Unzufriedenheit oder wirklich begründet?
01.09.2016 um 11:29Hallo Community,
Mir fehlen Antworten, die mir einfach nicht aufkommen wollen. Entweder bin ich zu einfältig oder ich lasse etwas Wesentliches außer Acht. Die Entscheidung obliegt euch.
Ich war schon immer geistig weiter als meine Altersgenossen. In meiner Schulzeit interessierte ich mich nicht für Freundschaftsbücher, für themenspezifische Gegenstände wie Schulmäppchen, Mappen und co auf denen Filmfiguren oder so abgebildet waren. Das fand ich immer schrecklich. Auch fand ich es immer äußerst langweilig, über die Themen zu diskutieren, über die man so sprach. Weiterhin hab ich nie verstanden, warum man das andere Geschlecht doof finden sollte. Gut, ich hab nicht immer verstanden, warum jemand so und so reagiert hat, aber deswegen gleich Doofheit zu unterstellen und absolute Desinteresse zu heucheln erschien mir deplatziert.
Allerdings war die Schule für mich immer ein Gefängnis gewesen. Meine Noten waren, wenn ich das so sagen darf, herausragend, obwohl ich wenig gelernt hatte. Ich interessierte mich lieber für Kant, Aristoteles, aber auch für Darwin, oder Freud... Aber für den Stoff in der Schule hatte ich keine Verständnis. Das erschien mir alles sehr gepresst. Manches wurde mir auch zu oberflächlich besprochen, so dass ich enttäuscht war.
Auch das führte zu Problemen. Ich wurde regelmäßig von den Lehrern gerügt, weil ich mich mit Zeug befasste, das nichts mit dem Stoff zu tun hatte, regelmäßig sollte ich sagen, was im Unterricht passiert war.
Da meine Lehrer jeden - pardon - Scheiß an die Tafel geschrieben haben, konnte ich glücklicherweise immer ableiten, was gerade Thema war, aber an sich war ich damit auch nicht glücklich.
I.)
Lehrer äußern ständig den Wunsch, dass Schüler herausragende Leistungen bringen, still sein und den Unterricht nicht stören sollen. Ich war immer jemand, der sich zu benehmen wusste, jede Provokation von Schülern parierte ich mit einem Spruch, der den gegenüber ruhig stellte. Ich habe mich nie überdeutlich aufgelehnt, ich habe lediglich mein Ding gemacht. Niemand hatte einen Nachteil davon, dass ich mich der Langeweile des Unterrichts entriss: Weder meine Noten, noch ich, noch die Lehrer. Und seien wir mal ehrlich: Die Gauß'sche Normalverteilung gab mir recht.
Ich bezweifle, dass die Lehrer ein Problem mit mir hatten und auch die Tatsache, dass ich gute Noten bekam, ohne mich groß am Unterricht zu beteilen, dürfte sie ruhig gestimmt haben.
Also wie kommt das, dass Lehrer vorgeben, sie würden jemanden zur Individualität erziehen wollen, wollten jemandem beibringen, auf Kants (eigentlich Horaz') "Sapere aude" zurückzugreifen und nicht alles zu glauben und dann zwangen sie mich, dem Unterricht zu folgen, obwohl weder ich davon einen Gewinn hatte, noch sie.
Hat hier Individualität seine Grenzen oder sind die Lehrer von ihrem Job so gefrustet, dass sie sich lieber darüber beschweren wollen, dass es keinen Schüler gäbe, der sich ihren Ansprüchen gemäß verhält und dann jenen, der sich versucht, ihnen zu liebe so zu verhalten, wie sie es wollen dafür kritisieren? Ist das dann nicht eine bedauerliche Existenz als Lehrer?
II.)
Ich fand den Mainstream schon immer schrecklich. Das liegt nicht daran, dass ich zum Anhänger jener wurde, die sich der Bewegung "Individualität" angeschlossen haben und damit zu einem Kollektiv Scheinindividualisten werden, sondern daran, dass ich mit dieser Musik nichts anfangen kann. Für mich sind das Stücke, die mich weder im Kern reizen, noch textlich etwas für sich haben. Auch im Melodischen gehen die Entwicklungen immer mehr gen Schaudern. Finde ich einfach nicht richtig, aber das muss jeder selbst entscheiden.
