Zanclus schrieb:Wenn der Mainstream den Leuten eintrichtern würde, dass 1+1 "laut Experten" neuerdings 3 ist, würde der Großteil der Leute das glauben. Wie im berühmten Märchen von "Des Kaisers' neue Kleider", das auf die Obrigkeitsgläubigkeit von Menschen abzielt.
Ich greife mal dieses Zitat heraus, weil es beispielhaft ist.
Du hast mit einigen Aussagen natürlich dem Grunde nach recht - aber der Fehler liegt in der Schlussfolgerung. Es ist ein Logikfehler.
Du hast recht damit, dass Obrigkeitshörigkeit problematisch sein kann. Damit, dass es Verschwörungen gibt. Damit, dass es "false flag" gibt. Damit, dass Maistream falsch sein kann. Damit, dass Expertisen falsch sein können und damit, dass Expertisen vorgeschoben werden können. Stimmt für sich betrachtet alles.
Aber Dein Fehler liegt darin, das in einer logisch falschen Weise argumentativ zu benutzen.
Mainstream kann zwar falsch sein, ist aber meistens richtig. Expertisen können falsch sein, sind aber meistens richtig. Noch viel öfter, als der "Mainstream" übrigens.
"Obrigkeitshörigkeit" ist ein Totschlagargument. Es kommt aus einer Zeit, in der die Leute obrigkeitshörig gegenüber einer Obrigkeit waren, die unkontrolliert war.
Kurz: Es geht um Wahrscheinlichkeiten. Der unkontrollierte Mainstream ist problematisch. Der Mainstream, der durch sachliche Kontrollen begrenzt ist, ist sehr viel weniger gefährlich.
Deswegen muss man die Kontrollmechanismen betrachten. Sind diese Mechanismen weitgehend unabhängig? Oder sind sie gesteuert? Welche Kontrollen gibt es für die Kontrollmechanismen?
In Deutschland funktioniert das ganz gut. Nicht perfekt und nicht immer, aber meistens.
Der wissenschaftliche Konsens ist sehr fundiert. Die politische Struktur ist u.a. durch eine funktionierende Gewaltenteilung gut kontrolliert.
Was einfach bedeutet: Was "offiziell" ist, ist so gut unabhängig kontrolliert, dass es in aller Regel wahrscheinlich stimmt.
Das bedeutet nicht, dass man als Bürger alles hinzunehmen hat. Im Gegenteil, Kritikfähigkeit ist eine Sule der Demokratie. Aber es bedeutet, dass man seine eigene Kompetenz nicht überschätzen darf. Wenn also in der Tagesschau davon die Rede ist, dass ein Ereignis gemäß Experten die wahrscheinliche Folge des Klimawandels ist, dann ist das (sehr) wahrscheinlich richtig. Bei der gleichen Aussage auf irgendeinem YT-Kanal hängt es von der Vertrauenswürdigkeit des Kanals ab.
Möchte man nun tiefer einsteigen, muss man recherchieren. Sich die Expertisen an sehen und sich die Kompetenz erarbeiten, diese inhaltlich beurteilen zu können.
Wenn die "offizielle" Linie ist, dass Masken hinreichend die Übertragungswahrscheinlichkeit senken, ist das sehr wahrscheinlich richtig. Weil es "nicht einfach so" dahingesagt ist, sondern weil dem zwingend immer wieder kontrollierte und kontrollierbare medizinische Expertisen zugrunde liegen. Soweit das eben praktisch möglich ist.
Aber das ist die "offizielle Linie" in einem Rechtsstaat. Die "offizielle Linie" in einer Diktatur, die eben nicht unabhängig kontrolliert wird, ist etwas ganz anderes.