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Unzufriedenheit oder wirklich begründet?

48 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Menschen, Gesellschaft, Konflikt ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Intolerabilis Diskussionsleiter
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Unzufriedenheit oder wirklich begründet?

01.09.2016 um 11:29
Hallo Community,

Mir fehlen Antworten, die mir einfach nicht aufkommen wollen. Entweder bin ich zu einfältig oder ich lasse etwas Wesentliches außer Acht. Die Entscheidung obliegt euch.

Ich war schon immer geistig weiter als meine Altersgenossen. In meiner Schulzeit interessierte ich mich nicht für Freundschaftsbücher, für themenspezifische Gegenstände wie Schulmäppchen, Mappen und co auf denen Filmfiguren oder so abgebildet waren. Das fand ich immer schrecklich. Auch fand ich es immer äußerst langweilig, über die Themen zu diskutieren, über die man so sprach. Weiterhin hab ich nie verstanden, warum man das andere Geschlecht doof finden sollte. Gut, ich hab nicht immer verstanden, warum jemand so und so reagiert hat, aber deswegen gleich Doofheit zu unterstellen und absolute Desinteresse zu heucheln erschien mir deplatziert.

Allerdings war die Schule für mich immer ein Gefängnis gewesen. Meine Noten waren, wenn ich das so sagen darf, herausragend, obwohl ich wenig gelernt hatte. Ich interessierte mich lieber für Kant, Aristoteles, aber auch für Darwin, oder Freud... Aber für den Stoff in der Schule hatte ich keine Verständnis. Das erschien mir alles sehr gepresst. Manches wurde mir auch zu oberflächlich besprochen, so dass ich enttäuscht war.
Auch das führte zu Problemen. Ich wurde regelmäßig von den Lehrern gerügt, weil ich mich mit Zeug befasste, das nichts mit dem Stoff zu tun hatte, regelmäßig sollte ich sagen, was im Unterricht passiert war.
Da meine Lehrer jeden - pardon - Scheiß an die Tafel geschrieben haben, konnte ich glücklicherweise immer ableiten, was gerade Thema war, aber an sich war ich damit auch nicht glücklich.

I.)
Lehrer äußern ständig den Wunsch, dass Schüler herausragende Leistungen bringen, still sein und den Unterricht nicht stören sollen. Ich war immer jemand, der sich zu benehmen wusste, jede Provokation von Schülern parierte ich mit einem Spruch, der den gegenüber ruhig stellte. Ich habe mich nie überdeutlich aufgelehnt, ich habe lediglich mein Ding gemacht. Niemand hatte einen Nachteil davon, dass ich mich der Langeweile des Unterrichts entriss: Weder meine Noten, noch ich, noch die Lehrer. Und seien wir mal ehrlich: Die Gauß'sche Normalverteilung gab mir recht.

Ich bezweifle, dass die Lehrer ein Problem mit mir hatten und auch die Tatsache, dass ich gute Noten bekam, ohne mich groß am Unterricht zu beteilen, dürfte sie ruhig gestimmt haben.
Also wie kommt das, dass Lehrer vorgeben, sie würden jemanden zur Individualität erziehen wollen, wollten jemandem beibringen, auf Kants (eigentlich Horaz') "Sapere aude" zurückzugreifen und nicht alles zu glauben und dann zwangen sie mich, dem Unterricht zu folgen, obwohl weder ich davon einen Gewinn hatte, noch sie.
Hat hier Individualität seine Grenzen oder sind die Lehrer von ihrem Job so gefrustet, dass sie sich lieber darüber beschweren wollen, dass es keinen Schüler gäbe, der sich ihren Ansprüchen gemäß verhält und dann jenen, der sich versucht, ihnen zu liebe so zu verhalten, wie sie es wollen dafür kritisieren? Ist das dann nicht eine bedauerliche Existenz als Lehrer?

II.)