Nun wurde mir folgendes vorgeworfen:
a.) „Ziehe mit dem Strom.“
b.) „Freue dich darüber, dass sich die Künstler immer noch darüber Gedanken machen, was sie Dir anbieten könnten.“
c.) „Unterstütze den Fortschritt wie es sich gehört“
Dabei kristallisierte sich deutlich heraus, dass die Menschen, die mir das sagten überhaupt nicht in der Lage waren, mir zuzuhören. Sie ließen Ignoranz walten und gewannen damit ihre Diskussionen. Sie boten mir kein wirkliches Argument und speisten mich mit ihren Ansichten ab und ließen mich kopfschüttelnd zurück.
Warum ist das so? Warum soll man grundsätzlich mit dem Strom schwimmen? Es gibt genug Leute, die funktional vom Strom Abstand nehmen (ich meine jetzt keine Problemfälle, sondern normale Leute, die es sich erfolgreich leisten, sich vom Strom zu entfernen und damit nicht anecken). Wie schaffen die es, dass sie kein Problem damit bekommen und woran liegt das, dass ich ständig in diesen Konflikt involviert werde?
Wieso beginnt dieser Konflikt bereits bei so etwas Subjektivem wie Musik? Warum hören mir die Leute nicht richtig zu, schmeißen mir ihre Meinung hin und sagen damit „Friss und halt die Klappe“, aber was ich zu sagen habe interessiert sie nicht? Wieso setzen so viele auf Ignoranz um ihre Diskussionen zu gewinnen und fühlen sich nicht in den Gegenüber ein? Warum werden meine Argumente - wenn man mir mal zuhört - als Blödsinn gesehen, ohne sie wirklich verstanden zu haben, während die anderen mit ihrer Meinung einen auf "Ich bin heilig und allwissend" machen? Ich meine, die eigene Haltung bleibt jedem selbst überlassen und ich greife die auch nicht an, aber ich frage mich, wieso man so handelt. Auch interessant ist, dass andere sich für „Ich weiß alles“ bzw. „ich weiß mehr als Du“ halten und mir bei einem Gegenargument Snobismus vorwerfen. Wtf?
Ich möchte mich nicht freisprechen davon, arrogant und hochnäsig zu wirken, aber warum halten sie sich allen Zweifeln erhaben und werfen mir ihre Haltung vor bzw. finden es richtig, dass sie die gleiche Haltung haben und es bei mir falsch?
Hat das seinen Ursprung bei mir? Sehe ich das zu eng und mache damit Leute auf mich aufmerksam, die so sind? Und wenn ja, wie soll ich das ändern?
III.
Man reduziert mich sehr häufig auf mein Alter. Als hätte ich keine Ahnung vom Leben. Ich behaupte nicht, dass ich allwissend bin, behaupte nicht, dass ich mit meinen Gedanken recht habe und trotzdem verlaufen Dialoge häufig so in der Art:
Er: "Was? Du hast was gegen die Musik von heute? Sei doch froh, dass es sowas gibt. Alles andere ist Mist."
Ich: "Ich bin froh, dass es so etwas gibt. Ich finde es nur nicht richtig, dass man immer mehr auf Techno oder was das ist setzt. Finde der gute alte Classic Rock ist am besten."
Er: "Du bist noch so jung. Du verstehst doch nicht einmal, was Classic Rock ist."
Ich: "Classic Rock ist erheblich besser, als das Gegenwärtige."
Er: "Classic Rock ist Mist."
Ich: "Dann kennst Du Classic Rock nicht."
Er: "Hör mal, ich bin älter als Du."
Ich: "Aber deswegen nicht klüger."
Er: "Sei nicht so arrogant."
Ich: "Ich bin nicht arrogant. Ich finde es nur falsch, wenn sich jemand hervorhebt, obwohl er dazu keinen Grund hat. Immerhin tu ich das auch nicht."
Er: "Musik ist Musik."
Ich: "Das mag für Mainstream zutreffen, aber nicht für das, was ich höre."
Er: "Mann, Du hast keine Ahnung."
Ich: "Aus Deiner Warte vielleicht."
Er: "Nein, aus der von jedem."
