Machtmissbrauch durch Vorgesetzte und Andere

@kittyka

Ich fürchte, genaue Zahlen werden da kaum zu bekommen sein. Im Regelfalle werden solche Missbrauchsfälle, wie andere auch, kaum zur Anzeige kommen, weil es keine gerichtsfesten Beweise gibt. Auch die mediale Aufmerksamkeit richtet sich höchstens auf spektakuläre Fälle von "Promis" aus Politik, Wirtschaft und Kultur.

Zumindest scheint dergleichen bei Sicherheitspersonal schon mal vorzukommen - siehe mein Beitragsarchiv:

Von Sex im Fahrstuhl kann ich nur abraten, nachdem mir Bekannte von einem unschönen Erlebnis mit Überwachungskameras in den USA berichtet haben.

Sie wurden von den Kameras aufgezeichnet und dann von zwei Wachmännern festgehalten um vor die Alternative "Anzeige" oder Blowjob" gestellt zu werden.

Der weibliche Teil des Paares hat dann dafür gesorgt, dass es keine Anzeige gab.

@Doors
Klingt wie ein 80er Porno... Aber stimmt sicher trotzdem.

Wer allerdings hat dann hier seine Macht missbraucht? Der Wachmann, oder die Frau, die einer eigentlich gerechtfertigten Anzeige entgeht, oder beide? Sich für den Blowjob entschieden hat die Frau.

XAE schrieb:Wer allerdings hat dann hier seine Macht missbraucht?

Strafrechtlich wäre das (in Deutschland) ganz klar sexuelle Nötigung / Vergewaltigung.

Einer der beiden Fälle des 177 StGB:

4. der Täter eine Lage ausnutzt, in der dem Opfer bei Widerstand ein empfindliches Übel droht, oder
5. der Täter die Person zur Vornahme oder Duldung der sexuellen Handlung durch Drohung mit einem empfindlichen Übel genötigt hat.

Auch wenn eine Anzeige gerechtfertigt ist, ist es eine Nötigung, damit zu drohen, um etwas zu bekommen.

XAE schrieb:Sich für den Blowjob entschieden hat die Frau.

Wenn Dir einer eine Karre an den Kopf hält, "entscheidest" Du Dich ggf. auch für einen Blowjob. Nur ist es in beiden Fällen keine allzu freie Entscheidung. Das in Aussicht gestellte Übel ist zwar qualitativ nicht ganz gleichwertig, aber eine Drohung mit einer Anzeige oder die Drohung, dass so eine Aktion publik wird, genügt halt schon.

@kleinundgrün
Naja, ob eine gerechtfertigte Strafanzeige ein empfindliches Übel ist, darüber kann man juristisch treffend streiten, und dann muss das Ganze noch im Rahmen der Nötigung gemäß Absatz 2 rechtswidrig sein, also der Blowjob im Verhältnis zum angestrebten Zweck (keine Anzeige obwohl sie berechtigt wäre) als verwerflich anzusehen sein. Das würde man beim Blowjob wohl bejahen, gerade im Zeitgeist. Es geht mir auch weniger um diesen sehr exotisch anmutenden Einzelfall, sondern um die Frage, ob die Frau hier nicht mehr Macht hat als man denkt.

Ihr Typ jedenfalls bekommt die Chance einer Wahl gar nicht erst, der bekäme einfach die Anzeige.

Ich will also auf die Machtfrage hinaus. Frauen können auch einiges sehr bewusst instrumentalisieren. Manchmal kommen mir eher Männer als die Schwache Partei vor.

Oder anders gesprochen, auf den hier zitierten Fall des "Hochschlafens" bezogen: Wer ist da wirklich das Opfer? Doch diejenigen, die eine Beförderung nicht bekommen, weil sie darauf verzichten. Weder derjenige, der das Ganze einfordert, noch derjenige, der mitmacht und sich darauf einlässt.

XAE schrieb:sondern um die Frage, ob die Frau hier nicht mehr Macht hat als man denkt.

Faktisch ist das Ausnutzen von Reizen natürlich eine Form der Machausübung.

Oder aber der Täter nutzt die völlige Verzweiflung einer Person aus, die ihm lieber einen bläst als ihr Leben in Trümmern zu sehen.

XAE schrieb:Manchmal kommen mir eher Männer als die Schwache Partei vor.

Na ja, so viel Selbstkontrolle darf man als Mann schon haben.

XAE schrieb:noch derjenige, der mitmacht und sich darauf einlässt.

Na ja, das ist schnell der Fall. Wenn man einer Person zu verstehen gibt, dass es nur im Job weiter geht, wenn dafür sexuelle Gefälligkeiten erbracht werden, gibt es da wenig Raum für Zweifel.

Es kommt halt auf die Alternativen an. Wie "schlimm" ist es, gemessen an der Normalität.

Du bist praktisch immer in einem Abhängigkeitsverhältnis zu deinem Vorgesetzten. Am Ende ist es sein Urteil (Arbeitszeugnis), das dich weiterbringt oder nicht.

