Schon erstaunlich, dass viele meinen, dass alles ok wäre, nur weil man äußerlich nicht den Anschein macht, wie es innen drin tatsächlich aussieht.
Man muss vorwegnehmen:
Nichtbetroffene können es nicht nachvollziehen.
Sie fühlen unseren Fluch nicht.
Sie haben keine extremen Gefühle, Schwankungen, Anspannungen, Abwertungstamtam, emotionale Trigger, ein zerstörtes Selbstbild und was sonst noch alles.
Sie haben auch nen Halt und manche, ja, manche sind auch glücklich alleine, (Einzelgänger)...
Sie wissen nicht, wie es ist, wenn die, die sich Eltern nennen, sich gegen einen stellen und ihnen unmögliches antun. Sie sind aufgewachsen im Zuhause, haben vielleicht ganz normale familiäre Probleme.
Also mal nen Streit und so ein Kram.
Wie sieht normaler Streit aus? Das weiß ich jetzt zum Beispiel nicht.
Kann es mir nicht vorstellen, sich Zuhause zu fühlen, geborgen und all das.
Ich habe es eben nie kennengelernt.
Ich denke nach Konflikten immer, man ist jetzt verfeindet.
Deswegen sieht es
immer so aus, dass ich nie auf einen zugehe nach solchen Situationen.
Mag für andere wie mangelnde Wichtigkeit aussehen, aber nein, so einfach ist es nicht.
Sie haben keine Ahnung vom Ablauf, denn a) sie kriegen es nicht mit, denn wir stehen nicht unter Videoüberwachung und b) sie kennen es nicht selber.
Für sie ist das, was bei ihnen vorhanden ist, übertragbar auf andere, das heißt, sie meinen, das wäre bei jedem anderen auch so.
Situation:
Man sitzt am Kaffeetisch in ner Gruppe und unterhält sich.
Jemanden fliegt eine Zigarette runter, er hebt sie auf, stößt den Tisch, der Kaffee schwappt jemanden auf den Schoß. Ein Ruf von jemanden: »Pass doch auf, Idiot!«
Normalo:
Er würde hochgucken, sehen, was passiert ist und sich entschuldigen und sagen, dass das keine Absicht war.
Der Kollege sagt, ist ok, kann mal passieren, nichts für ungut.
Borderliner:
Er würde hochgucken (hm, wir nehmen jetzt mal mich), ich würde hochgucken und sehen, was passiert ist.
Ich würde sagen, was nennst du mich Idiot, das kann mal passieren, du Penner. Und würde absichtlich noch mal am Tisch stoßen.
Warum ist das so?
Wieso kommen zwei unterschiedliche Reaktionen?
In mir würde sich folgendes abspielen:
Es war keine Absicht. Kann doch mal passieren, wieso nennt man mich Idiot? Will der mich degradieren und als dumm hinstellen, gleichzeitig beleidigen?
Was geht der mich so als Person an?
Es wird getriggert.
Ich zitiere an dieser Stelle mal:
sunshinelight schrieb:Du wurdest von deinen Eltern verraten, verkauft, seelisch missbraucht, kommst in Heimen unter, hast nur Mitarbeiter und Pädagogen, wirst immer weitergereicht, man gibt dir das Gefühl, untragbar zu sein
sunshinelight schrieb:Du fühlst dich abgeschottet, anders, komisch, nicht normal und nach all der Zeit fragt man sich: wer bin ich?
Untragbar zu sein, der “Schuldige“ zu sein, weitergereicht zu werden, schlecht geredet zu werden, selbst, wenn die Eltern nicht mehr in der Nähe sind, beim HPG ging alles weiter.
Man macht doch alles falsch, baut nur Scheiße und man ist eine mega schlechte Person.
Nicht nur, dass du keine Bindung hast, nein, die Götter deiner Welt verraten dich, machen dich mies und geben dir für deren miesen Behandlung die Schuld.
Natürlich dreht man als Kind durch, wird verhaltensauffällig, das sitzt einfach.
Dann wird man ständig weitergereicht, weil viele damit überfordert sind.
Zurück zur Situation:
Die Aussage des Kollegen flashbackt dich sekundenschnell in diese Erlebnisse, die Gefühle kommen rasant, Schutz wird aufgefahren, Verteidigung und Gegenangriff wird gestartet.
Was hinzukommt bei all dem, ist auch das Gefühl, man ist komplett allein und jeder ist sein Feind. Oder ein potentieller.
Denn du hattest einfach nie jemanden, der wirklich lange für einen da war.
wirst immer weitergereicht
Du bist der einzige, den du wirklich hast. So denkst du.
Kann das jemand, der all das nicht kennt, wirklich verstehen? Nein, er kann es nicht nachempfinden.
Für ihn ist alles halt so, wie es für ihn ist.
So, wieder zum äußerlichen Anschein:
Ist ja nicht so, dass wir anfangen zu leuchten, wenn sich bei uns all das abspielt.
Man kann unsere Gedanken, Gefühle und so weiter äußerlich nicht sehen. Natürlich auch nicht fühlen.
Und wenn wir Anspannungen haben, dann sieht man auch nur Handlungen.
Handlungen sind das einzige, was man sieht.
All das dahinter sieht man nicht.