Zero-Knowledge schrieb am 10.06.2021: Hier muß ich aber auch sagen, das es auch viel an den Lehrern liegt, wie er den Stoff erklären.
Klar bist du als Lehrer Teil eines Systems ... Das System hat aber auch andere Tücken - bei uns ist es z.B. so, dass wenig - keine Stunden ausfallen sollen - Personal gibt es keins. Bedeutet für dich als Lehrer - du erfährst kurz vor der ersten Stunde, dass du nicht eine, sondern zwei Klassen parallel unterrichtest. Das führt dazu, dass die Stunde, egal, wie liebevoll sie vorbereitet war, kaputt ist, da du fünfmal in die andere Klassen rennst.
Ich arbeite an einer Schule mit schwierigem Klientel - bei uns sind viele Schüler regelmäßig krank und "krank" und der Stoff wird nicht aufgeholt. Eltern wollen ständig mit dir "was klären", tun dann genau das Gegenteil was du rätst, sehen das aber als ihr gutes Recht an, Samstagabends um 21 Uhr bei dir anzurufen (Hit: ein Kollege von mir wurde am 1.01. um 7 Uhr angerufen um mitgeteilt zu bekommen, dass das Kind krank sei und man nicht wisse, ob es eine Woche später am Ferienende wieder kommen kann). Konsequenz: viele Kollegen geben ihre Privatnummer nicht mehr raus und verpassen dadurch auch die 10% "vernünftige" Elternkontakte.
Viele unserer Eltern sind alleinerziehend, leben in prekären finanziellen Verhältnissen und sind sehr impulsiv - d.h., lernen sie im März jemanden kennen, ziehen sie im April zusammen, ist im Juni Schluss, kommt das Kind, das erst im April die Schule gewechselt hat, wieder. Wir sind oft damit beschäftigt, sicherzustellen, dass Kinder genug zu Essen bekommen, Kleidung gewechselt wird, das Kind mal duscht, ...
Genauso Werte: Dass man grüßt, leise ist, Hausaufgaben macht ... Oft kommt der Schulanfang überraschend und es ist gar kein Geld für Hefte, etc. vorhanden.
martenot schrieb am 10.06.2021: Es hängt auch davon ab, wie die Stimmung im Unterricht ist. Wir hatten einen Lehrer in Französisch (stämmig-bärtiger Kerl vom Typ Gefängnisaufseher), der war immer mürrisch drauf und hatte außerdem einige Schüler auf dem Kieker, die er nicht leiden konnte. Da herrschte stets eine angespannte Stimmung, die mir das Lernen der französischen Sprache nicht gerade leichtgemacht hat. Er konnte zwar eigentlich gut erklären, aber verbreitete eine negativ-stressige Stimmung, sodass ich trotzdem damals nicht viel gelernt hab
Das stimmt alles - aus Lehrersicht ist es aber auch ein Problem, wie viel "Erziehungsarbeit" du nun leisten musst, weil so viele Grundwerte wie Gründlichkeit, Hausaufgaben anfertigen, auf Klassenarbeiten lernen, etc. nicht mehr oder nicht mehr gut vorhanden sind. Du hast einzelne Schüler, die musst du in einer Stunde fünfmal ermahnen, andere zehn ...
Wurstsaten schrieb am 10.06.2021: Ich hab meine negativen Erfahrungen an einer Waldorfschule gemacht, aber an den Staatsschulen gibt es auch eine ganze Menge Lehrer, die besser etwas anderes machen sollten. Ich meine nicht nur die Psychopathen, Spritties und Burnout- Fälle.
Es gibt schlechte Lehrer - keine Frage. Aber als Lehrer hast du z.T. auch unglaublich schlechte Arbeitsbedingungen (ein Jahr nach Corona habe ich z.B. immer noch keinen dienstlichen Computer, wenn ich will, dass Eltern mich erreichen können, muss ich meine private Nummer rausrücken).