Ich: "Wieso? Nur weil ich nicht deiner Meinung bin?"
Er: "Nein, weil Du dumm bist."
und so weiter und sofort.
Wie kann man mich auf mein Alter reduzieren? Ich sehe regelmäßig Leute jeden Alters, die sich verhalten, als seien sie gerade erst frisch geboren worden. Ich empfinde mein Verhalten erheblich zivilisierter als so mancher. Meist werfen jene mir Fehlverhalten vor, die sich für Gott halten und das in der Öffentlichkeit zelebrieren, oder jene, die Eingeschränkte fertig machen, sich Urteile über das Äußerliche von Menschen erlauben, sich also über Übergewichtige lustig machen, über Personen, die „anders“ aussehen und so weiter. Aber auch von Älteren, die meinen, sie wüssten alles, sich dabei jedoch regelmäßig in Kneipen die Kante geben. Warum tun die das? Haben die nichts Besseres zu tun? Die Benennung der Personengruppen suggeriert ja schon von sich selbst, dass ich darauf nichts geben muss, trotzdem finde ich es erschütternd, dass sich Menschen so etwas herausnehmen. Ich habe vor wenigen Jahren die zweite Dekade überschritten, aber das ist kein Grund, mich meiner gesamten geistigen Fähigkeiten zu berauben. Würde ich das bei denen tun, würden sie extrem pampig werden. Da stellt sich mir noch eine weitere Frage: Haben Leute tatsächlich ein Recht respektiert zu werden, wenn sie einen selbst nicht respektieren? Natürlich lasse ich den Leuten den Respekt zukommen, der ihnen aus der rein menschlichen Ebene zusteht, aber macht das Sinn? Oder sollte ich es einfach mal so probieren, wie es meine Mutter tut und mich umdrehen, wenn mich jemand anfuckt? Oder bin ich zu jung dafür und habe keine Rechte, zu zeigen, dass mich etwas stört? Manchmal kommt mir das so vor.
IV.
Vor kurzem war ich im Zug unterwegs. Da fragte ein Paar die Bahnbegleitung, die die Fahrkaten kontrollieren wollte, ob der Zug Verspätung habe. Die Kontrolleurin bejahte und nannte eine Minute. Das Paar wurde richtig sauer und verbal aggressiv, regte sich darüber auf und hat sich darüber geniert, dass dabei auch noch die Fahrkarten kontrolliert werden würden.
Nur zur Info: Der Zug stand an einem Bahnhof, an dem er auf einen entgegenkommenden Warten musste und hatte so seine Minute Verspätung erreicht. Da fragte ich mich, was wäre wenn der Zug einfach losgefahren wäre, wie das Paar es sich gewünscht hätte? Dann wären die beiden Züge kollidiert. „Wäre Ihnen das lieber gewesen?“, wollte ich denen sagen, hab es dann aber doch gelassen. Meine Manieren verbieten mir derartiges Verhalten. Immerhin weigere ich mich strikt, ins gleiche Horn zu blasen. Aber wozu? Erstens ist eine Minute nichts und zweitens hatte es einen guten Grund. Haben die Leute ernsthaft nichts Besseres mit ihrem Leben zu schaffen, als sich über so was zu ärgern? Sollte ich hier Volker Pispers' Aussage anführen „Der Deutsche regt sich gerne über Dinge auf, die er nicht ändern kann.“ ? Hat es was damit zu tun oder ist der Mensch im Allgemeinen darin begnadet, andere für seine eigene Unzufriedenheit anzuschnauzen?
Warum stellt man seinen Alltag in die Pflicht, die eigene Erwartung zu erfüllen und wird dann pampig, wenn es nicht so kommt? Besonders wenn man etwas älter ist, muss einem doch klar sein, dass am Spruch "Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt" mehr dran ist, als nur ein Schmunzeln. Verstehe ich nicht.
V.
Meine Schreib- oder Sprachweise wirkt für viele abschreckend. Wieso? Ich versuche damit nicht, hochgestochen zu wirken oder dergleichen. Ich habe es so gelernt und versuche mich so auszudrücken, was stört daran? Würde mich wirklich interessieren, wirkliche Argumente bekam ich deswegen nicht.
