Erfahrungsaustausch im Umgang mit depressiven Personen
19.09.2014 um 01:18@Truenes
Und ich "hasse" es war vielleicht etwas drastisch formuliert. Es nervt wenn ich den Menschen nicht so helfen kann, wie ich es für richtig halte - wenn sie nicht so funktionieren, wie ich es gern hätte. ;)
Und in den meißten Fällen bin ich professionell genug, um da nach 8 Std. die Tür schließen zu können.
Je nach Unterstützungsbedarf gibts verschiedene Möglichkeiten:
In hoch akuten Phasen sind psychiatrische Fachkliniken hilfreich. In der Regel wird man medikamentös erstmal abgeschossen um quasi zu resetten und dann weiter zu behandeln.
Dann können, nach stationären Aufenthalten, Tageskliniken weiter stabilisieren. Das sind angegliederte Einrichtungen in denen Patienten tagsüber weiter betreut werden, wenn sie fähig sind, in der übrigen Zeit in der eigenen Wohnung zurechtzukommen oder um einen stationären Aufenthalt zu vermeiden.
Ist man in der Lage alleine zu wohnen, braucht jedoch bei bestimmten Dingen des alltäglichen Lebens Unterstützung, gibts das BeWo-Modell (Betreutes Wohnen). Beliebt bei Kostenträgern, da günstiger als stationäre Wohnheimplätze. Der Erkrankte bleibt in seinen eigenen vier Wänden wohnen, erhält je nach Bedarf mehrmals/Woche Hilfen durch einen BeWo-Anbieter. Beispielsweise beim Einkaufen, Körper- und Wohnraumhygiene, Erledigung von behördlichen Angelegenheiten, Organisation und Unterstützung bei regelmäßiger ärztlicher Versorgung, etc.. etc..
Kann der Erkrankte nicht mehr allein in der Wohnung wohnen (häufig wegen familliärer Umstände, Verwahrlosung, hygienisch unhaltbaren Zuständen, totaler sozialer Isolation bishin zur Lebensgefahr), gibt es die Möglichkeit für eine gewisse Zeit in ein Sozialtherapeutisches Wohnheim einzuziehen. Die Betreuung ist engmaschiger und ganzheitlicher.
Ist man so sehr eingeschränkt, dass man langfristig wichtige Entscheidungen des eigenen Lebens nicht mehr treffen kann, können dies gesetzliche Betreuer übernehmen. Diese werden vom Amtsgericht bestellt und können sowohl Angehörige, Freunde oder professionelle Fachkräfte sein.
Ich könnte hier Romane schreiben. Aber ich lass es an dieser Stelle erstmal gut sein.
Was mir aber noch sehr wichtig ist: Ist man erstmal in diesem Helfersystem gelandet, kann sich die Spirale weiter nach unten drehen und es wird für viele sehr schwer da wieder heraus zu finden. Hospitalisierung, Fremdbestimmung und Ziellosigkeit sind hier Gift. Psychoedukation und ein stabiles soziales Umfeld sind total wichtig um über kurz oder lang wieder ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.
So long. :)
Truenes schrieb:wenn du des haßt, wieso orientierst du dich beruflich dann nicht um. Ich kann mir schon vorstellen, dass es für dich nicht einfach ist mit anzuschauen, wie demotiviert, pessimistisch und kraflos der Depressionskranke sein kann.Och.. ich mach' meinen Job grundsätzlich sehr gerne. Der Anteil der Depressionserkrankten ist im Vergleich zum Rest des Klientels eher gering. Lässt sich also mit arbeiten.
Und ich "hasse" es war vielleicht etwas drastisch formuliert. Es nervt wenn ich den Menschen nicht so helfen kann, wie ich es für richtig halte - wenn sie nicht so funktionieren, wie ich es gern hätte. ;)
Und in den meißten Fällen bin ich professionell genug, um da nach 8 Std. die Tür schließen zu können.
tagesphobie schrieb: ...Vermittlung von Hilfen für chronisch psychisch Kranke...Okay, ich hab ja im vorherigen Thread schon ein bisschen was erwähnt. Lässt sich schwer in drei Sätzen zusammenfassen und erläutern.
die da wären?
Je nach Unterstützungsbedarf gibts verschiedene Möglichkeiten:
In hoch akuten Phasen sind psychiatrische Fachkliniken hilfreich. In der Regel wird man medikamentös erstmal abgeschossen um quasi zu resetten und dann weiter zu behandeln.
Dann können, nach stationären Aufenthalten, Tageskliniken weiter stabilisieren. Das sind angegliederte Einrichtungen in denen Patienten tagsüber weiter betreut werden, wenn sie fähig sind, in der übrigen Zeit in der eigenen Wohnung zurechtzukommen oder um einen stationären Aufenthalt zu vermeiden.
Ist man in der Lage alleine zu wohnen, braucht jedoch bei bestimmten Dingen des alltäglichen Lebens Unterstützung, gibts das BeWo-Modell (Betreutes Wohnen). Beliebt bei Kostenträgern, da günstiger als stationäre Wohnheimplätze. Der Erkrankte bleibt in seinen eigenen vier Wänden wohnen, erhält je nach Bedarf mehrmals/Woche Hilfen durch einen BeWo-Anbieter. Beispielsweise beim Einkaufen, Körper- und Wohnraumhygiene, Erledigung von behördlichen Angelegenheiten, Organisation und Unterstützung bei regelmäßiger ärztlicher Versorgung, etc.. etc..
Kann der Erkrankte nicht mehr allein in der Wohnung wohnen (häufig wegen familliärer Umstände, Verwahrlosung, hygienisch unhaltbaren Zuständen, totaler sozialer Isolation bishin zur Lebensgefahr), gibt es die Möglichkeit für eine gewisse Zeit in ein Sozialtherapeutisches Wohnheim einzuziehen. Die Betreuung ist engmaschiger und ganzheitlicher.
Ist man so sehr eingeschränkt, dass man langfristig wichtige Entscheidungen des eigenen Lebens nicht mehr treffen kann, können dies gesetzliche Betreuer übernehmen. Diese werden vom Amtsgericht bestellt und können sowohl Angehörige, Freunde oder professionelle Fachkräfte sein.
Ich könnte hier Romane schreiben. Aber ich lass es an dieser Stelle erstmal gut sein.
Was mir aber noch sehr wichtig ist: Ist man erstmal in diesem Helfersystem gelandet, kann sich die Spirale weiter nach unten drehen und es wird für viele sehr schwer da wieder heraus zu finden. Hospitalisierung, Fremdbestimmung und Ziellosigkeit sind hier Gift. Psychoedukation und ein stabiles soziales Umfeld sind total wichtig um über kurz oder lang wieder ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.
So long. :)