@5ting 5ting schrieb:Wie gesagt da es die eigenen Eltern sind denke ich habe ich genug genommen um dann auch zu geben.
Und das geht auch ohne die eigenen Kinder zu vernachlässigen. Das ist ein Druck den sich Leute siehe @Tabea73 selbst machen. Ganz im Gegenteil dem alter entsprechend kann man die sogar in die Pflege einbinden. Schaden kann es nicht.
Das sehe ich auch so, dass man Kinder eines bestimmten Alters einbinden kann.
Mit dem Druck, das kann man nicht für andere entscheiden, den macht man sich ja nicht bewusst und wenn die Kinder eben nicht das entsprechende Alter haben, hat man eine Zusatbelastung.
5ting schrieb:Das das vielleicht befremdlich wirkt kann ich verstehen. Liegt bei vielen aber auch daran das sie zuerst sich sehen und vergessen wo sie her gekommen sind.
Das sehe ich anders.
Eltern wissen, worauf sie sich einlassen und dass ein Kind jahrelange Obhut braucht. Sie können bewusst entscheiden, die Kinder hingegen nicht.
Außerdem mag ich den Vorwurf nicht, der da drin steckt, den des Egoismus, weil ich glaube, dass dein Ansatz ebenso egoistisch ist, du nur andere Menschen opfern würdest.
Altruismus ist prima, aber er muss eben ausgewogen sein und das scheint mir bei deinem Ansatz so gar nicht der Fall zu sein.
Zudem ist Dankbarkeit, wie Verzeihung oder Freude etwas, was du nicht einklagen kannst und mir kommt diese ausgedehnte Form der Dankbarkeit noch immer schräg vor, wenn du zugleich andere kalt abblitzen lassen würdest. Maximale Empathie und "Ist mir doch egal, hau doch ab" passt für mich (wie erwähnt) schlecht zusammen und ich frage mich, wie du das hinbekommst.
Mir ist nicht klar, ob du außergewöhnlich fürsorgliche Eltern hattest, die du liebst und mit denen dich ein Gefühl tiefer Zuneigung und Dabkbarkeit verbindet oder ob du Eltern hattest, die dir ständig das Gefühl vermittelt haben, wie dankbar du sein solltest und was du ihnen alles zu verdanken hast.
Irgendwann verinnerlicht man das dann, mit der dazugehörigen Portion Schuld, die ich bei dir irgendwie herauszulesen meine. Aber ich kenne dich ja nicht und kann mich irren, deshalb interessiert mich, was du dazu sagst.
Wenn Eltern Kinder großziehen in der Hoffnung, diese mögen ihnen später mal helfen, ist das m.E. letztlich ein egositischer Akt, es könnte ja sein, dass das Kind eine seltene Neigung verspürt und seinem Interessse nur in einer anderen Stadt oder einem anderen Land nachgehen kann, würdest du dann erwarten, dass derjenige vielleicht von der Schweiz wieder nach Hamburg zieht, um die Eltern zu versorgen und Frau und drei Kindern, die vielleicht auch ihren Job, ihre Freunde, ihr soziales Umfeld und vielleicht ihre Familie hat mituzunehmen?
Sollten sie alles opfern und ihre Eltern im Stich lassen oder würdest du es zugusten ihrer Eltern tun, oder ist die Ehe dann eben vorbei? Was ist mit den Kindern, weißt du, was das für ein Schock ist, wenn sie die Eltern trennen?
Was, wenn die Eltern der Frau zeitgleich krank werden?
Oder was, wenn vier Eltern im hübschen Abstand der Reihe nach krank werden, so dass Elternpflege eine 20jähriges Programm ist?
5ting schrieb:Alles natürlich immer im Rahmen der Möglichkeiten. Kann ich die Pflege selbst nicht bewältigen muss ich Hilfe annehmen das fände ich auch nicht schlimm.
