Senfgurke schrieb:Was heutzutage an Schulen fehlt ist Aufklärungsarbeit, gerade bei Themen, wo Emotionen eine Rolle spielen. Leider haben die heutigen Schulen nur ihren Lehrplan, den du erfüllen musst.
Wir machen ganz viel Aufklärungsarbeit - nur nicht nach dem Gießkannenprinzip. Bei uns ist z.B. berufliche Bildung ein riesiges Thema, einfach, weil bei den ganzen Problemschülern von daheim gar nichts kommt und wir ihnen wenigstens ihre Möglichkeiten zeigen möchten. Also 8. Klasse und 9. Klasse sind beispielsweise komplett mit einem Konzept zur beruflichen Bildung "belegt".
5. Klasse - da bist du ein ganzes Schuljahr beschäftigt, und zwar wirklich beschäftigt - neben dem Unterricht, den du hälst, zu erziehen. Im ersten Halbjahr hast du mindestens einen eskalierten Konflikt am Tag, Beleidigungen "ich fick deine Mutter", "der sagt, meine Mutter ist hässlich" ... du bist nur am klären, Alternativen aufzeigen, etc. etc.
noidea1 schrieb:Davon gibt es eine in hamburg, und diese schule sind beliebt.
Bei Schüler am meisten. Komisch nicht wahr?
Die Erfahrung machen wir auch - wir haben in der Nähe eine Jugendhilfeeinrichtung, die Jugendlichen das Handy abnimmt, die Piercings zieht, vernünftige Klamotten anzieht, einen Friseur kommen lässt und knallhart alles einfordert - Hausaufgaben, Lernen, drei Mahlzeiten am Tag, vernünftige Hobbys, guten Umgang, keinen Alkohol und Drogen - und siehe da - die schlauen, die da landen, machen dann doch alle Abitur, auch wenn es vorher fraglich war, ob sie den Hauptschulabschluss schaffen.
moric schrieb:Aus dieser Frau wäre heute eine Topmangerin geworden, könnte ich mir vorstellen... alles da... Ehrgeiz, Intitiative, Intelligenz, Flexibilität und gaaanz wichtig: "proaktivität" (Lieblingswort bei McKinsey)... ganz im Ernst... das sind Powerfrauen.
Ich denke, früher gab es viele Leute, die ihr Potential nicht ausreizen konnten - bei meinem Zahnarzt gibt es eine Helferin um die 60 -da meint der Zahnarzt immer, wenn es rechtlich möglich wäre, könnte sie -völlig ohne Studium- die Urlaubsvertretung machen.
moric schrieb:So ist es... was sich verändert (und zwar ständig) ist der Rahmen um die Menschen. Also... die Technik, die Kommunikationsmittel und auch manche sozialengesellschaftliche Bedingungen und Grundsätze... vor 40 Jahren war es ungeheuer schwer, sich bspw. seiner sexuellen Orientierung zu 'outen', und heute geht es (fast) problemlos. Da ändert sich dann schon auch viel.
Es ist gut, dass die Gesellschaft flexibler geworden ist - keine Frage, andererseits bringt das eben auch völlig neue Herausforderungen mit sich.