vincent schrieb:timmt schon. Aber folgt man diesem Gedanken, bleibt eigentlich nichts mehr übrig. Es wird immer jemanden gegeben, der dies und jenes anders interpretiert und folglich vielleicht gar keine Ansprüche hat.
Nun du hast mit dem Schweinefleisch bereits etwas erwähnt was wohl nicht wirklich wegzudiskutieren ist. Also es fällt bestimmt nicht alles weg.
Nur muss man halt auch überlegen, was man alles erlaubt, einführt... nur weil einer Religion schreit.
Religion ist für mich Privatsache. Das bedeutet auch, dass jeder Mensch der sich für eine Religion entscheidet, der entscheidet wie er sie auslebt, muss sich eigenverantwortlich Gedanken machen, was er eventuell auch aufgibt.
Der Staat sollte hier insofern die Voraussetzung schaffen, dass eine Ungleichbehandlung so gut wie möglich (wir sind nun mal kein muslimisches Land) verhindert.
Wenn aber bei der Polizei religiöse Symbole nicht erwünscht sind, dies sehr gut begründet werden kann, dann ist das so.
Dann kann jeder Mensch selbst entscheiden, ob er das akzeptiert oder ob er sich einen anderen Beruf sucht. Das ist Eigenverantwortung.
Der Staat kann gar nicht Voraussetzungen schaffen, dass jede Interpretation einer Religion für den Menschen selbst ohne Konsequenzen bleibt.
Ein Polizist der andere Menschen zu Dingen zwingen kann, in diesem Moment das Gesetz ist, sollte auf religiöse Symbole verzichten.
vincent schrieb: Dann müssten wir aber Kirchen verbieten, die islamische Schächtung (was ich durchaus unterstützten würde), die koschere usw. usf. Es wird immer einen Muslim oder einen Juden geben, der darauf nicht angewiesen ist.
Die Schächtung so wie viele Muslime es praktizieren wollen, ist doch verboten?! Und ich wüsste nicht, was gegen Gebetshäuser spricht, dass man sie verbieten müsste?
Du spielst hier zwar auf ein Argument von mir an, aber du musst immer den Kontext betrachten. Argumente einzeln kann man nicht immer 1:1 vergleichen.
Wenn ich aus gutem Grund etwas verbieten oder nicht haben will, kann kann ich sagen, es ist nicht zwingend vorgeschrieben einen Hijab zu tragen, also kann man nicht sagen, man wird wegen seiner Religion Islam diskriminiert.
Inwiefern sollte man dieses Argument nun bei Kirchen bringen? Ja nicht jeder Christ betet in einer Kirche, deshalb reißen wir alle ab?
Das ist so nicht schlüssig, da ein Gebetshaus nicht zur Diskussion steht weil es niemandem schadet.
Religiöse Symbole bei der Polizei, die wie erwähnt das Gesetz vertritt, aber schon. Wie ich bereits schrieb.
vincent schrieb:Besser ist, das nach der tatsächlich ausgelebten religiösen Praxis zu beurteilen, die ja nun auch nicht komplett von dem Schriftwerk losgelöst ist.
Und genau dann wird es nicht mehr so einfach sein zu sagen, das muss erlaubt sein weil sonst die Religionsfreiheit nicht mehr gegeben ist. Denn dann haben wir viele einzelne Praktiken, Einstellungen die der Staat alle berücksichtigen müsste.
Aus so einer Situation ergeben sich zwangsläufig Situationen, wo der Staat Nein sagen muss. Die Burka ist ja das beste Beispiel.
Oder darf ich mit der überall hin? In Frankreich schon gar nirgends mehr.
vincent schrieb:Was soll sie schon denken? Meinst du, sie würde sich vom Staat diskrimiert fühlen, weil der sich nach der Auslegung richtet und einigen Muslima zugesteht, es als eine Pflicht zu betrachten? Das halte ich für weit hergeholt. Solange der Staat da selbst nichts diktiert, ist's doch okay.
Du sagst es so beiläufig... Auslegung.
Bei uns genießen Auslegungen keine Religionsfreiheit. Auslegungen gibt es viele, viele sind gar nicht wünschenswert. Der Staat bekennt sich zur Religionsfreiheit, nicht zur Auslegungsfreiheit.
Wenn er nun der Ansicht kommt, dass eine aufgrund ihrer Religion diskriminiert wird weil sie keine Hijab tragen darf, ist das ein Signal, dass er untrennbar zum Islam gehört. Und zwar in dem Maße, dass man in Kauf nimmt, dass die Polizei ihr neutrales Erscheinungsbild verliert und die Arbeit erschwert wird.
vincent schrieb: Also Sicherheitsbedenken wegen der Rezeption von Bürgern, habe ich nicht mehr als in anderen beispielhaft erwähnten Konstellationen.
Ohne mir die in Erinnerung zu rufen, ist es kein Grund die Bedenken deshalb kleinzureden. Denn 3 mögliche Probleme sind schlimmer als 2.
Es ist kein Argument zu sagen, auch ein schwarzer Polizist (wobei es hier wieder was völlig anderes ist) könnte bei gewissem Klientel ein Problem sein (bzw. Probleme könnten entstehen), oder Frauen generell könnten Probleme haben, aufgrund ihres Geschlechtes.
Ein Bekennen zu einer Gruppe von Menschen die eine Einstellung, einen Glauben oder eine Ideologie teilen, ist bei einem Polizisten der in dem Moment das Gesetz ist völlig kontraproduktiv.
Bei Streitigkeiten bei denen ein Mensch beteiligt ist, der ebenfalls zu dieser Gruppe gehört, werden andere, berechtig oder nicht, sehr oft das Gefühl haben, die Polizei (das Gesetz) ist nicht unparteiisch.
Nun könnte man sagen, dass das deren Problem ist. Das ist aber zu kurz gegriffen, denn die Polizei hat auch die Aufgabe, deeskalierend einzugreifen.
Hierfür ist es unerlässlich, dass nicht schon im Erscheinungsbild interpretiert werden könnte, wem die Polizei näher stehen könnte.
Unabhängig ob es nun tatsächlich der Fall ist oder nicht.