Cathryn schrieb:Seit 3 Wochen sind bei uns die Regale leer, wenn man Öl, Nudeln, Mehl, Tomatenprodukte in Dosen und mittlerweile auch Kartoffelprodukte kaufen möchte.
Ja, Kartoffeln. In Deutschland, dem Kartoffelland.
Kartoffeln sind garantiert nicht knapp.
Verarbeitete Kartoffeln, wie Pommes, könnten knapp werden oder die Verarbeiter müssten auf andere Pflanzenöle umstellen, da bleibt wohl nur Palmöl. Hie könnte es aber dann wieder Probleme geben, wenn diese Unternehmen dann bei irgendwelchen "Umweltprogramme" mit machen.
Sonnenblumenöl wird langsam wohl aus den Regalen verschwinden und Herbst 2023 wohl kaum vorhanden sein.
Tomaten aus Dosen kommen doch oft aus Kenia, da dürfte es doch keine Probleme geben?
Mehl wird ein logistisches Problem sein, überhöhte Nachfrage. Weder die Mühlen noch die Spediteure können diese Mengen kurzfristig bereit stellen. Wenn in 4 Wochen der Einkauf für normalerweise 6 Monate verkauft wird, dann ist das so einfach nicht zu kompensieren.
Wie es dauerhaft mit Nudeln aussieht? Erst einmal ein wohl ähnliches Problem, überhitze Käufer im LEH.
Wieviel Flüssig-Ei aus der Ukraine kommt, da bin ich überfragt.
Cathryn schrieb:Die Verkäuferin des Vertrauens meinte neulich, dass sie damit rechnen, dass als nächstes der Reis dran ist, sollte sich China tatsächlich mit Russland verbrüdern.
Reis kommt aus Vietnam, Indien und Thailand, die werden wohl weiterhin liefern. Also auch derzeit einfach wieder zu viele am Hamstern.
Cathryn schrieb:Natürlich ist das reine Mutmaßung, dennoch hat es mich zum Nachdenken angeregt: was landet auf unseren Tellern, wenn tatsächlich weitere Zulieferer wegfallen?
Senf aus Russland könnte ausbleiben.
Cathryn schrieb:Produzieren die einheimischen Bauern überhaupt genug?
Kommt drauf an wovon.
Tierische Erzeugnisse, bis auf Eier, ja.
Bei Fleisch und Geflügel muss dann eben mal wieder alles gegessen werden, nicht nur Hänchenbrust oder Schweineschnitzel.
Bei Geflügelbrust sollen derzeit 3000to aus der Ukraine fehlen. Da wird die Produktion sicher dieses Jahr extrem wegbrechen.
Beim Gemüse haben wir einen sehr niedrigen Selbstversorgungsgrad, weil vieles ganzjährig woanders wesentlich billiger zu erzeugen ist.
In Deutschland und Holland haben einige Gewächshäuser die Produktion unterbrochen, weil das Heizen mit Gas viel zu teuer ist und der LEH diese Mehrkosten nicht tragen will.
Getreide wird spannend, neben der übertriebenen Düngeverordnung kommt dieses Jahr die Fehlmenge an Stickstoffdüngern hinzu.
Stickstoffdünger haben sich innerhalb von 8 Monaten fast verfünffacht im Preis, in einigen Regionen in Deutschland bieten Händler derzeit keine freien Mengen mehr an.
Yara hat seine Produktion auf 50% gedrosselt aufgrund der hohen Gaspreise, was auch AddBlue für die Kraftfahrzeuge mit betrifft.
Zu wenig Stickstoff wird sich direkt auf die Menge auswirken und kann beim Brotweizen dazu führen, dass die Qualitäten nicht erreicht werden, diese also nur als Futterweizen taugt.
Wir haben aber eine Notreserve in der EU und könnten uns bis 2023 also ausreichend versorgen.
Dann müssen wir auf das Wetter hoffen, derzeit haben wir eine starke Frühjahrstrockenheit, was dazu führt, das die Kulturen nicht ausreichend Nährstoffe aufnehmen können. Beim Getreide führt das zum reduzieren von Seitentrieben. Diese kann die mögliche Erntemenge schon beeinflussen. Wenn anstatt 600 ährentragende nur 300 auf dem Quadratmeter stehen, dann kann das nicht mehr über die Ähre kompensiert werden.
Sollte die Dürre sich über das Frühjahr ausweiten, dann sind die Aussichten auf eine gute Ernte eher schwierig.
Hunger sehe ich in der EU in den nächsten 15 Monaten nicht, eventuell wird man nicht mehr im Schlaraffenland leben und mal auf dieses oder jenes verzichten müssen.
Pflanzenöle lassen sich beim Braten gut durch tierische Fette ersetzen.
Einiges an Gemüse wird man sicher auch verkraften können, wenn das nicht mehr 12 Monate im Jahr vorhanden ist, ging früher ja auch. Dann wird wieder mehr regionales gekauft, Kohl und was es da alles gibt.