brunhildeb schrieb:Nach der fünften Klasse hatte ich einfach keinen Bock mehr - erst im Abi hatte ich wieder einigermaßen Spaß. Ist doch traurig, dass Kindern der natürliche Wissensdurst irgendwann flöten geht. Wieso ist das so?
In meinem Fall war es wohl tatsächlich zu wenig Druck von außen.
Interessiert war ich als Kind schon - zumindest selektiv. Knobeln fand ich toll, so dass bspw. das Grundschulrechnen von sich aus Spaß machte.
Aber ich erinnere mich noch sehr genau, dass ich dann im Gym von vornherein keinen Draht zur Physik fand - ich kannte es nicht und lehnte es (aus Gründen, die ich bis heute nicht verstehe) sogar kategorisch ab. Ein gewisses Grundinteresse an dieser Wissenschaft und auch an der Chemie fehlt mir leider heute immer noch.
Aber ich war damals allein mit diesem Desinteresse.
Plötzlich hagelte es 4er, Mutter versuchte mich irgendwie zu animieren - von der Verlockung durch Geld für gute Noten bis hin zum Anschreien, weil sie irgendwann auch nicht mehr weiter wusste. Später erzählte sie mir, dass es ihr selbst aber auch nicht liegt, sich mit Kindern hinzusetzen und sich mit denen zu beschäftigten. Dass sie immer verblüfft war, wenn sich die Großeltern mit uns Kindern herzlich amüsieren konnten.
Dadurch bedingt kam es auch nie dazu, dass sie mir bei den Hausaufgaben half, den Stoff abfragte, und dergleichen. Und ich bin so realistisch, dass mein Vater das auch nicht getan hätte, wenn er denn da gewesen wäre.
Das war also eine Lose-Lose-Situation, weil ich weder Eigenantrieb hatte, noch jemanden, der mir eine Alternative dazu bot, dass ich nach der Schule am PC zockte bis zur Schlafenszeit und die Schulsachen selten auch nur anblickte.
Und in der Schule gab es keine Kapazitäten, die das hätten ausgleichen können. Bei 25+ Schülern auf einen Lehrer kann der sich einfach nicht so intensiv um den Einzelnen kümmern, wie es nötig wäre, wenn die Eltern als Hilfestellende komplett wegfallen.
Da kann man eigentlich glücklich sein, wenn Eltern zumindest versuchen, ihren Kurzen irgendwie einen Einstieg in die Welt des Lernens zu ermöglichen.
brunhildeb schrieb:Ich fände fächerübergreifenderen Unterricht toll.
Also zumindest an meinem alten Gym gibt es das mittlerweile sogar in einer ausgereiften Form für die 10. oder 11. Klasse.
Da geht es dann in unsere ortsansässige Uni, wo sich Dozenten mit kleinen Gruppen zusammenfinden und beispielsweise mit der Implementation eines GPS Systems im Auto befassen.
Da lernen manche etwas über die mathematische Modellierung, andere etwas über schreiben der Software, andere gehen in den Maschinenbau um zu sehen, wie man so ein Teil im Auto einplant und einbaut, usw.
Das ist aber auch wieder ausgelagert. Es in dem Umfang in den laufenden Lehrplan einzubauen braucht halt Planung, Zeit und vor allem die Kompetenz der Lehrer oder Gastredner, die es den Schülern vermitteln können.
Ich erinnere mich noch an unser Pilotprojekt 'Mu-Ku', Kunst und Musik gemischt, einmal pro Woche. Mit solch pädagogisch wertvollen Aufgaben wie 'Male ein impressionistisches Bild, während ein Musikstück aus dieser Epoche läuft und lass dich davon inspirieren.' ... Nunja. Das geht besser wie ich heute auf der Schulhompage lesen kann.
:)