Eigentumswohnung vs Einfamilienhaus
31.05.2017 um 16:51
Sogar wenn Geld keine Rolle spielen würde, käme für mich nur die Eigentumswohnung in Frage.
Es ist eine gute Geldanlage, man muss sich nur um das kümmern, was in der Wohnung ist. Um Stiegenhaus, Garten, Parkplätze/Tiefgarage, Winterdienst,.. kümmert sich die Hausverwaltung – da bezahle ich gerne etwas höhere Betriebskosten.
Ein Garten gibt mir nichts, im Gegenteil, darin sehe nur lästige Arbeit. Auch im Freien Essen (Grillen) ist nicht meines – da stören mich schon die Insekten.
Auch die modernen Gartenwohnungen brauche ich nicht – sobald es schön ist, sitzen alle im Freien – da ist von Ruhe keine Rede mehr.
Mein Traum war immer eine Eigentumswohnung mit dicken Wänden, Garagenboxen (Nicht Tiefgarage oder Carport) und keine Grill/Liegewiese vor dem Fenster.
Ich fing eigentlich schon im Teeny Alter an zu sparen, nur das Geld, das ich bei Gelegenheitsjobs neben der Schule verdiente ging zu 2/3 für Urlaube drauf. Als ich direkt nach der Schule einen richtigen Job hatte, sparte ich härter. Ich kaufte mir selten neues Gewand, die Urlaube wurden weniger und die Gastronomie verdiente so wie so nie etwas an mir. Nur aufs Auto wollte ich nicht verzichten.
Etwas später kam der Kinderwunsch – ich wollte aber nur Kinder und keinen festen Mann. Ich dachte, ich spare noch ein Bisschen, damit ich die ersten zwei Jahre beim Kind bleiben kann und von den Ersparnissen lebe – es kam aber anders! Ich lernte meinen jetzigen Partner kennen. Er wollte ursprünglich keine Kinder, hat sich aber mir zu liebe umstimmen lassen. Da ich etwas mehr verdiente als er und er besser mit Kindern umgehen konnte als ich, überredete ich ihn, dass er in Karenz geht. Ich ging sofort nach dem Mutterschutz wieder Arbeiten und sparte weiter – das waren aber mit nur einem Gehalt kleine Summen.
Damals waren zwar die Preise bei weitem nicht so hoch wie jetzt, aber ich dachte schon, dass ich nie die nötige Summe zusammenkriege. Ich muss dazu sagen, dass ein Kredit für mich nie in Frage kam. Ich lebe nach dem Motto: entweder kann ich etwas bar bezahlen oder ich nehme es nicht.
Ich wollte bewusst in eine „Armengegend" ziehen – dort herrscht nicht so ein „Streberniveau". Dann sah ich zufällig, wie ein Makler an einem Fenster ein Schild „zu verkaufen" anbrachte. Die Lage, das Umfeld und das Haus passten. Ich ging hin, fragte ihn, wie groß die Wohnung ist und was sie kostet. Ich durfte sie sogar gleich anschauen. Sie war in einem wirklich katastrophalen Zustand. Trotzdem war mir die Zimmereinteilung und der Ausblick sympathisch. Aber ich wusste, dass ich da noch mehr Geld hineinstecken müsste, als die Wohnung kostete.
Der Preis war zwar ok, aber ich sagte zum Makler, dass hier zu viel zum investieren ist. Er sagte, was ich bereit wäre zu bezahlen. Ich nannte eine Summe, die nur etwas höher als die Hälfte des Preises war. Er sagte, dass sich der Verkäufer darauf nicht einlässt. Er schrieb sich aber meine Telefonnummer auf, falls er eine ähnliche Wohnung bekommt, die nicht so kaputt ist.
Für mich war die Sache gegessen. Ich malte mir aber in Gedanken aus, wie ich diese Wohnung herrichten würde. Ich zeigte sie auch von außen meinem Partner. Er sagte, so eine Bruchbude kann man nicht nehmen, da werden wir nie mit dem Renovieren fertig.
Drei Wochen später rief mich der Makler an. Offensichtlich war diese Wohnung nicht so leicht zu verkaufen, denn Leute mit Geld gehen nicht in diese Gegend, bzw. Anleger wollen nicht so aufwendig renovieren – beim Rest haut die Finanzierung nicht hin.
Ich könnte die Wohnung zu dem von mir genannten Betrag haben. Ich war fast geschockt, sagte, dass ich eine Nacht drüber schlafen muss.
Ich besprach alles mit meinem Partner, sagte ihm, dass ich nie mehr eine Wohnung um diesen Preis bekommen werde. Wir haben mit dem Einziehen keinen Zeitdruck – also schön langsam renovieren.