Ich fand den Mainstream schon immer schrecklich. Das liegt nicht daran, dass ich zum Anhänger jener wurde, die sich der Bewegung "Individualität" angeschlossen haben und damit zu einem Kollektiv Scheinindividualisten werden, sondern daran, dass ich mit dieser Musik nichts anfangen kann. Für mich sind das Stücke, die mich weder im Kern reizen, noch textlich etwas für sich haben. Auch im Melodischen gehen die Entwicklungen immer mehr gen Schaudern. Finde ich einfach nicht richtig, aber das muss jeder selbst entscheiden.

Nun wurde mir folgendes vorgeworfen:

a.) „Ziehe mit dem Strom.“
b.) „Freue dich darüber, dass sich die Künstler immer noch darüber Gedanken machen, was sie Dir anbieten könnten.“
c.) „Unterstütze den Fortschritt wie es sich gehört“

Dabei kristallisierte sich deutlich heraus, dass die Menschen, die mir das sagten überhaupt nicht in der Lage waren, mir zuzuhören. Sie ließen Ignoranz walten und gewannen damit ihre Diskussionen. Sie boten mir kein wirkliches Argument und speisten mich mit ihren Ansichten ab und ließen mich kopfschüttelnd zurück.

Warum ist das so? Warum soll man grundsätzlich mit dem Strom schwimmen? Es gibt genug Leute, die funktional vom Strom Abstand nehmen (ich meine jetzt keine Problemfälle, sondern normale Leute, die es sich erfolgreich leisten, sich vom Strom zu entfernen und damit nicht anecken). Wie schaffen die es, dass sie kein Problem damit bekommen und woran liegt das, dass ich ständig in diesen Konflikt involviert werde?
Wieso beginnt dieser Konflikt bereits bei so etwas Subjektivem wie Musik? Warum hören mir die Leute nicht richtig zu, schmeißen mir ihre Meinung hin und sagen damit „Friss und halt die Klappe“, aber was ich zu sagen habe interessiert sie nicht? Wieso setzen so viele auf Ignoranz um ihre Diskussionen zu gewinnen und fühlen sich nicht in den Gegenüber ein? Warum werden meine Argumente - wenn man mir mal zuhört - als Blödsinn gesehen, ohne sie wirklich verstanden zu haben, während die anderen mit ihrer Meinung einen auf "Ich bin heilig und allwissend" machen? Ich meine, die eigene Haltung bleibt jedem selbst überlassen und ich greife die auch nicht an, aber ich frage mich, wieso man so handelt. Auch interessant ist, dass andere sich für „Ich weiß alles“ bzw. „ich weiß mehr als Du“ halten und mir bei einem Gegenargument Snobismus vorwerfen. Wtf?

Ich möchte mich nicht freisprechen davon, arrogant und hochnäsig zu wirken, aber warum halten sie sich allen Zweifeln erhaben und werfen mir ihre Haltung vor bzw. finden es richtig, dass sie die gleiche Haltung haben und es bei mir falsch?
Hat das seinen Ursprung bei mir? Sehe ich das zu eng und mache damit Leute auf mich aufmerksam, die so sind? Und wenn ja, wie soll ich das ändern?

III.

Man reduziert mich sehr häufig auf mein Alter. Als hätte ich keine Ahnung vom Leben. Ich behaupte nicht, dass ich allwissend bin, behaupte nicht, dass ich mit meinen Gedanken recht habe und trotzdem verlaufen Dialoge häufig so in der Art:

Er: "Was? Du hast was gegen die Musik von heute? Sei doch froh, dass es sowas gibt. Alles andere ist Mist."
Ich: "Ich bin froh, dass es so etwas gibt. Ich finde es nur nicht richtig, dass man immer mehr auf Techno oder was das ist setzt. Finde der gute alte Classic Rock ist am besten."
Er: "Du bist noch so jung. Du verstehst doch nicht einmal, was Classic Rock ist."
Ich: "Classic Rock ist erheblich besser, als das Gegenwärtige."
Er: "Classic Rock ist Mist."
Ich: "Dann kennst Du Classic Rock nicht."
Er: "Hör mal, ich bin älter als Du."
Ich: "Aber deswegen nicht klüger."
Er: "Sei nicht so arrogant."
Ich: "Ich bin nicht arrogant. Ich finde es nur falsch, wenn sich jemand hervorhebt, obwohl er dazu keinen Grund hat. Immerhin tu ich das auch nicht."
Er: "Musik ist Musik."
Ich: "Das mag für Mainstream zutreffen, aber nicht für das, was ich höre."
Er: "Mann, Du hast keine Ahnung."
Ich: "Aus Deiner Warte vielleicht."
Er: "Nein, aus der von jedem."
Ich: "Wieso? Nur weil ich nicht deiner Meinung bin?"
Er: "Nein, weil Du dumm bist."

und so weiter und sofort.

