Nemon schrieb:Ich halte dagegen, dass man für kaum eine Person wirklich bestimmen kann, wo sie sich innerhalb des weiten Rerenzbereiches optimalerweise befinden sollte.
Das ist auch verständlich und einer der Gründe warum Ärzte (Tierärzte halten das genauso) Blutergebnisse gar nicht oder nur ungern bzw in Ausnahmefällen einfach an den Patienten weiterleiten ohne sie zu besprechen, weil das einfach ganz schon verwirrend sein kann.
Meine Hausärztin macht das bei mir auch nur weil sie weiß, dass unsere Berufsfelder sich hier überschneiden und sie mich lang genug kennt um zu wissen, dass ich schon vorbeikomme wenn was nicht stimmt statt selbst herumzudoktern (zumindest wenns was Ernstes ist bei dem ärztlicher Rat jedem "Hausmittel" vorzuziehen ist) bzw mich bei kleineren Problemchen zumindest kurz melde um abzuklären ob mein "Lösungsplan" ihre Zustimmung findet.
Tatsächlich ist das aber in einem Fall wie Vitamin D gar nicht so kompliziert:
Es gibt einen physiologischen Referenzbereich, bei einigen Stoffen, Vitamin D gehört dazu, Grenzbereiche die individuell beurteilt werden müssen und Werte die ohne wenn und aber zu hoch oder zu niedrig sind (manchmal dann auch noch eine Abstufung ab wann der "Ernst der Lage" sich verdeutlicht bzw zusätzliche Maßnahmen notwendig werden oder zumindest in Erwägung gezogen werden müssen).
Und mit diesen Werten/Bereichen wird der gemessene Wert abgeglichen und das ermöglicht im Dialog von Arzt und Patient dann eine sehr genaue, individuelle Beurteilung und zeigt einen oder mehrere mögliche Vorgehensweisen auf sofern Handlungsbedarf besteht.
Bei Vitamin D ergeben sich aus "gemessenem Blutwert" und "Referenzbereich" somit folgende Erkenntnisse:
- liegt der
Wert im physiologischem Bereich (nehmen wir die Werte die mein Labor angibt, wie gesagt die Abweichungen je nach Labor oder gar Land sind minimal):
50-175nmol/l:Für jemanden der den Wert "nur mal so aus Neugier/zur Sicherheit" prüfen lassen wollte, sprich ohne Anlass/Symptome bedeutet das: "Zum Zeitpunkt der Probenentnahme alles in Ordnung".
Wurde der Wert untersucht weil der Patient unter Symptomen leidet die einem D Mangel zugeordnet werden könnten, dann heißt es:
"Die D3 Versorgung ist nicht die Ursache und es muss weiter gesucht werden." öfter als einem lieb ist, ist "Differentialdiagnostik" eine hübsche Umschreibung für "trial and error", "Ausschlussverfahren" oder "Hoffnung auf nen Zufallstreffer", "Suche nach der Nadel im Heuhaufen (bzw gar erstmal auffinden des richtigen Heuhaufens),...
- liegt der
Wert im Grenzbereich zu einem "Mangelrisiko" also bei
30-50nmol/l, muss das individuell eingeordnet werden.
Wie bereits beschrieben ist Vitamin D ein Stoff der gespeichert wird, bzw bei dem der "Plan des Organismus" es vorsieht, dass die Speicher im Sommer vollgepackt werden, damit der Organismus über die "UV-Armen Jahreszeiten" hindurch versorgt ist.
Es macht also mitunter einen gewaltigen Unterschied ob man z.B. bei jemandem der nie Probleme hatte und viel Zeit im Freien verbringt gegen Winterende oder irgendwann im Frühling solch einen "Mangelrisikowert" misst oder bei jemandem mitten im Sommer.
Hier können die Entscheidungen ob und wie auf diesen Wert therapeutisch reagiert wird erheblich voneinander abweichen, z.B. wäre bei Letzterem u.A. zu klären ob andere Faktoren wie z.B. Lebensstil, Hauttyp, Alter, Faktoren die den Bedarf erhöhen usw es überhaupt realistisch machen anzunehmen es sei weise auf ein Supplement zu verzichten, zumindest nicht ohne die möglichen Symptome und ggf Verhaltensänderungen zu besprechen bzw eine Kontrolle des Wertes zu vereinbaren.
