermeidliche Passivrauchen in den Kneipen und Restaurants war (für mich) schon schlimm genug.

martenot schrieb:Das unvermeidliche Passivrauchen in den Kneipen und Restaurants war (für mich) schon schlimm genug.

Das hat mich auch immer genervt. Es wundert mich eigentlich bis heute, dass Nichtraucher so lange dermaßen tolerant gegenüber dieser (außerdem durchaus lebensbedrohenden) Belästigung waren.

off-peak schrieb:dass Nichtraucher so lange dermaßen tolerant gegenüber dieser (außerdem durchaus lebensbedrohenden) Belästigung waren.

Naja, was mich betrifft: wenn man damit aufgewachsen war, wurde die Raucherei trotz der Beeinträchtigungen als normal empfunden. Damals wurde ja fast überall geraucht (auch in Büros und öffentlichen Gebäuden, in der Bahn und im Flugzeug). Da kam man gar nicht auf die Idee, sich dagegen zu wehren. Und wenn man es getan hätte, hätte man Unverständnis und scharfe Worte geernet - im Sinne von "Halt die Klappe, willst uns wohl den Spaß verderben", oder so ähnlich.

Selbst der Übergang zu den Rauchverboten in der Gastronomie wurde von massiven Beschwerden begleitet, häufig im Sinne von "Verbotskultur, man will uns alles verbieten, Rauchen gehört zu einem gemütlichen Abend einfach dazu, ohne Zigaretten schmeckt das Essen bzw. das Bier nicht" und so weiter.

martenot schrieb:wenn man damit aufgewachsen war, wurde die Raucherei trotz der Beeinträchtigungen als normal empfunden

War bei mir auch nicht anders.

martenot schrieb:Selbst der Übergang zu den Rauchverboten in der Gastronomie wurde von massiven Beschwerden begleitet

Oh, das Verbot war aber bereits die zweite oder dritte Welle. Angefangen hatte es in den Achtzigern (meine ich), mit durchaus sinnvollen Maßnahme, Rauchen am Arbeitsplatz zu verbieten.
Das gab erst mal Aufstände! Da war an meinem Arbeitsplatz kein einziger Raucher darunter, der für diese Idee auch nur das geringste Verständnis hatte. Sie alle betrachteten tatsächlich die Nichtraucher als die Bösen.h .

off-peak schrieb:Sie alle betrachteten tatsächlich die Nichtraucher als die Bösen.

Daran kann ich mich auch noch erinnern. Wer nicht rauchte, galt als lustfeindlicher, pedantischer Spaßverderber. Da ich nie geraucht habe, habe ich sowas regelmäßig mitbekommen, bzw. dieser Ruf haftete oft an mir. Um es nicht noch schlimmer zu machen, habe ich damals die Qualmerei der anderen in der Regel klaglos ertragen.

martenot schrieb:Um es nicht noch schlimmer zu machen, habe ich damals die Qualmerei der anderen in der Regel klaglos ertragen

Also, da war ich schon viel penetranter. Wie gesagt, ab und SO2 oder andere Stinker am Arbeitsplatz verbreitet, mit der Begründung, die mir sonst die Raucher genannt haben, warum sie unbedingt am Arbeitsplatz rauchen müssen: "Ich brauch das einfach."

Erstaunlicherweise gab es außer mildem Belächeln meiner Aktionen keine anderen Probleme. Letztendlich hat sich dann ja auch das Verbot durch gesetzt.
Und siehe da: Alle Raucher halten es bis heute aus.

Ich denke, beim Rauchen, wie auch bei anderen gesundheitsrelevanten Themen, hat in den letzten Jahrzehnten in weiten Teilen Europas und den USA tatsächlich ein gewisser Sinneswandel stattgefunden. Früher wurde gequalmt und gesoffen, was der Körper gerade eben noch so aushielt. Wer das nicht mehr aus eigener Erfahrung kennt, dem empfehle ich alte Spielfilme, die oft ein gutes Zeitbild zeichnen. Da wurde der Schnaps gekippt, bevor man sich ans Steuer setzte, da wurde Kette geraucht (obwohl Ketten verdammt schlecht brennen)...

Heute leben Menschen, denen eine gewisse Vorbildfunktion nachgesagt wird, rauchfrei, alkoholabstinent, vegetarisch oder vegan, und statt auf dem Barhocker abzuhängen, quälen sie sich in der Muckibude.

