@Kitz_Bambi Kitz_Bambi schrieb:Ich habe gerade mal wieder etwas mitgelesen. Das Problem ist doch sehr einfach zu be-
schreiben, Frau Merkel hat die ganze Welt eingeladen.
Nein. Sie hat nur entsprechend unseren Gesetzen festgestellt, dass es keine festgelegte Obergrenze für die Anzahl der Flüchtlinge gibt, die Deutschland aufzunehmen hat. Ausserdem hat sie in einer chaotischen Situation eine vorläufige Lösung angeboten, die vorübergehend europäische Gesetze unterläuft. Die Alternative wären noch viel chaotischere Zustände an den Grenzen gewesen, unter denen die Flüchtlinge ebenso wie die Anwohner gelitten hätten. In der derzeitigen politischen Situation, wie sie in einigen der Durchreiseländer herrscht, wäre das noch sehr viel brisanter, als in Deutschland.
Kitz_Bambi schrieb:In Verbindung mit den Asylgesetzen hat sich ein einzigartiges Chaos ergeben, dass einem Angst und Bange werden kann.
Ich sehe nur stellenweise und vorübergehend Chaos, und ansonsten eine gemeinsame Anstrengung von Behörden und Freiwilligen, die Probleme zu lösen. Nirgends herrschen aber Zustände wie man sie zumm Teil in offiziellen und inoffiziellen Flüchtlingslagern im restlichen Europa beobachten kann. Hier werden z.B. Flüchtlinge nicht obdach- und mittellos los auf die Strasse gesetzt, weil es gar keine freien Unterkünfte mehr gibt, wie in Italien.
Kitz_Bambi schrieb:Die Wahrheit ist:
Deutschland hat vor Jahrzehnten so viel Schuld auf sich geladen, dass es nachfolgend
versucht hat, das Ganze wieder gut zu machen, indem man in neurotischer Weise alles miteinander verquickt hat, nämlich die Bewältigung des 2. Weltkrieges mit den Gesetzen
des Asylrechtes.
Neurotisch?
Neurotisch waren die Bemühungen der Länder, die im 2.Weltkrieg ihre Grenzen gegen Flüchtlinge aus Deutschland dicht machten, und Schiffe voller Juden zurück nach Deutschland schickten, politische Flüchtlinge abwiesen, nur Flüchtlinge mit entsprechenden Geldmitteln oder Protektion aufnahmen. Wovor wollte man sich denn da schützen?
Das Asylrecht diente immerhin auch soundsovielen Flüchtlingen aus Osteuropa und Russland als Ausweg, koptischen Christen aus Ägypten, Afghanen und Iranern. Mit allen diesen Gruppen hatte man keine nennenwerten Integrationsprobleme.
Und jetzt, wo es mal eng wird, erklärt man es für "neurotisch"?
Kitz_Bambi schrieb:In einer globalisierten Welt fliegt Deutschland jetzt alles um die Ohren. Anstatt alles zu
trennen, d.h. vernünftige Einwanderungsgesetze zu schaffen und eine angemessene Geschichtsbewältigung mit den richtigen Lehren daraus zu ziehen, hat man bereits vor Jahrzehnten die Grundlagen für das heutige Chaos geschaffen.
Ja, es hätte außerdem auch ein Einwanderungsgesetz geben müssen. Das kann aber ein Asylrecht, das auch solchen Menschen Schutz gewährt, die nicht unmittelbar der Wirtschaft nützlich sind, nicht ersetzen.
Kitz_Bambi schrieb:Es geht in diesem Zusammenhang also nicht, dass sich aus diesem Mix eine Art Flüchtlingskult entwickelt, der wiederum so viel Spannung und Unverständnis erzeugt, dass ganz Deutschland darüber in Streit gerät.
Als wäre "Streit", also politische Diskussion und Auseinandersetzung, nicht vollkommen normal. Als hätte es je die totale Einigkeit gegeben, was Immigration angeht, oder auch nur weniger Misstrauen.