Und kurioserweise lassen sich die Leute dann auch nicht auf Klärungsversuche ein. Für sie ist die Sache klar und sie beharren in der Regel auch darauf, dass ich arrogant und realitätsfremd sei. Und schaffen es mit nahezu phantastischer Präzision meine Worte so dastehen zu lassen, als hätten sie recht. Das ist dann etwas, dass mich ärgert. Aber woraus resultiert das?
Ich finde, viele Probleme schaffen sich die Leute auch selbst. Manchmal erscheint es mir so, als wären die Leute nur auf der Suche nach jemandem, den sie für ihre negative Haltung verantwortlich machen können. So als hätten sie keine eigene Verantwortung, als wären immer die anderen für ihr Elend schuld. Dass ich das bedenklich finde, brauche ich, so denke ich, nicht zu erwähnen. Allerdings möchte ich nicht ausschließen, dass ich mir einige dieser Konflikte selbst schaffe, die Frage ist nur, wieso und vor allem wie? Ich sehe bei mir absolut keinen Grund, dabei analysiere ich Situation für Situation, aber ich erkenne nicht, was falsch sein soll.
Sind die Leute allgemein einfach nur Unzufrieden mit sich und allem und haben nicht den Mut etwas zu ändern oder liegt das vielleicht an etwas viel Tiefgreifenderem?
Oder haben gar meine Eltern recht, wenn sie sagen, dass die Leute neidisch seien darauf, was man hat und andere nicht? Dass sie davon genervt sind, dass sie von ihren Eltern gezwungen werden, das Leben ihrer Eltern weiterzuführen und sie das zwar nicht wollen, aber sich nicht trauen aufzulehnen? Dass sie ihr Leben nicht gut finden, aber allgemein zu viel Schiss haben, es zu ändern und sie von der Pragmatik genervt sind, sich mit jedem ihrer Kontakte gutzuhalten, weil man nie weiß, für was man den ein oder anderen brauchen kann und wenn das so ist, ist das dann nicht irgendwie völlig bescheuert? Sollte nicht die eigene Zufriedenheit an oberster Stelle stehen?
Auf eine rege Diskussion,
Eudaimonia
Mir fehlen Antworten, die mir einfach nicht aufkommen wollen. Entweder bin ich zu einfältig oder ich lasse etwas Wesentliches außer Acht. Die Entscheidung obliegt euch.
Ich war schon immer geistig weiter als meine Altersgenossen. In meiner Schulzeit interessierte ich mich nicht für Freundschaftsbücher, für themenspezifische Gegenstände wie Schulmäppchen, Mappen und co auf denen Filmfiguren oder so abgebildet waren. Das fand ich immer schrecklich. Auch fand ich es immer äußerst langweilig, über die Themen zu diskutieren, über die man so sprach. Weiterhin hab ich nie verstanden, warum man das andere Geschlecht doof finden sollte. Gut, ich hab nicht immer verstanden, warum jemand so und so reagiert hat, aber deswegen gleich Doofheit zu unterstellen und absolute Desinteresse zu heucheln erschien mir deplatziert.
Allerdings war die Schule für mich immer ein Gefängnis gewesen. Meine Noten waren, wenn ich das so sagen darf, herausragend, obwohl ich wenig gelernt hatte. Ich interessierte mich lieber für Kant, Aristoteles, aber auch für Darwin, oder Freud... Aber für den Stoff in der Schule hatte ich keine Verständnis. Das erschien mir alles sehr gepresst. Manches wurde mir auch zu oberflächlich besprochen, so dass ich enttäuscht war.
Auch das führte zu Problemen. Ich wurde regelmäßig von den Lehrern gerügt, weil ich mich mit Zeug befasste, das nichts mit dem Stoff zu tun hatte, regelmäßig sollte ich sagen, was im Unterricht passiert war.
Da meine Lehrer jeden - pardon - Scheiß an die Tafel geschrieben haben, konnte ich glücklicherweise immer ableiten, was gerade Thema war, aber an sich war ich damit auch nicht glücklich.
I.)