Wie kann man mich auf mein Alter reduzieren? Ich sehe regelmäßig Leute jeden Alters, die sich verhalten, als seien sie gerade erst frisch geboren worden. Ich empfinde mein Verhalten erheblich zivilisierter als so mancher. Meist werfen jene mir Fehlverhalten vor, die sich für Gott halten und das in der Öffentlichkeit zelebrieren, oder jene, die Eingeschränkte fertig machen, sich Urteile über das Äußerliche von Menschen erlauben, sich also über Übergewichtige lustig machen, über Personen, die „anders“ aussehen und so weiter. Aber auch von Älteren, die meinen, sie wüssten alles, sich dabei jedoch regelmäßig in Kneipen die Kante geben. Warum tun die das? Haben die nichts Besseres zu tun? Die Benennung der Personengruppen suggeriert ja schon von sich selbst, dass ich darauf nichts geben muss, trotzdem finde ich es erschütternd, dass sich Menschen so etwas herausnehmen. Ich habe vor wenigen Jahren die zweite Dekade überschritten, aber das ist kein Grund, mich meiner gesamten geistigen Fähigkeiten zu berauben. Würde ich das bei denen tun, würden sie extrem pampig werden. Da stellt sich mir noch eine weitere Frage: Haben Leute tatsächlich ein Recht respektiert zu werden, wenn sie einen selbst nicht respektieren? Natürlich lasse ich den Leuten den Respekt zukommen, der ihnen aus der rein menschlichen Ebene zusteht, aber macht das Sinn? Oder sollte ich es einfach mal so probieren, wie es meine Mutter tut und mich umdrehen, wenn mich jemand anfuckt? Oder bin ich zu jung dafür und habe keine Rechte, zu zeigen, dass mich etwas stört? Manchmal kommt mir das so vor.

IV.

Vor kurzem war ich im Zug unterwegs. Da fragte ein Paar die Bahnbegleitung, die die Fahrkaten kontrollieren wollte, ob der Zug Verspätung habe. Die Kontrolleurin bejahte und nannte eine Minute. Das Paar wurde richtig sauer und verbal aggressiv, regte sich darüber auf und hat sich darüber geniert, dass dabei auch noch die Fahrkarten kontrolliert werden würden.

Nur zur Info: Der Zug stand an einem Bahnhof, an dem er auf einen entgegenkommenden Warten musste und hatte so seine Minute Verspätung erreicht. Da fragte ich mich, was wäre wenn der Zug einfach losgefahren wäre, wie das Paar es sich gewünscht hätte? Dann wären die beiden Züge kollidiert. „Wäre Ihnen das lieber gewesen?“, wollte ich denen sagen, hab es dann aber doch gelassen. Meine Manieren verbieten mir derartiges Verhalten. Immerhin weigere ich mich strikt, ins gleiche Horn zu blasen. Aber wozu? Erstens ist eine Minute nichts und zweitens hatte es einen guten Grund. Haben die Leute ernsthaft nichts Besseres mit ihrem Leben zu schaffen, als sich über so was zu ärgern? Sollte ich hier Volker Pispers' Aussage anführen „Der Deutsche regt sich gerne über Dinge auf, die er nicht ändern kann.“ ? Hat es was damit zu tun oder ist der Mensch im Allgemeinen darin begnadet, andere für seine eigene Unzufriedenheit anzuschnauzen?
Warum stellt man seinen Alltag in die Pflicht, die eigene Erwartung zu erfüllen und wird dann pampig, wenn es nicht so kommt? Besonders wenn man etwas älter ist, muss einem doch klar sein, dass am Spruch "Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt" mehr dran ist, als nur ein Schmunzeln. Verstehe ich nicht.

