Krieg auf dem Teller

Cathryn schrieb:Ihr habt ja auch mehr Nutzvieh, als Einwohner

und das Nutzvieh - wurde auf Seite 1 verlinkt - frisst Getreide.......

Cathryn schrieb:wir hingegen 4 Erstaufnahmezentren

und das "Begrüßungsgeld" sind 1 Liter Öl und 1kg Mehl? Oder was willst Du damit ausdrücken?

Tussinelda schrieb:und das "Begrüßungsgeld" sind 1 Liter Öl und 1kg Mehl? Oder was willst Du damit ausdrücken?

Nee aber die gehen eben auch einkaufen. Ich war letztens auch im Lidl nahe der großen Erstaufnahmeeinrichtung. Da waren schon echt viele ukrainische Menschen einkaufen und ich kann mir vorstellen, dass es in diesen Supermärkten nochmal eher zu Engpässen kommt, einfach weil die Anzahl der Kunden gestiegen ist.

Naja, Mehl und Öl gibt es hier eh nirgends.

Tussinelda schrieb:das "Begrüßungsgeld" sind 1 Liter Öl und 1kg Mehl? Oder was willst Du damit ausdrücken?

Das ist mehr als zynisch.

Nein, das bedeutet, dass wir innerhalb kurzer Zeit mehr Personen versorgen müssen, als noch vor ein paar Wochen.
Mehr Personen = mehr benötigte Lebensmittel.

Bei uns (ich lebe in Bulgarien) gibt es genug Sonnenblumenöl zu kaufen. Zumindest in den großen Supermärkten. Aber die Preisentwicklung ist gruselig. Vor dem Krieg hat das billigste Sonnenblumenöl 2,67 Leva gekostet, jetzt 4,99 Leva und das noch als Sonderangebot.
Wie kann man diesen Preisanstieg erklären? Die Treibstoffpreise sind seit Kriegsbeginn - je nach Sorte - um +/- 20 Prozent gestiegen, es handelt sich um bulgarisches Sonnenblumenöl, also vergleichsweise kurze Lieferwege. Verkauft wird die Ernte vom letzter Jahr, für dieses Jahr ist noch nicht einmal ausgesät. Der Krieg wird aber mit Sicherheit keinen Einfluss auf die Erntemenge haben.
Personalkosten, Strompreis, Mieten, usw. sind unverändert. Wie kann sich also der Preis fast verdoppeln? Verdient sich da jemand dumm und dämlich dran, oder ist diese enorme Preissteigerung irgendwie anders erklärbar?

@Cathryn

Zum Teil wird es auch der Effekt sein, dass die Leute wissen, dass Mehl und Öl zur Zeit nicht immer zu haben sind.

Beides sind ja eher Produkte, die man nicht jeden Tag kauft. Ein kleinerer Haushalt wird vielleicht maximal 1-2 kg Mehl im Monat kaufen.

Und wer jetzt einkaufen geht und Mehl sieht, nimmt halt einfach mal ein kg mit, ähnliches beim Öl. Beides hält sich relativ lange.
Das müssen nicht mal palettenweise Hamsterkäufe sein.

Das ist ja auch nicht blöd gedacht. Mehl bekommt man z Zt nicht immer und überall. Wenn bei uns in den nächsten Wochen eine Geburtstagsfeier wäre, würde ich uns auch zumindest mit so viel Mehl eindecken, wie der Kuchen braucht, auch wenn es erst in 4 Wochen wäre.

Tussinelda schrieb:nee, aber das mögliche Szenario, dass Du entwirfst. Wo wohnst Du denn, wo das so extrem ist, wie von Dir beschrieben?
Ich sehe die größere Problematik bei den Kosten und nicht bei der Verfügbarkeit, ehrlich gesagt.

Also hier im kleinen Ortsteil, wo ich wohne, im kleinen Edeka waren die Regale teilweise leer und beim Öl waren nur nuch max. 5 Flaschen da und ein Zettel angebracht, nur 1 Flasche pro Person. Die Leute hamstern schon wieder...

Karakachanka schrieb:Personalkosten, Strompreis, Mieten, usw. sind unverändert.

@Karakachanka

Are your sure?

Mindestlohnerhöhung, Strompreiserhöhung, zahlreiche Mieterhöhungen. Das kommt logischerweise obendrauf.

