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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

1.140 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Rassismus, Ethnopluralismus, Kulturelle Aneignung ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

24.06.2024 um 23:13
Ich muss in letzter Zeit ständig darüber nachdenken, inwieweit es kulturelle Aneignung ist, dass Disney seit Jahrzehnten deutsche Volksmärchen verfilmt und teilweise verfälscht.
Neulich hab ich eine Diskussion unter Müttern (hab selbst keine Kinder) gehört, bei der einige es bedauerte, dass ihre Kinder nur die Disney-Version vieler Märchen kennen, woraufhin ich mir dachte: Äh...seid ihr nicht eigentlich verantwortlich dafür, was eure Kinder kennen?
Ich hab meinem kleinen Cousin Märchen (die echten) vorgelesen, als ich fünfzehn war und er zehn Jahre jünger.
Jetzt mal unabhängig vom Rechtsruck in Europa und zunehmender Ausländer- Flüchtlings- und Queerfeindlichkeit (drei Punkte, die ich nicht nur nicht teile, sondern verachte):

Ist die "Disneyisierung" deutscher Volksmärchen nicht auch eine gewisse Art kultureller Aneignung und haben wir als Deutsche nicht auch das Recht, uns darüber aufzuregen?


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

24.06.2024 um 23:19
Zitat von PusemuckelPusemuckel schrieb:Ist die "Disneyisierung" deutscher Volksmärchen nicht auch eine gewisse Art kultureller Aneignung und haben wir als Deutsche nicht auch das Recht, uns darüber aufzuregen?
Nein und nein meiner Meinung nach.
Wie du schon sagst, obliegt der Konsum den Eltern. Sie werden ja nicht dazu gezwungen, die Wahl ist ja da.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

24.06.2024 um 23:59
Zitat von PusemuckelPusemuckel schrieb:Ich muss in letzter Zeit ständig darüber nachdenken, inwieweit es kulturelle Aneignung ist, dass Disney seit Jahrzehnten deutsche Volksmärchen verfilmt und teilweise verfälscht.
Neulich hab ich eine Diskussion unter Müttern (hab selbst keine Kinder) gehört, bei der einige es bedauerte, dass ihre Kinder nur die Disney-Version vieler Märchen kennen, woraufhin ich mir dachte: Äh...seid ihr nicht eigentlich verantwortlich dafür, was eure Kinder kennen?
Ich hab meinem kleinen Cousin Märchen (die echten) vorgelesen, als ich fünfzehn war und er zehn Jahre jünger.
Jetzt mal unabhängig vom Rechtsruck in Europa und zunehmender Ausländer- Flüchtlings- und Queerfeindlichkeit (drei Punkte, die ich nicht nur nicht teile, sondern verachte):

Ist die "Disneyisierung" deutscher Volksmärchen nicht auch eine gewisse Art kultureller Aneignung und haben wir als Deutsche nicht auch das Recht, uns darüber aufzuregen?
Jeder darf sich über alles mögliche aufregen.

Meinen Vater stört es, dass unsere deutsche Kultur zunehmend von der US-Amerikanischen verdrängt wurde - insbesondere was Filme und Serien angeht.
Er ist als sehr Heimtatverbundener auch ein überzeugter Anhänger rein deutscher Produktionen und seiner Meinung nach wird viel zu viel US-Zeug im TV gesendet als auch im Kino gezeigt.

Ps.
Wenn schon Märchen/Fantasie kommen wir ihn auch nur rein deutsche Märchen als rein deutsche Produktion infrage und schon gar nix von Disney.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

25.06.2024 um 00:08
Zitat von PusemuckelPusemuckel schrieb:Ist die "Disneyisierung" deutscher Volksmärchen nicht auch eine gewisse Art kultureller Aneignung
Klar ist es das. Und nach dem nationalistischen Konzept "kulturelle Aneignung" verdammenswert. Wenn man dieses Konzept jedoch komplett ablehnt, ist es nur erheiternd, dass die aktuelle deutsche Bundeshymne eine kulturelle Adaption eines kroatischen Volkslieds durch den Hungaro-Österreicher Joseph Haydn ist.