- weist man nach, dass der
Blutserumspiegel bereits im Mangelbereich, also zwischen
12-30nmol/l liegt, wird der Arzt mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens ein Vitamin D Präparat empfehlen/verschreiben, ggf bereits die Begleitsupplemente abdecken und mit dem Patienten besprechen wie ein langfristiger Plan aussieht um einen erneuten Mangel zu vermeiden nachdem der Vorhandene ausgeglichen ist und anders als im "Grenzbereich" führt hier auch kein vernünftiger Weg um eine Kontrollmessung nach einem gewissen Zeitraum (und danach vermutlich mindestens einmal jährlich zumindest bis die Werte stabil sind) vorbei selbst wenn der Patient noch nicht über Symptome klagt, denn auch das ist mitunter extrem individuell, sowohl in Auftreten, Ausprägung aber auch in der Wahrnehmung
- stellt man bei der Laboruntersuchung einen Wert fest, der als
massives Defizit eingeordnet ist, also einen Wert
12nmol/l dann kommt man um weitere Rücksprachen und Untersuchungen zur Klärung der Ursache nicht herum (z.B. werden hier u.A. die Nieren unter die Lupe genommen), auch muss hier abgeklärt werden ob, wo und in welchem Umfang bereits Schäden entstanden sind und auch ist es hier mit einer einfachen Supplementation nicht getan, sondern es muss individuell entschieden werden wie genau die (in diesem Bereich "aggressive") Supplementation gestaltet wird und wie ein möglichst reibungsloser Ablauf gestaltet wird in dem auch die Applikation der richtigen Dosis der Begleitsupplemente sichergestellt sein muss.
Der Patient verlässt hier die Praxis üblicher Weise nicht bzw nicht nur mit einem Rezept sondern auch mit einer Überweisung zu einem oder mehreren Fachärzten um sicherzustellen, dass man das Kind aus dem Brunnen oder wahlweise die Kuh vom Eis kriegt.
- da eine "natürliche Überdosierung" durch übermäßiges Sonnenbaden auch in Verbindung mit normalem Ernährungsverhalten nicht bekannt ist wird ein Arzt mit einem Patienten dessen Wert oberhalb des Referenzbereiches (für die entsprechende Altersgruppe) liegt ein Gespräch über den Konsum von Nahrungsergänzungsmitteln führen. Ist der Wert zwar noch unterhalb des toxischen Bereichs bzw keine entsprechende Störung des Kalziumspiegels im Spiel während die Überdosierung jedoch über einen längeren Zeitraum stattfand können Arzt und Patient darüber entscheiden ob es z.B. sinnvoll ist eine Weile lang ein Vitamin K2 Präparat einzunehmen und ob und wann man sicherstellt, dass der Wert sich normalisiert hat damit der Patient überhaupt an einen Punkt kommt an dem er sich Gedanken darüber machen kann ob und wie er eine natürliche Abdeckung mit Vitamin D versuchen möchte oder sich für eine vernünftige und an seine individuelle Situation angepasste Supplementation entscheidet.
So gibt der gemessene Serumblutspiegel also durchaus einen sehr guten Einblick in die individuelle Versorgungslage.
Die Einordnung der klinischen Relevanz des gemessenen Wertes besteht aber stets aus zwei Komponenten, nämlich dem Arzt der sich mit dem fachlichen Teil auskennt/zum richtigem Zeitpunkt an einen Fachkollegen überweist und dem Patienten der als Einziger Auskunft über seine individuellen Faktoren geben kann und Beides ist wichtig um aus dem gemessenen Blutwert auch die richtigen Schlüsse zu ziehen.
UND wie bei so einigen Dingen rund um die eigene Gesundheit schadet es auch nicht die eigene Nase in das Thema zu stecken, denn ein GUTER Hausarzt weiß nicht nur, dass sein Job leichter wird, wenn der Patient sich schlau macht, weil so viele Gesundheitsfragen einen erheblichen individuellen Anteil haben sondern freut sich auch drüber.
Zwar kann es auch passieren, dass ein Arzt einen mal darüber aufklärt, dass man auf eine veraltete oder schlicht und ergreifend schlechte Quelle hereingefallen ist (die gibt es leider dort wo sich Geld mit Supplementen oder schlimmer noch mit Hoffnung verdienen lässt leider zu Hauf);
von einem Hausarzt der jede Rückfrage, wurscht ob kritisch oder nicht, abbügelt und bestenfalls Pharmafyler zitiert sollte man sich jedoch verabschieden.
Das ist leider kein kleines Problem, einen GUTEN Hausarzt zu finden dem man auch vertrauen mag ist nicht einfach, Krankenkassen und Ärztekammern tun was sie können um diesen Beruf so unattraktiv wie möglich zu machen..