Aber - sterben werden sie alle.

off-peak schrieb:Und siehe da: Alle Raucher halten es bis heute aus.

Meiner Erfahrung nach haben sich diese Rauchverbote in der Gastronomie und in öffentlichen Gebäuden inzwischen weltweit sehr umfassend durchgesetzt. Ich reise ja relativ viel, aber rauchende Gäste habe ich seit vielen Jahren in keinem Land mehr im Restaurant gesehen (mit Ausnahme von Österreich, wo es glaube ich immer noch Raucherzonen gibt, oder?)

Doors schrieb:Da wurde der Schnaps gekippt

Ja, die Sauferei war auch noch viel allgegenwärtiger als heute, vor allem was Whiskey, Schnäpse, Wodka und andere hochprozentige Drinks betrifft. In vielen alten Spielfilmen wird das Zeug gesoffen wie Limonade.

Doors schrieb:Wer das nicht mehr aus eigener Erfahrung kennt, dem empfehle ich alte Spielfilme, die oft ein gutes Zeitbild zeichnen

Stimmt. Ohne Alk und Nikotin kam kaum ein Film, und eigentlich auch kein Flirt, aus.
Allerdings bin ich neulich mal wieder auf eine Serie gestoßen, in der nach wie vor (oder: wieder) sehr oft getrunken und ab und an auch mal geraucht wird).

Alkohol wird auch noch gerne als Beruhigungsmittel nach einem Schock gereicht. Wenigstens hat die tödlich-blöde Idee, diesen auch noch Bewusstlosen einzuflößen, etwas nachgelassen.

Habe überhaupt den Eindruck, dass sich das Rauchen wieder einschleicht, und sei es nur die Hintertür, in dem zB die Schurken rauchen, oder einer der Guten versucht, es sich abzugewöhnen.

Doors schrieb:Da wurde der Schnaps gekippt, bevor man sich ans Steuer setzte,

Haha! Es gab sogar eine Werbung, da bot ein Autofahrer dem anderen nach einem Unfall erst mal zu Beruhigung ein Schnäpschen an. :D

Doors schrieb:Aber - sterben werden sie alle.

Vermutlich aber nicht so viele nach wochenlangem Teerspucken und nach Luft schnappend wie COPD oder Lungenkrebspatienten.

martenot schrieb:Meiner Erfahrung nach haben sich diese Rauchverbote in der Gastronomie und in öffentlichen Gebäuden inzwischen weltweit sehr umfassend durchgesetzt.

Meiner Erfahrung nach gab es die schon lange problemlos wo anders, bevor sie hier erst mal andiskutiert wurden. Allerdings gab es anderswo auch kein Rauchverbot in Kinosälen.

martenot schrieb:mit Ausnahme von Österreich, wo es glaube ich immer noch Raucherzonen gibt, oder?

Das weiß ich jetzt nicht so genau, obwohl ich aus Ö bin. Kann aber sein, dass die Restaurants, die ich so besuch(t)e, einfach freiwillig auf Raucherzonen verzichteten; es ist schließlich keine Pflicht, sie anzubieten.
Viele Betriebe haben deswegen auch keine, weil sie Rücksicht auf ihre Angestellten nehmen, die ja am meisten davon passiv mitrauchen würden.

Allerdings im freien sieht es etwas anders aus. Da stört so ein Rauch ja auch nicht mehr so arg.

off-peak schrieb:Vermutlich aber nicht so viele nach wochenlangem Teerspucken und nach Luft schnappend wie COPD oder Lungenkrebspatienten.

Es hat auch einen ästhetischen Aspekt. Meiner Ansicht nach sieht jemand nach jahrelangem Besuch einer Muckibude im Durchschnitt ansehnlicher aus als nach jahrelangem Qualmen und Saufen, weswegen heute auch viele ältere Menschen besser aussehen und länger fit bleiben als früher (finde ich). Wenn ich da nur an die gelben Raucherfinger denke, die man früher recht häufig bei älteren Leuten gesehen hat....

off-peak schrieb:Das weiß ich jetzt nicht so genau, obwohl ich aus Ö bin. Kann aber sein, dass die Restaurants, die ich so besuch(t)e, einfach freiwillig auf Raucherzonen verzichteten; es ist schließlich keine Pflicht, sie anzubieten.

