Krieg auf dem Teller

cejar schrieb:So, und dann hast Du damit eine, maximal 2 Mahlzeiten am Tag - und noch nix getrunken. Man könnte ja auch Morgens, Mittags und Abends Kartoffeln essen, auf jegliche Getränke außer Leitungswasser verzichten - dann wäre ja tatsächlich einmal die Woche ein Rindersteak drin - aber natürlich nur das ganz einfache, ab Hüfte klappt das schon wieder nicht...

Wenn es nur um die Gesundheit geht, reicht wohl eine warme, aber ordentliche Mahlzeit am Tag und ein Butterbrot am Abend. Leitungswasser ist auch gesünder als Cola. Ich sage nicht, dass es keine Armut in Deutschland gibt, aber dass arme Leute quasi dazu gezwungen sind, sich mit Fertigprodukten fett oder krank zu fressen ist in meinen Augen eine absurde Vorstellung. Wer nicht arbeitet dürfte ja auch genug Zeit zum Kochen haben und braucht auch nicht die Menge Kalorien wie meinetwegen ein Bauarbeiter.

Doors schrieb:Interessante Beobachtung neulich beim lokalen Rewe:

Konventionelle Butter kostet 2,69 EUR pro Packung - Biobutter 2,39 EUR.
Steckt hinter den Preiserhöhungen womöglich die Bio-Mafia, die uns alle klammheimlich auf Bio-Produkte anfixen will?

Meine These wäre, dass Bioprodukte schon vorher einigermaßen fair bepreist waren, während herkömmliche Lebensmittel bisher teilweise verramscht wurden, zumindest Milchprodukte haben die Discounter meine ich in der Vergangenheit unter Wert verkauft um Kunden in die Läden zu locken.

Bundeskanzleri schrieb:Naja, dafür braucht es wohl einen Grund, warum man sich die Arbeit machen soll, Brot zu backen.

Entweder, weil es besser schmeckt, billiger ist, oder gesünder.

Ich glaube, da ist Brot für alle drei Punkte nicht der erste Kandidat, den man mit Selbstgemachtem ersetzt.

Ja, damit könntest Du recht haben oder weil man einfach zuviel davon benötigt. Größere Familie oder so. Marmelade kochen geht auch fix und schmeckt definitiv besser. Dennoch machen es nicht alle. Es stimmt wohl schon, dass es dafür Gründe geben muss oder die Leidenschaft, es selbst zu machen. Egal was. :Y:

militarynerd schrieb:Ich sage nicht, dass es keine Armut in Deutschland gibt, aber dass arme Leute quasi dazu gezwungen sind, sich mit Fertigprodukten fett oder krank zu fressen ist in meinen Augen eine absurde Vorstellung. Wer nicht arbeitet dürfte ja auch genug Zeit zum Kochen haben und braucht auch nicht die Menge Kalorien wie meinetwegen ein Bauarbeiter.

Meh, es gibt genung Leistungsempfänger die mit dem Geld das eigentlich für Nahrungsmittel vorgesehen ist irgendwas Anderes querfinanzieren müssen, Kraftstoff, Heizung, Kram für die Kinder... dass die Sätze mittlerweile nicht mehr realistisch sind sollte eigentlich bekannt sein. Ich würde in dem Zusammenhang den Leuten mal zumindest grob glauben was die so über ihre Lebensrealität erzählen, wenn ich keinen besonderen Grund habe das nicht zu tun.

Nebenbei: Kinder brauchen auch eine Menge Kalorien, die speist du auch nicht mit einer Kartoffel ab.

@Interested

Wobei bei mir der Grund ist, dass mir das tatsächlich nicht zutraue. :D

Wir haben aber auch einen sehr guten Bäcker, da bin ich ganz gut versorgt. Das bedeutet, es wäre wohl billiger, aber ob das geschmacklich mithalten kann, ist fraglich.

Und vor allem ist das Brot beim Bäcker geschnitten. Das kostet heutzutage auch gar nichts mehr, was mich sehr freut :D

Bundeskanzleri schrieb:Wobei bei mir der Grund ist, dass mir das tatsächlich nicht zutraue. :D

Ja eben. Teig machen und den richtig gehen lassen usw. ist schon ne etwas andere Sache. Seh ich auch so.
Manche können es aus dem FF und andere brechen sich einen ab oder machen Fehler und das Ergebnis ist nicht wie erwartet. Ist halt immer so ne Sache. Und die SB Theken in den Supermärkten und Discountern sind auch noch recht günstig. Gehen ja nicht mal alle zu nem richtigen Bäcker. Jeder halt nach Gusto und Geldbeutel.

bgeoweh schrieb:Nebenbei: Kinder brauchen auch eine Menge Kalorien, die speist du auch nicht mit einer Kartoffel ab.

