Verfall der deutschen Sprache?!

nairobi schrieb:dass insbesondere Nerze sehr suszeptibel für SARS-CoV-2 sind

Google findet 2 Einträge für diesen Satz.

nairobi schrieb:Warum schreibt der Autor nicht einfach anfällig??

beide Einträge sind Fachartikel.

Diskutiert wurden z.B. das Schuppentier (Pangolin; Ordnung: Pholidota, Familie Manidae)
...

akzidentelle Wirte

https://sonnenscheinapotheke.de/covid-up-to-date-wo-hat-der-uebertritt-ueber-die-speziesbarriere-stattgefunden/

Bishamon schrieb:Einträge sind Fachartikel.

Wenn die aber in einer kostenlosen Wochenendzeitung abgedruckt werden, wird es nicht unbedingt Fachpublikum sein, das das liest.

nairobi schrieb:nicht unbedingt Fachpublikum sein, das das liest.

dann hat das jemand geschrieben, der nicht gut im Schreiben von populärwissenschaftlichen Artikeln ist.

Wahrscheinlich hat das einfach nur ein Wichtigtuer geschrieben. Diese verhunzen die deutsche Sprache besonders gern, etwa durch eine nicht empfängerorientierte Pseudosprache, die eher ein Fall für Freud denn für Goethe ist.

Cpt.Germanica schrieb:Wahrscheinlich hat das einfach nur ein Wichtigtuer geschrieben. Diese verhunzen die deutsche Sprache besonders gern, etwa durch eine nicht empfängerorientierte Pseudosprache, die eher ein Fall für Freud denn für Goethe ist.

:D :D :D

Entweder großartig ironisch oder ein großartiges Eigentor. :D

Wie auch immer: i like

nairobi schrieb:Wenn die aber in einer kostenlosen Wochenendzeitung abgedruckt werden, wird es nicht unbedingt Fachpublikum sein, das das liest.

Möglicherweise war da ein Schreiber einfach sehr, sehr optimistisch. ^^

FlamingO schrieb:Möglicherweise war da ein Schreiber einfach sehr, sehr optimistisch. ^^

Irgendwas zwischen Fachidiotie und Wichtigtuerei.

Cpt.Germanica schrieb:Irgendwas zwischen Fachidiotie und Wichtigtuerei.

Ja, ganz genau so würde ich das auch bezeichnen 👍
Man wird ja nicht dümmer, wenn man Fremdwörter lernt. Ich werde mich dennoch niemals so ausdrücken. Wozu auch?

Cpt.Germanica schrieb:Irgendwas zwischen Fachidiotie und Wichtigtuerei.

Populärwissenschaftlich verfasste Artikel/Bücher aus renommierter Feder sind im angelsächsischen Raum viel weiter verbreitet als hierzulande. Hier sind Ernst und Komplexität der Ausdrucksweise immer noch Standard. Standesdünkel.

FlamingO schrieb:Populärwissenschaftlich verfasste Artikel/Bücher aus renommierter Feder sind im angelsächsischen Raum viel weiter verbreitet als hierzulande. Hier sind Ernst und Komplexität der Ausdrucksweise immer noch Standard. Standesdünkel.

Könnte mir vorstellen, dass sich Anglizismen und Fachsprache in Zukunft immer schneller verbreiten, durch die Verschmelzung digitaler Diskursräume und mehr Sprache in schriftlicher Form.

Vor allem politische Themen sind oft schon so international, dass Begriffe und ganze Phrasen in anderen Sprachen übernommen werden.

Sprachen waren bisher immer geographisch voneinander getrennt. Das hat die gegenseitige Beeinflussung extrem beschränkt.
Aber im Digitalzeitalter existieren die Sprachen parallel. Das wird die Sprachentwicklung(nicht den "Verfall") extrem beschleunigen und in ganz neue Richtungen führen.

Sprache ist sehr suszeptibel für gegenseitige Befruchtung :D

1.21Gigawatt schrieb:Sprachen waren bisher immer geographisch voneinander getrennt.

da bin ich ziemlich anderer Meinung.
zB während der Aufklärung und durch den Dreißigjährigen Krieg wurde das Deutsch vom Französischen geprägt: an vielen Höfen wurde Französisch gesprochen.

so fand Konfitüre, Trottoir oder Boulevard den Einzug in die deutsche Sprache.

1.21Gigawatt schrieb:Sprachen waren bisher immer geographisch voneinander getrennt. Das hat die gegenseitige Beeinflussung extrem beschränkt.