Nur zu gern erinnere ich mich an die Klopapier-Krisengewinnlerinnen, die seinerzeit Kleintransporter mit Klopapier vollstopften, um das dann bei Ebay teuer zu verticken. Als nach einer Woche die Läden wieder voll mit Klopapier waren, teils aus anderen Herkunftsländern (Polen, Italien, Spanien, den Beschriftungen nach zu urteilen) waren in einigen Gegenden die Altpapier-Container mit originalverpacktem Klopapier verstopft. Wenn die Geschäftsidee platzt und die eigene kleine Wohnung mit Hamsterpapier bis unter die Zimmerdecke gefüllt ist, wird eben weggeschmissen. Ich fürchte, das wird dann mit Mehl und Öl ähnlich verlaufen, zumal man das, im Gegensatz zu Klopapier, ja nicht ewig lagern kann.

@sacredheart
Da bin ich mir sicher. In den letzten vier Wochen gab es in Bulgarien weder eine Erhöhung des Mindestlohns, noch eine des Strompreises.

@Karakachanka

Da wir die Produkte ja nicht direkt in Bulgarien kaufen, sondern in gemieteten oder geleasten Geschäftsräumen in Deutschland, beleuchtet mit dem EU weit teuersten Strom und verkauft von Personal, das möglicherweise (und zurecht) einen höheren Lohn bekommt, kann man nicht bulgarische Erzeugerpreise als Endpreis nehmen. Und hierher gebracht werden die auch nicht mit dem Handkarren, sondern mit der Kraft des (teureren) fossilen Brennstoffs. Übrigens der selbe Brennstoff, den auch der bulgarische Bauer jetzt teurer für den Trecker kauft.

Cathryn schrieb:Das ist mehr als zynisch.

ach? Und es ist nicht zynisch, darauf hinzuweisen, dass es bei euch 4 Erstaufnahmeeinrichtungen gibt?

Cathryn schrieb:Nein, das bedeutet, dass wir innerhalb kurzer Zeit mehr Personen versorgen müssen, als noch vor ein paar Wochen.
Mehr Personen = mehr benötigte Lebensmittel.

ja und es wird niemand hungern......im Gegensatz zu den Menschen in zum Beispiel der Ukraine.

@sacredheart
Ich habe aber von den derzeitigen Preisen bzw der Preisentwicklung hier in bulgarischen Supermärkten geschrieben. Deswegen hatte ich extra dazu geschrieben, dass ich in Bulgarien lebe. Sorry, wenn das nicht so klar rüberkam.

Doors schrieb:Ich fürchte, das wird dann mit Mehl und Öl ähnlich verlaufen, zumal man das, im Gegensatz zu Klopapier, ja nicht ewig lagern kann.

Man könnte ja hoffen, dass die Leute das dann wenigstens bei den Tafeln abgeben, bevor es schlecht wird. Ich wette, dass so mancher Schlauberger sich ein paar Paletten Öl besorgt hat, um das in den Tank zu schütten und erst nach dem Kauf die Zweifel aufkommen, ob das wirklich eine gute Idee ist.

Cathryn schrieb:Produzieren die einheimischen Bauern überhaupt genug?

Über 5 % der Ackerflächen sind Greeningflächen. Über 50 % der Ackerflächen dienen der Viehfutterproduktion. Die Greeningflächen zu bebauen würde dementsprechend das Potential für die Getreideproduktion um mindestens 10 % anheben.

Tussinelda schrieb:sondern es wird denen, die eh schon nichts haben, noch schlechter gehen. Weshalb ich persönlich eine Diskussion, was wir "armen" Europäer denn dann tun sollen, im Grunde ätzend finde.

Das ist es ja, was einem wirklich zu denken gibt. 15 € Mehrausgaben für Lebensmittel im Monat sind für die meisten Mitteleuropäer tragbar. Einige trifft es schwer, aber der Staat hat hier die Mittel um notfalls einzuspringen. Für jemanden, der am Horn von Afrika mit einem Monatseinkommen von umgerechnet 20 € leben muss, kommen die Preiserhöhungen eher einem Todesurteil gleich. Da hilft dann auch kein Staat mehr.

Tussinelda schrieb:Und es ist nicht zynisch, darauf hinzuweisen, dass es bei euch 4 Erstaufnahmeeinrichtungen gibt?

Nein, das ist eine Information, die hier wichtig ist. Denn das sind die Menschen aus der Ukraine, die natürlich auch versorgt werden wollen und müssen und sollen und wenn innerhalb kurzer Zeit mehr Menschen da sind, als bisher, dann ist eine Unterversorgung zu erwarten.