Ich kenne genug Leute in prekären Verhältnissen und auf die Idee frisches Gemüse zu kochen käme kein einziger davon, da wird dann an manchen Tagen der Lieferdienst bemüht, an anderen Tagen nur eine Dose Thunfisch gegessen, am Geld liegt es jedenfalls nicht wenn dort nicht gesund gegessen wird.

Für Kinder gibt es dann ja extra Geld und je mehr Leute, desto günstiger kann man einzelne Portionen kochen, man muss es aber auch wollen und können, gerade hochverarbeitete Lebensmittel sind eben auch "geschmackvoller", vielen wird gesundes Essen einfach nicht schmecken oder man ist zu faul zu kochen, obwohl man an sich genug Zeit hätte. Das ist keine Geldfrage und Wohlhabende ernähren sich ja auch nicht automatisch gesund.

Bundeskanzleri schrieb:Und vor allem ist das Brot beim Bäcker geschnitten. Das kostet heutzutage auch gar nichts mehr, was mich sehr freut :D

Maisbrot ist recht einfach zu machen, aber ob es finanziell lohnt? Hat auch wenig mit unserem Brot zu tun. Ich finde das Supermarktbrot garnicht so schlecht, wer sich also kein glutenfreies Vollkornbröchten vom Hippster Bäcker leisten kann, muss deswegen noch lange kein Weißmehl Toastbrot essen.

@militarynerd

Von mir aus, um solche subjektiven Wahrnehmungen streite ich mich mit niemanden, auch nicht wenn sie aus der BILD-und-RTL-Klischeekiste gekramt daherkommen.

Bundeskanzleri schrieb:Und vor allem ist das Brot beim Bäcker geschnitten. Das kostet heutzutage auch gar nichts mehr, was mich sehr freut :D

Da fällt mir ein Erlebnis bei einem Bäckerladen in meinem Wohnort ein. Als ich die Dame bat, mein Bio-Vollkornbrot zu schneiden, sagte sie entschuldigend: "Mit dieser Maschine werden aber auch konventionelle Brote geschnitten!" Auf meine verstörte Nachfrage, ob das denn jemanden störe, entgegnete sie mir, dass das wohl tatsächlich bei Hardcore-Bios vorkäme.

Oh, mein Gott, ich bekomme allergischen Hautausschlag, weil mein Bio-Brot von einem konventionellen Brot kontaminiert wurde! Entsetzlich!

Dass die Dame hinterm Tresen mit der blossen Hand das Brot anpackt, mit der sie vorher das Geld in die Kasse gezählt und möglicherweise nicht nur die Tische im angrenzenden Bistro, sondern auch die dazugehörigen Klos (mit ein und demselben Lappen) geputzt hat... Petitessen!

bgeoweh schrieb:Von mir aus, um solche subjektiven Wahrnehmungen streite ich mich mit niemanden, auch nicht wenn sie aus der BILD-und-RTL-Klischeekiste gekramt daherkommen.

Ich kenne genug Leute persönlich und das toppt RTL noch bei weitem, würde man mir auch wohl garnicht glauben - muss natürlich auch nicht repräsentativ sein. Ich will mich auch nicht streiten.

Fakt ist, von ALG II muss niemand hungern, der seine Finanzen im Griff hat. Wenn natürlich jemand berufstätig ist und sich finanziell übernommen hat, Kredite stemmen muss, die er eigentlich nicht bedienen kann, dann mag das anders aussehen. Ein Single wird von ALG II auch kein Auto unterhalten können, Kraftstoff fällt damit auch weg.

militarynerd schrieb:Wenn es nur um die Gesundheit geht, reicht wohl eine warme, aber ordentliche Mahlzeit am Tag und ein Butterbrot am Abend.

Soweit ich weiß ist es nicht so gesund das Frühstück wegzulassen...

militarynerd schrieb:Fakt ist, von ALG II muss niemand hungern, der seine Finanzen im Griff hat

Natürlich, einfach genug trocken Brot und Wasser, davon verhungert man nicht...

cejar schrieb:Soweit ich weiß ist es nicht so gesund das Frühstück wegzulassen...