Youtube: Stal se jesem v jutro rano
Stal se jesem v jutro rano
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Ergo: Sofort eine neue deutsche Hymne :trollking:


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

25.06.2024 um 00:18
Als kroatischer Turbofolk ist die Urversion der deutschen Hymne auch ein Hammer.

Youtube: Žiga Međimurski - V jutro se ja rad vustanem, ravno pred zorju
Žiga Međimurski - V jutro se ja rad vustanem, ravno pred zorju
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:D


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

25.06.2024 um 02:29
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:das sollte man bedenken, wenn man meint, man müsse sich das Gesicht schwarz anmalen, um eine schwarze Person darzustellen.
... ich kenne die Hintergründe von Blackfacing: Minstrel Shows, Schwarze zur Belustigung als dumm darstellen. (Wie gesagt: arbeite in einem internationalen Umfeld, bin kulturell, geschichtlich... interessiert, und lehne Rassismus vehement (!) ab.)
Zitat von Hanne_LoreHanne_Lore schrieb:Und ich bin nun so richtig weiß auch nicht, werde schon seit Kindertagen oft gefragt, ob ich aus Slowenien oder Kroatien (damals natürlich noch Jugoslawien) komme, weil ich selbst im Winter nie richtig hellhäutig bin, woher auch immer das bei meinem Background kommt. (Die eine Seite Familie kommt vom Niederrhein, die andere besteht komplett aus Ossis und Polen) Oft ist der Zirkus einfach unnötig aufgebauscht m.M.n
Ich kenne diese Fragen oder Einschätzungen auch (vermutet wurde auch schon z.B. Indien, oder dass meine Tante (angeheiratet; Ehefrau des Bruders meiner Mutter) meine Mutter wäre). Ich wurde auch schon mehrfach am Arbeitsplatz von (neuen, erst aus dem Ausland angekommenen) Kollegen in Sprachen angespochen die ich nicht verstehe weil jemand mich optisch aus seinem Heimatland einschätzte.

Übrigens waren jene Kollegen oft erstaunt als sie erfuhren dass in Deutschland die Frage woher jemand kommt als heikel, schon in die Richtung einer Beleidigung gehend eingeschätzt wird und allenfalls als gestattet angesehen wird wenn man sich privat sehr gut kennt.
(Wird am Arbeitsplatz allgemein nicht als negativ angesehen; der Vollständigkeit halber: beantworten muss die Frage natürlich niemand unter Kollegen außerhalb dessen wo sie absolut notwendig ist (Personalabteilung bzgl. Vorbereitung Visumsanträge).)

Die "Praxis", Menschen anderer Ethnien durch übertriebene Darstellungen herabzuwürdigen, ist mir bekannt. (Meine Meinung: Wenn man sich auch nur ein wenig für Menschen interessiert weiß man das.) Blackfacing rechne ich in die Richtung. (Würde derariges niemals tun weil ich zur Kategorie "im Zweifelsfall nein" gehöre*, abgesehen davon dass ich für jegliche solche Anlässe wohl auch zu introvertiert bin - mich findet man bei keinem Fußballspiel, Fasching/Karneval oder auf einer Bühne.) Bei einer, den Fotos nach nicht übertreibenden oder verspottenden, Darstellung einer bekannten Person sehe ich persönlich aber kein Blackfacing (weder wird eine Person verspottend und herabwürdigend nachgemacht, noch wird einem schwarzen Künstler eine Auftrittsmöglichkeit genommen und er durch einen geschminkten hellhäutigen Künstler ersetzt), und was ich ausschlaggebend finde: Die Person die dargestellt wurde hat sich daran nicht gestört.

Ich frage mich hierbei ganz ehrlich: Wie ist denn die Meinung ausgehend von (Vertretern von) z.B. afrikanischstämmigen Menschen in (z.B.) Deutschland hierzu? Was wird als rassistisch, beleidigend angesehen, was nicht?

