Der Mensch Jens Söring

@Scarbi
Ja, auch für Söring ist es irgendwann sehr anstrengend ständig zu lügen. Im Grunde lebt er in einem selbsterschaffenen Gefängnis, aus dem er nicht mehr ausbrechen kann. Er ist gefangen in seinen Lügen und muss sich durch jeden Tag kämpfen, diese Lügen aufrecht zu erhalten. Mittlerweile ist er längst an einem Point of no return. Er kann nicht mehr zurück, ohne seine Existenz zu verlieren. Wenn es nicht so niederträchtig wäre, könnte er einem fast leid tun. Aber dieses Gefängnis ist selbst gewählt und deswegen fehlt mir hier das Mitgefühl für ihn.

LaBaLiLaDy schrieb:Im Grunde lebt er in einem selbsterschaffenen Gefängnis, aus dem er nicht mehr ausbrechen kann. Er ist gefangen in seinen Lügen und muss sich durch jeden Tag kämpfen, diese Lügen aufrecht zu erhalten. Mittlerweile ist er längst an einem Point of no return. Er kann nicht mehr zurück, ohne seine Existenz zu verlieren.

Sehe ich anders. Würde er umkehren, würden sich zwar sehr viele von ihm abwenden (und zwar zurecht). Aber einige auch nicht. Das wären dann seine wahren Freunde.
Und es gibt auch ein Leben nach einem schweren Sturz.
Ich denke, auf ihn würde ein glücklicheres Leben waren, und eine Zukunft, die aus mehr besteht als Reden schwingen auf den "Gesundheitswochen Böblingen".

@blorgempire
Ich weiß nicht, ob er innerlich nicht diesen Punkt überschritten hat. Das Problem ist, dass er diese Lüge mittlerweile soweit getrieben hat, dass es mit jeder weiteren Lüge immer schwieriger wird, ihm eine Kehrtwende abzunehmen. Wenn er jetzt, 37 Jahre nach den Morden zu seinen Taten stehen würde und sein Bedauern ausdrücken würde, könnte ihm das niemand mehr ernsthaft glauben. Es würde nach Kalkül aussehen.

@LaBaLiLaDy

Das wäre ihm aber zuzutrauen. Ohne Weiteres. Sein Problem ist, dass er vielleicht schlau ist, aber wie die Welt da draußen funktioniert, weiß er immer noch nicht. Wie denn auch nach so kurzer Zeit und Corona. Außerdem will seine Geschichten bald auch keiner mehr hören. Nicht mal die Tiktoker.

LaBaLiLaDy schrieb:Wenn er jetzt, 37 Jahre nach den Morden zu seinen Taten stehen würde und sein Bedauern ausdrücken würde, könnte ihm das niemand mehr ernsthaft glauben. Es würde nach Kalkül aussehen.

Da kommt mir das Sprichwort in den Sinn;

wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht

Und in diesem Fall wurde nicht einmal gelogen sondern fast ausschliesslich....

Daher wäre dieser "Move"/Pirouette keine gute Idee

Scarbi schrieb:Außerdem will seine Geschichten bald auch keiner mehr hören. Nicht mal die Tiktoker.

Wie erwähnt ist die Netflix und insbesondere Tik Tok Generation noch unverbraucht.... Und bei denen muss er weniger Angst haben dass sich die Mühe machen ein Wright Report zu lesen.... Selbst ein mehrteiliger Podcast ist für die zu anstrengend

Heutzutage geht es mehr um das Gefühl und Sympathie und weniger um harte Fakten .... Aber zuerst mal schauen was Netflix uns da servieren wird

@dwt

Also Leute, die sich 20 Sekunden Schnipsel auf TikTok anschauen, gucken auf Netflix allenfalls Superstore oder Brooklyn99, würde ich vermuten. Ein Mehrteiler über einen realen Kriminalfall ist da eher nicht so der Renner, oder? Ich glaube, dass sich der typische Tiktoker auch nicht die aktuelle Neuerscheinung "Dahmer" ansehen wird. Als der Herr im Knast getötet wurde, war der typische Tiktok-Konsument noch gar nicht geboren.
Deshalb erwarte ich kein überbordendes Interesse an dem oder den Söring -Beiträgen auf Netflix. Wenn sie denn kommen. ;)

Scarbi schrieb:Ein Mehrteiler über einen realen Kriminalfall ist da eher nicht so der Renner, oder?

