Kunst und die Abhängigkeit vom Publikum
14.09.2014 um 08:33shionoro schrieb:Aber die wenigsten machen Kunst nur für sich selbst.Dem stimme ich nicht zu. Viele machen Kunst nur für sich selbst, man bekommt es nur nicht mit, eben WEIL sie es für sich selbst machen. Oder sie erhalten so wenig Aufmerksamkeit, dass sie es gezwungenermaßen für sich selbst machen.
Und ja, Kunst kann ohne Publikum existieren. Nur weil man etwas nicht wahrnimmt, heißt das nicht, dass es nicht existiert.
shionoro schrieb:das man Geld für das was man erschafft bekommt ändert doch nichts am Produkt an sich.Doch. Leider oft schon. Wenn ein Künstler wegen dem Geld Kunst macht, dann muss er etwas machen, was den Leuten gefällt, etwas was sie kaufen. Etwas, worauf die Masse abfährt. Vielleicht habe ich nicht den Geschmack der Masse, aber meistens gefallen mir diese Dinge nicht. Und natürlich gibt es Kunst ohne Geld. Die meisten Künstler sehen nie auch nur einen Cent für ihre Werke. Sie zeichnen, weil es ihnen Spaß macht. Sie machen Musik, weil es ihnen Spaß macht oder um sich abzulenken. Autoren schreiben Bücher BEVOR sie Geld dafür bekommen.
Und um richtig "gut" zu werden, muss man üben. Jahrelang.
All die Menschen, die heute berühmt sind und für deren Werke heute Millionen hingeblättert wird, waren zu ihren Lebzeiten arme Schlucker. Sie haben Kunst erschaffen, weil es sie bewegte, weil es ihr Wunsch war und weil sie dafür lebten. Nicht für Geld.
Ich denke nicht, dass man sagen kann was genau Kunst ist. Ein künstlicher Begriff trifft es vielleicht. Ich finde viele Dinge, die Menschen als Kunst bezeichnen wiederlich und langweilig. Der ausschlaggebende Punkt ist "ich finde". Es ist Ansichtssache. Immer. Wenn ein einzelner ein Bild gut findet, ist es für ihn trotzdem Kunst, auch wenn die Masse sagt, das Bild sei scheiße.
Und selbst Bewertungskriterien an sich hängen vom Betrachter ab. Anspruch zum Beispiel hängt zu einem gewissen Grad von der Intelligenz des Betrachters ab. Je intelligenter, desto höher die Ansprüche? Manche Kunst kann zu komplex sein, um von den meisten Menschen verstanden zu werden, sodass nur wenige die Genialität eines Werkes erkennen können, während es allgemein als Sinnlos dargestellt wird.
Auch am Anfangspost kann man das gut erkennen. Mich zum Beispiel hat es völlig überrascht, dass andere ihn zu lang finden. Aber im Grunde hast du das ja bereits selbst gesagt @shionoro
shionoro schrieb:Was manche intelligent finden finden andere blödsinnig oder sogar beleidigend
shionoro schrieb:Fällt euch mehr ein?Für mich ist wichtig, ob ein Künstler das beherrscht, was er macht. Ein Zeichner zum Beispiel, zeichnet er platte, zweidimensionale Bilder? Oder arbeitet er mit (richtigen!) Perspektiven, Licht, Schatten, Farbverläufe, Komposition und so weiter. Sind die Songs eines Musikers immer in der selben Tonart und im selben langweiligen 4/4 Takt oder kann er mehr als das? Spielt ein Autor mit den Gefühlen eines Lesers, oder rattert er nur eine langweilige Zusammenfassung seiner Geschichte herunter?
Wie geht ihr bei der bewertung von kunst vor?
Das führt mich zum nächsten Punkt, der für mich die weitaus wichtigere Rolle spielt: Geschichten. Erzählt ein Werk eine Geschichte, bewegt es mich? Bringt es mich zum weinen oder zum lachen? Wenn es das kann, ist es mir egal wie handwerklich ausgereift es ist, dann ist es manchmal Kunst. Für mich. Allerdings nur, wenn der Künstler das widerholen kann und wenn es kein Zufallstreffer war.
Ebenso ist für mich Abwechslung und Umfang ein Kriterium. Die verschiedensten Dinge beherrschen. Ein Künstler kann das perfekt Portrait immer und immer wieder zeichnen oder immer wieder die gleiche Szene, welche diese eine Geschichte erzählt oder immer ähnliche Bilder. Das ist langweilig, egal wie gut er seine Technik beherrscht. Ein anderer erzählt tausende von Geschichten, zeichnet nicht nur mit verschiedensten Materialien, sondern schreibt gleichzeitig Romane und beherrscht mehrere Instrumente, programmiert vielleicht noch sein eigenes Computerspiel. Diese Masse an "Talent" ist für mich Kunst. Und ja, es gibt tatsächlich Leute, die das machen. Das Leben ist nicht immer so kurz, wie man denkt.
Und Talent schreibe ich in Anführungszeichen, weil ich überzeugt davon bin, dass es so was nicht gibt. Man kann alles lernen, wenn man es möchte. Es dauert nur und man braucht viel Übung. Man kann Abends vorm Fernseher sitzen oder man nutzt die Zeit sinnvoller. Wenn man nur 3 Stunden am Tag Zeit für sich hat, kann man jede dieser drei Stunden dazu nutzen etwas anderes zu üben. Nach ein paar Jahren kann man drei verschiedene Dinge und jeder denkt, man hätte Talent, obwohl es eigentlich nur Ausdauer ist, ein werteres Kriterium für mich: Die Geduld etwas durchzuhalten, nicht aufzugeben und immer weiter zu kämpfen, auch das ist eine Art von Kunst, welche die wenigsten beherrschen.