*Würde mich aber durchaus fragen wie dann z.B. eine historische Persönlichkeit in einem Theaterstück darzustellen wäre, wenn partout niemand aufzutreiben ist der dieser ähnelt - was bei einer kleinen Gruppe durchaus der Fall sein kann (denke ich z.B. an meine eigene Schulklasse aus dem ländlichen "Hinterdingselbieselbach"...). Theaterstück nicht aufführen? "Den Elefanten im Raum" nicht ansprechen? Oder dürfe man das Aussehen ansprechen, aber nicht zeigen (wie Theaterstück mit pantomimisch dargestellten Requisiten)?


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

25.06.2024 um 08:43
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Übrigens waren jene Kollegen oft erstaunt als sie erfuhren dass in Deutschland die Frage woher jemand kommt als heikel, schon in die Richtung einer Beleidigung gehend eingeschätzt wird und allenfalls als gestattet angesehen wird wenn man sich privat sehr gut kennt.
Ich muss zugeben, dass ich mich persönlich schon gern erkundige, woher jemand stammt, weils ja bei vielen Menschen letztlich doch Teil ihrer Identität ist (z.B. weil sich daraus Essensvorlieben, die Muttersprache der Eltern bzw. Verwandten und so weiter ableiten). Inzwischen warte ich mit meiner Frage aber ab, ob sich mal eine entsprechende Gelegenheit ergibt. Das könnte zum Beispiel sein, dass jemand eine Speise seiner Heimat ins Büro mitbringt. Dann fände ich es ehrlich gesagt seltsam, wenn man nicht nachfragen sollte, woher denn die Speise ursprünglich stammt.

Wir haben einen relativ neuen, jungen Mitarbeiter. Er bringt gemäß der üblichen Büro-Gebräuche gelegentlich einen Kuchen für alle mit, hat uns aber neulich erzählt, dass er früher gar keinen Kuchen gegessen oder gebacken hat. Das fand ich eine Gelegenheit, ihn zu fragen, woher er denn stammt. Er hat die Frage auch überhaupt nicht übel genommen, sondern gern und bereitwillig erzählt. Ich glaube, es hat ihn gefreut, dass wir uns für ihn und seine Herkunft und seine Geschichte interessiert haben.

Ich persönlich halte die Frage "Woher kommst du denn?" nicht unbedingt für ehrenrührig oder problematisch. Ich denke halt, dass man auch jede Antwort akzeptieren sollte. Wenn also jemand mit afrikanischem Aussehen sagt, dass er aus Wuppertal stammt, dann ist das so und ich bohre auch nicht nach im Sinne von "Ja, aber woher kommst du wirklich?".


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

25.06.2024 um 10:05
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:das sollte man bedenken, wenn man meint, man müsse sich das Gesicht schwarz anmalen, um eine schwarze Person darzustellen.
@Tussinelda

Also steht es dem potenziell von Rassismus Betroffenen nicht zu, selbst zu entscheiden, ob er sich rassistisch betroffen fühlt? Dass entscheidet dann wer für ihn?

Wenn also ein Weisser sich als Fußballfan dafür entscheidet, die Frisur von Rudi Völler als Perücke zu tragen, dann ist das kein Rassismus. Da sind wir uns wohl einig. Es ist schon eine Stereotypisierung. Aber man erwartet ja auch kein method acting von einem FUßball Fan, der einfach nur seinem Idol huldigen möchte.

Wenn sich ein Schwarzer dafür entscheidet, Rudd Gullit mittels Steroetypisierung zu huldigen, ist das auch kein Rassismus, obwohl die Perücke ja den gesamten Charakter und die Lebenserfahrungen von Ruud Gullit nicht abbildet, sondern ihn auf sein äußeres Erscheinungsbild reduziert.

Wenn ein weisser Fan Ruud Gullit huldigen möchte, dann ist das aber rassistisch, laut Deiner Definition. Gilt das nur explizit für das Anmalen des Gesichts oder würde das auch zutreffen, wenn er lediglich eine lookalike Peürcke und ein oranges Trikot trägt?

