Jesus hat mehrmals gelebt !!!!
02.06.2004 um 20:39
Aber, da fällt mir dieser fantastische Bericht aus'm Info3 ein, biddö:
Die Suche nach dem gegenwärtigen Christus
Die "Kosmische Jungfrau Sophia"
Während sich in früherer Zeit ein Ereignis auf begrenzte
geographische Gebiete beschränkt, wird davon heute durch die moderne
Technik das gesamte Kulturleben, unabhängig von den nationalen
Grenzen, beeinflusst. Dieser Umstand ist eine Offenbarung des stärker
werdenden Bewusstseins eines Erden-Schicksals, eines gemeinsam zu
klärenden seelischen Potentials. Doch wie alle Erscheinungen auf der
polaren physischen Ebene hat auch die technische Entwicklung Ihre zwei
Wirksamkeiten; einerseits eine dienende, andererseits eine hemmende,
indem der seelisch-geistige Raum zu erstarren droht, da in der Technik
ein zukunftsweisender Entwicklungsstrom gesehen wird, auf den das
eigentliche Bedürfnis nach innerer Entwicklung projiziert wird. Je
mehr der Mensch von der Technik in seinem Sinnesleben gefesselt wird,
umso mehr verliert er seine Beziehung zur geistigen Welt. Um diesem
sich auf der ganzen Erde ausbreitenden Materialismus entgegenzuwirken,
suchen die verschiedensten geistigen Strömungen eine gemeinsame Ebene,
auf der sich ein Dialog entfalten kann. Hierbei kommt dem Bemühen der
beiden großen Religionen, der des Christentums und der des Buddhismus,
eine große Bedeutung zu, denn Wahrheit auch in einer anderen Religion,
frei von eigener konfessioneller Bindung, zu erkennen, führt zu
innerer Freiheit und dadurch zum Frieden.
Wenn wir uns der Mitte des 19. Jahrhunderts zuwenden, können wir
feststellen, dass bereits ab diesem Zeitraum, in dem durch die
Industrialisierung die Mechanisierung der menschlichen Bewegung
stattfindet, auch das Wissen um das Wesen des Raumes verloren zu gehen
beginnt. Die Menschen wandten sich verstärkt von der geistigen Welt ab
und leugneten immer mehr das göttliche Dasein. So wurde die Anschauung
des Raumes, der von den Menschen zuvor noch als geisterfüllt erlebt
worden war, mit der fortschreitenden Entwicklung durch die Hand des
Atheismus getötet.
In den Bildern eines Traumes drückt Jean Paul die Stimmung seiner Zeit
aus. Als er an einem Sommerabend auf einem Berg einschlief, da träumte
er, wie der Christus mit einem unendlichen Schmerz aus der Höhe
herniederkahm und sprach: xIch ging durch die Welten, ich stieg in die
Sonnen und flog mit den Milchstraßen durch die Wüsten des Himmels;
aber es ist kein Gott. Ich stieg herab, soweit das Sein seine Schatten
wirft, und schaute in den Abgrund und rief: >Vater, wo bist du?
In früherer Zeit wurde das Wissen um die Gesetzmäßigkeiten der inneren
Entwicklung von einzelnen Menschen gehütet. Seit der Menschwerdung des
Weltenwortes, des Christus, sehen wir, wie in dem werdenden
Christentum in den Bildern und Symbolen der Feste dieses geheime
Wissen vor die ganze Menschheit gestellt wird und dadurch eine
Umwandlung vom "Mysterium des Menschen" zum "Menschheitsmysterium"
eingeleitet wird.
