Doors schrieb:Im Laufe der Jahre haben wir Wohn- und Nebengebäude soweit renoviert, dass sie ansehnlich sind (und verkaufsfähig). Nach Schätzung eines befreundeten Maklers dürften 800.000 bis 900.000 EUR locker zu erlösen sein. Ganz anständige Rendite, wenn ich daran denke, dass ich das Objekt seinerzeit für umgerechnet rd. 150.000 EUR gekauft habe. Rechnen wir Instandhaltungen und Umbauten (Ferienwohnung, Solaranlage etc) mal als "Hobby", dann war es schon lohnenswert, ganz abgesehen von der Freiheit und Lebensqualität, die uns das Haus ermöglicht. Auch wenn ich manchmal fluche, bin ich doch höchst zufrieden damit.
Bestände materieller Dinge reduzieren ist ein Hobby von mir. Überzählige Autos und Traktoren verhökern, Bücher, DVDs, CDs etc. bei Momox verscherbeln oder in die Tonne kloppen, Hausrat an Sozialkaufhäuser verschenken - ich hänge mein Herz nicht an besitztümer. In jüngeren Jahren konnte ich meinen Umzug in Hamburg mit der U-Bahn bewerkstelligen. Letztlich kann ich, wenn ich in die Grube fahre, ohnehin nichts mitnehmen. Das letzte Hemd hat bekanntlich keine Taschen.
Glücklicherweise sind meine Frau und ich uns da sehr ähnlich, so dass hier kein Konfliktpotenzial besteht.
Der Zukunft sehen wir äusserst gelassen entgegen.
Das klingt stimmig und vernünftig. Als meine Mutter noch lebte, aber bereits gebrechlicher wurde und wir deshalb über einen Altersheimplatz in der Nähe nachdachten, da ich sie nicht langfristig pflegen konnte mit meinen schmerzbedingten Einschränkungen, begannen wir auch frühzeitig abzubauen, damit es später leichter wird. Vor allem bat ich meine Mutter, primär ihre persönlichen Sachen zu reduzieren, da sie ja besser wisse, was sie davon behalten wolle. Sie war nämlich Damenschneidermeisterin und besaß noch viele schöne Reststoffe aus ihrem Atelier. Da ihre Hände nicht mehr kräftig und sicher genug nähen konnten, war klar, dass sie selbst nicht mehr nähen wird und wir Töchter waren nicht gerade die großen Hobby-Näherinnen.
Ich erklärte meiner Mutter also immer wieder, sie müsse jetzt unbedingt abbauen mit all ihren Stoffen, weil ich sonst später, wenn sie nicht mehr dazu in der Lage wäre, damit allein überfordert wäre aufgrund meiner Schmerzen, auch weil ich selbst ja ebenfalls noch viel eigenen Besitz abbauen musste. Zu dem Zeitpunkt fand ich dazu wenig Zeit, also sollte wenigstens sie schon anfangen mit dem Abbau. So verkauften wir ihre wertvolle Industrienähmaschine. Der Schnittmuster-Verkauf ergab auch einen netten Gewinn.
Ich war später so froh, dass sie auf mich gehört hatte. Sie wurde nämlich bald darauf schwer krank im Jahr 2016. Das ganze Haus auszuräumen und umzuziehen nebst ihrer Betreuung und späteren Versorgung in zwei Kliniken war wirklich eine riesige Herausforderung für mich, die ich nur dank ihrer Vorarbeit bewältigen konnte.