Ich hatte in meinem Berufsleben einige Vorgesetzte und ich komme generell mit Frauen nicht so gut aus wie mit Männern - das lag bei mir daran, dass Männer selten so emotional waren wie Frauen und rationaler entschieden haben. Kann sein, dass ich da einfach Pech hatte - aber bei Frauen ist immer viel Stutenbissigkeit dabei.

MissMary schrieb:Am Ende ist es sein Urteil (Arbeitszeugnis), das dich weiterbringt oder nicht.

Darauf darf man sich aber auch nicht verlassen. Denn auch wenn das Zeugnis auf den ersten Blick gut aussieht, kann man zwischen den Zeilen viel rauslesen.

Machtmissbrauch wird es immer da geben, wo Menschen zum einen nicht aus können (weil sie den Job brauchen, die Wohnung, körperlich unterlegen sind... es gibt vieles) und zum anderen ein dominanter Mensch diese Lage ausnutzen. Kommt es oft vor? Wahrscheinlich öfter als man denkt und es macht mich wütend, denn Unterdrückung und Ausbeutung sind echt das Letzte. Aber leider wird es das immer geben..

EnyaVanBran schrieb:Machtmissbrauch wird es immer da geben, wo Menschen zum einen nicht aus können (weil sie den Job brauchen, die Wohnung, körperlich unterlegen sind... es gibt vieles) und zum anderen ein dominanter Mensch diese Lage ausnutzen. Ko

Ganz schlicht gesagt, gibt es das überall wo es Machtstrukturen gibt. Und je rigider diese Strukturen sind, desto mehr.
Siehe Kirche zum Beispiel. Da hört das zum. Glück langsam auf, dass die sich alles erlauben können.

Bundeskanzleri schrieb:Siehe Kirche zum Beispiel

Nun, das sind klassische Gewaltakte gegen Kinder und das ist so wie so das Letzte. Und das frei nach dem Motto, ich bin Priester, mir kann nix passieren.

Oder guck in Pflegeheimen, war ja schon oft der Fall, dass die Bewohner vom Personal gequält, misshandelt oder missbraucht wurden. Aber diese Menschen werden zumindest vor Gericht gestellt. So man ihnen auf die Schliche kommt.

@EnyaVanBran
Und un der Kirche lebt eben der Gedanke schon im Kleinen, hier wird nichts hinterfragt, wir haben die Wahrheit.

Bundeskanzleri schrieb:Und un der Kirche lebt eben der Gedanke schon im Kleinen, hier wird nichts hinterfragt, wir haben die Wahrheit.

Also, dass in der Kirche (besser wohl: den Kirchen) nichts hinterfragt wird, das stimmt nun gar nicht!

EnyaVanBran schrieb:Oder guck in Pflegeheimen, war ja schon oft der Fall, dass die Bewohner vom Personal gequält, misshandelt oder missbraucht wurden. Aber diese Menschen werden zumindest vor Gericht gestellt. So man ihnen auf die Schliche kommt.

Es wird aber auch hier vertuscht. Bis es irgendwann gar nicht mehr geht und erst dann räumt man Fehler ein.

kittyka schrieb:Es wird aber auch hier vertuscht. Bis es irgendwann gar nicht mehr geht und erst dann räumt man Fehler ein

Natürlich, was wirft es denn für ein Licht auf die Heimleitung, wenn man solche Dinge womöglich jahrelang nicht mitbekommt. Wenn die nicht selber mit drin stecken.

Ich kenne so etwas auch, vielleicht nicht direkt Machtmissbrauch, aber eine Behandlung als Untergebener die nicht normal ist..

Über das Internet bekomme ich manchmal kleinere Angebote um Sachen zu scripten. Und ich hab manchmal das Gefühl dass der Auftraggeber mich auslacht weil er mitbekommt dass ich zu schwach bin in verhandlungsdingen um mehr Geld zu verlangen..

Mit dem Auslachen das ist mir sogar schon mal mit nem richtigen Job passiert. Da hatte ich mich in eine Aufgabe sozusagen reingekniet und Überstunden gemacht und als ich das Ergebnis dem Chef präsentierte und mitteilte lachte der über mich..

Die Vorgesetzten können sich halt alles erlauben, sie wissen wie stark man angewiesen ist auf die Arbeit und das Geld..

RayWonders schrieb:Die Vorgesetzten können sich halt alles erlauben

Das unterschreibe ich jetzt NICHT. Hier in Österreich ist es leider sehr verlockend, erst gar nicht arbeiten zu gehen, weil Vater Staat sehr gut bezahlt, wenn man einfach NIX macht. Das führt zu einem starken Fachkräftemangel.
Mein Mann besitzt ein kleines Unternehmen in der Medizinbranche und das sieht es mittlerweile so aus, dass wir uns von den Angestellten relativ viel gefallen lassen, nur um sie zu behalten. Was dann dazu führt, dass alles bis aufs Äußerste ausgereizt wird. Wir hatten eine Mitarbeiterin, die wusste genau, dass sie am längeren Ast sitzt. Die Dame war mit 25 Stunden angemeldet, hat eigentlich fast jede Monat Minus geschrieben (weil sie nicht gewillt ist, mehr zu arbeiten, als sie muss), hat aus Prinzip jeden Arzttermin in die Arbeitszeit gelegt und da sie Impfvereigerin ist und mehrmals die Woche zum testen hätte müssen, meinte sie, das macht sie natürlich auch während der Arbeitszeit. Das war dann zu viel des Guten.
Es ist also bei Gott nicht so, dass ein Vorgesetzter sich immer alles erlauben kann. Diese Zeiten sind vorbei.