Kann sein, dass die Raucherzonen allmählich aussterben. Jedenfalls erinnere mich mich daran, dass ich gelegentlich mal beim Essen gehen in Österreich versehentlich im Raucherbereich gelandet war. Aber das ist schon ein paar Jahre her.

martenot schrieb:Wenn ich da nur an die gelben Raucherfinger denke, die man früher recht häufig bei älteren Leuten gesehen hat

Was aber eher an den filterfreien Zigaretten lag.

Etwas früher im Thread besprachen wir es ja schon, die meisten jahrelangen heftigen Raucher erkennt man nicht nicht am Geruch, der vor Allem an Haut, Haaren und Kleidung haftet, sondern eben auch an ihrer Haut und an ihrer Stimme. Letzter ist übrigens ein guter Indikator davor, wie nahe der betreffende Raucher schon vor seinem Kehlkopf-, Zungenbein- und oder Mundbodenkrebs steht.

Hab gerade mal gegoogelt, und es gibt seit 2019 auch in Ö in Restaurants keine Raucherzonen mehr:
https://www.wko.at/branchen/tourismus-freizeitwirtschaft/hotellerie/rauchverbot-ab-01-11-2019.html

Ist mir nur wegen Corona nicht aufgefallen, weil ich eben Auswärtsessen seit 2020 so gut wie gemieden hatte.

off-peak schrieb:sondern eben auch an ihrer Haut und an ihrer Stimme.

Und oft auch an der Husterei. Mir sitzt im Büro ein regelmäßiger Raucher gegenüber, der sich das ganze Jahr über anhört, als wenn er erkältet wäre. Ständig am Räuspern, beim Sprechen rasselt es, und er muss ziemlich oft husten, wobei dann immer Schleim abgeht.

off-peak schrieb:Ist mir nur wegen Corona nicht aufgefallen, weil ich eben Auswärtsessen seit 2020 so gut wie gemieden hatte.

Danke fürs Nachschauen. Diese Änderung ist mir wegen Corona auch entgangen, weil ich seit 2020 nur noch sehr selten (und so gut wie nie in Österreich) beim Essen im Restaurant war.

martenot schrieb:Ständig am Räuspern, beim Sprechen rasselt es, und er muss ziemlich oft husten, wobei dann immer Schleim abgeht

Das mein ich ja mit der Qualität des Lebens (und des Abgangs). So eine permanente Husterei ist leider auch ein Zeichen, dass den Betreffenden in Sachen Gesundheit keine schönen Zukunftsaussichten bevorstehen.

martenot schrieb:Diese Änderung ist mir wegen Corona auch entgangen,

Vor Allem hatten manche Restaurants diese Raucherzimmer so angelegt, dass man als Nichtraucher da erst mal durch gehen musste, bevor man in die Nichtraucherzone gelangte.
Immer, wenn die Verbindungstür aufging, schwappte dann auch Rauch rüber. Ob einfach nur nicht richtig mitgedacht oder gar mit Absicht, vermag ich aber nicht zu sagen.
Außerdem bedienten ja dieselben eingeräucherten Kellner auch die Nichtrauchertische, so dass man es selbst in der NRZ noch immer riechen und inhalieren musste.

Der Nachteil an den Raucherzonen in den Restaurants war für mich, dass mein Vater selbstverständlich dort essen wollte.
Also hieß es für mich, entweder in der noch schlimmeren Luft sitzen oder eben erst gar nicht mitgehen.

Bei meinem Vater hat sich zwar etwas mehr Verständnis im Alter entwickelt, dass Rauchen andere belästigen könnte, aber zu Verhsltensänderungen hat es nie gereicht.

Moin zusammen.

Ich kann sehr viele geschriebene Beiträgen nachvollziehen.
Damals war das leider normal gewesen, Restaurant und Kneipe bis Höhe an die Schuhespitzen dicht gequalmt.
In unsere damalige Kinderzeit, war dies überwiegend Normalität gewesen.
Nichtrauchern hörte man nur sehr leise, deren Klagen..!!

Ich bin selbst Raucher. Dennoch nehme ich Rücksicht auf Nichtraucher. Das ist wirklich nicht schwer.

Bei mir in der Wohnung wird auch nur in der Küche geraucht! Sonst nirgendwo!