DreamDiary
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Warum zieht der Patient nicht die Reißleine?http://www.stern.de/gesundheit/schlechte-therapeuten-bei-depressionen-aengsten-erschoepfung-wenn-psychotherapie-das-leid-verschlimmert-2177460.html
Wieso nur quält sich jemand jahrelang mit einer Psychotherapie, die nicht weiterhilft? Wie kann es sein, dass kein Freund, dass niemand aus der Familie eingreift? Die Antwort: weil prinzipiell eher der Patient angezweifelt wird, nicht der Experte. Und auch weil eine Therapiespirale droht: Je schlechter sich ein kranker Mensch fühlt, desto mehr Behandlung begehrt er. Oft braucht er vor allem einen anderen Therapeuten. Und kann sich doch nicht selbst befreien.
Tante.Polly schrieb am 11.03.2015:Die Welt besteht nicht zu 90% aus kompetenten, bemühten, verlässlichen Menschen und zu 10% aus Ei mit Soße -Das sehe ich genau anders herum. Die 10% Idioten fallen nur mehr auf. Deswegen wirkt es so, als ob sie in der Überzahl wären.
sondern eher vice versa. Soweit so gut. WENN MAN ES WEISS :->)
DreamDiary schrieb:Du hast zu viele Punkte genannt als dass ich sie jetzt um halb fünf morgens noch alle kommentieren könnte ;)Vielleicht kannst du es jetzt nochmal probieren.
http://www.uniklinik-ulm.de/fileadmin/Kliniken/Kinder_Jugendpsychiatrie/Dokumente/WebversionWIDSN.pdfJa, ich weiss, das basiert alles auf recht...wutunterlegten Fakten...(ich verteidige mich: das habe ich geschrieben als ich gerade 11 geworden war!"
Das ist die Pdf eines „informations“-Heftchens für Kinder. Es geht darin um einen erfundenen Jungen namens Tom, der acht Wochen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Ulmer Universitätsklinik verbracht hat und alles da „ganz toll“ fand. Ganz toll.
Er leidet angeblich an Depression, allerdings war er nie zuvor bei einem Kinderpsychologen welcher stichhaltige Diagnosen hätte stellen können, sondern wird sofort in die Klinik abgeschoben. Und zwar deswegen:
„Ich wurde schnell sauer, manchmal war ich richtig verzweifelt (...) und dann hatte ich nicht mal mehr Lust Fussball zu spielen!“
Aha, wahrscheinlich Depressionen, bestimmt ADHS, Autismus, der muss weg. Man kann das Kind ja auch keine Tharapie machen lassen.
„(...) Empfahl die Psychologin meinen Eltern einen Aufenthalt auf der Station. Weil man mich dort besser “beobachten“ könne, wie sie sagte.(...)“
Big brother is watching you. Aha. Supertoll. Nein, acht Wochen Klapse und das läuft schon wieder! Dann kann er auch wieder in seine Geschlechterrolle gezerrt und zum Fussball gezwungen werden.
Angeblich verläuft die Aufnahme so, dass es einmal ein Gespräch gibt, ein paar Blätter ausgefüllt werden und dann noch eine Ermächtigung bzw. Vollmacht unterschrieben wird. Klingt harmlos, ist aber freihe Bahn für alles was Eltern dürfen, Medizin verabreichen zum Beispiel. Dazu später mehr. EINMAL ein Gespräch für eine gültige Diagnose. Sollte diesen Berichten Glauben geschenkt werden, so maßt sich eine Psychologin an, nach einamalingem Treffen mit dem Kind die Empfehlung zum stationären Aufenthalt auszusprechen. Nicht nur das. Da SIE ja die Rechte hat, kann sie genausogut einen richterlichen Beschluss anordnen.
ABER man ist ja Political correct, daher werden „Vorurteile“ über Psychiatrien natürlich ganz zu Anfang ausgeräumt. „Man wird Eingesperrt“, ist eines davon. Ich wundere mich im Nachhinein, dass Baron von Münchhausen diesen verlogenen, verschönigenden Text nicht geschrieben hat, denn im dazugehörigen Elterntext, den die Kinder nicht lesen sollen, heisst es nämlich:
„In manchen Fällen können die betroffenen Kinder und Jugendlichen aber (...) nicht verstehen, weshalb eine Behandlung nötig ist. Dann bedarf es [...] der Einwilligung [einer Behandlung] gegen den Willen des Kindes, notfalls mit Freiheitsentzug (...).“
Aha. Man wird also sozusagen eingesperrt, und, da man ja als dummes Kind nichts versteht, denkt man es wäre es nicht. Wie bitte? Das meinen die doch bestimmt nicht so mit einsperren, oder?
„(...) In der Klinik dürfen dann die Türen der Station für einen bestimmten Zeitraum, den der Richter festlegt, abgeschlossen werden. (...)“
Okay, das ist eine sehr freie Interpretation von ‚nicht eingesperrt‘. Naja, dann lese ich halt weiter. Halt! Da geht ja gleich noch ein Versprechen den Bach herunter:
„Wenn ein Kind auf gar keinen Fall in der Klinik sein möchte, wird auch das ernst genommen.“
‚Ernstnehmen‘ ist meiner Meinung nach in diesem Fall etwas...zu weit hergeholt. Erstnehmen heisst doch eigentlich zuhören und akzepieren, oder? Zumindest hieß es das, bevor diese Broschüre alle von Pinocchio je aufgestellten Rekorde im Lügen brach. Sozusagen eine Lügarythmentafel. Naja.
Weiter zu einem Weiteren Punkt in unserer Lasst-uns-die-unmodernen-Pädagogen-lynchen-Liste:
„Man bekommt Medikamente, so dass man immer schläft“
Nun. Tja. Hm.
Das ist ja mal wieder eine maßlose Übertreibung, was die Untertreibung als Widerlegung sozusagen erschwinglicher macht, wie an diesem klassischen Wir-nehmen-die-Sache-nicht-ernst Beispiel sehr schön zu sehen ist, ein Auszug aus einem „Drei-Phasen-Plan“, falls ein Kind mal zu wütend wird. Ich fange gleich bei Punkt 3 an. Inhalt von Punkt 1 & 2 ist, das man sich bei einem Zeichen (welches hier nicht näher geäußert wird) auf sein Zimmer zu gehen hat. Was dann passiert, wenn man sich weigert, schildert Punkt 3.
„(...) Wenn du dich weigerst auf dein Zimmer zu gehen oder weiter aggresiv bist, wird dir der Arzt ein Medikament als Saft anbieten. Lehnst du diesen Saft ab, erhältst du eine Spritze, damit du ruhiger wirst. (...)“
Das ist ja ein tolles Paradoxon. Du bekommst etwas angeboten, aber letztlich kriegst du es (zu Not unter Zwang) sowieso verabreicht. Das ist eine geniale no-choice-situation, auf die jedes böse Marvel (bzw. DC)-Genie stolz wäre. In der „Erwachsenen-Sprache“ nennt man das allerdings anders: Zwangsbehandlung mit Beruhigungsmitteln. Die Einwilligung dazu haben deine tollen und liebenden Eltern ja schon bei der Aufnahme unterschrieben. Aber hören wir doch mal, was unser lieber Tom dazu sagt, wie es ihm bei einem Wutanfall ergangen ist:
„(...) Sie (die Betreuer) haben mich an meinen Drei-Phasen-Plan erinnert und einen Arzt angerufen. (...) Da habe ich dann einen Saft bekommen, den ich auch genommen habe.(...) alle doofen Gefühle waren noch da, aber die Wut war nicht mehr so stark.“