Depression - eine ganz natürliche Reaktion, keine "Krankheit"!

@slobber

Es ist im Prinzip ein Teufelskreis. Je mehr Tabletten man bekommt, desto tiefer rutscht man hinein. Ich kann dir nicht sagen, ob es tatsächlich eine Steigerung zu Depressionen darstellt. Denke beides ist nichts schönes. Mir wurde dies halt damals beim ersten Arztbesuch gesagt. Dann Tabletten und warten..... Schon paradox, man nimmt Tabletten um zu funktionieren ( bei war es jobbedingt) und muss all die ganzen Nebenwirkungen in kauf nehmen. Ja, bei manchen Sorten wurde man wieder fröhlicher und weiter ging es.... Das Trügerische daran war, dass ich nachsteuern durfte. Das ging soweit, dass diese Sorte nicht mehr half. Also bekam ich wieder ein neues Präparat.

Erst Paroxetin, half nur kurzzeitig, dann Doxepin..... welches ich nachsteuern durfte, bis auch da nichts mehr ging. Und am Schluß Trimipramin. Da waren schon Sachen bei, wo ich eigentlich gar nicht mehr hätte Autofahren dürfen. Das letztere war am heftigsten.

@bufordtjusti

Doxepin war auch eines der Präparate, die ich bekommen habe, damit hab ich mich gefühlt, als hätte ich eine dicke Watteschicht um mich rum und da drum Klarsichtfolie... War echt heftig.

@Lalaith

Dann weisste ja, wovon ich rede, wenn ich sage, dass ich dieses Mittel nachsteuern durfte, bis es nicht mehr half. Wie hiess es so schön dazu: Man ist happy, impotent, aber gut drauf.

@bufordtjusti
Bei einem Bekannten von mir war das mit dem Burnout recht heftig. Die Behandlung dauerte auch lange an, mit regelmäßigen Terminen beim Therapeuten etc.
Auslöser: Trennung von der Verlobten nach vielen Jahren Dauerstressleben.

@slobber

Es kann zig Gründe geben, ja. Sogar Neugeborene Babys können depressiv werden. Wie gesagt, ich bin froh, dass ich quasi alleine raus kam. Ohne Psychologen und langwierige Sitzungen. Aber das Glück hat leider nicht jeder. Mein Auslöser war der Stress auf der Arbeit. Von heut auf morgen befördert und für alles verantwortlich, was meine Untergebenen nicht machten oder falsch machten. Ich war damit der Rammbock meines Chefs. Und hätte ich das zuvor gewusst, hätte ich diese "Beförderung" abgelehnt.

Ich kann Menschen verstehen, die denken, bei Depressionen oder gar Burn-out handele es sich um eine gespielte Krankheit. Ich kannte es davor auch nicht und war derselben Meinung. Aber leider häuft sich diese Krankheit, der Druck im Job wird immer größer, verheiratete Paare müssen schon beide arbeiten um über die Runden zu kommen..etc. Diese Krankheit ist leider nicht messbar, wie etwa Fieber oder Bronchitis. Dennoch ist sie präsent und leider müssen zu viele auf psychologische Hilfe lange warten.

s.c.d. schrieb:Ich bin kein Feind der Depressiven, ich setze mich für sie ein und zwar, dass man sie nicht mehr als "Kranke" abstempelt, ich setze mich dafür ein, dass man sie ERNST nimmt! Und nicht einfach als Arme Menschen mit "Krankheit" abstempelt!

Ich bin seit frühester Kindheit depressiv und fühle mich nicht von dir unterstützt - ganz im Gegenteil!

Du setzt dich nicht für "uns" Depressive ein, du verstehst ja noch nicht mal die Krankheit.

Und gerade, weil die Depression endlich als Krankheit anerkannt wird, nimmt man Depressive heute ernster, als noch vor X Jahren.

Als was willst du Depressive denn dann "abstempeln"?
Als arme Schweine mit einer längeren Traurigkeit?

Inwiefern spielt es eine Rolle, ob man "Depressionen" als Krankheitsbild diagnostiziert, oder eben nicht?