Wie wäre es, wenn ein schwarzer Fan Rudi Völler imitieren will mit Perücke und weiss angemaltem Gesicht? Ist das dann rassistisch oder nicht?

Wir gehen im Beispiel mal davon aus, dass alle 4 Fans die von ihnen dargestellten Personen mögen. Es geht nicht darum, sie irgendwie zu erniedrigen.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

25.06.2024 um 11:25
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Übrigens waren jene Kollegen oft erstaunt als sie erfuhren dass in Deutschland die Frage woher jemand kommt als heikel, schon in die Richtung einer Beleidigung gehend eingeschätzt wird und allenfalls als gestattet angesehen wird wenn man sich privat sehr gut kennt.
Wahrscheinlich weil sie in anderen Ländern die Erfahrung nicht gemacht haben und sie diese Fragen vielleicht selber gar nicht als Rassismus empfinden.
Mich würde schon mal interessieren, ob in anderen Ländern auch so ein Zirkus darum gemacht wird.
In dem wir solch simple Fragen unnötig "verheikeln" geben wir ihnen doch erst das negative Geschmäckle.
Die Frage an sich von wo jemand herkommt ist null wertend oder rassistisch.
Zitat von martenotmartenot schrieb:Ich persönlich halte die Frage "Woher kommst du denn?" nicht unbedingt für ehrenrührig oder problematisch. Ich denke halt, dass man auch jede Antwort akzeptieren sollte. Wenn also jemand mit afrikanischem Aussehen sagt, dass er aus Wuppertal stammt, dann ist das so und ich bohre auch nicht nach im Sinne von "Ja, aber woher kommst du wirklich?".
So einfach kann es sein.
Der Andere hat ja auch immer die Wahl seine Antwort zu gestalten.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

25.06.2024 um 11:30
Dass die Frage nach der Herkunft als unangemessen oder gar beleidigend aufgefasst werden kann, habe ich vor vielen Jahren eigentlich nur in dem Kontext mitbekommen, wenn jemand das nur wegen seines Äußeren gefragt wird. Also wenn beispielsweise eine POC, die Deutsch als Muttersprache hat, trotzdem gefragt wird, wo sie oder er herkommt. Weil das impliziert, derjenige könne nicht deutsch sein, wegen der Hautfarbe. Da finde ich die Frage auch unangemessen.

Aber wenn jemand, ganz unabhängig vom Phänotyp, merklich mit Akzent Deutsch spricht - dann so zu tun, als hätte derjenige keinen Migrationshintergrund und nicht fragen zu dürfen, woher derjenige ursprünglich kommt - das finde ich schon übertrieben. Aus der Frage und der Info allein resultiert doch noch keine Diskriminierung. Ich finde die Frage in dem Fall schon deshalb interessant, um den Akzent sprachlich zuordnen zu können. Reine sprachliche und kulturelle Neugier.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

25.06.2024 um 11:32
Zitat von Hanne_LoreHanne_Lore schrieb:In dem wir solch simple Fragen unnötig "verheikeln" geben wir ihnen doch erst das negative Geschmäckle
Genau! Das wirkt, als wäre es irgendwie ehrenrührig, nicht aus Deutschland zu stammen und müsse deswegen unbedingt verschwiegen werden.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

25.06.2024 um 11:42
Zitat von Hanne_LoreHanne_Lore schrieb:Mich würde schon mal interessieren, ob in anderen Ländern auch so ein Zirkus darum gemacht wird.
In dem wir solch simple Fragen unnötig "verheikeln" geben wir ihnen doch erst das negative Geschmäckle.
Die Frage an sich von wo jemand herkommt ist null wertend oder rassistisch.
Nein, ist in anderen Ländern nicht so. Bin weit gereist und meine Frau hat unter anderem im Ausland gearbeitet. Da ist es einfach nur eine Frage.
Und die Beantwortung zog in 99% der Fälle nette Gespräche nach sich.

Es geht ja auch noch weiter. In Indien und China (nicht nur in abgelegenen Regionen) haben wir teilweise 20 Minuten lang Fotos mit Massen von einheimischen gemacht.