Er stimmte mürrisch zu – begeistert war er nicht - er konnte mir aber noch nie einen Wunsch abschlagen! Da er über keine Ersparnisse verfügte, kaufte ich die Wohnung alleine (ich bin alleine im Grundbuch)
Anfangs entrümpelten wir alles, auch den knarrenden Böden rissen wir zu zweit raus – da entdeckten wir, dass nicht einmal ein Estrich vorhanden war, sondern nur ein uralter „Lösch", auch der Putz kam komplett runter. Die Wohnung sah aus wie ein Rohbau (man sah nur die Ziegeln) Es kam alles neu: Wasser/Abwasser/Stromleitungen, einbruchsichere Fenster und Eingangstür (das hat ein Schweinegeld gekostet), schallisolierende Wände, flächenbündige Innentüren, Niedrigenergieheizung (Fußboden und Wand), Industrieestrich, alle Böden in gleicher Höhe – alleine bis hier hin hat die Renovierung 5 Jahre gedauert. (ich war stur, lehnte die Hilfe von Freunden ab, wollte mit meinem Partner alles alleine schaffen)
Wir machten was ging zu zweit selbst (in dieser Zeit kam auch unser zweites Kind zur Welt), als ich dann mit dem dritten Kind schwanger war, wussten wir, jetzt müssen wir aus Platzgründen einziehen. Bad ging sich gerade noch hochwertig aus. Küche und Möbel waren nur mehr Billigprodukte. Wir zogen kurz vor dem Geburtstermin des dritten Kindes ein. Ich war mit den Ersparnissen auf „0" – das belastete mich sehr. Seit Jahren kein Urlaub mehr, nur arbeiten, Kinder und renovieren – aber wir hielten durch!
Nach einem Jahr kam der nächste Schock: das Haus wurde außen renoviert, die Reparaturrücklage reichte nicht und jeder Eigentümer musste einen Selbstbehalt zahlen – entweder bar oder mittels gefördertem Kredit. In meinem Fall waren das € 16.000,-- die hatte ich natürlich nicht mehr übrig. Ich ließ mir in der Firma die „Gutstunden" auszahlen (waren ursprünglich für die Kids bestimmt), machte den Steuerausgleich und trieb alle Außenstände ein. So kratzte ich € 6.000,-- zusammen. Die restlichen € 10.000,-- musste ich bei meiner Bank aufnehmen (der geförderte Kredit wäre nur auf 20 Jahre möglich gewesen, das wollte ich nicht) – das war komplett gegen meine Prinzipien und belastete mich sehr. Zum Glück ging die Bank nicht ins Grundbuch.
Als mein Partner nach der Karenz wieder zu Arbeiten begann, dachte ich, es wird finanziell besser – dem war aber nicht wirklich so, weil wir dann Kinderbetreuungskosten für 3 Kids um die € 1.000,-- pro Monat hatten. Trotzdem schaffte ich es, den Kredit innerhalb von 2,5 Jahren abzubezahlen – jetzt bin ich schuldenfrei!
Aber finanziell gefangen habe ich mich bis heute nicht. Voriges Jahr sind wir zu ersten Mal mit allen drei Kids in den Urlaub geflogen (deshalb habe ich nicht sparen können), auf dringenden Wunsch der Kids fliegen wir heuer im Sommer wieder zwei Wochen ans Meer. Aber jetzt muss ich wieder sparen: unser Auto ist in die Jahre gekommen (BJ 2002) und muss wahrscheinlich nächstes Jahr gegen einen neueren Gebrauchten getauscht werden – wieder nichts mit Geld auf die Seite legen können.
Ja, ich bin eingebildet, aber ich bin stolz, dass ich mir meine Eigentumswohnung ganz alleine geschaffen habe und schuldenfrei bin (mein Partner hat viel Arbeit und Materialkosten hineingesteckt – dafür zahle ich alleine die Betriebskosten). Auch der extreme Stress mit den Kids wird ab Herbst 2018 besser: da kommt auch mein jüngstes Kind in die Schule und dann fällt der tägliche weite Weg zum Spezialkindergarten weg (der hat den Kids aber sehr viel gebracht und ist den Aufwand wert)
Fazit: noch ca 1,5 Jahre durchhalten, dann sind die beiden jüngeren Kids von der selben Schule abzuholen. Auch das werde ich noch überstehen.
Der letzte Schritt ist dann noch, dass ich mich finanziell wieder besser stelle und mir wieder etwas erspare – denn so wie jetzt immer in Angst leben, dass etwas zu zahlen ist, geht ganz schön auf die Substans.
Es war für mich die richtige Entscheidung, die Wohnung zu kaufen und sanieren.
Jetzt bin ich auch froh, dass das gesamte Haus saniert wurde – es ist alles schön geworden. Siedeln mag ich auch nicht mehr. Auch nicht notwendig, denn ich werde vermutlich bis zu meiner Pension in der Firma bleiben, wo ich seit über 20 Jahren arbeite.
Irgendwann möchte ich die billige Küche und die Möbel gegen hochwertigere tauschen, aber das hat Zeit,.. ja, ich möchte in meiner Wohnung alt werden!