Ein wesentlicher Inhalt der inneren Schulung ist die Harmonisierung
des männlichen und weiblichen Poles durch die Geisteskraft der
Aufmerksamkeit und der Seelenfähigkeit der Hingabe, wodurch der
Seelenraum geläutert wird und seine Entsprechung in dem wolkenlosen
blauen Himmel findet. Aus dieser Reinheit, unberührt aller
Vorstellungen, erstrahlt das Bewusstsein der ursprünglichen Ganzheit
des Menschen, jenseits der Polarität von männlich und weiblich, was
aus der christlichen Esoterik heraus als die "kosmische Jungfrau
Sophia" bezeichnet wird; diese bildet die Grundlage zum Schauen des
gegenwärtigen Christus. (Siehe Info3 2/99)
So wird Christus im Ägypter-Evangelium von seinen Jüngern gefragt,
wann er sich offenbaren werde und sie ihn schauen dürfen: "Wenn ihr
die Kleider abgelegt habt und euch nicht mehr schämt." Noch deutlicher
antwortet Christus, als ihn Salome nach diesem Geheimnis fragt: "Wenn
ihr das Kleid der Scham mit Füßen tretet und wenn die Zwei eins
werden, so dass es weder Männliches noch Weibliches gibt."1 Doch was
in der Einweihung des einzelnen, in der Harmonisierung des männlichen
und weiblichen Poles geschieht, soll nun ein menschheitliches Ereignis
werden, welches wir in der gegenwärtigen Kultur in der beginnenden
Überwindung der Ost-West Polarisierung erkennen können.
Wenn wir Deutschland in bezug auf seine geographische Lage betrachten,
so liegt es nicht nur in der Mitte Europas, sondern umfasst auch einen
Raum, in dem sich die westliche und östliche Hemisphäre durchdringen.
Wie wir in der einzelnen Individualität zwei Pole, den des Weiblichen
und des Männlichen, welche der Hingabe und der Aufmerksamkeit
entsprechen, erkannt haben, so können wir in der Welt das Weibliche
durch den Osten und das Männliche durch den Westen repräsentiert
finden.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Deutschland in zwei Teile geteilt,
wobei der westliche ohne den östlichen Teil den westlichen
Einflusskräften verstärkt ausgesetzt war und in kürzester Zeit einen
materiellen Wohlstand und einen verstärkten Individualismus entwickeln
konnte. Ostdeutschland bildete mit den slawischen Völkern eine
Gemeinschaft und durchdrang sich mit östlichen Seelenkräften und der
Idee des sozialen Lebens. In diesem Getrenntsein konnten die beiden
Teile ihre Einseitigkeit verstärkt ausbilden.
Im Herbst des Jahres 1989, in der Jahreszeit, in der der Erzengel
Michael mit seinem Schwert dem Christus voranschreitet, geht es wie
ein Feuer durch die östlichen Völker, ein Freiheitsstrom durchströmt
sie und eine Empfindung der Brüderlichkeit geht um die Erde. In der
einen Waagschale der Menschheitsentwicklung vereinigt sich das
deutsche Volk; West- und Ostdeutschland werden wieder ein Organismus.
Auf der anderen Seite sehen wir, wie das große sowjetische Reich
zerfällt, um sich auf sich selbst zu besinnen, was in der Rede Michail
Gorbatschows im März 1987 im Kreml zum Ausdruck kommt: "Unsere
Außenpolitik geht stärker, als dies jemals zuvor der Fall war, direkt
aus unserer Innenpolitik hervor. Wir sagen es ganz offen, denn alle
sollen es hören können: Wir benötigen einen dauerhaften Frieden, damit
wir uns auf die Entwicklung unserer Gesellschaft konzentrieren und das
Leben des sowjetischen Volks verbessern können."
Von Ostdeutschland kamen die geistigen Impulse, die eine solche Kraft
zur Veränderung in sich trugen, dass sie die Mauer, welche das
sichtbare Zeichen der Trennung zwischen Ost und West war, überwinden
konnten. Dadurch, dass Deutschland nicht nur mitten in Europa liegt,
sondern auch den westlichen und östlichen Pol beinhaltet, erwächst ihm
die Aufgabe, zwischen Ost und West zu vermitteln und an der Bildung
des neuen gemeinsamen Europas in besonderem Maße mitzuwirken. In der
Rede über den ersten Staatsvertrag vor dem Bundestag im Jahre 1990
sagte der Außenminister Genscher: "Die Teilung Deutschlands in zwei
Staaten war das Symbol des kalten Krieges. Und die Vereinigung
Deutschlands wird zum Schlüssel für die Schaffung des einen, des
freien Europas."
