Palfrader schrieb:Schon merkwürdig, gell? Irgendwie vermisse ich ein wenig den Plan für mögliche Szenarien. Es war ja im Herbst letzten Jahres schon mal so, dass die Inzidenz anstieg, nachdem man den Sommer über dachte, man hätte die Pandemie im Griff. Gut im Gegensatz zu damals hat man nun ausreichend Impfstoff. Hoffentlich haut das alles so hin.
Es ist einer konsequenten Corona-Politik sicher nicht förderlich, dass wir im September Bundestagswahl haben. Bis sich die neue Regierung zusammengerauft, pardon: konstituiert hat. kann es unter Umständen eine Weile dauern. Bis dahin ist zwar noch die alte Regierung im Amt, aber es ist politischer Brauch hierzulande, dass eine solche Übergangsregierung keine weitreichenden exekutiven Maßnahmen mehr beschließt, so was überlässt man der neuen Regierung. Das ist die eine Unsicherheit.
Die andere ist, dass sich jede Partei, um ihre Wahlchancen nicht zu gefährden, mit dem zurückhält, was sie für die erforderliche Corona-Politik hält. Das Volk ist halt gespalten in Geimpfte, die endlich wieder ihre Freiheiten zurückhaben wollen, und Ungeimpfte, die „Impfzwänge durch die Hintertür“ wittern. Jeder Wahlkämpfer wird sich bei so einer Gemengelage hüten, klare Ansagen zu machen, um keine Wählergruppen zu vergrätzen.
Eine weitere Unsicherheit ist natürlich die objektive Pandemielage. Die bisher bekannten Daten zur Delta-Variante lassen zwar den Schluss zu, dass bis es bis zum Herbst einen nicht unerheblichen Anstieg der Infektionen geben wird. Es wird aber vermutlich keinen der Alpha-Variante vergleichbaren, an die Anzahl der Infektionen gekoppelten Anstieg von Hospitalisierungen geben, so dass mit steigendem Impffortschritt eine steigende Zahl von Infektionen nicht zur Überlastung des Gesundheitswesens führen würde. Dafür die Hand ins Feuer legen kann natürlich keiner, ebensowenig wie dafür, dass nicht neue bedenkliche Mutationen bis zum Herbst in Deutschland eingetroffen sind.
Längerfristige Pläne in Bezug auf das, was auf die Bürger zukommt, sind mit Stand heute da wohl kaum möglich bzw. es ist nicht realistisch, so etwas zu erwarten.