EnyaVanBran schrieb:Hier in Österreich ist es leider sehr verlockend, erst gar nicht arbeiten zu gehen, weil Vater Staat sehr gut bezahlt, wenn man einfach NIX macht. Das führt zu einem starken Fachkräftemangel.

Naja für einen jungen Single-Haushalt mag das zutreffen, auch in Dtl. Aber im Prinzip wollen ja auch die meisten dieser Leute oder dann mit Partnerschaft und Familie mehr als das Minimale.. Da werden dann Extra-Aufgaben angefordert oder Lohnerhöhungen verweigert obwohl der Durchschnittslohn für diese Art Job eigentlich höher ist. Und wenn es schwierig ist in der jeweiligen Branche nen Job zu bekommen dann ist der Arbeitgeber am längeren Hebel und weiß der Arbeitnehmer wird lieber bleiben..

Und selber kündigen geht ja auch nicht, da wird es wohl in Österreich auch so sein dass man dann erstmal keinerlei Unterstützung bekommt für ein paar Monate?

EDIT: selbst bei Fachkräftemangel heißt das nicht gleichzeitig dass es einfach ist einfach einen Job aufzugeben und den nächsten gleich in der Tasche zu haben, in guter Entfernung und was noch so an Umständen dazugehört..

RayWonders schrieb:Und wenn es schwierig ist in der jeweiligen Branche nen Job zu bekommen dann ist der Arbeitgeber am längeren Hebel und weiß der Arbeitnehmer wird lieber bleiben..

Wobei ich diese Einstellung auch nicht ganz verstehen kann. Als Vorgesetzter ist es ja auch in meinem Sinn, dass mein Angestellter gute Arbeit leistet. Das wird er aber nicht, wenn ich ihm ständig an die Kandare nehme.
Bei uns läuft alles sehr locker, natürlich hat jeder seine fixen Arbeitszeiten, aber die gelten eigentlich nur auf dem Papier. Die Leute kommen und gehen, wie sie es möchten. Wenn weniger Arbeit ist, ist es total okay, mal zu Hause zu bleiben (Urlaubstag oder Überstunden, auch das können sich die Mitarbeiter selber aussuchen, sofern beides vorhanden) und wir zahlen doch deutlich über dem Durchschnitt. Dafür kann es aber auch mal sein, dass Überstunden anfallen, wenn mehr zu tun ist. Da beklagt sich dann aber auch niemand.

RayWonders schrieb:Und selber kündigen geht ja auch nicht, da wird es wohl in Österreich auch so sein dass man dann erstmal keinerlei Unterstützung bekommt für ein paar Monate?

Für ein paar Monate nicht, aber man fällt doch um einiges um. Darum ist ja ein beliebtes Mittel, von einem Krankenstand zum nächsten zu hüpfen, bis es dem Arbeitgeber reicht.

RayWonders schrieb:selbst bei Fachkräftemangel heißt das nicht gleichzeitig dass es einfach ist einfach einen Job aufzugeben und den nächsten gleich in der Tasche zu haben, in guter Entfernung und was noch so an Umständen dazugehört..

Das möchte ich jetzt auch nicht bestreiten. Ich sage nur, dass es halt von Arbeitgeberseite her im Moment sehr schwer ist. Und dass man da sehr vieles in Kauf nimmt. Aber irgendwann ist es eben dann auch zu viel und man sagt auf Wiedersehen.

EnyaVanBran schrieb:Hier in Österreich ist es leider sehr verlockend, erst gar nicht arbeiten zu gehen, weil Vater Staat sehr gut bezahlt, wenn man einfach NIX macht. Das führt zu einem starken Fachkräftemangel.

das ist wohl eher nicht der Grund für Fachkräftemangel

Tussinelda schrieb:das ist wohl eher nicht der Grund für Fachkräftemangel

Vor ein paar Jahren hat sich eine Mitarbeiterin kündigen lassen, weil sie offen und ehrlich gesagt hat: fast alle meine Freunde sind im Moment arbeitslos. Ich will das jetzt auch eine Zeit lang ausnützen.
Ein weiterer Mitarbeiter war Langzeitarbeitsloser und hat nur deshalb wieder mit dem Arbeiten begonnen, weil ihm dann doch das Geld ausgegangen ist.
Natürlich wird es auch andere Gründe dafür geben, aber wenn du fast 1000 Euro im Monat fürs nicht Arbeiten bekommst, dann ist das eben verlockend. Aber hier geht es nicht um Arbeitslose, sondern eben darum, dass nicht immer nur der Arbeitgeber der mit der Macht ist.