Die Geburt des ideellen Ich
Durch die Wiedervereinigung bildet Deutschland wieder einen lebendigen
Organismus und dadurch für Europa eine richtungsweisende Mitte und,
indem es verstehen wird, in sich die beiden Pole, den
männlich-westlichen und den weiblich-östlichen, zu harmonisieren,
bringt es den innenliegenden Keim zum Erblühen und kann dadurch in
sich das ideelle Ich gebären. Nur dadurch wird Deutschland seiner
Aufgabe gerecht werden können und die Erwartung, die die Welt,
besonders die slawischen Völker an es haben, erfüllen. Dasjenige, was
sich in diesem und immer weiteren Streben gebären will, das ideelle
Ich, wird der Osten bereit sein aufzunehmen, denn er trägt durch seine
Hingabefähigkeit die Erwartung in sich, von außen Impulse zu
empfangen, damit er sich seine eigenen Werte erschließen kann. Aus
diesen inneren Zusammenhängen ist es zu verstehen, dass in der
deutschen Nation eine Liebe zu den slawischen Völkern ruht und dass
diese bereit sind, sich nach dem Westen, besonders nach Deutschland
hin zu öffnen.
Wir können im Zeitgeschehen verfolgen, wie sich der europäische
Kulturimpuls langsam nach dem Osten hin verschiebt, um sich mit den
vorgelagerten slawischen Völkern zu durchdringen. Diese sollen sich in
dem mitteleuropäischen Kulturkreis wiederfinden, um an der
neuzubildenden Ost-West-Kultur mitzuwirken. Und wie zukunftsweisend
suchen Deutschland und Russland darüber hinaus geistige Verbindung zu
schaffen. Im Jahr 1986 sagte der deutsche Außenminister Genscher vor
der 41. Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York: "Als
Volk in der Mitte Europas betrachten wir es als unsere geschichtliche
Aufgabe, den Ost-West-Gegensatz zu entschärfen und schließlich zu
überwinden. Wir wären schlechte Deutsche und schlechte Europäer, wenn
wir anders handelten ... Wir wollen im Bewusstsein der Geschichte die
deutsch-sowjetische Zusammenarbeit stetig fortentwickeln. Sie ist
unabdingbar für eine realistische europäische Entspannungspolitik."
Und der sowjetische Außenminister Edward Schewardnadse sagte über das
vereinigte Deutschland: "Es wird ein Riese sein im Zentrum Europas,
und das Schicksal Europas wird wahrscheinlich entscheidend dadurch
bestimmt, wie wir unsere Beziehung zu diesem Riesen gestalten."
Das deutsche Volk und die slawischen Völker stehen sich gegenüber, und
ein inneres Drängen, sich aufeinander zuzubewegen, bestimmen ihre
Motive. In dieser wachsenden Beziehung zum Osten darf jedoch
Deutschland seine westlichen Nachbarn nicht ausschließen, wenn es
nicht nur seine eigenen nationalen Interessen verfolgen will, denn es
ist die Sorge der westlichen Nationen, bei der Neubegründung der
Kultur inmitten Europas nicht miteinbezogen zu werden.
Die innewohnende Idee Europas kommt in seinem Symbol zum Ausdruck,
den zwölf Sternen auf dem blauen Hintergrund. Es ist das Bild für die
kosmische Weisheit, die die Vorbedingung bildet, den gegenwärtigen
Christus zu schauen.
Das Schauen des lebendigen Christus
Die Evangelien berichten, dass Christus aus dem Wolkenbereich, der ihn
vierzig Tage nach Ostern in sich aufnahm, den Menschen, die sich für
sein Kommen vorbereitet haben, sichtbar werden soll.
Wenn wir mit unserem Tagesbewusstsein zu dem blauen Himmel
emporschauen, zu der Sphäre, in der sich die Wolken bilden, in der
sich die Erden- und Himmelssphäre berühren, um darin das Angesicht
Christi zu suchen, dann können wir erleben, dass unser Empfinden aus
diesem Bereich eine Verstärkung erfährt. So ist das Erscheinen des
Christus auf den Wolken des Himmels nicht nur ein Gleichnis, sondern
drückt eine reale Entsprechung zu dem Erleben des Christus aus, wie
wir es in der Überwindung der inneren Polarität in unserem
Bewusst-Sein erfahren können. Eine Erfahrung, durch die die Aussage
des in der Ostkirche verehrten heiligen Nilus, eines Asketen aus dem
4. Jahrhundert, verständlich wird: "Wenn einer seinen Geist im
Ruhestand sehen will, muss er sich von allen Gedanken leermachen, und
dann wird er jenen schauen, der gleich einem Saphir ist oder wie die
Himmelsfarbe."2
Der auferstandene Christus ist in der die Erde umgebenden
übersinnlichen Sphäre zu finden, aus der er sich uns wieder als ein
Lebendiger offenbart, wenn wir das geistige Auge dafür in uns erweckt
haben.