Eine Fortsetzung oder eine neue Staffel gibt es sowieso nicht.... Schon wie man 6-8 x 45 Minuten füllen wird mit dem Fall frage ich mich ernsthaft....

Scarbi schrieb:Deshalb erwarte ich kein überbordendes Interesse an dem oder den Söring -Beiträgen auf Netflix. Wenn sie denn kommen

Auf jeden Fall kann man hier nachschauen wie erfolgreich die Serie war

https://top10.netflix.com/germany/tv

dwt schrieb:Eine Fortsetzung oder eine neue Staffel gibt es sowieso nicht.... Schon wie man 6-8 x 45 Minuten füllen wird mit dem Fall frage ich mich ernsthaft....

Wenn man Jens Söring beim Pfeiferauchen und Lamentieren filmt, wie seinerzeit Michael Peterson, klappt das schon. Nur, ob das jemand sehen will?

LaBaLiLaDy schrieb:Dann ist das also nicht nur meine Lesart diese Aussage als Geständnis zu werten.

Zumindest eine sehr bemerkenswerte Aussage, die aufhorchen lässt, wenn sie denn so gefallen ist. Gibt es dazu die Originaldoku (zB Originalinterview als Video) oder wurde dies nur von dem Interviewer berichtet?

@Phisch
Das wurde vom Interviewer ( also Siegfried Stang) im Rahmen seines Buches nacherzählt. Ob er ein Transkript des Interviews vorliegen hat, kann ich dir ehrlichgesagt garnicht sagen. Das Buch ist so gründlich recherchiert, dass allein der Anhang mit den Quellen über 100 Seiten umfasst. Hab da noch nicht nachgeschaut ob da ein Interview-Transkript vom 29.11.21 aufgeführt ist.

@LaBaLiLaDy

Der Autor fertigte am selben Abend ein Gedächtnisprotokoll des Gesprächs an. Ob es auch im Buch auftaucht, weiß ich nicht.

@Scarbi
Er berichtet immer wieder von dem Interview und zitiert auch immer mal wieder an einigen Stellen. Allerdings ist es nicht als vollständiges Protokoll im Anhang. Möglich aber, dass es im Literaturverzeichnis aufgeführt ist.

Phisch schrieb:Zumindest eine sehr bemerkenswerte Aussage, die aufhorchen lässt, wenn sie denn so gefallen ist. Gibt es dazu die Originaldoku (zB Originalinterview als Video) oder wurde dies nur von dem Interviewer berichtet?

Nicht, dass die Frage nicht legitim wäre, aber es erstaunt mich immer wieder, wenn Zuschauer eines Glaubwürdigkeitswettbewerbes zwischen z.B. einem pensionierten Kriminaldirektor und *Jens Söring* sich nicht entscheiden können. Natürlich wird Söring -- sobald er kapiert, dass der Satz einigermaßen entlarvend ist -- bestreiten, dass er es gesagt hat.

Na. tür. lich.

Wer würde ihn aber dabei dann ernst nehmen? Außerdem hat er das auch sinngemäß bei Matata und anderswo gesagt.

Encomium schrieb:sobald er kapiert, dass der Satz einigermaßen entlarvend ist -- bestreiten, dass er es gesagt hat.

Er macht so wie es Adenauer treffend gesagt hat

Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?

Den Moderatoren oder Interviewer kann er ja erzählen was er will .... (Kein Bär ist zu gross denen aufzubinden)

Bei Netflix mit den "neuen Erkenntnisse" muss man ähnliches befürchten...

Encomium schrieb:Wer würde ihn aber dabei dann ernst nehmen?

Seine Jünger glauben ihm auch, wenn er erzählen würde, dass der Mord von grünen Aliens im Koffeinrausch begangen wurde und er danach im Raumschiff entführt wurde, wo man ihn alle Details des Tatorts ins Gehirn transplantiert hat.

