Warum muss Jede/r studieren?

Hallo,

schon seit einiger Zeit habe ich nun das Gefühl, dass die Gesellschaft von mir erwartet, dass ich studieren sollte.

Ich bin persönlich wohl ein Mitglied der Schicht, die in den Medien gerne als bildungsfern bezeichnet wird. In meiner Familie hat tatsächlich nie Jemand studiert und trotzdem hat es einigermaßen für ein bescheidenes, kleinbürgerliches Leben gereicht. Abitur müsste ich zuerst machen und dann noch mindestens 3 ziemlich mittellose Jahre vergeuden. Ich möchte das einfach nicht!

Trotz Klärung der Frage, ob ich möchte oder nicht (ich will niemals studieren, nur um das nochmal klarzustellen!) gerate ich immer wieder in Situationen, in denen ich daran erinnert werde doch endlich meinen faulen Arsch hochzubekommen um dann auch mal irgendwann irgendwas zu studieren.

Ich lerne da zum Beispiel gleichaltrige Menschen kennen und in den ersten Minuten unserer Gespräche erscheint da immer wieder die Frage, was ich denn studiere. Dafuq!? Warum frägt mich Niemand, was ich arbeite oder welche Ausbildung ich mache? Oder auch einfach mal nur, ob ich derzeit überhaupt was mache und wenn ja, was?

Andere Situation: Lese hin und wieder gerne den Feuilleton bekannter und großer Zeitungen im Netz. Und beinahe jede dieser Zeitungen hat einen Bereich nur für Uni, Studenten und das ganze Gedöns, das mich daran erinnert, dass ich mich schleunigst immatrikulieren (oder wie man das nennt) sollte so wie es scheinbar all die anderen Leute in meinem Alter machen. Dafuq!? Warum gibt es keinen Bereich für Azubis? Oder einen Bereich für Altenpfleger oder Bäcker?

Ist natürlich alles nicht als stumpfes Studenten-Bashing zu verstehen. Beneide das alles natürlich, auch wenn es für mich nichts wäre. Ich habe da auch immer eine sehr überromantisierende Vorstellung von Universität und dem Studieren als Akt des Lebens, die sich irgendwie aus den Serien und Filmen speist, in denen das Leben in amerikanischen Eliteunis dargestellt wurde.

Bin ich jetzt echt der einzige Mensch, der nicht studiert oder studiert hat und es auch gar nicht vor hat? Muss ich mich echt schlecht fühlen deswegen?

@greenbastard

greenbastard schrieb:Bin ich jetzt echt der einzige Mensch, der nicht studiert oder studiert hat und es auch gar nicht vor hat? Muss ich mich echt schlecht fühlen deswegen?

Es kommt doch darauf an, was Du mal machen willst und ob dazu ein Studium notwendig ist. Einen guten, wenigstens mittleren Bildungsabschluss solltest Du aber schon haben.

greenbastard schrieb:(ich will niemals studieren, nur um das nochmal klarzustellen

Damit ist das Thema dann erledigt.
Dann lass es.

greenbastard schrieb:Ich lerne da zum Beispiel gleichaltrige Menschen kennen und in den ersten Minuten unserer Gespräche erscheint da immer wieder die Frage, was ich denn studiere. Dafuq!?

Nimm das doch einfach als Kompliment, dass du so einen intelligenten Eindruck auf die anderen machst.

Das was du beschreibst hört sich sehr ungewöhnlich an. Ich vermute, du wohnst vielleicht in einer Gegend, wo der Stundentenanteil sehr hoch ist (warum auch immer). Am sonsten hab ich noch nie Studium als muss gehört. Und zu Thema Studium muss ich sagen, dass Studenten genauso schwer es heutzutage bei der Jobsuche haben können wie ein Hauptschüler. Da kann es schnell heißen "Zu wenig Praxiserfahrung!" oder "Das falsche studiert!".

Mach dir da nicht so sehr Gedanken.

NothingM schrieb: Und zu Thema Studium muss ich sagen, dass Studenten genauso schwer es heutzutage bei der Jobsuche haben können wie ein Hauptschüler.

Naja, die Betonung liegt auf "haben können"

Schau dir die Arbeitslosenquote von Hauptschülern und von Akademikern an, da wirst du dann schon einen gravierenden Unterschied feststellen.

NothingM schrieb:Mach dir da nicht so sehr Gedanken.

Doch, mach dir Gedanken, was du mal machen möchtest.

@greenbastard

Und ich bekomme im Umkehrschluss immer erst die Frage gestellt "Als was arbeitest du denn?" anstelle von "Was studierst du?"

Und jetzt?

@Groucho
Ich hab ja auch nicht behauptet, dass die Arebeitslosenquote genauso hoch ist. :D Ich wollte lediglich verdeutlichen, dass Studenten genauso auf "Zukunftsschwierigkeiten" antreffen können wie jeder anderer Mensch.

greenbastard schrieb:doch endlich meinen faulen Arsch hochzubekommen um dann auch mal irgendwann irgendwas zu studieren.

Dafür muss sich ein Student anhören, warum er nicht gleich "einen richtigen Job" gemacht hat.

NothingM schrieb:Ich wollte lediglich verdeutlichen, dass Studenten genauso auf "Zukunftsschwierigkeiten" antreffen können wie jeder anderer Mensch.

Habe ich verstanden und erwidert, dass das Akademiker eben DEUTLICH weniger trifft als Hauptschüler

NothingM schrieb:Dafür muss sich ein Student anhören, warum er nicht gleich "einen richtigen Job" gemacht hat.