V.

Meine Schreib- oder Sprachweise wirkt für viele abschreckend. Wieso? Ich versuche damit nicht, hochgestochen zu wirken oder dergleichen. Ich habe es so gelernt und versuche mich so auszudrücken, was stört daran? Würde mich wirklich interessieren, wirkliche Argumente bekam ich deswegen nicht.
Und kurioserweise lassen sich die Leute dann auch nicht auf Klärungsversuche ein. Für sie ist die Sache klar und sie beharren in der Regel auch darauf, dass ich arrogant und realitätsfremd sei. Und schaffen es mit nahezu phantastischer Präzision meine Worte so dastehen zu lassen, als hätten sie recht. Das ist dann etwas, dass mich ärgert. Aber woraus resultiert das?


Ich finde, viele Probleme schaffen sich die Leute auch selbst. Manchmal erscheint es mir so, als wären die Leute nur auf der Suche nach jemandem, den sie für ihre negative Haltung verantwortlich machen können. So als hätten sie keine eigene Verantwortung, als wären immer die anderen für ihr Elend schuld. Dass ich das bedenklich finde, brauche ich, so denke ich, nicht zu erwähnen. Allerdings möchte ich nicht ausschließen, dass ich mir einige dieser Konflikte selbst schaffe, die Frage ist nur, wieso und vor allem wie? Ich sehe bei mir absolut keinen Grund, dabei analysiere ich Situation für Situation, aber ich erkenne nicht, was falsch sein soll.
Sind die Leute allgemein einfach nur Unzufrieden mit sich und allem und haben nicht den Mut etwas zu ändern oder liegt das vielleicht an etwas viel Tiefgreifenderem?
Oder haben gar meine Eltern recht, wenn sie sagen, dass die Leute neidisch seien darauf, was man hat und andere nicht? Dass sie davon genervt sind, dass sie von ihren Eltern gezwungen werden, das Leben ihrer Eltern weiterzuführen und sie das zwar nicht wollen, aber sich nicht trauen aufzulehnen? Dass sie ihr Leben nicht gut finden, aber allgemein zu viel Schiss haben, es zu ändern und sie von der Pragmatik genervt sind, sich mit jedem ihrer Kontakte gutzuhalten, weil man nie weiß, für was man den ein oder anderen brauchen kann und wenn das so ist, ist das dann nicht irgendwie völlig bescheuert? Sollte nicht die eigene Zufriedenheit an oberster Stelle stehen?

Auf eine rege Diskussion,

Eudaimonia


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Unzufriedenheit oder wirklich begründet?

01.09.2016 um 11:32
@Intolerabilis
Wenn Deine eigene Zufriedenheit niemandem schadet, dann sollte sie allerdings an oberster Stelle stehen. Es gibt allerdings immer wieder Leute, die meinen, dass jeder nach 08/15-Schema zufrieden sein sollte, mit dem, was die Gesellschaft als Mass aller Dinge vorgibt.

Niemand zwingt Dich dazu! Du kannst jederzeit Dein eigenes Ding machen!


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Unzufriedenheit oder wirklich begründet?

01.09.2016 um 11:34
@Alarmi

Manchmal wirken die Leute so, als würden sie durch meine Zufriedenheit in Mitleidenschaft gezogen. Und so fühle ich mich auch gezwungen, meine Verständnis von Zufriedenheit infrage zu stellen und sehe mich dem Recht beraubt, mein eigenes Ding zu machen.


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Unzufriedenheit oder wirklich begründet?

01.09.2016 um 11:36
@Intolerabilis
Es gibt so viele Menschen, die wollen, dass andere Menschen nichts tun, was ihnen gegen den Strich geht, auch wenn es sie ueberhaupt nicht betrifft. Wie sonst erklaert man den Widerstand gegen die Homo-Ehe?