Depressionen können auch unabhängig vom Lebensstand entstehen und durch Hormone beeinflusst werden. Traurigkeit können auch von Hormone beeinflusst werden, keine Frage. Aber der Unterschied zwischen Traurigkeit und Depressionen ist das verfälschte Weltbild, die Fähigkeit, nicht mehr rational denken zu können und die Tatsache, dass Traurigkeit einfach nur heilen muss, während Depressionen nicht immer von alleine verschwinden. Noch schlimmer, wenn man es nicht behandelt, kann sich die Depression wie ein hässlicher Tumor entwickeln und den Geist eines Menschen so nachhaltig schädigen, dass Menschen sich eben ganz abschotten, die Welt verabscheuen oder sich direkt umbringen.

Ob es eine Seele gibt, spielt keine Rolle. Es gibt aber den Menschen persona und es gibt den Geist des Menschen, das Bewusstsein. Dass das aufgrund neurologischer Zusammenhänge existiert, spielt auch keine Rolle.

Wer schon mal depressiv gewesen ist, und damit meine ich keine Runde von Traurigkeit oder Motivationslosigkeit, der weiß ganz genau, wieso es als Krankheit bezeichnet werden kann und sollte.


Depressionen können medikamentiv behandelt werden und durch Seelsorge. Bei ihnen gibt es nicht nur die eine Ursache. Jemand kann depressiv sein, weil sein Leben finster verlaufen ist und Jemand kann trotz eines schönes Leben depressiv sein, weil z.B. seine Hormone einfach fürn Arsch sind.

Beide können alleine wieder rauskommen, aber genauso gut können beide so tief in die Dunkelheit rutschen, dass sie sich völlig abschotten und irgendwann daran krepieren.

Und bitte prahlt nicht damit, dass ihr depressiv seid oder es mal gewesen. Das unterstelle ich Niemanden, aber beim Lesen von Beiträgen hier im Forum kommt mir das oft vor. Hässlich..

@s.c.d.

s.c.d. schrieb:Ich zitiere aus dem Buch "Depression ist keine Krankheit"

Und wenn ich aus einem Buch von Hippokrates oder Galen von Pergamon zitiere, dann haben alle Erkrankungen wieder ihren Ursprung in "unbalancierten Körpersäften" oder "Miasmen"?

Das ist – sorry – kompletter Blödsinn.

Der Autor des von dir zitierten Buches, Josef Giger-Bütler, ist mehr oder weniger der Meinung, dass die komplette Forschung bzgl. "seelischer" Erkrankungen falsch ist.

Er versteigt sich in seine wissenschaftlich unhaltbare Hypothese, die bereits im Ansatz – und auch in neueren Erkenntnissen – vollkommen widerlegt ist. Depressionen können sogar mess- und sichtbare Veränderungen am Gehirn verursachen. Da ist nichts mit "Phasentheorie" und "Persönlichkeitsmodell".

Und das perfideste an seiner Hypothese ist, dass der Depressive ja im Kern selber schuld an seiner Erkrankung ist. Denn nichts anderes suggeriert das "selbst den Weg heraus finden" des Autors.
Jemand der wirklich an Depressionen leidet, kann durch ein solches Machwerk noch tiefer in die Depression getrieben werden, weil er sich zusätzlich zum Leidensdruck noch selbst vorhalten muss, seine Genesung nicht auf die Reihe zu bekommen.
Das ist fast schon so Ekelhaft wie "The Secret" und ähnliche "Wünsch Dich Gesund" Machwerke.

Depressive Menschen sind nicht traurig, sondern leiden an einer sehr ernsten Erkrankung, die Mitgefühl, Verständnis und professioneller Hilfe durch Fachärzte bedarf.

