sacredheart schrieb:Einer der Hauptgründe, warum eine strafrechtliche Aufarbeitung oft wenig ergibt, liegt darin, dass solche Taten oft aus größeren Gruppen begangen werden, oft noch durch den teilweise unfreiwilligen Sichtschutz durch Umherstehende. An Sylvesterabenden sind einfach viele Menschen im Freien, denen man nicht ansieht, ob sie Teil eines Mobs sind oder nur relativ zufällig in der Nähe.
Richtig - allerdings ist die Frage, was die Konsequenz der strafrechtlichen Aufarbeitung ist.
Mehr Verfahren und mehr Haftstrafen führen zu keiner steuerlichen Ent- sondern zu einer Mehrbelastung, wobei sich an einer künftigten Re- oder Sozialisierung nichts ändert, wenn Haftstrafen das Allheilmittel darstellen sollen. Damit schafft man höchstens eine steuerfinanzierte Haftunterbringungsindustrie wie in den USA, die nichts am grundlegenden Problem ändert, sondern Jobs schafft.
Die Sozialarbeit von Harlem etc. hat mehr geleistet als die correctional "facilities" jemals Rückfallquoten ohne Resozialisierungsgedanken reduziert haben - den sie sich uA von D abgeschaut haben, wobei dieser in D bei genauerer Betrachtung auch eher mager ausfällt, wenn die Führungsaufsicht für TE-Verbüßung die beste Lösung sein soll. Aber das ist ein anderes Thema.
sacredheart schrieb:Vielleicht kommt auch wieder der Ruf nach flächendeckenden Kameras, aber erstens will wohl niemand einen Überwachungsstaat und wer mit Feuerlöschern auf Menschen wirft, macht auch Kameras kaputt.
Ob mehr Präsenz, ob mehr Überwachung, ob mehr Strafe oder mehr Integration oder mehr Abschiebungen - die Antwort bleibt so oder so eine Kosten- und eine Staatsrechtsfrage.
Dass "Migrationshintergrund" nicht die ursächliche Hauptschuld trägt, beweist der türkischstämmige Feuerwehrmann im verlinkten Artikel von
@bgeoweh ja selbst, wobei ich mich noch gut an die Diskussionen der 90er Jahre erinnere, als die Türken das Problem waren und als potentielles Gefährderklientel stigmatisiert wurden - wobei es im Grunde immer junge, arbeitslose Männer sind, die perspektivisch zwischen Jobcenter, Waffelverkäufer oder Park zirkulieren.
Nicht die ethnische oder nationale Herkunft ist ergo das Problem, sondern was mit den Menschen in der bildenden, dichten und vor allem
ehrlichen Sozialarbeit angefangen wird, damit sie nicht in diese Muster verfallen und sich in ihren "Ghettos" selbst überlassen werden, was sie aus ihrem Leben machen wollen.
Das wird nicht funktionieren - denn das hat schon mit den jungen Männern aus der Platte nach 90 nicht funktioniert.
"Ihr macht das schon" um dann mit dem arbeitsrechtlichen Forderungs- und straftrechtlichen Sanktionskatalog hinterherzulaufen hat den ostdeutschen Kiez 91/92 - ohne nennenswerten Migrantenanteil - in der Summe nicht besser aussehen lassen als Neuköln 22/23.