Ausgangszeiten/Ausgangssperren für Kinder und Jugendliche

Ich halte Ausgangssperren auch für sinnlos. Es ist ein Trugschluss zu glauben, abends oder nachts würden mehr Vergewaltigungen oder Übergriffe geschehen.

Das Thema Handyortung in Verbindung mit Kindern und Jugendlichen finde ich interessant:

Auch wenn die Teenager hier nun wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammen schlagen, und laut "Big Brother" und "Überwachungsstaat" brüllen mögen - so manche Eltern verschwundener Kinder wären heute wohl überglücklich, wenn sie früher die Möglichkeit gehabt hätten, ihre Kinder zu orten und zu finden. Man muss nur einmal in den Krimi-Bereich schauen und sich die vielen Fälle ansehen, in denen Kinder und Jugendliche noch heute, teilweise nach Jahren und Jahrzehnten, nicht gefunden wurden.

Ich hätte auch nichts dagegen, wenn die Polizei sich bei Kontrollen wie am Samstag (in dem Fall, der mir den Anlass zur Threaderstellung gab) die Telefonnummer der Mutter hätte geben lassen von dem Mädchen, und mal eben angerufen hätte um zu fragen, ob die Mutter weiß, wo ihre Tochter um diese Uhrzeit ist. Vermutlich hätte die Mutter das Mädchen dann nach hause zitiert und damit die Vergewaltigung verhindert. Leider ist das nicht geschehen, einen wirklichen Vorwurf kann man der Polizei aber auch nicht machen, sie haben eben keine rechtliche Grundlage für eine derartige Handhabung.

In meiner Kindheit/Jugend in den 60er haben meine Eltern für uns Kinder folgende Regel aufgestellt:
Die Glocken der nahen Kirche schlugen um 18 Uhr, das war für uns das Zeichen.. wenn die Glocke aufhörte (5 Minuten später),
mussten wir drinnen sein, sonst gab es für jeden eine Ohrfeige.
Man glaubt gar nicht, wie schnell man laufen konnte, um sich keine einzufangen.

Adipompöös schrieb:Die Glocken der nahen Kirche schlugen um 18 Uhr, das war für uns das Zeichen..

In welchem Alter war das?
War das eher die Uhrzeit um pünktlich zum Abendessen zuhause zu sein und durfte man dann hinterher noch einmal los? Wenn ja - wie lange?

Cathryn schrieb: einen wirklichen Vorwurf kann man der Polizei aber auch nicht machen, sie haben eben keine rechtliche Grundlage für eine derartige Handhabung.

Na ja, eben, die Polizei kann nur auf gesetzlicher Grundlage handeln und darüber sollten wir froh sein.

Ich sehe hier aber auch keine Gesetzeslücke. Die Aufsichtspflicht liegt bei den Eltern. Wenn der Staat sowas wie eine Ausgangssperre verhängt, ist halt die Frage: Wo fängt sie an, wo hört sie aus, kann man alle sinnvollen Ausnahmen ins Gesetz integrieren und ist das mit der Freiheit der Eltern bzw. ihrem Erziehungsrecht grundsätzlich vereinbar etc.

Die "Schuld" oder wie man das nennen will (abgesehen von der des Täters, versteht sich) sehe ich in diesem Fall bei den Erziehungsberechtigen, falls sie denn wussten, dass ihre Tochter noch irgendwo rumgeistert.
Falls sich das Mädchen ohne Wissen der Eltern von zu Hause entfernt hat, kann man meiner Meinung nach auch den Eltern keinen Vorwurf machen.

Adipompöös schrieb:Man glaubt gar nicht, wie schnell man laufen konnte, um sich keine einzufangen.

Es gab und gibt auch Kinder, denen sowas schnurzpiepegal ist.

LOL
das war das ultimative Zeichen ZUHAUSE zu sein,
nochmal los? Auf gar keinen Fall.
Das ist mit heute nicht zu vergleichen..
Ich war damals 7-10 Jahre, und die Geschwister schon älter.
Mein Vater war sehr konservativ, und duldete keine Widerworte.

Tanne schrieb:Ja, das ist immer ein guter Ansatz.
Den Kids vermitteln auf was sie zu achten haben und welche Konsequenzen sich daraus ergeben können.
Das ist aber teilweise auch eine ganz schöne Herausforderung.

