Yeiru schrieb:Ich denke schon das es da auch unterschiede zu Männern gibt, daher kann ich ja gar nicht von mir auf dich schließen.
Yeiru schrieb:Aber dann würde er sich eben nicht willentlich gegen Sex entscheiden, sondern hat eigentlich vorher immer willentlich sich für Sex entschieden.
Könnte das vielleicht bei dir zutreffen ?
Das ist ein sehr guter Punkt, da kommt man der Sache schon ganz nah.
Was bedeutet es, sich für oder gegen etwas zu entscheiden? Eine Entscheidung ist etwas, das einem bewusst ist. Du weißt das, wenn Du eine Entscheidung triffst. Aber wir sind ja auch oft unbewusst. Wir folgen oft einem Instinkt, einem Gefühl, ohne dabei eine richtige Entscheidung zu treffen. Die Dinge geschehen quasi wie von selbst. Kannst Du mir soweit folgen?
Wir tun den ganzen Tag lang Sachen, ohne dass dahinter ein bewusster Entscheidungsprozess steht. Das wird vor allem bei Details sichtbar: Wohin ist mein Blick gerichtet? Mit welchen Fingern nehme ich den Henkel einer Tasse oder halte ich den Autoschlüssel fest? Dein Freund sagt, komm, gehen wir ins Kino. Und Du machst mit. Du hast Dich aber nicht dazu entschieden. Du weißt nicht, was für ein Film das ist. Du hast nicht nachgedacht, pro und contra verglichen, was spricht dafür, was dagegen.. Es bietet sich so an, drängt sich so ein wenig auf, oder wie ein sanfter Schubs. Du willst eigentlich nicht ins Kino und überhaupt magst Du nicht jeden Film. Aber es spricht jetzt auch nichts direkt dagegen. Und wegen diesem Schubs, auch wegen Deinem Freund, wie auch immer, oft ist dann dieser Satz im Raum: Warum nicht? Wie oft in Deinem Leben hast Du etwas gemacht, nachdem Dir diese Frage in den Sinn kam und Du keine Antwort darauf hattest? Also tust Du es einfach.
Ihr geht also ins Kino. Keine Entscheidung. Nichts, was Du gewollt hättest oder willst. Aber Du hast Beine, Augen, Ohren, Geld, ein Kino ist da, ein Film läuft, also Du kannst es machen, alles ist da. Es drängte, schubste Dich dahin, führte Dich dahin, wie auch immer es ist oder man es nennt, eine Entscheidung ist es nicht im eigentlichen Sinne aber Du tust es halt einfach. Ganz einfach.
Du siehst, dass hier Wille und Entscheidung auf bestimmte Art entstehen. Wenn Du ins Kino gehst, war das streng genommen Deine Entscheidung, technisch gesehen. Aber genaugenommen hast Du Dich nur treiben lassen, Du hast einem Druck oder Zug nachgegeben, mangels einem Grund, der dagegen spricht. Da war kein Entscheidungsprozess im üblichen Sinne. Hätte Dein Freund Dich nicht angeschubst, wärst Du garantiert nicht ins Kino gegangen. Du hattest keine Lust darauf. Also es entsprach Dir nicht.
Ok, der Film ist vielleicht ok oder nicht aber Du fühlst danach keinen Drang, das bald zu wiederholen. Es lässt Dich einfach kalt. Auch wenn der Film vielleicht lustig war, Du gelacht hast, aber es bleibt nichts haften, es reizt nicht. Hier rein, da raus. Es passt einfach nicht zu Dir, zu Deinem Wesen, Charakter etc...
Dein Freund aber wollte das, er hatte diesen Gedanken, hatte einen bestimmten Film gesehen, der ihm gut gefallen hat. Er wollte das so und will das auch bald wiederholen. Von sich aus, aus sich selbst heraus. Auch ohne Dich.
So gibt es Paare, die zB jahrelang jedes WE gemeinsam ins Kino gehen. Wo aber der eine eigentlich gar keine Lust darauf hat. Aber man macht es trotzdem. Es ist auch mal nett mal langweilig, je nach Film und Stimmung. Nur da ist eben nichts.
Yeiru schrieb:Aber dann würde er sich eben nicht willentlich gegen Sex entscheiden, sondern hat eigentlich vorher immer willentlich sich für Sex entschieden.
Könnte das vielleicht bei dir zutreffen ?
Sofern man ihn in Ruhe lässt, muss er sich auch nicht dagegen entscheiden. Er wird es einfach nicht tun. Drängt es ihn vielleicht dazu und er hat keinen Gegenwillen, mag er es tun, obwohl er es eigentlich nicht will. Damit nun sein Handeln mit seinem wahren Selbst übereinstimmt, muss er dem Drang, Zug etc. etwas entgegensetzen. Er muss dann klar "Nein" sagen. Dann stimmen Veranlagung, Wille und Handeln überein. Sonst nicht.
Vorher hatte er sich nicht willentlich gegen Sex entschieden und deshalb war es auch dazu gekommen. Dann hatte er sich willentlich dagegen entschieden und somit seinen wahren Willen, der ihm entspricht, gegen eine Druck, Drang, Zug etc. durchgesetzt.
Es geht darum, den eigenen (Un) Willen durchzusetzen gegen etwas, das einen zu etwas bringt, was dem eigentlich nicht entspricht.
Wie kommt das bei Dir an? Verständlicher? Oder noch unklar?