Abstand in einer Beziehung - sinnvoll oder sinnlos?

@emz

Glaub mir, es ist nicht leicht für mich, ihm diesen Abstand zu geben. Ihn nicht anzurufen oder ihm nicht zu schreiben ist alles andere als ein Kinderspiel. Und wenn es früher möglich wäre, würde ich das klärende Gespräch vorziehen. Aber da ich dieses Wochenende arbeiten muss und er seinen Sohn bei sich hat, geht das erst nächstes Wochenende.

Ich bin schon froh, dass er uns die Chance gibt, persönlich miteinander zu sprechen. Am Telefon oder gar per Nachricht oä wäre es der Wahnsinn schlechthin. Aber bis dahin muss ich stark bleiben.

@Neve

Ich verstehe dich so gut, diese Spielchen habe ich schließlich auch schon durch. Und gerade deshalb finde ich sein Verhalten so übel.

@emz

Ich bin mir nicht mal sicher, ob ihm bewusst ist, wie ich mich bei diesem ganzen hin und her am Montag fühlte. Ich denke nicht dass er es mit Absicht so gemacht hat, sondern seine Unsicherheit aus ihm sprach. Im Grunde sollte ich darüber nicht nachdenken sondern mich einzig und allein auf mich und meine Gefühle konzentrieren. Aber naja.....

@Neve

Ach, du machst das schon Alles richtig.
Er hatte eine unsichere, vielleicht auch leicht panische Phase und hat das offenbar wieder im Griff (sonst würde er ja weiterhin Kommunikation suchen). Und ja, natürlich war das von ihm egoistisch ... aber wir sind nun mal nicht perfekt und sowas kommt vor.
Wichtig ist nur, dass er es jetzt auch durchzieht und sich erst bei dir meldet, wenn es wirklich etwas zu sagen gibt. Und darauf solltest du auch bestehen um ihm klar zu machen, dass dieses Verhalten nicht ok war und du das nicht nochmal mitmachen wirst.

Ich sehe es auch nicht so, dass du jetzt quasi tatenlos sein musst, während er alles in der Hand hat. Dir steht ja ebenfalls frei eine Entscheidung zu treffen und die Beziehung zu beenden.

@slider

Ach Gottchen, der Arme, muss man doch verstehen, vor allem als Frau hat man da Rücksicht zu nehmen.
Keine Sorge, ich hör schon auf, bevor ich noch richtig böse werde ;)

@emz

Es ist ja schön, wenn super-emz im Leben nie unentschlossen oder unsicher ist oder auch nur im Geringsten Zweifel bei irgendetwas hat ... offenbar auch keine Fehler macht ... herzlichen Glückwunsch.

Was hätte er denn deiner Meinung nach anders machen sollen? Die Aktion am Montag war nicht ok ... volle Zustimmung. Ich sage doch selbst, wenn er am Samstag oder wann auch immer er mit sich im Reinen ist nicht mit einer nachvollziehbaren Erklärung rüber kommt, dann weg mit dem Kerl. Aber ihn jetzt schon so massiv vorzuverurteilen muss nicht sein.
Und wenn Neve sich durch die Aktion so massiv gekränkt fühlen würde, wie du es ihr hier versuchst einzureden, dann hätte sie bereits ihre Konsequenzen gezogen. Dem ist aber offenbar nicht so ... also wieso hackst du drauf rum?

@slider

slider schrieb:Es ist ja schön, wenn super-emz im Leben nie unentschlossen oder unsicher ist oder auch nur im Geringsten Zweifel bei irgendetwas hat ... offenbar auch keine Fehler macht ... herzlichen Glückwunsch.

Völlig ungerechtfertigt dein harscher Ton, hatte ich doch geschrieben

emz schrieb:Ich verstehe dich so gut, diese Spielchen habe ich schließlich auch schon durch.

Also komm mal wieder runter.

Gestern am Morgen sagte er, er will um uns kämpfen, am Nachmittag wollte er es beenden und am Abend Abstand.

Fällt es Ihnen eigentlich schwer, Entscheidungen zu fällen?

Ähhh, ja... ich meine nein... ich, ich weiss nicht...

Von Menschen, die nicht wissen, was sie wollen, halte man sich besser fern. Es sei denn, man verschleisst sich gern in einem Helfer-Job.

Vielleicht denkt der Knabe auch an Trennung, ist nur zu feige oder zu faul, dies seiner Partnerin mitzuteilen. Dann sollte sie die Konsequenzen ziehen. Tschüss!