In einem Vortrag aus dem Jahr 1924 geht Rudolf Steiner auf die
Wahrnehmung der Himmelsbläue ein: "Wenn Sie aber den gesamten Umkreis
des Äthers ins Auge fassen, so ist der Grund, warum Sie den blauen
Himmel sehen, der eigentlich ja auch nicht da ist der, dass Sie da das
Ende des Äthers wahrnehmen. Sie nehmen also den Äther wahr als das
Blau des Himmels...Der Äther ist zwar nicht wahrnehmbar, aber er
erhebt sich zur Wahrnehmbarkeit wegen der großen Majestät, mit der er
sich im Weltenall hinstellt, indem er sich kundgibt, offenbart in der
Himmelsbläue...Aber hier beginnt bereits das Walten des
Übersinnlichen."3
Christus offenbart sich uns im Angesicht der reinsten Weisheitsliebe.
In seinem Sein bewahrt er uns davor, auf dieser Stufe der inneren
Entwicklung nur das eigene Heil zu suchen und sich vom Menschen- und
Erdenschicksal abzuwenden. In seinem Weisheit und Liebe ausstrahlenden
Angesicht erfahren wir die Hinwendung zur Erde, und durch das Bild des
idealen Menschen, das er uns gibt, das Verlangen, die ganze Schöpfung
auf dem Weg der Erlösung miteinzubeziehen. Wir erkennen das höhere Ich
im Du und, dass es in Wirklichkeit keine Freiheit gibt, solange der
andere in Unfreiheit lebt. Die schauende Seele ist ergriffen von dem
Anblick des Christus, sie erkennt in ihm den Menschheitsrepräsentanten
und erlebt in seinem Anblick qualvoll ihre Unvollkommenheit. Sie
erträgt die eigene Dunkelheit nicht, und es erscheint ihr unerreichbar
weit, diesem Anblick gerecht zu werden. Sie hätte nicht die Kraft,
dazu, wenn Christus nicht an ihrer Seite wäre und das Paulus Wort
"Nicht ich, sondern Christus in mir" zu einer immer stärkeren Realität
werden würde. Denn, wie wir uns auch nach dem Christus sehnen, seine
Liebeskraft vermögen wir nicht in ihrer vollen Stärke zu empfangen, da
unsere Leiblichkeit nicht die Reinheit dazu hat, sondern die
egoistischen Triebe, die die Liebe in sich halten wollen, zu stark
sind. Wird diese Kraft jedoch gehalten, wirkt sie zerstörerisch wie
ein nicht zu bezwingendes Feuer.
Durch die Läuterung der Seele wurde die Vorbedingung gebildet, den
lebendigen Christus zu schauen, doch, um die Liebeskraft, die von ihm
auf uns überfließt, aufnehmen und weitergeben zu können, muss das
lebendige Angesicht, das die ganze Erde ersehnt, als Keim in unser
Wesen, tief in den Charakter hinein gesenkt werden.
Um das Erscheinen des lebendigen, des kosmischen Christus, durch den
alle Menschen unabhängig von ihrer Kultur- und Religionszugehörigkeit
an der umfassenden Liebe teilhaben und sich dadurch in ihrem Streben
vereinigen können, nicht an uns vorübergehen zu lassen, müssen neue
seelische Erkenntnisorgane entwickelt werden. Es ist die Umwandlung zu
dem Bewusst-Sein, in dem die weiten Himmelsräume, die sich nun aus der
inneren Gesetzmäßigkeit der Erdenentwicklung zu öffnen beginnen, nicht
nur als leer, sondern als von Geist durchdrungen erkannt werden. Im
Erleben des Christus sehen wir, was wir werden sollen, und er gibt uns
in diesem Urbild des Menschen, welches der Sinn der Erde ist, ihr
geistig zugrunde liegt, ein allgemeines Ideal der Menschheit, das nur
in seiner Nachfolge, in der Zuwendung zum Menschen- und Erdenschicksal
zu verwirklichen ist. Wir sehen darin den kosmischen, den lebendigen
gegenwärtigen Christus in seiner ersten Offenbarung den Erdenumraum
bilden.