Man stelle sich vor, hier gingen weiße Bundesbürger auf einen schwarzen zu und wollen Bilder machen…

Aber ich weiß: dAs IsT wAs AnDeReS.
Zitat von KitriKitri schrieb:Dass die Frage nach der Herkunft als unangemessen oder gar beleidigend aufgefasst werden kann, habe ich vor vielen Jahren eigentlich nur in dem Kontext mitbekommen, wenn jemand das nur wegen seines Äußeren gefragt wird. Also wenn beispielsweise eine POC, die Deutsch als Muttersprache hat, trotzdem gefragt wird, wo sie oder er herkommt. Weil das impliziert, derjenige könne nicht deutsch sein, wegen der Hautfarbe. Da finde ich die Frage auch unangemessen.
Auch hier. Dass diese Person, bzw. die Erzeuger, oder Erzeuger der Erzeuger eben ganz offensichtlich ursprünglich nicht aus Nordeuropa kommen, macht die Frage nicht rassistisch.
Es ist möglicherweise einfach nur Interesse an der ursprünglichen Herkunft der Familie.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

25.06.2024 um 11:45
Zitat von PusemuckelPusemuckel schrieb:Ist die "Disneyisierung" deutscher Volksmärchen nicht auch eine gewisse Art kultureller Aneignung und haben wir als Deutsche nicht auch das Recht, uns darüber aufzuregen?
Ironischerweise sind die Märchen der Grimm-Sammlung zum großen Teil bereits selbst "kulturell angeeignet". Viele gehen in Wirklichkeit z. B. auf französische und andere internationale Quellen zurück und sind keineswegs spezifisch deutsch.
Durch Perrault und durch die hugenottische Herkunft Dorothea Viehmanns und der Kasseler Familien Hassenpflug und Wild (...) flossen auch viele ursprünglich französische Kunstmärchen und Märchenvarianten in die Sammlung ein. Um ein Märchenbuch mit „rein deutschen“ Märchen zu haben, wurden einige Märchen, die aus Frankreich in den deutschen Sprachraum gelangten, wie etwa Der gestiefelte Kater oder Blaubart, nach der ersten Ausgabe wieder entfernt. Dies geschah allerdings nicht konsequent, denn den Grimms war durchaus bekannt, dass zum Beispiel für Rotkäppchen auch eine französische Version mit tragischem Ende existierte. Eine nationale Eingrenzung war auch deshalb fragwürdig, weil einige Märchen wie etwa Aschenputtel eine umfangreiche europäische und sogar internationale Herkunfts- und Verbreitungsgeschichte haben.
Quelle: Wikipedia: Grimms Märchen


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

25.06.2024 um 11:46
Zitat von V8TurboV8Turbo schrieb:Auch hier. Dass diese Person, bzw. die Erzeuger, oder Erzeuger der Erzeuger eben ganz offensichtlich ursprünglich nicht aus Nordeuropa kommen, macht die Frage nicht rassistisch.
Es ist möglicherweise einfach nur Interesse an der ursprünglichen Herkunft der Familie.
Das stimmt... Siehst du, auch ich traue mich schon gar nicht mehr, auch nur diesen Gedanken zu formulieren, aus Angst, dass mir Rassismus unterstellt wird.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

25.06.2024 um 11:49
Zitat von KitriKitri schrieb:Das stimmt... Siehst du, auch ich traue mich schon gar nicht mehr, auch nur diesen Gedanken zu formulieren, aus Angst, dass mir Rassismus unterstellt wird.
Das unterscheidet uns. Mir ist es völlig Rille ob irgendeine getriggerte Snowflake mir Rassismus vorwirft.
Von den Menschen welche ich bisher gefragt habe, hat dies nämlich niemand getan.
Das sind dann weiße Wohlstandsverwahrloste, welche meinen, Betroffenen erzählen zu müssen, wann sie sich beleidigt zu fühlen haben.