Fernbeziehungen sind verwirrend. Da unterschätzt man oft, was der Moment der Trennung und die Distanz emotional auslösen. Gleichzeitig sagt man sich, man solle immer ehrlich sein, weil man ja durch die Distanz Worte braucht und nicht anhand von Gesten oder dem Umgang miteinander merkt, wie es dem anderen geht. Es kann schon mal passieren, dass man in so einem Moment unsicher ist. Manchmal bekommt man es hin, das gemeinsam zu durchleben und zu sehen, dass es eben etwas ist, was der Situation geschuldet ist und nicht den Gefühlen, aber manchmal bekommt man das eben nicht so gut hin - dass so etwas leicht ist, hat vorher ja niemand behauptet. ;) Aber nun direkt die Flinte ins Korn zu werfen oder schon den Teufel an die Wand zu malen, finde ich nicht gut. Man sollte jedem mal seine Unsicherheiten zugestehen.

@slider

Danke für deine Worte!

Ich denke auch, dass ich im Moment das einzig richtige mache. Ihm jetzt Vorwürfe zu machen er hätte egoistisch gehandelt bringt uns beiden nichts. Und wie du schon sagst, vielleicht denke ich nächste Woche selbst ganz anders darüber und beende es von meiner Seite aus. Wobei ich mir das zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer vorstellen kann.

Bevor ich geheiratet habe, hatte ich mit meiner jetzigen Frau über Jahre eine ziemlich ferne Fernbeziehung (BRD-Irland). Damals gab es keine Telefon-Flatrates und keine Emails. Nicht mal richtig billige Billigflüge.
Ich glaube, dass es funktionieren kann, wenn die Liebe gross ist, wenn es eine Perspektive gibt und wenn man sehr diszipliniert ist.
Es ist ein extremer Stress-Test - wenn man den übersteht, übersteht man alles andere auch. So jedenfalls meine subjektive Erfahrung und Meinung.


Das Manko, das ich dabei sehe, ist allerdings die Tatsache, dass man vom anderen nur immer dessen "Sonntags-Gesicht" sieht, so wie es Milva in einem Chanson beschrieb:

"Du siehst immer nur mein Sonntagsgesicht.
Du siehst nie mein Alltagsgrau.
Keine Angst, damit belaste ich dich nicht.
Ich bin doch nicht deine Frau.
Du siehst immer nur mein Sonntagsgesicht.
Du siehst nie mein Alttagsgrau."

Man gibt sich in den wenigen, kostbaren Stunden realer Zweisamkeit natürlich viel mehr Mühe miteinander, weil es so viel zu sagen, zu zeigen und zu lieben gibt. Danach kommt dann wieder der Entzug, die Durststrecke, nur überbrückt durch sehnsüchtig erwartete Lebens- und Liebeszeichen aus der Ferne.

Man konnte, zumindest damals, nicht eben schnell miteinander via Telefon, SMS, Email etc. miteinander kommunizieren. Das war zeitweilig sehr belastend. Noch mal muss ich das nicht haben. Wenn wir heute getrennt auf Achse sind, ist das, segensreiches Internet, hurra, viel einfacher.

@Doors

Doors schrieb:Ich glaube, dass es funktionieren kann, wenn die Liebe gross ist, wenn es eine Perspektive gibt und wenn man sehr diszipliniert ist.

Und selbst das alleine reicht manchmal einfach nicht. Es gibt Menschen, die sind für so eine Art von Beziehung nicht geschaffen ... die können es einfach nicht. Die brauchen einen Partner, der auch körperlich quasi jederzeit greifbar ist (und ich rede hier jetzt nicht von Sex).

Denn du sagst es ja auch. Z.B. gerade eine Wochenendbeziehung ist sehr kompliziert, weil man sich auch irgendwie immer in der Zwickmühle zwischen Zeit zu zweit und Party, Ausgehen, Freunde befindet. Was Paare in "normalen" Beziehungen unter der Woche so an kuscheln und reden usw. erledigen um dann am Wochenende auch richtig Bock auf Feiern usw. zu haben, passiert halt in einer Fernbeziehung nicht. Das kann wirklich massiv problematisch werden, wenn dann der Freundeskreis auch nicht gerade sensibel drauf reagiert, wenn man dann doch mal lieber ein Wochenende als Paar machen will statt mit feiern zu gehen ... alles schon gesehen, erlebt, mitgemacht.

@slider

Abgesehen von Schwangerschaft und Stillzeit war und ist meine Frau berufsbedingt an gut 200 Tagen im Jahr entweder 170 km entfernt an ihrem Arbeitsplatz oder in Europa auf Achse bzw. Tragfläche. Allzuviel Nähe kann nur schädlich sein. Freiheit ist eins der "Geheimrezepte" für die Dauer unserer Beziehung. Je länger die Leine, desto treuer der Hund - und eine Katze braucht überhaupt keine Leine. Die kommt zu Dir, wenn sie gestreichelt werden will.

