So. Nochmal zum allgemeinen Verständnis. Das Threadthema ist soweit klar, die Diskussion ist in eine Richtung verlaufen, in welcher
@Scott78 in mehreren Beiträgen zur Debatte stellte, ob man die Gesellschaft (oder den Einzelnen)
nicht bereichern könnte, indem man zum einen die Hirnforschung intensiviert und zum anderen an Psychopathie (Persönlichkeitsstörung) Erkrankte früherkennen und im "positiven" Fall besser von der Gesellschaft "fernhalten" sollte, damit die Gesellschaft als Ganzes davon profitieren kann, um einen "Nutzen" daraus schöpfen zu können. Da
@Scott78 gerade gesperrt ist, sage ich das unter Vorbehalt und lasse mich gerne von ihm verbessern, sollte ich das falsch wiedergegeben haben.
Da ich mich vor "einiger" Zeit mit Udo Sierck, mit der Etikette "Behinderung" als solches auseinandersetzte, erinnerte mich die laufende Diskussion an Fragen um das Existenzrecht von Menschen mit Behinderung, die gerade eben auch durch Peter Singer, genauer gesagt die Diskussion um ihn, immer wieder angestossen wurde. Dazu muss man wissen, dass der Philosoph und Bioethiker Singer die Grenzen zwischen Mensch und Tier in seinen Thesen gerne verwischt und zum Schluss kommt, dass zB der Konsum von Fleisch moralisch nicht vertretbar sei.
Singer hatte wie bereits angesprochen den Vorläufer, den Utilitarismus (utilitas: Nutzen) zum Präferenzutilitarismus erweitert und somit geprägt.
Der Utilitarimus meint vereinfacht, dass der Nutzen für die Allgemeinheit va in der moralischen Qualität der Handlung des Einzelnen angelegt ist (nutzt deine Handlung der Allgemeinheit, ist sie gut). Zwar will auch der Präferenzutilitarismus das Glück nach obigen Prinzip maximieren, im Unterschied zum Utilitarismus wird hier aber der Gesundheitszustand des Individuums im Gegensatz zu Religion, Rasse, Geschlecht ausgenommen. Damit sind Interessen von Menschen, welche über einen schlechteren Gesundheitszustand verfügen, für ihn als geringer einzustufen.
Eine lebenswerte Person nach Singer ist demnach
- kommunizierend
- rational
- dazu fähig, Beziehungen zu führen
- klar orientiert
- zielbewusst
Weniger Lebensrecht hätten Komatöse, Demenzkranke, Säuglinge, sie wären demnach unvollständig im Unterschied zu bestimmten Tierarten.
Die oben angesprochene Verwischung zwischen Tier und Mensch gipfelt darin, dass Menschen nach Singer zur eigenen Leidvermeidung(!) und zur gesellschaftlichen Nutzenmaximierung getötet werden können, während Tierarten unter Aufhebung des Speziesismus deren Rang einnehmen. Holocaustvergleiche wie "Hühner-KZs" seitens der PETA-Kampagne lassen grüßen. Zum Glück wurde ihnen das gerichtlich untersagt.
Scott78 schrieb:Aber ich denke, wie ein Mensch sich verhält bzw. wie er auf Stressoren reagiert, wie empfindlich er mit einem Gefühl von Belohnung auf für ihn belohnende Reize reagiert oder wie stark - im Gegensatz zu seinem Moralempfinden - sein Wille ist, belohnende Reize empfinden zu wollen, wird maßgeblich durch seine Genetik bestimmt.
Wieder zurück. Das was hier als maßgeblich "genetisch bestimmt" beschrieben wird, ist unter den bekannten Lerntheorien, die klassische Konditionierung, das operante Konditionieren, zusammengefasst.. Natürlich habe ich nicht überlesen, dass es hier um das "Wie" geht. Erstmal zählt für mich hier aber ein Menschenbild, welches vermittelt, gewisse Optimierungsprozesse selbstbestimmt und selbstkontrolliert vorzunehmen und nicht ausschließlich einen genetischen Code ausgeliefert zu sein.
Ich sehe Leidensdruck aber als möglichen Faktor, diesen Optimismus auch aus den Augen verlieren zu können...
FlamingO schrieb:Ok, wenn nicht zitiert, so doch aber erwähnt und hier ins Spielfeld geworfen.
Zu "guter" Letzt: Mir stößt ganz einfach die Art und Weise deiner Intervention auf, nicht die Intervention.
Deswegen werde ich nicht mehr weiter auf dich eingehen. Mir geht es eher um eine gegenseitige Bereicherung, als um Schwanzvergleiche.
FlamingO schrieb:Bevor ich da nun in die Vollen geh: Gib dazu doch mal bitte deine eigene Lesart von Singer an.
Ich habe wenig Ahnung von Singer, gemessen an der Breite des Themas. Mir ging es darum den für mich destruktiven Gedanken, eine Persönlichkeitsstörung auf Kosten der persönlichen Freiheit als Indikator für das personifizierte Unglück zu sehen, entsprechend einen Namen zuzuordnen.
Das dabei Fehler unterlaufen können, ist mir bewusst. Sorry dafür. Auch jetzt habe ich sicher vieles weggelassen, was wichtig wäre. Ich lasse mich durchaus gerne verbessern! Letztlich ist mir aber der Bezug zum eigentlichen Thema vorrangig. Allgemeine Thesen um Singer oder entsprechende Interpretationen können wo anders Platz finden.
Auf Wiki greife ich nicht immer zurück. In diesem Fall erscheint es mir sinnvoller, diverse Hintergründe selber in kurze Zeilen zu fassen.
Soweit...