Siehe Gullit.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

25.06.2024 um 11:52
Zitat von Hanne_LoreHanne_Lore schrieb:Mich würde schon mal interessieren, ob in anderen Ländern auch so ein Zirkus darum gemacht wird.
Nein, ist mir nie aufgefallen. Es ist eine ganz normale Frage. Eher im Gegenteil, es ist oft der Beginn von interessanten Unterhaltungen.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

25.06.2024 um 12:13
Also, für mich sind Grimms Märchen nicht deutsches, sondern westliches Kulturgut. Disneyfilme sind ebenfalls westliches Kulturgut, also können Disney-Verfilmungen von Grimms Märchen gar keine kulturelle Aneignung sein. Und das sage ich, obwohl ich Disney-Märchenfilme eigentlich nicht mag.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

25.06.2024 um 12:27
Zitat von soomasooma schrieb:Eher im Gegenteil, es ist oft der Beginn von interessanten Unterhaltungen.
Nach wie vor erlebe ich es so, dass die Frage nach der Herkunft eher positiv bewertet wird, weil der Gesprächspartner das als Interesse an der Person wertet. Außerdem kann man über solche Themen gut ins Gespräch kommen und findet davon ausgehend häufig noch andere Themen, wie z.B. Sprachen, Speisen und Rezepte, Kleidung, etc.

Wie gesagt, ich finde es nur wichtig, dass man die erhaltene Antwort ernst nimmt und nicht weiter in Frage stellt. Also, wenn jemand erzählt, er stammt aus Mannheim, Wuppertal oder Würzburg, dann ist das eine ebenso gültige und aussagekräftige Antwort, als wenn er sagt, er stammt aus Pakistan, Südkorea oder Kamerun.


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

25.06.2024 um 15:12
Zitat von martenotmartenot schrieb:Ich muss zugeben, dass ich mich persönlich schon gern erkundige, woher jemand stammt, weils ja bei vielen Menschen letztlich doch Teil ihrer Identität ist (z.B. weil sich daraus Essensvorlieben, die Muttersprache der Eltern bzw. Verwandten und so weiter ableiten). Inzwischen warte ich mit meiner Frage aber ab, ob sich mal eine entsprechende Gelegenheit ergibt. Das könnte zum Beispiel sein, dass jemand eine Speise seiner Heimat ins Büro mitbringt. Dann fände ich es ehrlich gesagt seltsam, wenn man nicht nachfragen sollte, woher denn die Speise ursprünglich stammt.
Ich finde es grundsätzlich auch eine schöne Geste und finde es gut, dass es in der "Arbeitskultur" in meinem Beruf üblich ist.
Mitgebrachte Speisen sind übrigens auch häufig, immer wieder auch dass sie jemand zu einem Festtag aus seiner eigenen Kultur anfertigt und dann mit einem Zettel dazu in der Kaffeeküche abstellt: zu Diwali, zu Eid al-Fitr.... oder vielleicht auch zu einem Fest zu dem man selbst Bezug hat aber zu dem in einem anderen Land etwas ganz anderes gegessen wird (wie wäre es mit einem fruit cake zu Weihnachten?).
Ich persönlich halte die Frage "Woher kommst du denn?" nicht unbedingt für ehrenrührig oder problematisch. Ich denke halt, dass man auch jede Antwort akzeptieren sollte. Wenn also jemand mit afrikanischem Aussehen sagt, dass er aus Wuppertal stammt, dann ist das so und ich bohre auch nicht nach im Sinne von "Ja, aber woher kommst du wirklich?".
Ds sehe ich auch so. Und: Auch ich bohre da nicht nach.
Die von mir genannten Kollegen stammen übrigens wirklich aus dem Ausland, ganz konkret: mit Arbeitsvisum in Deutschland.
An einem meiner früheren Arbeitsplätze waren das Menschen aus über 40 Ländern; allein in meinem Promotionsjahrgang 20 von 22 Doktoranden erst für die Promotion nach Deutschland gekommen.

