dieLara schrieb: Vielleicht muss man die Frau sogar vor ihren Mitmenschen schützen, denn ich könnte mir vorstellen, dass sehr viele Menschen, ziemlich aufgebracht auf solch ein asoziales Verhalten reagieren...
Hier sollte es schleunigst eine Gesetzesänderung geben - auf die Vernunft der Menschen zu pochen, hilft leider nichts. Im Schwarzwald ist eine gesamte Nachsorgeklinik für krebskranke und mukoviszidosekranke Kinder lahmgelegt, weil ein Vater (!) eines Patienten (!) gelogen hat und unterschrieben, dass er nicht in einem Risikogebiet war. Er war nicht nur im Risikogebiet, sondern war auch coronapositiv und hat nun durch sein Verhalten akut eine ganze Gruppe mit Risikopatienten in Lebensgefahr gebracht, die sich nun alle in Quarantäne befinden und die Klinik in große Existenznöte gerbracht hat.
https://www.tannheim.de/vincent schrieb:und eines noch. Gerade die älteren werden durch die Isolation auf Dauer mit Sicherheit auch nicht glücklich und ich will ganz stark hoffen, dass bei einer Dauer wie jetzt schon anvisiert, sie nicht schon aufgrund von Einsamkeit und co. sterben.
Das Problem verstärkt sich nun eben, weil ältere Leute in unserer Gesellschaft, wenn sie aus dem Stadium "ich bin 100 einsatzfähig" herausfallen, ohnehin oft sehr einsam sind, da unsere Familienstrukturen andere sind.
Die älteren Leute zeigen -wie auch die jüngeren- die ganze Bandbreite menschlichen Verhaltens. Meine eigenen Eltern haben sich konsequent vor Wochen abgeriegelt - haben aber auch Bekannte, die regelmäßig vor der Tür stehen und beleidigt sind, wenn man sie nicht reinlässt.
Generell denke ich aber, dass ältere Leute noch eine Zeit erlebt haben, wo eine Regel eine Regel war. Heute scheint ja alles verhandelbar und "flexibel".
Traumfeee schrieb:Wo man hinhört, viel persönliches Leid, grosse finanzielle Sorgen und vom versprochenen Geld sieht man bisher nix.
Bei uns im Bekanntenkreis ist "Geld" der riesige Faktor. Wir kennen einige Familien, wo es finanziell schon immer eng ist- das ist im Normalbetrieb durch Nebenjobs aufgefangen, die nun zum großen Teil weg sind (450€), weil es oft die typischen Gastro-/ Hoteljobs sind.
Generell gilt halt nun schon wieder die traurige Regel: Je präkerer das Arbeitsverhältnis, desto schlimmer die Situation. Gerade Honorarkräfte (Musikschulen) etc. bekommen nun oft gar nichts mehr und hatten auch davor wenig Chancen, Rücklagen zu bilden.
Atrox schrieb: Die Zahl der kritischen kann man außen vor lassen. Das wird in Deutschland schlicht nicht gemeldet und ich würde mutmaßen, dass es da auch keine Meldepflicht gibt.
Man weiß es auch schlicht nicht ... Ich unterrichte an einer Schule mit über 1000 Schülern. Ich hatte am Montag noch Pausenaufsicht - von Vernunft auf Schülerseite nichts zu spüren, da wurde gebalgt, etc. Ich habe zwei Konflikte geschlichtet, wo ich die Schüler gar nicht kannte. Meine Kinder besuchen eine (andere) weiterführende Schule mit über 1000 Schülern.
Hin kommen sie mit dem Zug, der morgens oft aussieht wie ein Bimmelbähnchen in Mumbai. Zudem sind sie auch noch in verschiedenen Vereinen und Gruppen aktiv.
Mein Mann war am Wochenende vor der Schließung noch in verschiedenen Projekten und seinem regulären Job unterwegs und kann nur schätzen, dass er bestimmt auch mit 800-1000 Leuten in Kontakt war. Bei einem Projekt haben die Leute wie in einer Skihütte abgefeiert ... dicht, eng und viel Körperkontakt.