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01.09.2016 um 11:51
@Alarmi

Aber warum öffnen sie sich nicht? Warum wagen sie nicht einen Blick über den Tellerrand hinaus? Nur weil etwas seit 2000 Jahren so ist, muss das doch nicht heißen, dass die Richtigkeit auch gegenwärtig noch gewährleistet ist. Viel mehr sollte man sich trauen, sich weiter zu entwickeln, sich dem Neuen zu öffnen und nicht auf Werte zurückgreifen, die man seit 2000 Jahren predigt und das einfach nur deswegen, damit sie nicht in Vergessenheit gerät. Man kann nicht immer am Alten festhalten, das bringt keinen Fortschritt und das ist doch das, was die Leute wollen. Da erinnere ich mich an Floskelfetzen wie "die Offenheit der toleranten Gesellschaft" oder auch "Die Würde des Menschen ist unantastbar"... Gehört es nicht auch zur Würde des Individuums dazu, sich seine Sexualität frei auszusuchen und diese zu zelebrieren? Oder ist das genug der Individualität UND wer gibt den Leuten das Recht, diese Grenzen zu ziehen? Das Recht ist doch letztlich selbst zugesprochen, genießt also keinerlei Berechtigung.


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01.09.2016 um 11:53
@Intolerabilis
Der Mensch ist sehr stark durch das gepraegt, was er kennt. Alles andere macht ihm Angst. Nicht jeder schafft es, sich auf neue Gedanken oder Fortschritt einzulassen. Das ist heute nicht anders als im Mittelalter. Gluecklicherweise wird heute keiner mehr auf den Scheiterhaufen gestellt. :D


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01.09.2016 um 11:56
@Alarmi

Das klingt fast so, als wäre es ein nennenswerter Vorteil, dass niemand mehr an die Hexen glaubt, die im Mittelalter ihr Unwesen trieben. ^^

Ach die gute Angst des Menschen ist mir nur zu gut bekannt. Aber immer darauf zu beharren müsste auf Dauer doch langweilig werden, oder nicht?


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01.09.2016 um 11:57
@Intolerabilis
Manche Menschen verwechseln Langeweile mit Sicherheit.


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01.09.2016 um 12:00
@Alarmi

Hier drängt sich mir die Frage auf, womit sie sich sicher fühlen. Was ist Sicherheit? Innerhalb eines Kollektivs ist es schwerer, sich vor dem Fall zu bewahren, als alleine. Denn das Kollektiv reißt einen mit, gleich ob man das will oder nicht. Das ist eine der trügerischsten Sicherheiten, von denen ich bisher etwas gehört habe.


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01.09.2016 um 12:03
@Intolerabilis
Das ist so nicht richtig. Ein Kollektiv stellt ja auch ein Netz dar, dass Dich auffaengt, wenn es wirklich noetig sein sollte. Ganz allein kommen nur die wenigsten klar.


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01.09.2016 um 12:08
@Alarmi

Das ist wiederum korrekt. Aber das meine ich nicht. Ich meine Kollektiv = Strom. Wenn der Strom in den Abgrund stürzt, dann zieht das Kollektiv einen mit. Da hilft einem das Netz nicht, nein es wird einem sogar zum Verhängnis. Das sollte man immer bedenken, wenn man sich vollständig auf die Gesellschaft verlässt und sich blind von ihr mitreißen lässt.


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01.09.2016 um 12:24
@Intolerabilis
Das ist wahr, aber persoenlich finde ich, dass es gar keinen wirklichen "Strom" mehr gibt. Es gibt so viele Richtungen und man hat so viele Freiheiten.....


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01.09.2016 um 12:37
@Alarmi

Ich erlebe die Hälte der Freiheiten als Fiktion. Bleiben wir beim Beispiel der Homo-Ehe. Diese Forderung bringt viele Gegner mit sich. Es ist eine fundamentale und wichtige Facette, die einem unbedingt zugesprochen werden muss. Klar ist mir, dass das Freiheit auch Aufstände mit sich führen kann, allerdings finde ich in diesem, wie auch in diversen anderen einach feige, diesen Wunsch nach Freiheiten von Seiten der Gegner mit Aufständen zu begegnen. Das finde ich persönlich schwierg zu beschreiben, hoffe dass es trotzdem rüberkam, was ich sagen wollte.


