Der ultimative Ostalgie-Thread

Ich bin nun schon über 7 Jahre bei Allmy, und ich hatte immer das Gefühl, hier fehlt irgendwas, konnte aber nie genau bestimmen was da fehlte. Und nun weiß ich es. :)

Drauf gekommen bin ich, als ich im "Kindermund-Thread" nicht auf den Titel eines alten Kommunistenliedes kam. Und dann dachte ich so: `Meine Fresse, ist das schon wieder lange her! Was hat man im Laufe der Zeit nicht alles vergessen!?`

Und bei mir habe ich das Gefühl, schon mehr vergessen zu haben, als andere wissen. Daher will ich mein Gedächtnis mit diesem Thread wieder etwas auffrischen, und wer weiß, vielleicht erwecke ich damit auch die eine oder andere schöne Erinnerung wieder zum Leben.

Hier soll es definitiv nicht um Politik gehen, die ist tabu. Alles andere ist ausdrücklich erwünscht. Ich dachte da z.B. an Musik, welche Lebensmittel fandet ihr gut, Autos, Küchengeräte, Unterhaltungselektronik, ... aber auch Erlebnisse, Anekdoten und der ganze andere Kram auch noch.

An was erinnert ihr euch noch? Ich freue mich schon auf die zahlreichen Geschichten... :)

Und beginnen will ich gleich mit einem Trauma, welches ich bis heute noch nicht restlos aufgearbeitet habe.

Meine Oma, die es sicher gut mit mir meinte, schenkte mir bei jeder Gelegenheit Schokolade, und es war immer dieselbe Sorte. Im Grunde war es nicht mal Schokolade, sondern eine Art Fettcreme-Masse mit Geschmacksverstärker (in meinem Fall war es Orangengeschmack) :(

Ich weiß nicht, ob sich irgendwer vorstellen kann, was das bedeutet ... Fettcreme mit Orangengeschmack!

Die Dinger liefen unter der Bezeichnung "Schlager-Süsstafel" .... es war die Hölle, aber ich traute mich nicht, meiner Oma was zu sagen.

So, jetzt ist es raus, und es geht mir auch schon besser, drüber reden hilft :D

@Peter0167

Als Westler, der ziemlich oft in der DDR war, schätzte ich eigentlich besonders die Witze wie den folgenden, die sich die GenossInnen hinter vorgehaltener Hand erzählten.

Abnahme eines Plattenbaukomplexes durch eine Delegation des Bezirkes. Die Genossen werden von den Bauschaffenden durch die Räume geführt. Man will natürlich mit der Qualität des Geschaffenen Eindruck schinden. Der Brigadeleiter schickt folglich einen Kollegen in die Nachbarwohnung, stellt sich an die Wand und ruft "Kannst Du mich hören, Genosse?" "Klar und deutlich!" tönt die Antwort durch die Wand. "Kannst Du mich sehen, Genosse? " "Nein, Genosse Brigadeleiter!" Der dreht sich um und spricht: "Wir Bauschaffenden der Deutschen Demokratischen Republik liefern Qualität auf Weltniveau!"

@Doors

Den kannte ich noch nicht :)

Mir fallen aber bestimmt noch welche ein, die ich dann hier zum Besten geben werde.

Es gab übrigens auch viele Dinge, die ausgesprochen gut geschmeckt haben, sogar besser als heute.

Da wären z.B. der Tomatenketchup aus Werder (diese kleinen 125ml Flaschen), oder die Negerküsse (mit Fettglasur statt herber Schokolade). Und natürlich die Wiener Würstchen und die Bockwürste ... damals waren noch alle Inhaltsstoffe zugelassen, und das war auch zu merken. Ein Wiener Würstchen konnte man noch so essen wie es war, ohne Senf! Und mir wurde im Gegensatz zu heute niemals übel dabei.

Die Bockwurst meines Lebens habe ich in Oberhof gegessen, im Freibad. Was würde ich nicht alles dafür geben, wenn ich noch einmal eine solche Wurst essen könnte...

Dann gab es da noch so eine Maracuja-Limonade, die fand ich auch toll, aber da kannte ich noch keine Fanta :D

Und was ich bis heute schmerzlich vermisse, ... ihr werdets kaum glauben, ist aber so ... das gute alte DDR-Klopapier! :D



Das hat vielleicht gedauert, bis ich mich an das weiche Zeugs gewöhnt habe. Damals war alles einlagig, und das reichte vollkommen.

Unser Westbesuch regte sich immer auf, einige brachten sogar das eigene Papier mit, und einer meiner Onkels behauptete sogar, die nächste Stärke wäre dann Schleifpapier :D

Vor ein paar Jahren hatten wir zufällig noch ein paar alte Rollen im Schuppen gefunden, die haben wir nur an den Sonntagen benutzt ... was für eine Wohltat :D

@Peter0167

Früher gab es "drüben" Club-Cola (in Sachsen: Glub-Gola), mit der konnte man auch Möbel abbeizen.

Liebend gern erinnere ich mich an meine DDR-Besuche politischer oder privater Natur. Besonders an gastronomische Abenteuer "Die werten Gäste werden vom Objektleiter platziert" - ja, so habe ich mir immer den Sozialismus vorgestellt.

