Emmeleia schrieb:Wenn man einem Opfer krampfhaft heldenhafte oder engelsgleiche Eigenschaften zuschreiben muss, um seinen Tod zu bedauern, dann stimmt etwas grundsätzliches nicht.
Wobei das eine ziemlich alte Masche ist. In der Zeit, in der ich noch mit einer gewissen Regelmäßigkeit die Bild gelesen habe (d.h. zum einen, ich hab keine Ahnung, wie es aktuell ist, zum anderen: die hab ich auch damals eher aus Langeweile gelesen, weniger, weil ich sie ernstgenommen habe), ist mir aufgefallen: Bei Verbrechen, in denen Kinder Opfer waren, sind nie "normale" Kinder umgekommen. Kindliche Verbrechensopfer waren grundsätzlch Klassenbeste, supi dabei in irgendeinem Sportverein und haben Sonntag Nachmittag nach den Hausaufgaben alten Menschen im Altenheim vorgelesen.
Ich hab mich schon damals gefragt, warum ein totes Kind, das einem Verbrechen zum Opfer fiel, nicht "ausreicht", sondern warum man einen "kleinen Engel" daraus machen musste. Ich unterstelle den meisten Menschen, dass sie auch bei einem Kind mit durchschnittlichen Schulleisteungen Mitleid hätten und den Vorfall als Unrecht auffassen würden.