Im Nachhinein hätte ich bei meinem eigenen Besitz früher abbauen sollen, dann hätte ich später weniger Stress auf einmal gehabt. Ich besuchte ja noch laufend meine Mutter in der Klinik, hatte also tagsüber keine Zeit, sondern ging das jeweils abends und nachts an. Auch ich konnte einiges verkaufen. Einen großen Teil meiner Bücher gab ich meinem Neffen mit zum Verkauf, den Erlös durfte er behalten. Den Rest der Stoffe verschenkte ich an Familien mit Kindern, wie es sich meine Mutter wünschte. Den gemeinsamen Hausrat holte ein Kollege meines Bruder allzu gerne ab, auch wenn es teilweise ziemlich verbrauchte Utensilien waren (Decken, Laken, Badetücher usw.). Außerdem entsorgten wir alle Möbel und den restlichen gemeinsamen Hausrat in einer bestellten Mulde, die dann abgeholt wurde, als ich sie vollgestellt hatte.
Trotzdem blieb am Ende noch viel übrig von meinen Sachen und mein Bruder wollte nur 1-mal fahren für den Umzug in eine Selfstorage-Box in der Stadt, wo ich alles einlagerte. Dies nur mittels eines kleinen Kastenwagens. Allzu groß war diese Lagerbox auch nicht, also musste ich wirklich noch sehr viel über die normale Müllabfuhr entsorgen und das bei Wind und Schneewetter. Ich war wirklich Tag und Nacht immer wieder auf den Beinen und schlief zwischendurch ein paar Ruheminuten in der ansonsten leeren Wohnung ohne Möbel. Tagsüber besuchte ich meine sterbenskranke Mutter und nachts räumte ich weiter bis zum Tag des Umzugs. Mein Bruder war wirklich überrascht, denn am Ende war der Stauraum im kleinen Kastenwagen nicht einmal komplett gefüllt. So fuhren wir in die Stadt. Meine Mutter starb dann Ende Januar 2017 in der nahen Jura-Bergklinik.
Da hatte ich echt viel Selbstdisziplin, um das alles fast im Alleingang durchzuziehen. Die Hauptarbeit lag bei mir. Trotzdem blieb auch eine Menge an Arbeit liegen, die ich damals einfach nicht mehr schaffte. Heute könnte ich das mit den jetzigen verstärkten Einschränkungen und Schmerzen nicht mehr bewältigen, auch wenn der Wille da wäre. Da ich damit rechnete, dass sich meine Schmerzkrankheit verschlimmern könnte, sorgte ich diesbezüglich vor und nahm nur einen Bruchteil meiner Sachen in die neue Wohnung mit. Dadurch wollte ich für Umzüge flexibel bleiben. Und tatsächlich zog ich dann nochmal um. Auch in der aktuellen Wohnung habe ich nur gerade das Allernötigste. Der Großteil meiner Sachen bleibt in der Selfstorage-Box gelagert, wobei ich dort noch weiter abbaute und dadurch jeweils auf eine billigere Box daneben wechseln konnte. So baute ich laufend über die letzten Jahre ab und wechselte auf die jeweils nächstkleinere Box. Das wird noch so weitergehen in den nächsten Jahren.
Wir denken bereits über den nächsten Umzug nach, wie ich und mein Neffe, der bei mir wohnt, dies flexibel bewältigen wollen. Ich will bis dahin noch weiter abbauen und dafür eine Extra-Box dazumieten für seine Sachen, jedoch ohne Möbel. Er wird seine alten Möbel alle entsorgen und seine Sachen erstmal einlagern und in eine WG ziehen. Er hat die Vorteile meiner Methode erkannt und will es auch so machen, damit wir nicht so viel Stress haben bei der Wohnungssuche. Ich werde dann vielleicht bei meiner Schwester unterkommen, bis ich etwas Neues habe.
Trotzdem möchte ich noch so lange wie möglich in der Altbauwohnung bleiben, wo ich jetzt wohne. Nur beruhigt es mich, dass wir bereits vorsorgen, denn meine Vermieterin ist auch schon älter und kann sich nicht selbst aufrichten, wenn sie umfällt. Ihr Mann starb in der Anfangszeit, seit ich in diesem Jugendstil-Haus wohne, das auch schon 100 Jahre alt ist.