kittyka schrieb: Hier geht es ja vor allem auch darum, dass man hohe Ansprüche an Freunde hat, während man selbst offenbar nicht mal schafft, überhaupt ein Studium abzuschließen. Das ist schon ne krasse Schieflage. Mal angenommen, du hättest einen mittelmäßigen Hauptschulabschluss, aber deine Freunde sollen am besten nur Professoren sein, darunter geht nichts. So in etwa, falls du verstehst.
Ja, klar, das kommt noch dazu. So Standesdünkelleute kann ich eh nicht ausstehen ... allerdings fehlt vielen Leuten in der Beziehung total die Kinderstube. Oft ist es aber so, dass sie sich durch die irrsten Dinge versuchen, aufzuwerten, weil es ihnen an Selbstbewusstsein oder Talent (oder beidem) fehlt.
Im Fußballverein meines Sohnes spielten die Kinder eines überregional bekannten deutschen Menschen - um den Typen kreisten die Leute wie die Schmeißfliegen, wenn er mal am Spielfeldrand auftauchte ...
rhapsody3004 schrieb:So einen kenne ich auch. Ehemann der Schwester meines besten Freundes. Hat auch BWL studiert.
Solche Leute gibt es überall. Der Vater meines Ex-Freundes (erfolgreicher Arzt) hat mir damals nicht zum Abi gratuliert, weil ich ein zweisprachiges Abitur ohne Latein hatte, was in seinen Augen kein Abitur war. Das hat er auch so kommuniziert. "Ich würde dir ja gratulieren, aber das ist doch kein Abitur. Das bekommt ja jeder Depp nachgeschmissen ..." oder so waren seine Worte.
Ich lasse mich da inzwischen auch auf keine Diskussion mehr ein ... wenn die Leute das glauben ... gut. Ich bin super zufrieden mit dem, was ich erreicht habe.
Es gab auch schon lange keine doofen Bemerkungen mehr zu Mr Mary (der nicht mal einen Schulabschluss hat, aufgrund katastrophaler Bedingungen).
rhapsody3004 schrieb: Solche Menschen vergessen entweder aus Absicht oder weil sie es wirklich nicht besser wissen und zu kurzsichtig denken und vieles für Selbstverständlich halten, dass alle Menschen, die einer Arbeit nachgehen, ihren Beitrag leisten, systemrelevant sind und den verdammten Laden am Laufen halten.
Es ist gerade bei Akademikern auch so, dass es in manchen Bereichen Leute wie Sand am Meer gibt und wenn du hörst, was sie verdienen - da bist du als Fliesenleger etc. wesentlich besser aufgestellt. Ich sehe das bei uns an der Schule - keiner will ins Handwerk, dabei verdienst du da wirklich gut ... Das ist noch so ein altes Denkmuster, dass Akademiker zwingend gut verdienen.
Das sind die selben Leute, die zwar in der Gastro nie Trinkgeld gaben und sich aufführten wie Rumpelstilzchen "bitte braten Sie das Steak nochmal 8,5 Sekunden und singen Sie dem blanchierten Gemüse noch was vor ...", die sich nun tierisch aufregen, dass manche Gastrobetriebe nun einige Tage in der Woche geschlossen haben - aus Personalmangel. Dass sie und ihr Verhalten Teil des Problems sind/ waren sehen sie nicht.
rhapsody3004 schrieb: Auch die, die sich nur in einfacheren Berufen wie klassischen Ausbildungsberufen befinden oder auch nur sogenannte Hilfsjobs/Anlerntätigkeiten ausführen. Wir brauchen sie alle und nicht nur Akademiker.
Wertschätzung und Anerkennung haben eine Menge Menschen verdient.
Das hat aber auch was mit Kinderstube und arrogantem Gehabe zu tun. Ich musste mein Studium ja selbst verdienen und weil ich auch Auslandsaufenthalte für meinen Lebenslauf brauchte, habe ich das verbunden und einige Semesterferien in Schottland in einem 4* Hotel als Zimmermädchen gejobbt. Die meisten Leute haben dich einfach ignoriert, manche superfreundlich zurückgegrüßt, was total nett war. Ich werde aber nie die Szene vergessen: Da lief eine Mutter mit ihrer (noch ziemlich kleinen Tochter) an dem Zimmer vorbei, das ich gerade putzte und sagte sowas wie "wenn du weiterhin nicht lernen willst, wirst du auf einem Scheißjob enden wie diese Lady und den Dreck anderer Leute wegputzen". Bang ... Und weil ich den doofen Job wirklich brauchte um das kommende Semester zu bezahlen konnte ich nur höflich lächeln und mir meinen Teil denken.
Nach Abschluss meines Referendariats war ich erst mal arbeitslos (wie alle Lehrer) und es war schon bekannt, dass die bis zu acht Wochen brauchen, bis du das erste Gehalt bekommst. Also habe ich im lokalen Supermarkt ausgeholfen. Da hat der Vater eines Freundes zu mir gesagt "würde mir schon massiv stinken, wenn ich jahrelang studiert hätte und nun hier so einen Drecksjob habe". Da ich da schon ne Festanstellung hatte konnte ich ihn wenigstens mit ausgesuchter Höflichkeit darüber informieren, dass sich mein Studium ab Herbst auf jeden Fall lohnen würde. Die folgenden Wochen hat er sich dann an einer anderen Kasse angestellt und ging mir aus dem Weg. Ich glaube, manche Leute brauchen es einfach, andere Leute zu erniedrigen, um besser da zu stehen.
Streuselchen schrieb:Weil das, was man immer hat, für einige gern schnell zur Selbstverständlichkeit wird und dann schauen die nach der nächsten aufregenden Geschichte, bis auch diese wieder langweilig/selbstverständlich wird.
Viele Leute scheinen das "Drama" in ihrem Leben zu brauchen. Klingt doof, ist aber so. Gerade Frauen, die auf Bad Boys stehen. Und oft ist man eben in einem Muster, das man nicht durchbrechen kann. Ich habe hier ja schon mal geschrieben: Ich hatte eine Arbeitskollegin, die sich immer in irgendwelche superkomplexen Problemtypen verliebt hat, innerhalb weniger Tage zog man zusammen und jedes Mal war es unerträglich, weil sie sich selbst einredete, dass es nun DIE Beziehung sei, während wir schon die Betonwand bei 200 km/h auf sie zurasen sahen - das hat sie regelmäßig ignoriert oder uns beschuldigt, wir seien "eifersüchtig". Wenn dann die Betonwand kam, wurden wir wochenlang mit (auch) nächtlichen Anrufen behelligt oder sie war auch mehrfach in der Psychatrie, weil sie damit selbst nicht mehr klar kam. Wenn du aber nicht siehst, dass du ein Problem hast ... dann kann man es auch nicht lösen.
Plus: Wir wohnen ja ländlich - du musst dich hier schon anstrengen, die wirklich kaputten Typen zu finden ... die haben da so ein (unbewusstes) Muster und springen auch auf nichts anderes an.