Jay-Jay schrieb:Der Normalitätsbegriff lässt sich allein schon dadurch ad absurdum führen, dass jeder etwas anderes unter Normal versteht.
Ich finde nach wie vor, dass der Begriff der "Norm" einfach nicht in einen solchen wie hier vorkommenden sozial-gesellschaftlichen Kontext hineinpasst.
Eine Norm sehe ich eher im materialistischem gegeben, wenn Objekte "genormt" werden und auch einer solchen bedürfen.
Normal und Unnormal sind einfach Begriffe der "Straße" und der Kneipenumgebung, befürchte ich, die nicht passen auf das Threadthema, obwohl es ja sogar im Titel steht.
Sexuelle Orientierungen sind weder genormt, noch unnatürlich, noch normal oder unnormal. Es sind einfach nur Ausrichtungen und Ausdruck der eigenen Individualität wie bspw. die Wahl des Hobbies, bei dem man sich ein intensivstes Engagement vorstellen kann und auch so auslebt.
Die Unterdrückung der sexuellen Orientierung kann zu psychischen Störungen führen und dann ein "unnatürliches" Empfindungen zu seiner eigenen Persönlichkeit herstellen... man ist sich, unter Umständen, dann selber "fremd", eben, weil man sich nicht annehmen kann oder will... oder die gesellschaftliche Umgebung dies nicht wünscht (Eltern, Familie, Freunde etc.) und sich dadurch sehr negativ beeinflussen lässt.
Es ist doch eine hervorragende Errungenschaft unserer modernen Welt, dass wir nun losgelöst von solchen Repressalien und reaktionären Vorstellungen sozial-grauer Vorzeiten die eigene Identität, gerade im sexuellen Bereich, ausleben können, sich uns ihrer bewusst machen und sogar dabei Unterstützung im familiären Bereich finden können (jedenfalls ist das wohl heutzutage meist der Fall).
Ich habe zwei Töchter und einen Stiefsohn (respektive 18, 21 und 30 Jahre alt) und sie können frei ihre Partner wählen, unabhängig davon ob gleichgeschlechtlich oder heterosexuell. Ich denke, die meisten Eltern heute denken exakt genauso.
Und das seltsame dabei ist, dass die Menschen das Internet immer als so "freidenkend" und "weltoffen" feiern, es ab in vielen Teilen noch ganz schön reaktionär und ideenfeindlich sein kann, denn nirgendswo "draußen" wird bspw. Homosexualität noch so kontrovers diskutiert wie hier.
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Davon abgesehen habe ich natürlich auch Probleme mit manchen sexuellen Orientierungen, die als psychische Störungen auch im ICD 10 Katalog aufgeführt sind. Natürlich ist mein Impuls dann auch gegeben, bspw. pädophile Neigungen als "unnormal" zu bezeichnen, ich mache es aber nicht... ich sehe es als psychische Störung an. Wer weiß, wie das in 100 Jahren bezeichnet wird?