Ja das mag wohl sein. Aber warum soll immer erst etwas passieren, bevor sie es lernen? Genauso wichtig finde ich es, das man sich als Eltern auch mal anhört oder besser noch selbst ein Bild davon macht, welchen Freundeskreis die "kleinen" da so haben. Wenn meine 14 jährige Tochter mit 18 jährigen etc. herum hängt, würde das in mir auch ein ungutes Gefühl auslösen. Gut den Umgang direkt unterbieten würde eh nichts bringen, das ist mir schon klar. Dann treffen die sich heimlich, das ist dann auch nicht Sinn der Sache.

@Adipompöös

bei mir war das ähnlich, bis 14 jahren war das tageslich, das ende der expeditionen. ab 14 jahren bis 16 war dann um 20 uhr schluß. ab 16 jahre war es abhängig ob der nächste tag ein schultag war oder nicht. bei einem schultag 22 uhr und am wochenende 24 uhr.

wir waren auch nie alleine unterwegs, immer mit der klicke und die eltern kannten sich unter einander und haben sich natürlich mit den zeitangaben verschworen.

aber ab 18 jahren haben wir natürlich voll auf die k...... gehauen und musste manchesmal völlig übermüdet zur lehrstelle, nach dem motto, wer feiern kann, kann auch arbeiten.

@dasewige
stimmt, war bei mir ähnlich.. 18 Jahre alt, der Tag der Freiheit... man durfte nun Abends weg bleiben (fast wie man will),
kennst bestimmt den berühmten Spruch "So lange du die Füße unter meinem Tisch stellst...?
Auch da hat man "gespurt", bis man dann von Zuhause auszog, und die ganz große Freiheit kam,
und man sich für nichts mehr rechtfertigen brauchte. Das war die schönste Zeit.

Hatori schrieb:Es ist ein Trugschluss zu glauben, abends oder nachts würden mehr Vergewaltigungen oder Übergriffe geschehen.

Ja und nein.

Natürlich kann in einem Waldstück (egal ob Stadtwald oder am Stadtrand oder auf dem Land) auch tagsüber ein Kind oder Jugendlicher oder auch Erwachsene zum Opfer einer Vergewaltigung werden, das ist richtig.
Aber gerade an sonst öffentlichen Orten oder tatsächlich öffentlichen Orten wie in diesem Fall dem Parkplatz eines Supermarktes, ist es doch eher unwahrscheinlich, dass zu den Geschäftszeiten eine Vergewaltigung stattfindet. Viele Supermärkte haben noch bis 21 oder 22 Uhr geöffnet, dort herrscht dann Publikumsverkehr und der schreckt potentielle Täter schon ab.
Die Gefahr als 14jähriges Mädchen also um 15 Uhr vergewaltigt zu werden auf einem Supermarktparkplatz ist schon geringer, als gegen Mitternacht. Sonntag ausgeschlossen, da gilt dann wohl das gleiche wie im Wald.

@Adipompöös

Adipompöös schrieb:So lange du die Füße unter meinem Tisch stellst...

der spruch kam immer vor dem 18. lebensjahr, beim kampf (so habe ich es empfunden) um die uhrzeit.

Die Zeiten ändern sich, heute haben Kinder/Jugendliche mehr Freiheiten, als wir damals, was ja auch gut ist.
Aber die Angst vor "Bösen Menschen" ist immer latent vorhanden, weil man so viel hört und sieht, und weil man durch die Medien alles viel näher hat. Täusche ich mich, oder treten die Pädophilen in letzter Zeit immer dreister und offener in der Öffentlichkeit auf ?
Oder wird nur mehr drüber berichtet?
Die 14 jährige ist freiwillig mit diesem älteren Typen unterwegs gewesen, auch Nachtens, wurde dann aber von ihm vergewaltigt.
Hätte man dies durch die Polizei verhindern können? Evtl. für dieses eine mal.. JA!
Sie scheinen sich ja auch zu kennen, eine gewisse Vertrautheit war wohl da.
Vielleicht wäre es ein andern mal woanders passiert, wer weis?

Ich habe keine Kinder, also kann ich nicht zwangsläufig sagen wie ich das handhaben würde.
Bei mir hieß es, "Ortslampe an, du kommst Heim."
Mit 14 durfte ich am Wochenende schon mal etwas länger wegbleiben, aber so spät wie das Mädchen nicht.
Und ich komme vom Land.

Ich finde es etwas komisch von den Eltern, ihr Kind so lange weggehen zu lassen.
Aber vielleicht hat sie auch gesagt, sie sei mit Freunden unterwegs bzw sei bei Freunden.