Als ich studiert habe, waren Studenten auch gerne als Faulenzer verschrien.
Abends in der Pinte, bis mittags im Bett und dann schnell auf irgendeine Demo bevor es wieder in die Kneipe geht. :D

@Groucho

Groucho schrieb:Nimm das doch einfach als Kompliment, dass du so einen intelligenten Eindruck auf die anderen machst

Wenn jemand einen intelligenten Eindruck macht, muss dieser zwangsläufig studieren bzw. studiert haben?

@greenbastard
Wichtig finde ich, dass du dir einen Beruf suchst, mit dem du dein Leben lang zufrieden deine Brötchen verdienen kannst.
Ob das jetzt Architekt oder Dachdecker ist, ist dabei eher zweitrangig. Du hast nix davon, wenn du unglücklich am Zeichenbrett sitzt und eigentlich viel lieber das Dach mit eigenen Händen decken würdest. Außer mehr Geld. Aber das macht nicht glücklich.
Es muss nicht jeder studieren. Wir brauchen auch Menschen, die unsere Autos reparieren, unseren Müll abholen, unseren Einkauf kassieren, uns mit dem Taxi nach Hause fahren, uns im Alter unser Essen auf Rädern bringen....nur mit Akademikern funktioniert unsere Gesellschaft nicht.
Aber du hast schon recht. Früher war das anders. War Papa einfacher Arbeitet, war ein Studium nahezu unmöglich. Heute wird einem vermittelt, dass das das einzig Erstrebenswerte ist. Und wer das nicht erreicht, muss halt nehmen, was er kriegt.
Wenn du mit einem Ausbildungsberuf glücklich und zufrieden bist, dann mach das. Sonst musst du hinterher von Arbeit leben, die du nicht gerne machst.

Bottner29 schrieb:Wenn jemand einen intelligenten Eindruck macht, muss dieser zwangsläufig studieren bzw. studiert haben?

nein, weder "muss" noch "zwangsläufig".

Aber würdest du erwarten oder glauben, dass jemand der den Eindruck macht, dass er nicht bis drei zählen kann, gefragt wird, was er studiert? ;-)

Ilvareth schrieb:Wichtig finde ich, dass du dir einen Beruf suchst, mit dem du dein Leben lang zufrieden deine Brötchen verdienen kannst.
Ob das jetzt Architekt oder Dachdecker ist, ist dabei eher zweitrangig. Du hast nix davon, wenn du unglücklich am Zeichenbrett sitzt und eigentlich viel lieber das Dach mit eigenen Händen decken würdest. Außer mehr Geld. Aber das macht nicht glücklich.

Ganz genau!

@greenbastard

Wie kommst du denn auf so etwas?
Wenn du keine Lust auf Abi und Studium hast, dann lässt es eben. Nicht für jeden Beruf/ jede Position muss man studiert haben.
Und zur Not gibts den zweiten Bildungsweg via Abendschule/ Teilzeitausbildung neben dem Berufsleben.

Ich hatte ne Ausbildung. Jetzt mach ich mein Abi nach und studier. Einfach weils mehr Spass macht, man mehr Freizeit hat und seine 20er noch genießen kann.

PS: Das man danach viel mehr Kohle kriegt ist natürlich auch von Vorteil

Yo, es geht mir auch gar nicht um das Problem, weil das eigentlich keines ist. Ich bin eigentlich ganz zufrieden mit meiner Lebenssituation. Es geht mir nur insgesamt um Eindrücke, Erfahrungen, einfach um den Austausch zu dem Thema. Vielleicht kann ich das "Phänomen" (nenne ich es jetzt mal) dadurch besser nachvollziehen.

@greenbastard
Wie und warum auch immer scheinst du ständig auf Kreise zu treffen, für die studieren Standard ist. Genauso gibt es Kreise, bei denen man wie ein Ufo angeschaut wird, wenn man "so verrückt" ist und studiert, statt zu arbeiten und Geld zu verdienen.
Keine Ahnung, was du tun kannst, um eher auf letztere zu treffen.

@Groucho

Groucho schrieb:Aber würdest du erwarten oder glauben, dass jemand der den Eindruck macht, dass er nicht bis drei zählen kann, gefragt wird, was er studiert?

Warum denn nicht?

Ist genauso sinnig anzunehmen das jemand studiert (haben muss), wenn dieser Kafka's Verwandlung fehlerfrei rezitieren kann, oder nicht? ;)

Wieso sollte man sich schlecht fühlen, wenn man nicht studieren möchte?! Wenn man sein Ziel auch ohne Studium erreichen kann, dann wäre es doch schwachsinnig zu studieren ;)

Ich persönlich hab aber auch eher die Erfahrung gemacht, dass die Leute fragen was man arbeitet, als dass sie fragen was man studiert..

@greenbastard

greenbastard schrieb:Ich bin persönlich wohl ein Mitglied der Schicht, die in den Medien gerne als bildungsfern bezeichnet wird.

Und deswegen ist Dein Eingangsbeitrag auch nahezu fehlerfrei! ... Tipp von mir...WENN man eine Erhebung für einen Studiengang durchführt, dann sollte man sich ein bisschen cleverer anstellen! ... ;)

@greenbastard
Vielleicht gehts dir ja wie mir und dich erreicht der "Ruf" erst später.
Ich hab mein Abi auf dem 2 Bildungsweg gemacht und dann studiert.
Beste Entscheidung meines Lebens.
Wenns für dich ohne Abi/Studium besser passt, dann finde ich das völlig i. O..
Lass dir nichts einreden, es ist dein Leben.