Auf der Transitstrecke von HH nach WB gab es eine Raststätte, da gab es Kartoffeln von Kürbisgrösse. Das gab mir angesichts der Sache mit den dümmsten Bauern, die die grössten Kartoffeln hätten, hinsichtlich des Geisteszustandes der LPG-Genossen doch etwas zu denken. In Leipzig ass ich einen Eisbecher mit Früchten der Saison - Kürbis! Allerdings kleingeschnitten. Mit ganzen Früchten wäre lustiger gewesen. Und sonst: Ketwurst, Grilletta, Krusta, genuine DDR-Erfindungen auf Weltniveau, wie der Lipsi. (BRDler und Nachgeborene: Hot Dog, Hamburger, Pizza. Lipsi kann man nicht essen. Das war ein Tanz, ein sozialistisches Bollwerk gegen "dieses Je Je Je, oder wie das heisst" (W.Ulbricht))

Uah, und die ganzen illegalen Geldwechsler auf dem Alex. Gern von mir mit lauten Worten verjagt, was mir manches Mal fast Prügel eingebracht hätte.

Die Genossen Kontrollorgane mit der Aktion Gänsefleisch nicht zu vergessen. :D

Peter0167 schrieb:oder die Negerküsse (mit Fettglasur statt herber Schokolade).

(N)Ostalgie hin oder her - aber sowas sagt man nicht mehr. oO ;)

Doors schrieb:In Leipzig ass ich einen Eisbecher mit Früchten der Saison - Kürbis!

Ja, Kürbis gab es genug ... war ja auch als Ost-Ananas bekannt. Meine Mutter hat sich immer gewürfelte Ananas-Büchsen aus dem Westen mitbringen lassen ... für Torten. Wir dachten immer das wäre der pure Luxus, eine Ananas-Torte ... heute isst das kein Mensch mehr.

Doors schrieb:Und sonst: Ketwurst

Die habe ich geliebt. Binn deswegen sogar immer am S-Bahnhof Leninallee ausgestiegen, um mir eine zu holen.

Ich komme aus dem Westen, kenne aber einige Nahrungsmittel nur von Ostdeutschen Freunden. Unter anderem Zuckerbrot, Kakaobrot, Würzfleisch, diese Schokoladendingee mit Knäckebrot in Sternenform (gibts mittlerweile überall zu kaufen).

Auch bestimmte Wörter habe ich neu gelernt: der Aschenkübel, die Stumm, fei (wobei dieses Wort ständig und überall in einem Satz mit eingebaut wurde, allerdings konnte es mir nie jemand erklären).

@Peter0167
Apropos DDR-Klopapier:

Warum ist in der DDR das Klopapier so rau?"
Damit auch der letzte Arsch rot wird!


In einem Hotel in Budapest, also der lustigsten Baracke im sozialistischen Lager, wie man damals sagte, hatte das Papier keine Konsistenz wie Feinschmirgel, wie in der DDR, sondern war glatt wie Butterbrotpapier. Glücklicherweise hatten mir Kollegen vorher geraten, "West-Papier" mitzunehmen - sonst wäre ich buchstäblich ziemlich angeschmiert gewesen.

Teegarden schrieb:Zuckerbrot

Ja, in der DDR gab es eben Zuckerbrot und Peitsche.

Zuckerbrot ist mir gänzlich unbekannt. Was wir heute noch gern essen ist Röstbrot ... einfach etwas dickere Brotscheiben in Butter schön braun braten, dann etwas Salz drüber ... legga! Aber mit Zucker oder Kakao kenne ich das nicht.

@Peter0167

Ich kenne das nur von Freunden aus dem Osten, wurde wohl als Nutella Ersatz genutzt. Wobei es da wahrscheinlich auch regionale Unterschiede gibt. Ich kenne vorwiegend Menschen aus (Süd)Thüringen.

Peter0167 schrieb:Was wir heute noch gern essen ist Röstbrot ... einfach etwas dickere Brotscheiben in Butter schön braun braten, dann etwas Salz drüber

Lustig, das kennt meine Frau aus (Nord)Irland. Alternativ gab es da aber in der Tat auch Zucker drauf.

Und hier präsentiere ich meinen wohl zweitwichtigsten Begleiter in der Jugendzeit ...

Den Stern Radiorecorder R4100 ... ein Hammerteil! Lief insgesamt fast 20 Jahre lang.



Was ich mit dem Teil für Zeit verbracht habe ... jede Nacht im Westradio die Titel mitgeschnitten ... :D

Teegarden schrieb:wurde wohl als Nutella Ersatz genutzt.

Unser Nutella-Ersatz hieß Nudossi. Hat mir damals aber besser geschmeckt als heute. Heute überwiegt der Kakao-Geschmack, damals war es Nussiger.

Achso, fast vergessen. Mein wohl wichtigster Begleiter ... ein Meisterwerk ostdeutscher Ingenieurskunst:

Die Simson S51 Electronic



Meine war grün, und wo bin ich mit dem Teil nicht überall gewesen :D

Summte wie ein Bienchen, fast 75km/h Spitze, 50ccm, Luftgekühlt ... ein Traum.

Hab mir noch die Enduro-Stoßdämpfer nachgerüstet, ebenso Seitengepäckträger, einen zweiten Rückspiegel und natürlich einen Drehzahlmesser.

@Peter0167
Mir fehlen definitiv Bautzner Senf und Vita Cola in deiner Aufzählung :)

@paxito

Naja, die Vita Cola war nicht mein Ding, und auf Senf stand ich damals auch nicht, da die Würstchen ohne Senf besser schmeckten. Allerdings ist das alles subjektiv, mag sein das es auch andere Erfahrungen gibt.