@Gwyddion @NothingM Was man sich ebenfalls immer vor Augen halten muss:
Gefängnis soll aus gutem Grund nicht nur strafen.
Es geht nicht einfach darum, dass die Insassen sich einen schönen Lenz machen können, während sie im Knast sitzen.
Zuerst einmal: Wir haben uns auf Menschenrechte geeinigt. Ja, auch für Mörder, Vergewaltiger, Kinderschänder...
Ich habe nicht die leisesten Sympathien für so etwas. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass Menschenrechte entweder für alle gelten müssen, immer oder gar nicht. Wenn es Menschenrechte nur für brave Menschen gibt, dann betreiben wir damit im Prinzip Entmenschlichung von anderen Individuen, von Straftätern. Denn wir sagen:,,Du Mörder bist kein Mensch."
Entmenschlichung führt aber auf sehr dunkle Pfade bezüglich der Behandlung unserer Mitmenschen.
Und ich rede jetzt mal nicht von den Nazis.
Sklaverei, drakonische Verstümmelungsstrafen in islamistischen Ländern, nordkoreanische Arbeitslager, die Taten afrikanischer Folterfürste, die schrecklichen Gefängnisse vergangener Jahrhunderte in Europa...
All das basiert auf Entmenschlichung der Insassen. Und mit Entmenschlichung fallen auch die Hemmungen im Umgang mit ihnen.
Auspeitschen? Mit Stromschlägen traktieren? Dauerhaft gefesselt lassen? Von anderen Gefangenen missbrauchen lassen?
Einige, die Rache befürworten, finden das vielleicht gut. Ist ja schließlich ein Mörder, der Typ, der hat nichts besseres verdient.
Doch dann wäre es gnädiger, ihn gleich hinzurichten und hinzunehmen, dass man eventuell einen unschuldigen Menschen - ja, es werden immer wieder Menschen unschuldig als Mörder verurteilt - hingerichtet hat.
Das mag weit hergeholt klingen und man mag es Spekulation nennen, aber für mich sind das aus moralischer Sicht ganz entscheidende Gründe, warum ich finde, wir sollten mit der Bestrafung von Kriminellen vorsichtig sein.
Ich stimme absolut zu, dass Strafen auch Strafen sein müssen, spürbar sein müssen.
Aber Strafen dürfen nicht über ein gewisses Maß hinausgehen.
Weil wir zivilisierte, moderne Menschen sind. Weil wir Humanismus pflegen. Weil wir nicht sind, wie IS, Nordkorea oder afrikanische Warlords.
Aber auch, wenn mir Moral völlig scheißegal wäre, ist es sinnvoll, Resozialisierung zu betreiben.
Resozialisierung in einem annehmbaren Maße ist Opferschutz, gerade bei Menschen, die irgendwann mal wieder rauskommen.
Klar, man könnte auch jemanden einsperren und den Schlüssel wegwerfen, einen Mörder etwa.
Dann passiert aber etwas, was man aus Ländern kennt, in denen es ähnlich gehandhabt wird, wie in den USA - die Inhaftierten denken sich:,,Scheiße, ich hab eh nichts zu verlieren! Was wollen die denn machen, mir noch dreimal lebenslänglich geben, wenn ich einen Wärter oder einen anderen Häftling ersteche? Ich lach mich schief!"
Die Inhaftierten werden für Personal und Mitinsassen gefährlicher.
Auch bei Menschen, die sowieso wieder rauskommen, Dieben, einfachen Schlägern oder Dealern, steigt ohne Resozialisierung die Gefahr, dass sie wieder kriminell werden und wieder ihre Mitmenschen schädigen.
Ohne Perspektive machen sie das, was sie eben ,,gelernt" haben, Drogen verkaufen, klauen, sich als Schläger verdingen, was sollen sie auch tun, wenn man ihnen überall die Tür zeigt?
Vernünftige Resozialisierung ist Opferschutz.