Lehrer äußern ständig den Wunsch, dass Schüler herausragende Leistungen bringen, still sein und den Unterricht nicht stören sollen. Ich war immer jemand, der sich zu benehmen wusste, jede Provokation von Schülern parierte ich mit einem Spruch, der den gegenüber ruhig stellte. Ich habe mich nie überdeutlich aufgelehnt, ich habe lediglich mein Ding gemacht. Niemand hatte einen Nachteil davon, dass ich mich der Langeweile des Unterrichts entriss: Weder meine Noten, noch ich, noch die Lehrer. Und seien wir mal ehrlich: Die Gauß'sche Normalverteilung gab mir recht.
Ich bezweifle, dass die Lehrer ein Problem mit mir hatten und auch die Tatsache, dass ich gute Noten bekam, ohne mich groß am Unterricht zu beteilen, dürfte sie ruhig gestimmt haben.
Also wie kommt das, dass Lehrer vorgeben, sie würden jemanden zur Individualität erziehen wollen, wollten jemandem beibringen, auf Kants (eigentlich Horaz') "Sapere aude" zurückzugreifen und nicht alles zu glauben und dann zwangen sie mich, dem Unterricht zu folgen, obwohl weder ich davon einen Gewinn hatte, noch sie.
Hat hier Individualität seine Grenzen oder sind die Lehrer von ihrem Job so gefrustet, dass sie sich lieber darüber beschweren wollen, dass es keinen Schüler gäbe, der sich ihren Ansprüchen gemäß verhält und dann jenen, der sich versucht, ihnen zu liebe so zu verhalten, wie sie es wollen dafür kritisieren? Ist das dann nicht eine bedauerliche Existenz als Lehrer?
II.)
Ich fand den Mainstream schon immer schrecklich. Das liegt nicht daran, dass ich zum Anhänger jener wurde, die sich der Bewegung "Individualität" angeschlossen haben und damit zu einem Kollektiv Scheinindividualisten werden, sondern daran, dass ich mit dieser Musik nichts anfangen kann. Für mich sind das Stücke, die mich weder im Kern reizen, noch textlich etwas für sich haben. Auch im Melodischen gehen die Entwicklungen immer mehr gen Schaudern. Finde ich einfach nicht richtig, aber das muss jeder selbst entscheiden.
Nun wurde mir folgendes vorgeworfen:
a.) „Ziehe mit dem Strom.“
b.) „Freue dich darüber, dass sich die Künstler immer noch darüber Gedanken machen, was sie Dir anbieten könnten.“
c.) „Unterstütze den Fortschritt wie es sich gehört“
Dabei kristallisierte sich deutlich heraus, dass die Menschen, die mir das sagten überhaupt nicht in der Lage waren, mir zuzuhören. Sie ließen Ignoranz walten und gewannen damit ihre Diskussionen. Sie boten mir kein wirkliches Argument und speisten mich mit ihren Ansichten ab und ließen mich kopfschüttelnd zurück.
Warum ist das so? Warum soll man grundsätzlich mit dem Strom schwimmen? Es gibt genug Leute, die funktional vom Strom Abstand nehmen (ich meine jetzt keine Problemfälle, sondern normale Leute, die es sich erfolgreich leisten, sich vom Strom zu entfernen und damit nicht anecken). Wie schaffen die es, dass sie kein Problem damit bekommen und woran liegt das, dass ich ständig in diesen Konflikt involviert werde?
Wieso beginnt dieser Konflikt bereits bei so etwas Subjektivem wie Musik? Warum hören mir die Leute nicht richtig zu, schmeißen mir ihre Meinung hin und sagen damit „Friss und halt die Klappe“, aber was ich zu sagen habe interessiert sie nicht? Wieso setzen so viele auf Ignoranz um ihre Diskussionen zu gewinnen und fühlen sich nicht in den Gegenüber ein? Warum werden meine Argumente - wenn man mir mal zuhört - als Blödsinn gesehen, ohne sie wirklich verstanden zu haben, während die anderen mit ihrer Meinung einen auf "Ich bin heilig und allwissend" machen? Ich meine, die eigene Haltung bleibt jedem selbst überlassen und ich greife die auch nicht an, aber ich frage mich, wieso man so handelt. Auch interessant ist, dass andere sich für „Ich weiß alles“ bzw. „ich weiß mehr als Du“ halten und mir bei einem Gegenargument Snobismus vorwerfen. Wtf?