Aus dem Unvermögen, sich willentlich von der Bindung an den physischen
Leib zu lösen, entsteht die Imagination des Gekreuzigtseins der Seele
an den physischen Leib. Diese Erfahrung wird so intensiv erlebt, dass
aus ihr die makrokosmische Entsprechung, die Imagination des
gekreuzigten Christus inmitten der Erde im Bewusstsein auflebt. Es ist
Christus, der als eine kosmische Wesenheit zuerst einen menschlichen
Körper angenommen hat, um die Todeskräfte, die darin wirken, in der
Auferstehung zu überwinden, und sich dann mit dem gesamten Erdenleib
zu verbinden. Er nimmt das Kreuz des physischen Daseins aufs neue an,
um die ganze Erde bis in die Elemente hinein zu erhöhen. In dieser
Imagination schauen wir den Christus in seiner zweiten Offenbarung,
welche das Zentrum der ganzen Erdenentwicklung bildet. Plato, von dem
der heilige Augustinus die Meinung vertrat, dass er nur wenige Worte
und Ansichten ändern müsste, um ein Christ zu sein, sagt, dass er die
Weltenseele an den Weltenleib gekreuzigt sieht, und weist dadurch
prophetisch auf den kosmischen Christus hin, der das Erdenschicksal
auf sich nehmen wird.
In reinster Weisheitsliebe offenbart sich Christus aus der die Erde
umgebenden Himmelsbläue und weist uns dadurch in seiner ersten
Offenbarung wieder den Weg zur Erde, da wir seinem Angesicht nur
gerecht und ihm gleich werden können, wenn wir seinem Beispiel folgen
und nicht nur das eigene Heil suchen, sondern den gesamten
Menschheits- und Erdorganismus in dankbarer Hinwendung in den
Erlösungsprozess einbeziehen. In dieser Neuorientierung der Seele
liegt die beginnende Erlösung des gekreuzigten Christus inmitten der
Erde. Eine Haltung des Herzens, eine Wiedergewinnung der "Mitte" in
uns, aus der heraus der die Erde unmittelbar umgebende Umraum durch
unsere Anschauung zu leben beginnt, und wir den Christus in seiner
dritten Offenbarung als die Quelle des lebendigen Lichtes erkennen,
der bis in die Elemente hinein die Schöpfung durchchristet und den
Prozess der Verhärtung in den der Erlösung überführt. Novalis drückt
dieses Schauen in seinen geistlichen Liedern mit den Worten aus:
Er ist der Stern, er ist die Sonn,
Er ist des ewigen Lebens Bronn,
Aus Kraut und Stein und Meer und Licht
Schimmert sein kindlich Angesicht.
Der erste Schritt besteht darin, das erlebte Raumesbewusstsein , die
kosmische Sophia im Haupt zu integrieren und dadurch den abstrakten
physischen Raum zu vergeistigen. Der zweite Schritt bedeutet in der
weiteren Entwicklung, dass wir uns nun, um die Nachfolge Christi zu
vollziehen, erneut an den physischen Leib gekreuzigt finden müssen,
wenn wir diejenige Wesenheit, die wir ersehnen, in unser Ich aufnehmen
wollen. Bei dieser bewussten Inkarnation stößt die Seele auf
Widerstände, die sie zuerst überwinden muss. Es sind die Verhärtungen
und Verfinsterungen der Seele, die mit dem verlebendigten Licht
durchdrungen werden müssen. Wir erkennen in diesem Vorgang die
Entsprechung zu der Herbsteszeit, in der der Erzengel Michael mit
erhobenem Schwert dem Christus voranschreitet, um ihm den Weg zur Erde
zu bereiten.
Zuerst musste die Seele aus dem Gekreuzigt-Sein an den physischen
Leib befreit werden, und nun stehen wir wieder vor der Entscheidung,
im vollen Bewusstsein das Kreuz anzunehmen, die Ewigkeit des Raumes,
die sich in der Vertikalen, und das sich Wandelnde des Zeitenstromes,
das sich in der Horizontalen ausdrückt, in ein neu zu gewinnendes
Bewusstsein zu integrieren. Dadurch vollziehen wir innerlich den Weg,
den uns der Christus im Äußeren vorgelebt hat, was im Kreuz, aus
dessen Kreuzungspunkt die innere Sonne erstrahlt, zum Ausdruck kommt.