Ich denk öfter darüber nach meine Hausärztin zu adoptieren und bin mir durchaus bewusst was für ein Glück es ist da jemanden zu haben der sich nicht nur Zeit nimmt, die eigentlich nicht da ist, kompetent ist und sich weit über die Vorgaben hinaus auf aktuellem Stand hält, mir glaubt, dass ich meinen Körper und seine Macken sehr gut kenne und mich stets ernst nimmt, wenn ich irgendwelche Bedenken habe, mit ner Millionen Fragen aufsteppe und auch mal anmerke wenn mein Wissensstand von den erhaltenen Informationen abweicht und sich dann die Mühe macht mit mir gemeinsam auf "Die Suche nach der Wahrheit." zu gehen bis alle Beteiligten das Gespräch mit einem guten Gefühl verlassen auch wenn das manchmal eine Überweisung an einen Fachkollegen ist, auf dessen Feedback sie dann aber stets mindestens so gespannt ist wie ich.
Und sie hat auch kein Problem damit mir zu sagen wenn ich einfach mal falsch liege, was auch wichtig ist.
Nemon schrieb:Vielleicht entgeht mir gerade, dass ich einen Bock schieße.
Ganz so drastisch würde ich es nicht ausdrücken, die Grenze zwischen "sieht komplizierter/verwirrender/weit weniger präzise aus als es ist" und "man braucht einfach mehr Hintergrundwissen und Routine um sich einen Reim draus zu machen" ist eben nicht immer so deutlich/einfach zu definieren.
Außerdem ist Medizin eben leider auch nicht Mathematik, es gibt manchmal mehr als eine Antwort und auch Situationen in denen es gar nicht so einfach ist überhaupt eine Antwort zu finden hinter der nicht das eine oder andere "vielleicht" oder "kommt drauf an" herumzappelt.
Dabei gehört die Einordnung des individuellen Versorgungsstatus mit Vitamin D anhand des Laborwerts allerdings noch zu den Dingen die zwar durchaus genannte individuellen Faktoren und "Nebenschauplätze" haben und einen guten Dialog von Arzt und Patient benötigen aber sonst sehr eindeutig und klar sind wovon man bei so vielen anderen Dingen nur träumen kann.
Nemon schrieb:Habe mein Gehirn schon vor ein paar Stunden ins Wochenende entlassen und nur noch entspannende Katzenvideos angesehen 😀
Klingt tatsächlich nach einem Zustand in den Jeder sein Gehirn immer mal schicken sollte und nach einer guten Methode dieses Ziel zu erreichen.
Mein Gehirn fährt Achterbahn.
Ich sollte mich mit mehr Einsatz darum kümmern nen Termin bei einem Knochendoc zu kriegen um meine Knochendichte prüfen zu lassen und ASAP die Therapie zu starten...
Statt dessen wälze seit ner Woche Fachliteratur, Erfahrungs- und Fallberichte in der Hoffnung auf irgendwas zu stoßen, dass mir hilft die Laborwerte, Röntgenbilder und Ultraschalluntersuchung meiner Katze so "umzuinterpretieren", dass ich auf IRGENDETWAS Anderes stoße als die Verdachtsdiagnose mit der uns all dies bisher zurückgelassen hat.
Im Grunde weiß ich, dass diese Verdachtsdiagnose mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einfach nur die Realität ist die ich nicht leiden mag..
Aber immerhin hat Willow (so heißt die Katzendame) zusätzlich zu dem eigentlichen Problem noch nen Schnupfen bekommen der mich dazu gebracht hat mal meinen Pariboy (geht das eigentlich nur mir so, oder klingt das sehr viel mehr nach nem Sextoy als nach nem echt guten Inhalationsgerät/Vernebler?) rauszukramen und mit neuen Filtern usw auszustatten.
Hilft der Katze und auch meine nervige Bronchitis profitiert davon.
Dabei hatte ich besorgten Freunden schon damals als ich das Ding für nen krankes Huhn gekauft hab in Aussicht gestellt, dass ich und mein Mann ja auch davon profitieren können... für mich selbst ausm Quark zu kommen ist aber irgendwie immer viel schwerer und es gibt so viele schöne Ausreden... wird eins der Tiere krank oder mein Mann, dann komm ich seltsamerweise stets vorgestern ins Handeln..
Naja, wie ich schrieb... Tochter meines Vaters.. der war auch NIE nachlässig wenn jemand anders krank/einem Risiko ausgesetzt war, nur bei sich selbst immer dieses "Was von alleine kommt verzwitschert sich auch wieder von alleine." das hab ich sowas von "geerbt"...