Ich möchte mich nicht freisprechen davon, arrogant und hochnäsig zu wirken, aber warum halten sie sich allen Zweifeln erhaben und werfen mir ihre Haltung vor bzw. finden es richtig, dass sie die gleiche Haltung haben und es bei mir falsch?
Hat das seinen Ursprung bei mir? Sehe ich das zu eng und mache damit Leute auf mich aufmerksam, die so sind? Und wenn ja, wie soll ich das ändern?
III.
Man reduziert mich sehr häufig auf mein Alter. Als hätte ich keine Ahnung vom Leben. Ich behaupte nicht, dass ich allwissend bin, behaupte nicht, dass ich mit meinen Gedanken recht habe und trotzdem verlaufen Dialoge häufig so in der Art:
Er: "Was? Du hast was gegen die Musik von heute? Sei doch froh, dass es sowas gibt. Alles andere ist Mist."
Ich: "Ich bin froh, dass es so etwas gibt. Ich finde es nur nicht richtig, dass man immer mehr auf Techno oder was das ist setzt. Finde der gute alte Classic Rock ist am besten."
Er: "Du bist noch so jung. Du verstehst doch nicht einmal, was Classic Rock ist."
Ich: "Classic Rock ist erheblich besser, als das Gegenwärtige."
Er: "Classic Rock ist Mist."
Ich: "Dann kennst Du Classic Rock nicht."
Er: "Hör mal, ich bin älter als Du."
Ich: "Aber deswegen nicht klüger."
Er: "Sei nicht so arrogant."
Ich: "Ich bin nicht arrogant. Ich finde es nur falsch, wenn sich jemand hervorhebt, obwohl er dazu keinen Grund hat. Immerhin tu ich das auch nicht."
Er: "Musik ist Musik."
Ich: "Das mag für Mainstream zutreffen, aber nicht für das, was ich höre."
Er: "Mann, Du hast keine Ahnung."
Ich: "Aus Deiner Warte vielleicht."
Er: "Nein, aus der von jedem."
Ich: "Wieso? Nur weil ich nicht deiner Meinung bin?"
Er: "Nein, weil Du dumm bist."
und so weiter und sofort.
Wie kann man mich auf mein Alter reduzieren? Ich sehe regelmäßig Leute jeden Alters, die sich verhalten, als seien sie gerade erst frisch geboren worden. Ich empfinde mein Verhalten erheblich zivilisierter als so mancher. Meist werfen jene mir Fehlverhalten vor, die sich für Gott halten und das in der Öffentlichkeit zelebrieren, oder jene, die Eingeschränkte fertig machen, sich Urteile über das Äußerliche von Menschen erlauben, sich also über Übergewichtige lustig machen, über Personen, die „anders“ aussehen und so weiter. Aber auch von Älteren, die meinen, sie wüssten alles, sich dabei jedoch regelmäßig in Kneipen die Kante geben. Warum tun die das? Haben die nichts Besseres zu tun? Die Benennung der Personengruppen suggeriert ja schon von sich selbst, dass ich darauf nichts geben muss, trotzdem finde ich es erschütternd, dass sich Menschen so etwas herausnehmen. Ich habe vor wenigen Jahren die zweite Dekade überschritten, aber das ist kein Grund, mich meiner gesamten geistigen Fähigkeiten zu berauben. Würde ich das bei denen tun, würden sie extrem pampig werden. Da stellt sich mir noch eine weitere Frage: Haben Leute tatsächlich ein Recht respektiert zu werden, wenn sie einen selbst nicht respektieren? Natürlich lasse ich den Leuten den Respekt zukommen, der ihnen aus der rein menschlichen Ebene zusteht, aber macht das Sinn? Oder sollte ich es einfach mal so probieren, wie es meine Mutter tut und mich umdrehen, wenn mich jemand anfuckt? Oder bin ich zu jung dafür und habe keine Rechte, zu zeigen, dass mich etwas stört? Manchmal kommt mir das so vor.
IV.
