nairobi schrieb:Würde es Dir etwas ausmachen, das für Leute, die das nicht so genau wissen, näher zu beschreiben?
Von dem, was ich in der letzten Zeit so gelesen habe, habe ich den Eindruck, dass es eher psychische Befindlichkeiten als physische sind, die dazu führen, dass man Masken nicht oder schlecht erträgt.
Gerne.
Also eine Panikattacke ist an sich nichts anderes als ein angeborener Reflex - der Körper geht in den Flucht-/Kampfmodus. Adrenalin wird in den Körper gepumpt, Blut wird bevorzugt in die Extremitäten "umgeleitet", dafür ist zum Beispiel weniger Blut als gewöhnlich im Kopf. Das Problem ist hier - wenn Du nicht weisst, was mit Dir passiert - dass Du das Gefühl bekommst, Atemnot zu haben, Du bekommst das Gefühl jeden Moment umzukippen, was aber letztlich nicht passiert. Dadurch jedoch bekommst Du irgendwann Panik vor der Panik und steigerst Dich extrem hinein so dass Du alles noch verstärkst und dadurch eine Panikattacke auch echt lange dauern kann.
Wenn Du weißt was in Deinem Körper los ist und Du weißt das das Adrenalin ca. 3 Stunden braucht um wieder abgebaut zu sein, dann kannst Du zumindest die Panik vor der Panik vermeiden, dh Du hast die Panikattacke, bleibst aber "entspannt" weil Du weißt was im Körper passiert und das es auch wieder vorbeigeht, ohne dass Du auf der Stelle stirbst.
In der Regel macht man deshalb auch erst eine Verhaltenstherapie - in den (meisten) psychosomatischen Kliniken ist das der Ansatz. Du kommst dort erst mal zur Ruhe, baust den Stress ab, lernst Entspannungstechniken und lernst eine Menge über diese Krankheit, damit Du Handwerkszeug hast um mit den Situationen umzugehen.
Danach macht man oft noch eine weitere Therapie, oft tiefenpsychologisch, um zu sehen, was genau Dich triggert. Das Problem ist eben, das so eine Panikattacke aus dem heiteren Himmel kommen kann, dh Du nimmst irgendwas unbewusst wahr - ein Geruch, ein Blick aus den Ausgenwinkeln, Wortfetzen usw und das triggert Dich und auf einmal kommt die Panik hoch, ohne dass Du weißt warum eigentlich. Da dieses Triggern so willkürlich passiert, rechnen die meisten Betroffenen auch erst einmal überhaupt nicht damit, das es sich um eine Panikstörung handelt (also untherapierte "Neulinge") - die sehen nur, das sie keine Luft bekommen, der Körper kribbelt, das Denken und Sprechen schwerfällt (kein Blut im Kopf) und rechnen natürlich damit, eine schwere somatische Krankheit zu haben und rennen von Arzt zu Arzt, der aber in der Regel nichts somatisches findet. Das unterscheidet diese Panikstörung auch von "normaler" Angst. Hast Du beispielsweise Angst vor Spinnen und vor Dir sitzt eine Riesentarantel kommt es im Körper auch zum Kampf-/Fluchtmodus, aber da Du diese Angst bewusst hast, nimmst Du diese Panik anders war. Wenn Du aber so eine Attacke aus heiterem Himmel bekommst eben nicht.
Ganz schlimm ist wenn sich die Panik vor der Panik mit bestimmten Ereignissen verbindet. Ich habe beispielsweise meine allererste Panikattacke beim Autofahren erfahren. Über Jahre hatte ich dann Angst, beim Autofahren eine Panikattacke zu bekommen, was dann letztlich natürlich auch immer eingetreten ist (selffulfilling prophecy) - dabei muss die erste Panikattacke überhaupt nichts mit dem Autofahren zu tun gehabt haben, es kann irgendein Kommentar des Radiomoderators gewesen sein, oder irgendwas was ich Straßenrand gesehen habe oder oder oder. Durch diese Verknüpfung der Panikstörung jedoch mit bestimmten Situationen kommen die Erkrankten oftmals in eine Vermeidungsstrategie, dh man meidet jede Situation, in der man eine Panikattacke bekommen hatte.
Um in dieser Panikspirale nicht so weit runterzudrehen, bis man irgendwann gar nichts mehr kann, empfiehlt es sich eben, eine tiefenpsychologische Therapie zu machen um die tatsächlichen Trigger aufzuspüren.
Das war jetzt ein wenig viel und wahrscheinlich auch ein wenig wirr
:)IngwiioWolf schrieb:In deinem Kommentar schreibst, du auch, dass du selbst betroffen bist, selbst Panik Depression hast. Trotzdem glaube ich, dass du mir zustimmt bei jedem verläuft es anders. ich war im kranknhaus. Es gibt für mich nicht die eine Diagnose. Ich habe aus verschiedenen psychischen Dingen Anteile. will dass nicht ausweiten,
Biochemisch passiert zumindest bei Depression/Panitattacken im Körper eigentlich dasselbe. Normalerweise unterscheiden sich die Auslöse/Trigger. Was natürlich reinspielt sind zusätzliche andere mentale Erkrankungen.