Ich hoffe, du hast Verständnis dafür, dass ich dir ab jetzt nicht mehr antworten werde. Du bist mir unsympathisch und hast dich scheinbar gegen mich eingeschossen. Es ist vollkommen egal, was ich schreibe, du bist grundsätzlich aggressiv mir gegenüber.

Eine Diskussion mit dir ist unbefriedigend und unangenehm und daher möchte ich darauf verzichten.

Stan_Marsh schrieb:Man könnte ja hoffen, dass die Leute das dann wenigstens bei den Tafeln abgeben, bevor es schlecht wird

Das hoffe ich sehr. Aktuell müssen bei uns hier die Tafeln schon über Social Media Aufrufe starten, weil sie für ihre Lebensmittelausgabe nicht mehr genug gespendet bekommen.

Cathryn schrieb:Nein, das ist eine Information, die hier wichtig ist. Denn das sind die Menschen aus der Ukraine, die natürlich auch versorgt werden wollen und müssen und sollen und wenn innerhalb kurzer Zeit mehr Menschen da sind, als bisher, dann ist eine Unterversorgung zu erwarten.

es ist eine Unterversorgung zu erwarten? Hast Du da Belege?

Cathryn schrieb:Ich hoffe, du hast Verständnis dafür, dass ich dir ab jetzt nicht mehr antworten werde. Du bist mir unsympathisch und hast dich scheinbar gegen mich eingeschossen. Es ist vollkommen egal, was ich schreibe, du bist grundsätzlich aggressiv mir gegenüber.

Eine Diskussion mit dir ist unbefriedigend und unangenehm und daher möchte ich darauf verzichten.

pfff, persönlich wirst gerade Du, DAS ist unangenehm.

@Karakachanka

Das hatte ich schlampig gelesen, mein Fehler. Aber eine Idee habe ich trotzdem: Der Weltmarktpreis ist gestiegen und den werden auch bulgarische Händler zahlen müssen, auch für bulgarisches Sonneblumenöl, einfach nach Angebot und Nachfrage.

@sacredheart
Kein Problem, ich bin ja auch in ein Thema rein, in dem es bis dahin rein um die Entwicklung in Deutschland ging.
Ich denke, mit dem Weltmarktpreis hast du absolut recht. Ich hatte gar nicht bedacht, dass wir hier dann natürlich auch für unser eigenes Öl diesen Preis zahlen müssen. Danke dir!

Cathryn schrieb:Doch, denn genau das erleben wir: Die Auswirkungen des Krieges auf unserem Teller.

Ob nun, weil viele Leute Lebensmittel in die Ukraine schicken, oder Hamsterkäufe tätigen um sich selbst mit Dingen einzudecken, die fehlen könnten, oder weil 15.000 ukrainische LKW-Fahrer fehlen, die für die Lieferungen gebraucht würden, oder eben weil Waren aus der Ukraine fehlen.

Das sind alles Faktoren, die durch den Krieg ausgelöst wurden und sich auf dem Teller bemerkbar machen.

Versteh mich nicht falsch, ich will das gar nicht bestreiten. Natürlich werden sich da Dinge in Zukunft ändern. Nur kann dein Eingangsthread den Anschein machen als würdest du nach meiner Auffassung irgendwie seltsame Prioritäten diesbezüglich setzen. Wir werden sicherlich unser Essverhalten ändern müssen, aber wir werden bestimmt nicht verhungern müssen. Da gibt es zurzeit ganz andere wahrscheinlichere Gefahren.

Also bei uns im Supermarkt gibt es ausser Rapsöl und Sonnenblumenöl noch alles. Nudeln auch wie immer, Tomatensauce, Klopapier- alles da, in großen Mengen.

Das Problem mit dem Öl kann ich auch nicht nachvollziehen. Gibt ja noch genug andere Öle? Klar, manchmal braucht man für eine Speise eher ein "neutrales Pflanzenöl" und Olivenöl ist schon intensiver, aber auch das macht ein Gericht nicht total kaputt. Wenn man ein Öl mit hohem Rauchpunkt benötigt, gibts auch noch Erdnussöl usw.

Mehl benötige ich nur zum Backen, dann backe ich halt mal paar Wochen nicht.

Also Stand jetzt sehe ich überhaupt kein Problem. Null. Aber natürlich darf man sich fragen, wie sich das alles noch entwickelt.
Ich habe gestern Wocheneinkauf gemacht und bin echt erschrocken, weil ich VIEL mehr als sonst gezahlt habe. Was da jetzt so teuer war, weiß ich nicht. Hab nichts spezielles gekauft. Habe aber leider auch keine alten Kassenzettel zum Vergleich.