Vor kurzem war ich im Zug unterwegs. Da fragte ein Paar die Bahnbegleitung, die die Fahrkaten kontrollieren wollte, ob der Zug Verspätung habe. Die Kontrolleurin bejahte und nannte eine Minute. Das Paar wurde richtig sauer und verbal aggressiv, regte sich darüber auf und hat sich darüber geniert, dass dabei auch noch die Fahrkarten kontrolliert werden würden.
Nur zur Info: Der Zug stand an einem Bahnhof, an dem er auf einen entgegenkommenden Warten musste und hatte so seine Minute Verspätung erreicht. Da fragte ich mich, was wäre wenn der Zug einfach losgefahren wäre, wie das Paar es sich gewünscht hätte? Dann wären die beiden Züge kollidiert. „Wäre Ihnen das lieber gewesen?“, wollte ich denen sagen, hab es dann aber doch gelassen. Meine Manieren verbieten mir derartiges Verhalten. Immerhin weigere ich mich strikt, ins gleiche Horn zu blasen. Aber wozu? Erstens ist eine Minute nichts und zweitens hatte es einen guten Grund. Haben die Leute ernsthaft nichts Besseres mit ihrem Leben zu schaffen, als sich über so was zu ärgern? Sollte ich hier Volker Pispers' Aussage anführen „Der Deutsche regt sich gerne über Dinge auf, die er nicht ändern kann.“ ? Hat es was damit zu tun oder ist der Mensch im Allgemeinen darin begnadet, andere für seine eigene Unzufriedenheit anzuschnauzen?
Warum stellt man seinen Alltag in die Pflicht, die eigene Erwartung zu erfüllen und wird dann pampig, wenn es nicht so kommt? Besonders wenn man etwas älter ist, muss einem doch klar sein, dass am Spruch "Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt" mehr dran ist, als nur ein Schmunzeln. Verstehe ich nicht.
V.
Meine Schreib- oder Sprachweise wirkt für viele abschreckend. Wieso? Ich versuche damit nicht, hochgestochen zu wirken oder dergleichen. Ich habe es so gelernt und versuche mich so auszudrücken, was stört daran? Würde mich wirklich interessieren, wirkliche Argumente bekam ich deswegen nicht.
Und kurioserweise lassen sich die Leute dann auch nicht auf Klärungsversuche ein. Für sie ist die Sache klar und sie beharren in der Regel auch darauf, dass ich arrogant und realitätsfremd sei. Und schaffen es mit nahezu phantastischer Präzision meine Worte so dastehen zu lassen, als hätten sie recht. Das ist dann etwas, dass mich ärgert. Aber woraus resultiert das?
Ich finde, viele Probleme schaffen sich die Leute auch selbst. Manchmal erscheint es mir so, als wären die Leute nur auf der Suche nach jemandem, den sie für ihre negative Haltung verantwortlich machen können. So als hätten sie keine eigene Verantwortung, als wären immer die anderen für ihr Elend schuld. Dass ich das bedenklich finde, brauche ich, so denke ich, nicht zu erwähnen. Allerdings möchte ich nicht ausschließen, dass ich mir einige dieser Konflikte selbst schaffe, die Frage ist nur, wieso und vor allem wie? Ich sehe bei mir absolut keinen Grund, dabei analysiere ich Situation für Situation, aber ich erkenne nicht, was falsch sein soll.
Sind die Leute allgemein einfach nur Unzufrieden mit sich und allem und haben nicht den Mut etwas zu ändern oder liegt das vielleicht an etwas viel Tiefgreifenderem?
Oder haben gar meine Eltern recht, wenn sie sagen, dass die Leute neidisch seien darauf, was man hat und andere nicht? Dass sie davon genervt sind, dass sie von ihren Eltern gezwungen werden, das Leben ihrer Eltern weiterzuführen und sie das zwar nicht wollen, aber sich nicht trauen aufzulehnen? Dass sie ihr Leben nicht gut finden, aber allgemein zu viel Schiss haben, es zu ändern und sie von der Pragmatik genervt sind, sich mit jedem ihrer Kontakte gutzuhalten, weil man nie weiß, für was man den ein oder anderen brauchen kann und wenn das so ist, ist das dann nicht irgendwie völlig bescheuert? Sollte nicht die eigene Zufriedenheit an oberster Stelle stehen?
Auf eine rege Diskussion,
Eudaimonia