Ich bin gerade im Ausland; erst letztens hatte der Kollege im Büro neben mir einen Besucher da, den er auch mir vorstellte. Frage Nr. 2 war woher ich komme (optisch dürfte ich hier wenig auffallen, Name an der Tür und mein Akzent fallen aber auf), Frage Nr. 3 war dass mein Name aber nicht deutsch wirke (kurzes Gespräch in welcher Region Deutschlands der Name üblich ist). Fand ich persönlich nicht aufdringlich, weiß aber auch dass dergleichen in anderen Kontexten nicht gut ankäme.
Zitat von Hanne_LoreHanne_Lore schrieb:Wahrscheinlich weil sie in anderen Ländern die Erfahrung nicht gemacht haben und sie diese Fragen vielleicht selber gar nicht als Rassismus empfinden.
Mich würde schon mal interessieren, ob in anderen Ländern auch so ein Zirkus darum gemacht wird.
In dem wir solch simple Fragen unnötig "verheikeln" geben wir ihnen doch erst das negative Geschmäckle.
Die Frage an sich von wo jemand herkommt ist null wertend oder rassistisch.
Ganz genau. Siehe oben, Zusammensetzung des Kollegenumfelds.
Selbst wurde ich z.B. (als eine der wenigen Personen dort die in Deutschland aufgewachsen sind) auch häufig nach deutschen Speisen, Brauchtümern, Feiertagen etc. gefragt.
Ich erinnere mich an eine Situation als jemand im Kalender über "Christi Himmelfahrt" stolperte.
Auch das empfinde ich nicht als aufdringlich.

Das mit dem "Verheikeln" sehe ich genauso. Da werden dann z.B. auch schon Theaterstücke (auch für kleines Kindertheater, z.B. in der Schule) gemieden, da kommt ja ein Schwarzer vor und alles ist falsch:
- Kein dunkelhäutiges Kind vorhanden? Schminken darf man nicht, das ist Blackfacing.
- Kein dunkelhäutiges Kind vorhanden? Nicht schminken und z.B. Jim Knopf ist jetzt ein blonder kleiner Junge, dann wird da ein Charakter weiß gemacht.
- Das ggf. einzige dunkelhäutige Kind spielt diesen Charakter? Dann ist das stereotype Zuweisung.


Zu Verkleidungen:
Ich find es sinnvoll den Kontext zu berücksichtigen.
Ein "jede Verkleidung als ein Mensch der dunkler als man selbst ist ist Blackfacing" ist IMHO zu pauschal.

Schwarze Menschen verspotten (übertriebene Gesichtszüge mit wulstigen Lippen, dümmliches Verhalten - a la "Minstrel Show", "einen N* machen")?
Kein schwarzer Schauspieler, weil man der Meinung sei, weiße Schauspieler "könnten alle Rollen spielen"?
Oder ist da z.B. kein schwarzer "Schauspieler", weil die kleine ländliche 13-Schüler-Schulklasse schlichtweg keine schwarzen Schüler hat?
Oder wie in dem Fall eine ganz konkrete Person, und das ohne jegliche karikaturhafte Verzerrung, darstellen?