Hier mal ein Artikel zur widerlegten Hypothese des Autors:
http://www.fr-online.de/wissenschaft/autor-josef-giger-buetler---depression-ist-keine-krankheit-,1472788,11775030,item,0.html

@s.c.d.
seit wann bitte ist man "stolz" darauf, erkrankt zu sein? Für viele ist die Diagnose ein Problem, da es ja immer noch stigmatisiert ist, für viele ist es eine Erlösung, denn dann wissen sie, WELCHE Krankheit sie haben, können etwas unternehmen, um die Krankheit zu lindern, gar zu heilen. Das sollte wohl jedem selbst überlassen bleiben, ob man eine Diagnose möchte oder nicht, egal was betreffend. Natürlich kann eine Diagnose auch eine Schublade bedeuten. Aber die Erkenntnis, dass Depressionen eine Krankheit sind, bedeutet, dass es eben nichts ist/sein sollte, dass man verheimlichen, alleine regeln oder einfach "ertragen" muss ohne Hilfe.

@Tussinelda
@Pika

Vielen Dank für eure Beiträge! :Y:

Ich glaube s.c.d. hat sich den falschen tread zum Erstellen ausgesucht. Wenn für ihn ja eh alle Hypochonder sind..... Wollen wir hoffen, dass er nicht selbst einmal ernsthaft an der "Nicht-Krankheit" "nicht-erkrankt"..... Unglaublich sowas... Ein Schlag ins Gesicht für jeden, der es besser weiß.
@Pika @CarlSagan @Tussinelda : bravo!

Pika schrieb:weil z.B. seine Hormone einfach fürn Arsch sind.

Oder sich seine 5-HT Rezeptoren weggebrannt und die Serotonin und Dopamin Speicher so richtig schön leer gefegt hat..

@SCHMANDY
Und dann sagt mir Jemand, Drogen würden einem nichts beibringen.^^

wenn Depressionen keine Krankheit sein sollen was sind sie dann?

Ich hatte letzte Woche einen leichten schub, nichts dramatisches aber es beeinträchtigt sehr!
Symptome: Nicht zu mir kommen nach dem erwachen, bleischwere Müdigkeit; starke Konzentrationsmängel und das schlimmste zu wissen das man Dinge genau weiß aber man kann auf dieses Wissen nicht zugreifen, man hat lauter lose Enden im Kopf die man nicht zusammengeknotet bekommt, dazu kommen noch grundlose Erschöpfung und ein paar andere Kleinigkeiten. Klar So sieht nicht jede Depression aus (war ja auch nur ein eher leichter Anflug) aber nur mal um zu Zeigen das es Durchaus auch körperliche Symptome gibt.

Im Gegensatz dazu beeinträchtigt mich meine "richtige" also körperliche bildlich nachweisbare Erkrankung nur ganz selten und sehr viel weniger

@Missesfee

sehr, sehr gut beschrieben!

@Missesfee
@bufordtjusti

Wenn der Mensch leidet...

ich hatte Anfang der Woche auch komische Gedankengänge.. fühlte mich schrecklich....
Halsschmerzen, Ohrenschmerzen..hm.. weshalb wollte ich einfach nur die Augen zu machen. Bin eigentlich hart im nehmen.

Nun.. als ich mich endlich davon überzeugen ließ zum Doc zu gehen und der Schmerz auch nicht mehr auszuhalten war.. war mir klar warum. Über 40 Fieber. Der Arzt sah mich wahrlich entsetzt an.. und meinte nur. Sie müssen Medkamente nehmen.. sofort.

Tagelang immer wieder der Anstieg.. furchtbar. Erst jetzt..wo das Fieber weg ist.. ist wieder alles in Ordnung. Wahnsinn.

@Hornisse

wenn Du mit 40 Fieber noch aufrecht stehen kannst dann bist Du nicht nur hart im nehmen, dann bist Du unverwüstlich!

aber eben das wollte ich auch aufzeigen das Leiden und wie sehr man beeinträchtigt sein kann.

@Missesfee

Missesfee schrieb:Aber eben das wollte ich auch aufzeigen das Leiden und wie sehr man beeinträchtigt sein kann.

Ja so ist es.


Schlimm ist es für Menschen, deren Leiden eben nicht so ohne weiteres mit Medkamente weggezaubert werden kann.

Depressionen sind schrecklich.