Naja, das stimmt nur teilweise. Sprachen haben sich schon seit sehr langen Zeiträumen immer wieder gegenseitig beeinflusst. Begriffe und Schriften sind von einer Sprache zur anderen übergangen oder in veränderter Form eingedrungen. Und das nicht nur in Europa.

Ich denke beispielsweise an die japanische Schrift und Sprache, die schon vor Jahrhunderten vom Chinesischen beeinflusst wurde. Die japanische Schrift ist ja letztlich eine abgewandelte chinesische Schrift. Auch der Wortschatz ist zum Teil aus dem Chinesischen in abgewandelter Form beeinflusst worden. Beispielsweise kann man im Japanischen auf "sinojapanisch" zählen:
ichi, ni, san, shi, go (1, 2, 3, 4, 5) leitet sich ab vom Chinesischen yi, er, san, si, wo.
Oder das Wort für Mensch kann im Japanischen heißen "jin", was sich vom chinesischen "ren" ableitet.

martenot schrieb:Begriffe und Schriften sind von einer Sprache zur anderen übergangen oder in veränderter Form eingedrungen. Und das nicht nur in Europa.

Das hat aber über Migration oder Imperialismus funktioniert. Auch ein bisschen über Handel.
Menschen mussten zwischen den Sprachgebieten wechseln.

Aber heute sind jegliche Sprachräume allgegenwärtig und zugänglich, solange man die jeweilige Sprache beherrscht.

Bestes Beispiel: Money Boy :D

SPICY RIGATONI #Traphousekitchen S04E06 | Money Boy

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1.21Gigawatt schrieb:Vor allem politische Themen sind oft schon so international, dass Begriffe und ganze Phrasen in anderen Sprachen übernommen werden.

Dennoch kommt es darauf an, ob die Begriffe in populärwissenschaftlichen oder "ernsthaften" Texten eingebettet werden - und populärwissenschaftlich verfasste Schriften haben in den USA immer noch eine höhere Wertschätzung als in Europa, wo ihnen immer noch der Stempel zu wenig seriös, zu verdünnt aufgedrückt wird.

Aber gerade, wenn es darum geht, nicht bloß die Wissenschaftskollegen anzusprechen, sondern ein interessiertes Laienpublikum, zeigt sich doch der Nutzen: Wie bereichernd ist doch z.B. die Lektüre von Hawkings auch dem kosmologisch Geringbewanderten zugängliches Buch "Eine kurze Geschichte der Zeit".

@FlamingO
Fachsprache ist ja nur zum Teil Stilmittel und wird auch oft unnötiger Weise verwendet um dem Ganzen mehr Autorität zu geben. In vielen Fällen ist sie aber auch einfach notwendig um sich präzise genug auszudrücken.
Es ist nicht einfach wissenschaftliche Inhalte sprachlich weit runter zu brechen ohne die Inhalte aufzuweichen.

Aber zum Beispiel das englische Wort "susceptible" in der Form von "suszeptibel" einfach einzudeutschen ist schon seltsam. Das ist ja weder Fachsprache, noch ist es ein Wort wofür es kein bedeutungsgleiches deutsche Pendent geben würde. Und es ist auch kein englisches Wort das jeder Deutsche kennt.

1.21Gigawatt schrieb:das englische Wort "susceptible"

und die Lateiner haben es von den Briten geklaut?

susceptibilis

1.21Gigawatt schrieb:suszeptibel

Wie kommst du auf so ein Wort?!?

Edit: Ach so, das wird schon debattiert ;)

@Bishamon
Na das kommt alles irgendwo her. Aber in dem Fall wurde aus dem englischen Sprachgebrauch übernommen.

@Nemon

nairobi hat das gefunden.

nairobi schrieb:Heute habe ich einen Artikel gelesen, der sich auf den Übertritt der Speziesbarriere des SARS-CoV-2-Virus bezog. In einem Satz las ich "...dass insbesondere Nerze sehr suszeptibel für SARS-CoV-2 sind".

Suszeptibel, das Wort habe ich noch nie gehört. Und sehr viele andere sicher auch nicht. Warum schreibt der Autor nicht einfach anfällig??

1.21Gigawatt schrieb:Das hat aber über Migration oder Imperialismus funktioniert.

Sicher, aber Migration hat es immer gegeben, und sie hat dazu geführt, dass sich Sprachregionen bewegt, überlagert und miteinander verwischt und vermischt haben.

1.21Gigawatt schrieb:Aber in dem Fall wurde aus dem englischen Sprachgebrauch übernommen.

Nö.
Das ist ein medizinischer Fachausdruck. Und auch im Englischen basieren sie auf Latein.

Dann behaupte ich einfach mal, es kommt aus dem Französischen: susceptible