@ena.ena Wir hatten eine Lehrerin, die mit uns nichts anderes getan hat als zu Lesen.
Ehrlich gesagt, denke ich, dass Dich Deine Erinnerung täuscht oder Du nicht ganz ehrlich zu Dir bist und übertreibst, damit Du Dir nicht eingestehen musst, dass es eventuell
doch Du bist, der nicht sinnerfassend lesen könnte.
Zum Einen kannst Du ja auch schreiben, und woher käme diese Fertigkeit wohl, wenn sie Dir nicht in der Grundschule, von jener Lehrerin, beigebracht worden wäre? Zeichnen dafür Eltern oder Bekannte verantwortlich?
Ebenso bin ich überzeugt davon, dass dir die Grundrechnungsarten beigebracht wurden. Stimmt´s?
Was haben denn Eure Eltern gesagt? Wie erging es denn den anderen Schülern damit? Fiel das keinem anderem Lehrer in weiter führenden Schulen auf?
Du wirst ja nicht acht oder neun Jahre lang mit ein- und derselben Lehrerin zugebracht haben. Spätestens nach vier Jahren ändert sich nämlich das System. Und ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass alle nachfolgenden Lehrpersonen weiter führender Schulen Lesen genauso gelehrt hätten.
Und ich muss Dir leider sagen, es gibt eben Leute, die sich mit dem visuellen Erfassen von Texten einfach schwer tun. Hier hilft wirklich nur individuelles Training.
Oder der berühmte Mut zur Lücke. Erkenne, dass man eben auf diesem Gebiet eine Schwäche haben kann, bzw Deine Stärken woanders liegen. Wer weiß, vielleicht verstehst Du ja einen Text eher und besser, wenn Du ihn hörst?
Ich wäre jetzt sicherlich ne Super-Leserin, wenn sie uns das Lesen etwas anders beigebracht hätte.Sorry, aber so klingen Beschönigungsversuche. So redet man selbst etwas ein, das nicht wahr ist. Mit dieser Ausrede bemüht man sich selbst nämlich kein bisschen weiter, und erkennt somit weder seine eigenen Stärken, noch Schwächen, noch Grenzen. Man schwimmt allerdings heftig im Slebstmitleid und bleibt in verzerrter Selbstwahrnehmung haften.
Hier hilft nur ein Selbstanalyse.
Selbst wenn, und ich wage das aus diversen Gründen (siehe oben) bezweifeln, du vier Jahre lang einer pädagogisch sowie ditaktisch kompletten Niete ausgeliefert gewesen wärst, hätte Dich niemand daran gehindert, später oder nebenbei selbst die Initiative zu ergreifen.
Jeder Schüler dasselber Buch zur Hand, einer fängt an zu Lesen und wenn er verliert ist der nächste dran.
Psst … das „gleiche“ Buch ….
;)Eine übrigens bekannte, und bei vielen Schülern durchaus beliebte, Methode, mit der Lehrer gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen:
- Schüler lernt, sich zu konzentrieren
- Schüler lernt eine gepflegte Aussprache
- Lehrer kann dies alles auf einmal bei allen Schülern überprüfen
- Lehrer kann Klasse ruhig halten
Negativ dabei:
- Schüler werden zu unsinnigen asozialen Handlungen wie ehrgeiziges Übertrumpfen aufgefordert
- als einzige Lesemethode ist es nicht zielführend, da zwar Konzentration, Lesefähigkeit und Aussprache, aber kein Textverständis oder sinnerfassendes Lesen geübt wird. Und in aller Regel daher auch nicht die einzige Methode ist, die angewandt wird (ist außerdem stinkfad für den Lehrer
;) )
Es wird zwischendurch schon mal gemacht, auch, weil einige Schüler ihre Freude dran haben.
Sinnerfassendes Lesen übt man anders, so zB mit stillem Lesen und anschließendem Beantworten von Fragen (meist schriftlich). Oder mit Inhaltsangaben oder Nacherzählungen oder Diskutieren über Gelesenes.
Es wäre also möglich, dass Dir diese Methode, die für Dich nicht die richtige war, dermaßen Angst machte oder einfach auf den Keks ging, dass sie sich fast traumatisch in die Erinnerung fraß. So stark, dass Du heute meinst, nur die wäre schuld an Deinem Problem.
Da Du aber hier einen Thread eröffnet hast, gehe ich davon aus, das Du in der Lage bist, die Antworten inhaltlich zu erfassen, es also durchaus kannst.
Dein TE ist ebenfalls klar verfasst, was bedeutet, dass Du in der Lage bist, Dich auszudrücken. Das geht aber nicht ohne Weiteres, wenn man nicht andererseits auch Texte verstehen würde.
Was jetzt auch heißt, dass Du mehr kannst, als Du Dir gegenüber zutraust.
:DIm Übrigen trainiert man Sinn erfassendes Lesen am besten, indem man eben selbst anfängt, an sich zu arbeiten. Nur selber lernen macht schlau.
Daher: Viel lesen, Zeitungsartikel, Bücher, ruhig auch Fachbücher. Texte, zunächst kurze, dann immer längere, mit eigenen Worten wieder geben.
Man kann auch Passagen farblich herausarbeiten. Oder auswendig lernen, und sie nieder schreiben. Auch das hilft.
Mit anderen über gelesene Themen diskutieren.
Oder, um an obigen Rat anzuknüpfen, zeichne Dir gelesene Texte einfach audiell auf und spiel sie Dir ab. Und guck mal, ob Du die besser erfassen kannst.
Oder lass Dir von anderen vorlesen.
Wenn Du etwas mehr Aufwand betreiben möchtest, so bieten Volkshochschulen auch schon mal Kurse an.
Wie schon gesagt, Menschen sind einfach unterschiedlich begabt, was in unterschiedlichen Lerntypen endet. Ich meinte ja schon, dass offenbar nicht alle Deine Mitschüler dasselbe Dilemma mit dieser Art Übung hatten, stimmt´s?
Ich zB kapier Gelesenes sofort, Gehörtes dauert schon wesentlich länger. Wobei es natürlich in beiden Fällen auch auf das Thema ankommt.
Außerdem ändern sich diese Gedächtnisleistungen im Laufe des Lebens, je nach Gesundheit oder Alter.
Da ich ja audiell nicht wirklich gut mitkomme, habe ich angefangen, Hörstücke zu hören. Die ersten waren katastrophal! Obwohl ich bereits Themen wählte, die ich kannte, so zB Sherlock Holmes, fiel es mir schwer, die Stimmen auseinander zu halten, aber auch die Figuren. Ich habe mich glatt beim ersten Stück doch allen Ernstes nach ein paar Minuten gefragt, übrigens laut, wer zum Kuckuck eigentlich dieser Holmes wäre, von dem alle reden!!
Du siehst, es geht noch um Ecken schlimmer.
:DSei einfach ehrlich zu Dir, lote Deine Fähigkeiten aus (und nein, die anderen sind nicht schuld!) und überwinde den inneren Schwinehund und lies, was Dir vor die Linse kommt.