Es ist der Mensch, der in seinem Herzen die Polarität zwischen den
Erd- und Himmelskräften harmonisiert hat und nun bewusst Christus in
seiner dritten Offenbarung im lebendigen Licht schaut.
In einem Brief aus Muzot schreibt Rainer Maria Rilke, der sein
innerstes Ideal, die Liebe zum Werden der Erde, das er im Christentum,
welches er als mehr jenseitsorientiert erlebt, nicht finden kann, über
diese Notwendigkeit, die ganze Erde in die Erlösung miteinzubeziehen:
"Die Vergänglichkeit stürzt überall in ein tiefes Sein. Und so sind
alle Gestaltungen des Hiesigen nicht nur zeitbegrenzt zu gebrauchen,
sondern, soweit wirs vermögen, in jene überlegenen Bedeutungen
einzustellen, an denen wir teilhaben. Aber nicht im christlichen Sinne
(von dem ich mich immer leidenschaftlicher entferne), sondern, in
einem rein irdischen, tief irdischen, selig irdischen Bewusstsein gilt
es, das hier Geschaute und Berührte in den weiteren, den weitesten
Umkreis, einzuführen. Nicht in ein Jenseits, dessen Schatten die Erde
verfinstert, sondern in ein Ganzes, in das Ganze. Die Natur, die Dinge
unseres Umgangs und Gebrauchs, sind Vorläufigkeiten und
Hinfälligkeiten; aber sie sind, solange wir hier sind, unser Besitz
und unsere Freundschaft, Mitwisser unserer Not und Froheit, wie sie
schon die Vertrauten unserer Vorfahren gewesen sind. So gilt es, alles
Hiesige nicht nur nicht schlecht zu machen und herabzusetzen, sondern
gerade, um seiner Vorläufigkeit willen, die es mit uns teilt, sollen
diese Erscheinungen und Dinge von uns in einem innigsten Verstande
begriffen und verwandelt werden. Verwandelt? Ja, denn unsere Aufgabe
ist es, diese vorläufige, hinfällige Erde uns so tief, so leidend und
leidenschaftlich einzuprägen, dass ihr Wesen in uns ,unsichtbar'
wieder aufersteht."4
In uns oder durch uns allein kann sich also dieser Erlösungsprozess
der Erde vollziehen, indem wir in einem hingebungsvollen, jedoch
wachen aufmerksamen Ich-Bewusstsein den mittleren Herzensbereich
befreien. Dadurch öffnen wir das übersinnliche Organ der Mitte, das
einerseits zum Tor für das Christuswirken, für die es durchströmenden
Liebes- und Lichtkräfte wird, die in den Umraum hinausfließen und das
Licht auf Erden um uns herum beleben und andererseits zum
Wahrnehmungsorgan für Christus, der im Äußeren an der Verlebendigung
des Lichtes, an der Umwandlung, an der Durchchristung der Erde bis in
ihre Elemente hinein wirkt. Der Mensch soll also nicht nur ein zu
erlösender sein, sondern in der Gemeinschaft mit Christus ein Erlöser
für die Erde werden.
Ein Artikel von Zoran Perowanowitsch erschienen in der Zeitschrift
info3.
Zoran Perowanowitsch ist der Autor des Buches: Mit einem erweiterten
Christusverständnis ins 21. Jahrhundert, eine Synthese von Christentum
und Buddhismus.
Homepage des Autors: www.kitesh.de
1 Rudolf Meyer, Zum Raum wird hier die Zeit, Frankfurt am Main 1983,
S. 231.
2 Enomiya-Lassalle, Zen und christliche Mystik, Freiburg im Breisgau
1986, S. 440.
3 Rudolf Steiner, Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge,
2. Bd., Dornach 1977 S. 239.
4 Rainer Maria Rilke, Briefe aus Muzot, Hrsg. Ruth Sieber-Rilke und
Carl Sieber, Leipzig 1936, S.334 f.
"Es ist das Schicksal des Genies unverstanden zu bleibern, aber nicht jeder Unverstandene ist ein Genie"
"Es gibt viel zu tun, packen wir's an :)"