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01.09.2016 um 12:39
@Intolerabilis
Man hat aber nunmal auch die Freiheit, seine Meinung zu sagen und oeffentlich gegen etwas zu sein. Dass es keinen vernuenftigen Grund gibt, gegen die Homo-Ehe zu sein, kapieren die Leute, die dagegen sind, natuerlich nicht.

Viele Leute brauchen auch keinen vernuenftigen Grund, sondern handeln rein aus dem Bauch heraus.


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01.09.2016 um 12:53
Das ist nicht ganz richtig. Häufig begegnen einem vorgefertigte Meinungen und ein entsprechender Antwortenkatalog. Man kann sich nicht mehr leisten, sehr vom allgemeinen abzuweichen, denn dann wird gefragt: Ist die Richtung mehr links, mehr rechts oder gar unbrauchbar?
Wenn man sich jedoch auf die Lichtmomente fokussiert, dann beruhen die meisten Momente aufrichtiger Meinungsfreiheit daher, dass es keinen interessiert, was der eine von sich gibt. Eine Meinung dazu haben komischerweise trotzdem sehr viele Menschen.


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Unzufriedenheit oder wirklich begründet?

01.09.2016 um 12:55
Zitat von IntolerabilisIntolerabilis schrieb:Vor kurzem war ich im Zug unterwegs. Da fragte ein Paar die Bahnbegleitung, die die Fahrkaten kontrollieren wollte, ob der Zug Verspätung habe. Die Kontrolleurin bejahte und nannte eine Minute. Das Paar wurde richtig sauer und verbal aggressiv, regte sich darüber auf und hat sich darüber geniert, dass dabei auch noch die Fahrkarten kontrolliert werden würden.

Nur zur Info: Der Zug stand an einem Bahnhof, an dem er auf einen entgegenkommenden Warten musste und hatte so seine Minute Verspätung erreicht. Da fragte ich mich, was wäre wenn der Zug einfach losgefahren wäre, wie das Paar es sich gewünscht hätte? Dann wären die beiden Züge kollidiert. „Wäre Ihnen das lieber gewesen?“, wollte ich denen sagen, hab es dann aber doch gelassen. Meine Manieren verbieten mir derartiges Verhalten. Immerhin weigere ich mich strikt, ins gleiche Horn zu blasen. Aber wozu? Erstens ist eine Minute nichts und zweitens hatte es einen guten Grund. Haben die Leute ernsthaft nichts Besseres mit ihrem Leben zu schaffen, als sich über so was zu ärgern? Sollte ich hier Volker Pispers' Aussage anführen „Der Deutsche regt sich gerne über Dinge auf, die er nicht ändern kann.“ ? Hat es was damit zu tun oder ist der Mensch im Allgemeinen darin begnadet, andere für seine eigene Unzufriedenheit anzuschnauzen?
Warum stellt man seinen Alltag in die Pflicht, die eigene Erwartung zu erfüllen und wird dann pampig, wenn es nicht so kommt? Besonders wenn man etwas älter ist, muss einem doch klar sein, dass am Spruch "Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt" mehr dran ist, als nur ein Schmunzeln. Verstehe ich nicht.
Hast du dir mal über Hintergründe der Menschen Gedanken gemacht. Wieso sie so handeln. Meist steckt bei Menschen auch eine Geschichte dahinter, die für dich in dem Moment nicht zu erkennen ist. Du schreibst, das die Menschen unzufrieden sind, woher weißt du das?


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01.09.2016 um 12:58
Zitat von IntolerabilisIntolerabilis schrieb:Das ist nicht ganz richtig. Häufig begegnen einem vorgefertigte Meinungen und ein entsprechender Antwortenkatalog. Man kann sich nicht mehr leisten, sehr vom allgemeinen abzuweichen, denn dann wird gefragt: Ist die Richtung mehr links, mehr rechts oder gar unbrauchbar?
Wenn man sich jedoch auf die Lichtmomente fokussiert, dann beruhen die meisten Momente aufrichtiger Meinungsfreiheit daher, dass es keinen interessiert, was der eine von sich gibt. Eine Meinung dazu haben komischerweise trotzdem sehr viele Menschen.
Hast Du dafuer konkrete Beispiele?


