DerMüller71 schrieb:Wenn jedoch implizit eine Botschaft "geliefert" wird, dann sieht die Sache mitunter anders aus. Und der initiale Twitter-Post zur Umfrage sowie nachfolgende Erläuterungen taten genau das (siehe hier). Es ging darum, Männern zu zeigen, wo das Problem liegt - die Frage hatte also eine Agenda.
Die Frau äußert sich da aber auch nicht gegen alle Männer, sondern sie beschriebt nur die Verhaltensweisen (einiger Männer), die sie ank***en, wenn sie abends nur mal ausgehen möchte.
Sehr erhellend ist, was der Mann etwas weiter unten antwortet: "Aber hey, wenn Männer Frauen nicht ansprechen dürfen und Frauen es sich nicht trauen, wie soll man sich denn kennenlernen?"
Der Witz dabei ist: Sie hat geschrieben, dass sie mal gar keinen Mann kennenlernen möchte, nicht angesprochen werden, nicht jemand anders ansprechen.
Männer können das, die setzen sich in eine Bar und trinken was, quatschen mit jemand oder nicht, und gehen dann wieder. Eine Frau kann das kaum, denn sie wird garantiert angesprochen, und das sehr oft sehr zielstrebig. Man möchte aber nicht ständig erläutern, dass man da wirklich nur sitzen und was trinken möchte. Und selbst bezahlen. Und alleine nach Hause gehen.
Es hilft nicht mal, eine Freundin mitzubringen.
DerMüller71 schrieb:Wenn ich z.B. frage "was würdet ihr tun, wenn Migranten nicht mehr an den Kölner Hauptbahnhof dürften" - zusammen mit dem Hastag #AgainstRape, dann wäre der Shitstorm berechtigterweise vorherbestimmt
Wir können uns nun noch -zig Forumlierungen und Hashtags ausdenken, die diskriminierend wären, aber diese waren/sind es nicht.
DerMüller71 schrieb:Wenn du meine ehrliche Meinung wissen willst, dann plädiere ich für mehr Lockerheit in diesem Thema und im Umgang miteinander.
Blöd ist nur, wenn man dann ganz locker beschreibt, was daran so ätzend ist, wenn man als Frau alleine unterwegs ist, dann glaubt einem das wieder niemand, dann muss man Statistiken und andere Statistiken und Wahrscheinlichkeitsrechnungen anführen und überhaupt: Was ist denn so schlimm daran, angequatscht zu werden??? War der Typ nicht gut aussehend genug??? U.s.w.. Und schon vergeht einem die Lockerheit.
DerMüller71 schrieb:Mein "Problem", was sich durch dieses Thema zieht ist, dass häufig, ob gefühlt oder real, mit zweierlei Maß gemessen wird.
Ja, ich betrachte das z.B. immer als Frau und egal mit welchem Maß ich die Bedrohung messe und kategorisiere, ist sie da. Auch wenn es außerdem andere Bedrohungen gibt.
DerMüller71 schrieb:Was ich aber mitunter diskriminierend finde, ist teilweise der Umgang mit diesen Themen gegenüber den Männern. Wenn Mann sich über Pauschalisierung beschwert, bekommt man zu hören, dass man bitte nicht so empathielos sein und eben zuhören sollte, wie es sich gehört.
Das tolle an der Umfrage war ja nun, dass ganz viele Männer dort geantwortet haben, dass ihnen das noch nie so klar war, was das Thema für Frauen eigentlich bedeutet. Ähnlich, wie manche aus allen Wolken fielen, als sie #metwo entdeckten: Was, so viel Alltagsrassismus? Nie bemerkt!
Nun ist das schwer vorstellbar, dass Frauen schon ständig und immer mit diesem Gefühl der Einschränkung, Bedrohung u.s.w. gelebt haben, dass es auch immer mal Thema ist und wenn was passiert ist, heißt es oft genug "Welche Risiken ist das Opfer eingegangen?" Sehr gut nachzulesen im Tiergarten-Mord-Thread.
Und nun stellt sich raus, dass viele Männer sich das einfach noch nie vor Augen geführt haben, was das heißt und wie es sich anfühlt. Und zwar für so gut wie jede einzelne Frau in unserer Gesellschaft. Da könnte man dann doch auf den Gedanken kommen, dass manche da etwas
empathielos waren, wenn sie es jetzt erst mit der Holzhammer-Methode verstanden haben.
DerMüller71 schrieb: Wenn man anführt, dass auch Männer Opfer werden, wird relativiert und dargestellt, dass die Täter ja auch meist Männer sind usw.
Nunja, die Lage wird ja nicht besser oder anders, indem auch Männer Opfer werden.
"Männer müssten aber auch Angst haben" ist schon eine Relativierung, da sollte man anfangen.
Oder man weitet die Diskussion auf alle möglichen Formen von Gewalt aller möglichen Gruppen gegen alle möglichen Opfer aus, aber das bringt wieder niemanden weiter.
DerMüller71 schrieb:Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich mir einen Zustand herbeiwünschen, wo eben nicht mehr nach solchen Faktoren getrennt werden muss.
Ja, und niemand übt Gewalt aus, und keine Winterzeit.
;)