Dazu hüten wir noch die Kinder meiner Schwester (da meine Eltern nun ausfallen), die Kassiererin in einem Supermarkt ist. Ergo: Unsere Außenkontakte waren bis vor kurzem enorm. Unsere Familie selbst könnte sich abschotten, aber dann müsste ich meiner Schwester absagen - und sie würde dann die Kinder zu meinen Eltern bringen.
sören42 schrieb: Ich meine, fast so etwas gibt es schon, bei REWE. Es wird zusammengestellt, und man holt es ab.
Derzeit gibt es keine "Slots" - weil der Einkaufsservice so beliebt ist. Prinzipiell eine gute Sache, das Problem ist nur, dass du frische Ware halt nicht siehst - das ist bei vielen Leuten der Knackpunkt, zumal der Supermarkt eventuell auch nicht drauf bedacht ist, dass DU das Beste bekommst, sondern, dass auch mal Ladenhüter wegkommen. In der Krise natürlich wurst.
subgenius schrieb:Wenn die Berge nicht nach Hamburg kommen, kommen die Hamburger halt zu den Bergen. Im Gegesatz zu Berlin hatten sie Schulferien als in Tirol noch ordenlich Corona Ski gefeiert wurde
Ich komme aus einer Fastnachtshochburg, in der auch Ski gefahren werden kann (diesen Winter nicht). Es reicht schon eine Person - im baden-württembergischen Kupferzell, das nun als Hotspot gilt, haben sich viele Leute bei einem Kirchenkonzert angesteckt - wie auch immer das ging. Es reicht also einer, der vielleicht auch noch etwas unvernünftig war.
https://www.stimme.de/hohenlohe/nachrichten/sonstiges/Corona-Fallzahlen-Hohenlohekreis-und-zwei-Gemeinden-sind-Hot-Spots;art140018,4337158Die Fastnacht hat allgemein nichts mit Vernunft zu tun ... hier war es feucht-fröhlich wie eh und je und Freunde, die in der Gastro arbeiten, haben nur den Kopf geschüttelt. Es war für jeden eine Gradwanderung, ob er noch arbeiten geht oder eher nicht.
vincent schrieb:Das zweite Mal in Folge liegt Italien bei 8,x % Steigerung.. Liest sich imho ziemlich ordentlich. Wenn man bedenkt, dass die Ausgangssperren anfänglich bestimmt nicht so konsequent umgesetzt wurden, könnten die Zahlen vielleicht sogar noch ein bisschen sinken.
In Italien zeigen wohl Handydaten, dass das Verbot noch immer nicht so konsequent umgesetzt wird. Hat vermutlich auch was mit dem Lifestyle zu tun.
Bei uns um die Ecke gibt es eine kleine, traditionelle Trattoria, von Einwanderen in den 60er Jahren gegründet - war bis vor kurzem wie Kleinitalien (gar nicht böse gemeint) - ein allabendlicher Treffpunkt für italienische Rentner, da wird begrüßt, geküsst, im Laufe des Abends geht Giovanni heim und Guiseppe ersetzt ihn, Vincenzo tauscht mit Guiseppe den Platz ... Und die sind fast jeden Abend da. Diese Gruppe geht auch sonntags noch regelmäßig in den Gottesdienst, trifft sich dann in der Trattoria, lebt oft mit Kindern und Enkeln unter einem Dach und hat eine Unmenge Sozialkontakte und ein riesiges Netzwerk- während mein 80+ deutschter Vater noch Leute siezt, mit denen er seit 20 Jahren Gassi geht. Da ist schon ein Unterschied.
Anaximander schrieb:Dennoch ist die Sterberate im Vergleich z.B. zum UK sehr auffällig. Für das UK gilt das ähnlich, also jüngere Leute sind risikobewusster.
Im UK hat Boris ja auch eine 100% Kehrtwende gemacht, indem er erst gar nichts machte - mutmaßlich, weil er bessere Wirtschaftszahlen als die EU wollte und dann den 180°C U-Turn einleitete. Am Wochenende wurde dort in den Pubs noch ordentlich gefeiert, die Schulen haben erst seit kurzem zu und gestern gab es Bilder aus London, wo die U-Bahn jeder Bahn in Mumbai Konkurrenz gemacht hätte - weil der Service zusammengestrichen wurde, aber jede Menge Leute in die Arbeit mussten. Da ist nicht damit zu rechnen, dass es hier zu einer Trendwende kommt.