Ich habe noch nie gefrühstückt und bisher hat es mir nicht geschadet, morgens schon eine Packung Schinken dürfte jedenfalls nicht gesünder sein.

militarynerd schrieb:muss natürlich auch nicht repräsentativ sein

Wenn durch die Bank weg alle die irgendwie was mit dem Thema zu tun haben, Ärzte, Kirchen, Tafeln, sozialpsychiatrische Dienste, Banken, Statistiker usw. übereinstimmend berichten dass es diese Probleme gibt, Armutsrentner usw. ein existierender Begriff ist, Flaschensammler und Tafel-Gänger im Straßenbild eine feste Größe sind und so weiter dann wird das Problem zumindest nicht ausschließlich lauten "Alle faul" und "können nicht kochen". Das wird es sicher auch geben, aber eben nicht hauptsächlich. Gerade die fehlende Motivation noch irgendwas zu machen ist bei vielen die es betrifft vermutlich auch weniger ein charakterliches Defizit als ein Symptom für Depressionen, deren Ursache natürlich auch wieder in der als ausweglos und beschämend empfundenen Lage liegen können. Und dass z.B. Alkoholiker und dergleichen ihr Geld eher für Suchtmittel als für andere Dinge ausgeben liegt auch in der Natur der Sache.

bgeoweh schrieb:Und dass z.B. Alkoholiker und dergleichen ihr Geld eher für Suchtmittel als für andere Dinge ausgeben liegt auch in der Natur der Sache.

Damit kommen wir der Sache schon näher, dazu noch Tabak.

militarynerd schrieb:Ich habe noch nie gefrühstückt und bisher hat es mir nicht geschadet, morgens schon eine Packung Schinken dürfte jedenfalls nicht gesünder sein.

Absurd much? Vielleicht ein bisschen Obst, paar Haferflocken, Ballaststoffe etc. Ahso, ne Obst ist bei Hartz 4 ja eher nicht drin, es sei denn man klaut Äpfel aus fremden Gärten...

bgeoweh schrieb:Und dass z.B. Alkoholiker und dergleichen ihr Geld eher für Suchtmittel als für andere Dinge ausgeben liegt auch in der Natur der Sache.

Das Gute ist das wenn Du tatsächlich täglich eine Flasche Korn trinkst isst Du ab dem dritten Tag tatsächlich fast nichts mehr...

cejar schrieb:Ahso, ne Obst ist bei Hartz 4 ja eher nicht drin, es sei denn man klaut Äpfel aus fremden Gärten...

Doch, im Prinzip halt schon, wenn man streng nach Einkaufsplan einkauft, sich dann auch genau an den Essensplan hält, dabei saisonal einkauf und keine unvorhergesehenen und unvermeidbaren Mehrausgaben hat. Dann passt das.

Das verlangt aber ein Maß an Planung, Selbstmanagement und Selbstbeherrschung, zu dem schon der durchschnittliche Normalarbeitnehmer eher nicht in der Lage ist, und bei dem der Leistungsbezieher vermutlich in Arbeit wäre wenn er es tatsächlich hätte - und das geht für viele Menschen eben leider an der Realität vorbei.

Selbstbeherrschung ist auch so ein Thema - schwer genug wenn es einen selbst betrifft, aber wenn man dann auch noch Kindern ständig was abschlagen muss weil die 5€ Eigenbeteiligung für irgend einen Schulausflug nirgends eingeplant sind dann wird das auf Dauer haarig.

cejar schrieb:Natürlich, einfach genug trocken Brot und Wasser, davon verhungert man nicht...

Habe hier genug schmackhafte und gesunde Lebensmittel aufgezählt, brauchst mir nicht dumm zu kommen. Wer er es mit ALG II schafft sich fett zu fressen, hätte sich für das selbe Geld wohl auch gesund ernähren können, nur daran habe ich mich gestört. Von einem Apfel und Haferflocken am Morgen wird auch keiner fett.

cejar schrieb:Ahso, ne Obst ist bei Hartz 4 ja eher nicht drin, es sei denn man klaut Äpfel aus fremden Gärten...

Also damit stimme ich auch nicht überein. Natürlich ist auch Obst mit drin. Tüte Äpfel kostet zuweilen 2,49 - die isst niemand auf einmal auf. Bananen, Orangen - auch das ist alles drin. Fastfood ist ja auch drin, warum sollte es also Obst nicht sein? Oder Gemüse? Paprika Mix, Gurke, Radieschen, Salatkopf - echt mal. Natürlich kann man das von dem Geld kaufen und eigens für diese Fälle gibt es doch auch die Tafeln noch zusätzlich.

bgeoweh schrieb:aber wenn man dann auch noch Kindern ständig was abschlagen muss weil die 5€ Eigenbeteiligung für irgend einen Schulausflug nirgends eingeplant sind dann wird das auf Dauer haarig.

Auch hier die Tafeln - die dann eben diese 5 Euro möglich machen. Echt mal jetzt.

Aktuell sind im ALG-II-Regelsatz von 446 Euro für einen Erwachsenen monatliche Ausgaben für Lebensmittel in Höhe von 154,78 EUR berücksichtigt. Ausgehend von 30 Tagen pro Monat und drei Mahlzeiten pro Tag darf eine davon also nur rund 1,72 EUR kosten.
In diesem Sinne - gesegnete Mahlzeit!

Welche ein Jubel im Februar - da ist bei 28 Tagen noch glatt eine Extra-Portion Kaviar drin.