Den Kontext nicht zu berücksichtigen erinnert mich persönlich (habe längere Zeit in den USA gearbeitet) daran, Brüste und Geschlechtsorgane automatisch mit Pornografie gleichzusetzen - während man in Deutschland den Kontext berücksichtigt, z.B. antike Statue, Aufklärungsmaterial, medizinische Darstellungen (für Minderjährige geeignet) vs. Pornografie (nicht für Minderjährige geeignet).
Zitat von V8TurboV8Turbo schrieb:Nein, ist in anderen Ländern nicht so. Bin weit gereist und meine Frau hat unter anderem im Ausland gearbeitet. Da ist es einfach nur eine Frage.
Und die Beantwortung zog in 99% der Fälle nette Gespräche nach sich.
Kann ich bestätigen.
Zitat von V8TurboV8Turbo schrieb:Es ist möglicherweise einfach nur Interesse an der ursprünglichen Herkunft der Familie.
So sehe ich das auch. Siehe oben, die Frage hier (im Ausland), woher ich komme (Akzent und Name fiel auf) und dann noch nach dem Namen. Eine Frage die ich als interessiert auffasse, und die ich selbstverständlich, wenn ich Anlass dazu gehabt hätte, auch unbeantwortet hätte lassen können (meinetwegen, ich hätte einen Nachnamen der auf Deutsch etwas Peinliches bedeutet und jemand frage was das genau heiße).
Zitat von martenotmartenot schrieb:Wie gesagt, ich finde es nur wichtig, dass man die erhaltene Antwort ernst nimmt und nicht weiter in Frage stellt. Also, wenn jemand erzählt, er stammt aus Mannheim, Wuppertal oder Würzburg, dann ist das eine ebenso gültige und aussagekräftige Antwort, als wenn er sagt, er stammt aus Pakistan, Südkorea oder Kamerun.
Dito. Man kann sich da auch mal verschätzen. Auch mir wurde schonmal ein Migrationshintergrund und Sprachkenntnis zugeschrieben (konkret: ich erstmal mit einem Gruß begrüßt den ich nicht verstand) der nicht zutraf, weil ich eher so aussehe wie viele Menschen von dort und ggf. etwas benutzte oder trank oder aß das dort typisch ist.
Und manchmal kann so ein Migrationshintergrund auch querbeet sein und man identifiziert sich nur mit einem Teil davon.
Meine Meinung: "Der Ton macht die Musik!"


Was m.E. viel, viel relevanter ist: Der Alltagsrassismus der erschreckend verbreitet ist.
Gerade durch das o.g. Arbeitsumfeld hatte ich hier einiges mitbekommen, nur exemplarisch:
- Kollege (aus dem Ausland, zu dem Zeitpunkt Deutschlerner, spricht hervorragendes Englisch) hatte massive Probleme eine Handwerksfirma aufzutreiben die eine dringende Reparatur im Haushalt durchführen sollte. Ausreden, vorgeschobene Umstände mit der Sprache (sachlich nicht vorhanden; ein Mitarbeiter mit zumindest grundsätzlichen Englischkenntnissen dürfte aufzutreiben sein da Englisch selbst in der Hauptschule Pflichtfach ist). Kollege bat mich dann für ihn zu versuchen Handwerksfirmen abzuklappern - kein Problem, mache ich gerne. Zunächst war man mir gegenüber am Telefon normal freundlich wie erwartbar, aber sobald ich zur Sprache bringen musste dass ich für meinen Kollegen anrufe, gab es nicht besonders gut versteckten Rassismus bis wüste Beschimpfungen. Erst Handwerksfirma Nr. 5 war normal und nahm den Auftrag an.
- Im weiteren familiären Umfeld erlebt: Da wurde mir zu Vorsicht bzgl. Kollegen aus bestimmten Ländern geraten, die würden klauen! (Es wurde sich explizit auf die Herkunft bezogen. Z.B. pauschale Warnung vor meinem kroatischen Vorgesetzten.)


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"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"

25.06.2024 um 16:32
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Ich backe auch gerne Scones. Und ich liebe diesen coleslaw - habe ich damals auch in Schottland gelernt. Nun lebe ich aber wieder in Deutschland, habe keine schottischen Wurzeln. Darf ich das dann nicht mehr? Dürfte ich es, wenn ich einen Schotten geheiratet hätte?
Lass Dich nicht verrückt machen, mache einfach alles was Du willst.
Bezüglich Rezepten darfst Du privat ALLE Rezepte kochen, sogar wenn diese patentiert sind, gewerblich muss man ein bißchen aufpassen, wiederum gibt es wenige Rezepte die patentiert sind.
(Ein Beispiel was viele überraschen werden ist Ciabatta, gibt es erst seit 1982)

Frisuren, Makeup oder ähnlichen sind frei (ja, zB auch wenn sich Schwarze einbilden die Dreads gehören ihnen).

Kleidung ähnlich, dennoch kann man Respekt zeigen wenn ein Kleidungsstück eine besondere Rolle hat, dann ist es vielleicht nicht für die Disko geeignet.

Alle Menschen nutzen alles von anderen Menschen, daher kann man mit diesem schwachsinnigen Vorwurf aufhören.


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