Gibt es aber nicht ein Gesetz, das besagt, Jugendliche unter 16 müssen nach 22 Uhr zuhause sein?
Und ab 16 bis 18 Jahre ist um Schicht.

@kilroy90

Dieses Gesetz gibt es leider nicht. Es gibt lediglich Bestimmungen, wie lange sich Kinder und Jugendliche in Gastronomie, Diskotheken, Kinos, Kirchen und auf Konzerten aufhalten dürfen, aber keine Bestimmungen, wo sie danach hin zu gehen haben.

Vermutlich ist das dadurch begründet, dass man z.B. mit seinen Kindern niemals in den Urlaub fahren oder zelten gehen oder über Nacht bei Verwandten sein könnte, wenn die Kinder um eine bestimmte Uhrzeit zuhause sein müssten. Auch das hier schon mehrfach angeführte Silvesterfeuerwerk wäre dann für die Kids nicht mehr möglich zu sehen, es sei denn vom Fenster oder Balkon aus. Klassenfahrten würden auch ausfallen, genau wie Sommercamp oder übernachten bei Oma oder Freunden.

@Cathryn
Ach so, danke für die Aufklärung.
Ich wusste noch irgendwas mit 22 Uhr, aber dass das nur für Disco etc. gilt, wusste ich nicht.

Stimmt aber, dann könnte man nichts mehr mit den Kindern unternehmen.

Die genauen Zeiten, die meine Eltern in meiner Jugend aufgestellt haben, weiß ich nicht mehr. Jedoch haben wir immer gesagt, wo wir hingehen und mit wem, so dass sie zumindest einen Anhaltspunkt gehabt hätten, wenn wir nicht zur verabredeten Zeit zuhause gewesen wären. Außerdem haben sie uns je nachdem, wo wir uns rumgetrieben haben und wie spät, immer abgeholt. Klar hat mich das manchmal genervt, es war aber wiederum auch praktisch und ich hab schon ziemlich früh verstanden, dass das Ganze sinnvoll ist.

@Cathryn

Dein Parkplatz Beispiel ist leider nicht anwendbar, denn in diesem Fall waren die beiden ja scheinbar alleine unterwegs. Wenn es nachmittags gewesen wäre, dann hätten sie einen anderen Ort gewählt um alleine zu sein (um was auch immer zu tun).

Will sagen, wenn da einer ist, der jemandem was anhaben will, dieser andere jemand aber arglos und naiv ist, dann wird der Bösewicht einen Weg finden. Wenn nicht um 23:00 Uhr dank Ausgangssperre, dann eben tagsüber.

Man muss da schon unterscheiden zwischen Zufallsangriffen und solchen ,wo sich Täter und Opfer kannten.

Adipompöös schrieb:Täusche ich mich, oder treten die Pädophilen in letzter Zeit immer dreister und offener in der Öffentlichkeit auf ?
Oder wird nur mehr drüber berichtet?

Es wird nur mehr darüber berichtet.
Ich habe aufgrund eines Artikels alte "Aktenzeichen XY"-Folgen gesichtet und auch in den 60ern und 70ern wurden Kinder vergewaltigt bzw. warnte man vorm Trampen.
Natürlich sagen einzelne Folgen nichts aus, aber es wird gerne (nicht von dir) etwas verklärt in die Vergangenheit geschaut.
Früher redete man nicht darüber, heute tut man es.
Und früher gab es kein Internet. In der regionalen Zeitung las man selten von Übergriffen, wenn sie nicht gerade in der Region passierten.

Bruderchorge schrieb:Man muss da schon unterscheiden zwischen Zufallsangriffen und solchen ,wo sich Täter und Opfer kannten.

Gibt es da auch nicht eine Statistik, die genau das belegt? Dass Vergewaltigungen meist durch Bekannte geschehen?

@kilroy90

denke übergriffig wird, wer eine Chance dazu bekommt, wo und wie sich die Möglichkeit ergibt...hm, denke es erfolgt deshalb meist im engeren Kreis der Familie und im sozialen Umfeld, weil der/die Pädophile sich da anfänglich sicherer fühlt, den schein abgibt, einfach liebevoll mit dem Kind um zu gehen...

Weiß noch wie mein Stiefvater nach Außen darstellte, er gab den coolen Daddy mit dem man wunderbar vieles erleben konnte, der sich Zeit für Familienaktivitäten nahm und den Mädels viel ihrer Wünsche erfüllte!