kelten-maisie schrieb:Wie würdest du das dann einschätzen? Bekäme er vor dir mildernde Umstände, da er ja nichts dafür kann, ja so handeln musste, da ihm solche Taten normal vorkommen – für ihn als Psychopathen. Oder würdest du ihn wie jeden anderen Mehrfach-Mörder behandeln, der möglicherweise Empathie besitzt, aber aus anderen Gründen gemordet hat, z.B. Habgier oder Rache? Bekäme er vielleicht als mildernde Umstände eine „angenehmere“ Haft mit Vergünstigungen, da er ja auch Opfer seiner selbst ist?
Punkt 1: Mildernde Umstände - nein.
Begründung: Wieso sollte ich
mildern, wenn sein Verhalten gesteuert wird durch seine Schädigungen im Hirn? Eine Strafe wäre für mich dabei fehl am Platz, sondern wird eine Lösung gesucht, wie man denn am besten das Ganze angehen kann.
Eine Voraussetzung einer Strafe liegt einer emotionalen Entscheidung für mich zugrunde.
Wir denken nicht nur rational, sondern daran, was für uns wichtig ist. Ist uns ein friedliches Miteinander wichtig, andere Menschen wichtig, so handeln wir sozial. Jemand, der das aber von grundauf nicht kann, hat ganz andere Grundlagen. Er ist nicht fähig, Interesse an anderen Menschen zu haben, er kann es nur für sich. Deshalb sind andere Menschen nur Werkzeuge. Regeln sind für ihn lästig, er hält mitfühlende Menschen für kaputt, er hält sie für schwach. Er benutzt sie, um das zu bekommen, was er möchte. Er überschreitet dabei Grenzen, er will nur Erfolg. Die Hirnbereiche, die bei uns aktiv werden, wenn wir jemanden Unrecht tun würden, oder daran denken, melden sich bei ihm nie. Er wird anders angetrieben.
Ich verfolge in meinem Lebensgrundsatz immer einem Punkt: Leben und leben lassen.
Wir können nicht gegen Schwulenfeindlichkeit angehen mit der Begründung, dass kein Mensch sich seine Sexualität aussucht, dass sie angeboren ist, also Toleranz zu zeigen, wenn man im Gegenzug andere Menschen niederringen will, die sich ebenfalls nicht ausgesucht haben, dass sie so sind wie sind und deshalb andere Wege gehen müssen.
Auch wenn diese Personen kriminell sind und eiskalt, so ist es in meinen Augen falsch, ihnen jegliche Freiheitsrechte zu nehmen.
Freiheit umschließt noch so viel mehr als sich frei zu bewegen. Es gehören Entscheidungen und Möglichkeiten hinzu, Annehmlichkeiten.
Was also kann ich tun, wenn ich merke, dass jemand so unberechenbar ist und es an dem liegt, wo niemand von uns auch nur irgendeinen Einfluss drauf hat?
Ich kann mir sagen, dass das ein hartes Los ist, aber jemand, der schon von grundauf massive Defizite hat und nach seinen Defiziten lebt, muss ich dann noch erheblich mehr Defizite draufpacken? Ich denke nicht. Schließlich bin ich kein Psychopath,
ich habe Mitgefühl.
Natürlich müssen wir auch die Sicherheit der Gesellschaft gewährleisten, also ist hier eine Kombinationsaufgabe gefragt.
Dass man beide Parteien voneinander trennt, sollte klar sein. Dass beide Parteien keine Einschränkungen haben, sollte ebenfalls möglich sein.
Ich hatte schon die Idee einer Insel gehabt. Einer alternativen Lebensweise.
Es wurden Bedenken geäußert, sie könnten sich zurück in die Gesellschaft schmuggeln, aber da sehe ich keinen Grund zu, diese Gedanken zuzulassen.
Man muss ihnen nur das geben, was sie brauchen. Etwas, was speziell für Psychopathen die Gesellschaft unattraktiver als ihr neuer Lebensraum macht. Bevor jetzt gefragt wird, was das sein könnte, muss ich passen, aber bin für Ergänzungen und andere Vorschläge jederzeit offen.
kelten-maisie schrieb:Ein Psychopath landet aber nicht zwangsläufig im Gefängnis. Er kann sich dann draußen seiner Freiheit erfreuen und sich dort über all die „Deppen“ schieflachen, die er täuschen und manipulieren kann.
Der Unterschied zwischen “erfolgreicher“ und “nicht erfolgreicher“ Psychopath liegt nicht darin begründet, dass er jemanden nicht erfolgreich täuschen kann.
Oder dass der nicht erfolgreiche Psychopath nicht intelligent ist. Es ist mehr ein Grundkatalog. Es gibt einige Punkte, aber nicht alle müssen zutreffen.
sunshinelight schrieb:Ob jemand bei derselben Ausprägung an Psychopathie zum Verbrecher oder zur erfolgreichen Führungskraft wird, entscheiden Elternhaus, frühe Erfahrung und Ernährung, Intelligenz, ökonomische Ausstattung des Elternhauses, Ausmaß extremer Einkommensunterschiede und Schulbildung und je entspannter (gemessen an der Herzfrequenz in Ruhe) ein Psychopath ist. Aber je besser sein autonomes System, zum Beispiel das Herz, aktivierbar ist, umso eher wird er erfolgreich.
sunshinelight schrieb:Jene Gewalttäter, welche eine diagnostizierbare Schädigung des mPFC erlitten hatten, wurden auch dann gewalttätig, wenn sie keine Vernachlässigung in der Jugend erlebt hatten, aus „guten“ Familien kamen. In diesem Fall triumphiert das Gehirn über die sozialen Umstände.
https://www.dasgehirn.info/entdecken/grosse-fragen/das-so-genannte-boesekelten-maisie schrieb:Was kann jemand dafür, dass er so ist, wie er ist. Man hat seine Entwicklung nicht immer selber in der Hand. Weder
als Kleinkind noch später. Nur, später kann man selber mehr Einfluss auf sich selber nehmen, wenn man möchte
UND EMPATHIE für andere und sich selber hat. Hat man keine Empathie, kann man auch keinen Einfluss haben auf
sein Tun und Lassen, was Gefühle und Körper und dbzgl. Schaden betrifft weder für sich noch für andere. Meinst du vielleicht DAS? Hat demnach ein Psychopath keinen Zugang zu dem als allgemein guten menschlichen Miteinander betrachtetem
Verhalten im Leben.
Korrekt. Ich wusste doch, ich rede kein Spanisch.
:)kelten-maisie schrieb:ABER, warum glaubst du das ein Psychopath nicht er selber sei?
Ein Psychopath ist er selbst, die Überschrift ist ein wenig eine Kritik an unser soziales Bewusstsein, das manchmal, wie mir scheint, mehr Schein als Sein ist.
kelten-maisie schrieb:Aber das scheint bei manchen letztendlich nicht zu greifen, da der Reiz des Risikos und des Verbotenen und des
nicht-erwicht-werdens (zumindest in der Vorstellung) bei denen zu groß geworden ist und sie deswegen z.B. mordeten.
Ich ergänze: sie haben keine Angst. Das Gefühl der Angst ist bei ihnen auch nicht vorhanden. Sie haben keine Hemmungen.
Hier kann man auch noch mal das Thema Alkohol ins Spiel bringen: Alkohol vermindert unsere Hemmungen und wir tendieren dazu, uns so zu verhalten, wie wir es sonst nicht tun. Aggressiv, zum Beispiel. In dem Rausch ist uns alles egal. Vielleicht kennen das ja einige.