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01.09.2016 um 13:17
@Dornenrose

Die Geschichten, die hinter dem Verhalten eines Menschen stecken sind etwas, das Klärung verspräche. Aber diese Geschichten gehen mich nichts an und rechtfertigen ihr Verhalten nicht. Wäre dem so, könnte ich mich auch so verhalten und einfach meine Geschichte vorschieben. Das wäre viel zu einfach. Somit wäre dies eine Begründung, aber keine Rechtfertigung.

Ich weiß das nicht, aber ich gehe davon aus. Wenn es nicht Unzufriedenheit ist, die jemanden zu solch absurdem Verhalten bleibt, bliebe nur ein schlechter Tag. Dagegen spricht jedoch, dass dieses Beispiel keine Momentaufnahme ist, sondern in verschiedenen Variationen immer wieder auftritt. Lediglich die Personen wechseln.
Selbst wenn es nur schlechte Laune ist, so ist sie in dieser Fülle dennoch bedenklich, denn auch das kann dazu führen, dass sie unzufrieden sind oder werden.

@Alarmi

- Wenn ich mich über gesellschaftliche Konflikte äußere, werde ich sehr häufig ignoriert, oder damit abgespeist, dass ich keine Ahnung hätte und somit meine Gedanken unbrauchbar seien.
- Wenn ich mich darüber äußere, dass beispielsweise Glaube nichts für mich ist, entgegnet man mir entweder mit Bekehrungsversuchen, man ignoriert mich oder man sagt, ich hätte keine Ahnung und meine Gedanken seien unbrauchbar.
- Wenn ich in meinem privaten Umfeld kritisiere, dass gewisse Angewohnheiten, wie jene, mich ständig zu kontrollieren, übertrieben sind, werde ich entweder ignoriert, oder darauf hingewiesen, dass ich Unrecht hätte, keine Ahnung hätte und man versucht mir einzureden, ich solle so etwas unbrauchbares weglassen.
- Werde ich um eine Meinung gebeten, dann häufig nur von Bekannten und selbst dann nur, um mir vorzuhalten, dass ich Unrecht habe.

Das war in der Schule damals oft so:
Die wenigsten haben mir zugehört, wenn ich etwas gesagt habe und trotzdem hatten vele eine Meinung, die für sie unumstößlich und richtig war, auch wenn sie sich nicht immer mit dem vereinen ließ, was ich sagte. Und das habe ich auch bei anderen Menschen beobachtet: So hatte jemand mal in der Fußgängerzone sehr viele menschenverachtende Sachen gesagt und wurde ignoriert. Mit sowas gibt man sich ja nicht ab und diese Person konnte nur deswegen seine Gedanken äußern, weil ihm niemand zugehört hat. Meine Begleitung sagte dann wenig später zu mir, dass es armselig sei, dass sich jemand so aufrege. Ich konnte es mir nicht nehmen lassen und fragte, was denn so schlimm sei und sie nannte mir lediglich Fragmente, die völlig aus dem Zusammenhang gerissen waren. Aber eine Meinung über das Betragen dieses Mannes hatte sie, obwohl sie nicht wirklich zugehört hatte.


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01.09.2016 um 13:41
@Intolerabilis
Nunja...ich muss zugeben, dass auch ich nicht prinzipiell auf geaeusserte Kritik eingehe, wenn ich nicht darum gebeten habe. :) Warum auch, ich bin ja niemandem Rechenschaft schuldig! :D


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Intolerabilis Diskussionsleiter
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01.09.2016 um 13:48
Häufig werde ich um diese Stellungnahmen gebeten. Das ist ja das, was ich bemängele, man fragt mich nach meiner Meinung und reagiert dann so.
Ungefragt und Unbeteiligte würde ich mit meinen Gedanken nicht behelligen, wieso auch? Dass ich da ignoriert und verspottet würde ist mir klar und für mich schon lange nicht mehr unmutfördernd. Es ist zwar traurig, dass sich keiner mehr verantwortlich fühlt, aber wie kann ich jemandem etwas vorwerfen, dass ich auch so handhabe? Das geht wohl nicht.


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