Man kann statt einer Fernbeziehung auch einfach nur getrennte Schlafzimmer haben: Eins hier und das andere in Australien.

@Doors

Wenn das für euch passt ist es doch gut. Ich sage ja nur, dass das nicht ausschließlich eine Frage der Einstellung ist. Manche können es einfach nicht.
Ich selbst hatte jahrelang eine Wochenendbeziehung (phasenweise auch etwas weniger). Da kam ich gut mit zurecht. Aber als diese Frau dann einen Job mit dem Rhythmus 2 Wochen zu Hause, 2 Wochen Offshore angenommen hat, kam ich damit irgendwie nicht klar. Und das Ergebnis ist eben jetzt das Ende der Beziehung.

slider schrieb:Was Paare in "normalen" Beziehungen unter der Woche so an kuscheln und reden usw. erledigen um dann am Wochenende auch richtig Bock auf Feiern usw. zu haben, passiert halt in einer Fernbeziehung nicht.

Deckt sich überhaupt nicht mit meinen Erfahrungen. Gerade wenn man sich selten sieht, ist doch Lebensfreude pur angesagt und man hockt nicht nur kuschelnd auf dem Sofa oder vergnügt sich einzig im Bett.

Was @Doors als Manko sieht, nämlich das Sonntagsgesicht, kann aber auch etwas sein, worauf man sich ganz besonders freut. Hatte so eine Beziehung in Florenz und habe heute noch wundervolle Erinnerungen daran.

Oh, habe mich vorgenommen wenn es mal zuviel stress gibt, gehe ich ein tag im Hotel.


Vielleicht brauche ich einfach ein tag verwöhnzeit, bisschen bummeln, was essen, mal nicht reden. Auf die terasse sich setzen, kommt mensch auch schnell ins gespräch.

Bin nie lange sauer, nur manchmal dann ein paar mal hintereinander, und dann tut so ein tag abstand sehr gut.

Es ist nicht sonderlich teuer, weil passiert nicht oft.

Mh so vor Weihnachten, bummeln, schönes städtchen, mal überlegen ob ich mich an was hochziehen kann zu diesem zeitpunkt :)

@emz

Muss ja nicht. Was wem Freude bereitet ist ja nun mal individuell.
Es gibt sicher Paare, die, wenn sie sich lange nicht gesehen haben, Zweisamkeit bevorzugen gegenüber ner Kneipentour mit den Kumpels.
Ich kann mich auch gut an Wochenenden erinnern, die so voll gepackt waren mit Erledigungen und Terminen, dass man am Sonntagabend gemerkt hat, dass man irgendwie kaum zu etwas Zweisamkeit oder körperlicher Intimität gekommen ist.

@slider
Klar, wenn die gemeinsamen Wochenenden voll gepackt waren mit Erledigungen und Terminen, dann kann man auch besser allein zuhause bleiben. Das Gefühl kann ich nachvollziehen.
Muss ja nicht unbedingt die Kneipentour sein, gibt auch schöne Feste mit Freunden ;)

@emz

Ja, ich meinte schon Sachen zu Zweit. So ein Wochenende kann verdammt schnell rum sein.
Freitagabend vielleicht Kino mit Freunden, danach noch ein kleiner Drink (wenn man es überhaupt so früh zum Partner schafft) ... dann ist man ja auch fertig (gerade, wenn man der Part ist, der angereist ist). Samstag bißchen einkaufen, shoppen, abends für Freunde kochen (oder essen gehen), dann irgendeine Party, Konzert, was auch immer. Sonntag ausschlafen und ehe man sich versieht sitzt man wieder im Auto.

Das ist auch der Grund warum ich das so nicht mehr will.

Mich quält die Frage, ob wir diese Situation schaffen und gemeinsam überstehen, sehr. Mir war von Anfang an klar, dass es bedingt durch die Entfernung zu Belastungen beiderseits kommen wird. Aber habe ich zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt noch etwas in der Hand? Gibt es noch eine Chance, so dass es sich lohnt die nächste Woche zwischen hoffen und bangen zu verbringen? Ich weiß, hierauf kann mir keiner eine Antwort geben. Trotzdem sind es Fragen die mich belasten.

Wie gerne würde ich ihn fragen wie er im Moment darüber denkt, ob er für uns noch eine Zukunft sieht oder innerlich schon mit uns abgeschlossen hat. Doch muss ich stark bleiben und ihm den ersten Schritt überlassen. Die Tage ziehen sich hin, ich denke fast bleibt die Zeit stehen. Egal ob ich beschäftigt bin oder nicht. Ändern kann ich nichts. Was bleibt ist die Ungewissheit.

Danke fürs zuhören.