Dass es nicht an der Zahl der Immigranten oder Asylbewerber liegt, wie die Diskussion darüber eskaliert, kann man daran beobachten, dass es die schwersten Ausschreitungen gegen Asylantenheime und den größten Zulauf zu rechtsradikalen Parteien 1990 gab, und das oft in Orten, wo es relativ wenige Asylbewerber gab, und auch gegen die Vietnamesen gerichtet, die aus ganz anderen Gründen hier lebten.
Der Streit entsteht nicht alleine wegen der Anzahl der Flüchtlinge, sondern weil Ursachen, Folgen, Zahlen, Fakten, Ziele, u.s.w. ständig verwechselt und falsch dargestellt werden.
Sehr gut kann man das auch an den Staaten sehen, die wirtschaftlich relativ gut dastehen, die kaum Immigration zu verzeichnen haben, und die sich am stärksten gegen das europäische Asylabkommen sperren ... ausgerechnet Staaten wie Polen, aus dem vor Maueröffnung und Glasnost nicht wenige politisch Verfolgte in Deutschland Asyl erhielten, aus dem unzählige Schwarzarbeiter in Deutschland illegal arbeiteten. Aber beim Gewähren von Asyl hört die europäische Solidarität auf ...
Kitz_Bambi schrieb:FF, ich frage Dich also, was ist, wenn alle Kapazitäten der Unterbringung etc. erschöpft sind und es immer noch heißt, "keine Obergrenze".
Was ist dann, was???
Und wann wird das sein? Nenne doch bitte mal Zahlen, und Daten.
"Das Boot ist voll" hieß es auch schon in den 90ern. Und auch schon wieder lange, bevor die Zahlen wieder so dramatisch anstiegen. Inzwischen finden die Gemeinden längst Lösungen, und es wird andererseits auch damit begonnen, Abschiebungen konsequenter durchzuführen.
Und die Zustände sind hier noch lange nicht so, wie in Italien oder Griechenland, wo schon seit Jahren sehr viel mehr Flüchtlinge aufgenommen wurden, als in Deutschland - und das mit sehr viel weniger Mitteln. Jetzt finden sie den Weg hierher, und ich denke nach wie vor, dass Deutschland sehr viel bessere Möglichkeiten hat, die Probleme zu bewältigen, als chronisch bankrotte Staaten ohne nennenswerte Sozialleistungen.
Kitz_Bambi schrieb:Ich denke, das ist die primäre Frage, um die es hier geht!!!
Nein, die Frage ist eben nicht, was passiert, wenn stetig immer mehr Flüchtlinge aufgenommen werden müssen und überhaupt keine je zurückkehren oder auf andere Länder verteilt werden, denn a) kommen nicht immer mehr Flüchtlinge, da denen, die bislang keine Mittel für die Flucht hatten, die Mittel auch künftig fehlen, und anderen die Mittel zunehmend ausgehen, b) wird es eine schnellere Abschiebung von Migranten, die nicht asylberechtigt sind, geben (und darunter fallen auch solche, die schon länger hier sind) und c) werden viele auch freiwillig zurückkehren.
Kitz_Bambi schrieb:Solange die Politik darauf keine vernünftigen Anworten hat, wundert es nicht, dass ganz
Deutschland verrückt spielt.
"Ganz Deutschland"? Verrückt spielen nur die Polemiker, die die Probleme auf die Flüchtlinge abwälzen wollen, die nun gar nichts dafür können, wenn die Bürokratie und Politik hier erstmal in die Puschen kommen muss, um wenigstens bestehende Gesetze mal umzusetzen. Die Lösung kann nicht sein, Gesetze abzuschaffen oder zu ändern, weil sie nicht eingehalten werden. Dann müsste man auch die Luftschutzverordnung abschaffen, weil es immer noch Luftverschmutzung gibt.
Man kann Europa nicht zur Festung ausbauen, also wird es vermehrt illegale Einwanderung geben, wenn man keine legale Einwanderung und kein legales Asyl zulässt. Und dann hat man tatsächlich eine unkontrollierbare Situation.