Okay, da sind wir einig. Aber die Pflege, die du bekommst, bringt dir effektiv nicht viel, wenn es hart auf hart kommt.
Wir hatten den Fall ja selbst, bei der Schwiegermutter, solange du noch selbst zur Tür kommst, so die Faustregel, gibt es keine Pflegestufe und Demenzkranke mit guter Fassade haben nicht selten das Programm drauf, ihren besten Tag zu haben, wenn der medizinische Gutachter kommt.
Der weiß natürlich, wie der Hase läuft, aber es wäre naiv zu denken, dass der unabhängige Gutachter tatsächlich unabhängig ist, wann immer der keine Pflegestufe sehen muss, sieht der auch keine, auch wenn Mutti danach wieder fast die Wohnung abfackelt usw.
Meiner Oma die als Nichtraucherin im hohen Alter von irgendwo über 95 noch Lungenkrebs bekam, hat man die Pflegestufe 2 dann doch genhemigt, zwei Wochen nach dem Tod.
Das ist zwar einige Zeit her, aber damit will ich sagen, das was wir, auch bis vor kurzem noch an öffentlicher Unterstützung bekommen haben, ist schlicht ein Witz gewesen und reichte hinten und vorne nicht.
Je nach dem musst du die Wohnung umbauen, Treppenlifter, Wannenlifter, bei Demenzkranken Drehknöpfe statt Klinken, alles ebenerdig machen, hoffentlich reich der Platz für das Pflegebett, notwendiges Pflegematerial wie Windeln kriegst du auch nicht erstattet und die Kosten summieren sich schnell. Wenn dann jemand noch ne Windeldermatitis oder einen Pilz bekommt oder nicht alle Windeln verträgt, hast du die Rennerei mit dem Arzt.
Wenn du Pflegestufe 2 bekommst, dann kommt da zwei mal am Tag jemand, schießt rein und raus und darfst noch kontrollieren, dass auch die richtigen Medikamente gegeben werden.
Das läuft dann im Endeffekt, wenn du vorhast dein Haus noch mal zu verlassen, auf die flotte Hilfskraft aus Polen raus, die es unter 1000 Euro im Monat, wenn du sehr viel Glück und Beziehungen hast, auch nicht macht, zuzüglich zu allen anderen Kosten, die jetzt, wo du nicht mehr arbeitest natürlich weiter laufen.
Du bräuchtest nun etwa 1500 Euro im Monat mehr - was du als Zuschuss bekommst, frisst der Pflegedienst wieder auf - wenn du nicht mehr arbeitest, hast du aber 1500 bis 3000 Euro weniger, wenn du Durchschnittsverdiener bist. Wie gesagt, Miete, oder, wenn du ein Haus hast Heizöl oder Reparaturen, die einfach laufen müssen, kommen fröhlich dazu.
Du kannst natürlich schnell noch eben in die Hartz 4 Wohnung umziehen, aber jemanden mit fortgeschrittener Demenz, kannst du keine Minute allein lassen, so kannst du natürlich zu den Eltern ziehen und für die Familie was Neues suchen.
Demenzbetreuung schön und gut, haben wir versucht, es war ein Fiasko weil Betreuerin und Schwiegermutter nun so gar nicht harmonieren. Laufen konnte die Gute dann wg. Rücken irgendwann auch nicht mehr, so dass der flotte gemeinsame Spaziergang, der Besuch im Zoo oder Kino schlicht nicht machbar war.
Auf dem Papier sieht das immer alles so easy aus, die ersten Wochen ist es das vielleicht auch noch, nur werden aus Wochen Monate und aus Monaten Jahre.
5ting schrieb:Und für mich selbst nur im fall von Demenz oder Alzheimer. Wäre ich aus anderen gründen pflegebedürftig wäre das OK. Aber ich möchte mich selbst nicht vergessen. Deshalb würde ich das beenden bevor ich es nicht mehr kann.
Gut, danke, dass du das noch mal geklärt hast.