Encomium schrieb:Außerdem hat er das auch sinngemäß bei Matata und anderswo gesagt.

Ja, aber bisher hat er das immer anders ausgedrückt. So, dass es seinen Jüngern suggerieren konnte, dass EH die Täterin ist (weil er es ja angeblich nicht ist). In diesem Fall finde ich die Aussage doch noch etwas spannender, weil, so wie Stang die Situation beschreibt, hat Söring etwas gedankenverloren dreingeschaut und es wirkte ( zumindest für mich als Leser) als sei die Äußerung unabsichtlich passiert. So als hätte er zu sich selbst gesprochen.

Ich zitiere hier einmal die entsprechende Passage:

So hangelten wir uns von Thema zu Thema. Einmal äußerte mein Gesprächspartner etwas gedankenverloren: „Nur Elisabeth und ich wissen, wer der wahre Mörder ist.“ Die Stunden vergingen und es dunkelte schon. Schließlich schlug Jens Söring noch vor, gemeinsam essen zu gehen.

Quelle: Siegfried Stang, Nebelkerzen, S.707

@LaBaLiLaDy
Das ganze bezieht sich evtl auch auf den bedeutungsschweren kryptischen Satz von IHM „ ich war es nicht und weiß auch nicht wer es war“. Was höchstwahrscheinlich dem Umstand geschuldet war, dass ER aus rechtlichen Gründen eine gewisse ehemalige Herzensdame nicht mehr öffentlich bezichtigen darf.
Das sind alles so politiker speech Sätze. Sie geben dem Akteur die elegante Möglichkeit sehr viel Raum für Interpretationen beim Zuhörer zu schaffen.
In etwa so wie die Antwort unseres Bundeskanzlers auf die Frage einer Journalistin. Sie fragte „ Werter Herr Bundeskanzler, könnten Sie uns sagen ....., darauf er : könnte ich!
Und weg war er.
So hat man zumindest etwas, aber eigentlich nichts gesagt.
Eine recht gute Strategie um die Leute bei der Stange zu halten.

"Und äh, wir wussten ja, und - das kann man jeder für sich selber entscheiden - ähm, wer von uns beiden, was gemacht hat. Aber wir beide wussten: einer von uns beiden hat diese Tat begangen. Und wenn wir zusammenbleiben wollen, müssen wir jetzt zusammen fliehen." "Ja, natürlich, wir wussten, wir wussten, dass einer von uns beiden die Tat begangen hatte." (aus dem Leroy-Interview ab 6:56)

Auch hier vernachlässigt Herr Söring den Aspekt, dass Frau Haysom den Mord zusammen mit einer anderen Person durchgeführt haben muss. Ungeachtet dessen begrenzt er die Tat auf sich und Frau Haysom. Und Herr Söring räumt ein, dass er "was gemacht hat". Was es ist, verschweigt er. Und es ist "natürlich", dass beide wissen, wer die Tat begangen hat.

@silentlistener
Nicht zu vergessen diese haarsträubende Behauptung, dass beide fliehen mussten. EH wollte zunächst nicht fliehen, wurde aber von ihm unter Druck gesetzt, ihm zu folgen.

@silentlistener

Was ergibt das am Ende? Abgehobenheit? Arroganz? Dummheit? Unterschätzung?
Wie kann er denn nach solchen Ansagen noch glauben, dass ihn irgendwer für unschuldig hält? Oder ist es die Overtüre zu den Netflix-Beiträgen.

@Scarbi

Eine Mischung aus Geltungsdrang & Geschäftstüchtigkeit

Nicht vergessen, er hat kein Studium und kein Beruf erlernt

Im Instagram hat er ein Foto gepostet mit seinem Jurist/Anwalt Burkhard Benecken und lässt sich hinreissen zu folgendem;

Hätte ich Burkhard 1990 als meinen Anwalt gehabt, wäre ich nicht verurteilt worden!

Eine sehr tollkühne Behauptung (und nochmals nachtreten gegen Neaton), ich denke Burkhard wird froh sein nicht den Tatbeweis erbringen zu müssen.