Der Mensch Jens Söring
17.09.2021 um 17:09JS wird offenbar morgen im gedruckten SPIEGEL auftauchen, reine Werbung für sein Buch...
peterlee schrieb:JS wird offenbar morgen im gedruckten SPIEGEL auftauchen, reine Werbung für sein Buch...Ich sag ja ... uns stehen Monate und Jahre bevor, in denen wir zwangsgedrungen von ihm hören und lesen, stets mit dem Subtext "... und beteuerte seine Unschuld". Was denkt da wohl der gemeine SPIEGEL-Leser? 'Der Ärmste ... US-Justizirrtum ... und das alles, weil er verliebt war ...'
calligraphie schrieb:Über wessen 2 Kinder wird hier geredet? Haben wir was verpasst?Sinngemäss sagt er, dass er im Gefängnis einen starken Kinderwunsch hatte, jetzt aber (in Freiheit) erstmal seine Existenz sichern und aufbauen will, damit er mindestens zwei (bislang theoretische) Kinder versorgen kann. An sich vernünftig. Für uns heisst das leider: JS und seine Geschichte in Dauerschleife über die nächsten Monate und Jahre hinweg.
blorgempire schrieb:Nun bekommt "Döring" 3 Seiten im Spiegel eingeräumt. Und dort kann er seine Unschuldsbehauptung wiederholen, von den Redakteurinnen Julia Jüttner und Simone Salden unwidersprochen.Als regelmäßiger Spiegel-Leser/-Abonnent bin ich sowohl sauer als auch irritiert darüber, dass der Spiegel JS überhaupt solch eine Gelegenheit / einen Raum bietet und ihn bzw. seine Erzählung nicht einmal kritisch hinterfragt.
Sierrah77 schrieb:Aber letztendlich geht wohl mittlerweile leider auch beim Spiegel eine interessante Schlagzeile vor gutem JournalismusIch bin wegen der zunehmenden Fehler in der deutschen Sprache(Rechtschreibung, Grammatik) nicht mehr Abonnent des Spiegels.
blorgempire schrieb:dass sich eine Existenz aufbauen will, um mindestens zwei Kinder ernähren zu können; dass er nur noch sehr schwer Vertrauen zu einer Frau aufbauen könnte. Hach, nach diesem Artikel wird es sicher Liebesbriefe für ihn hageln ...Na ja, er dürfte nachholen wollen, was er in 33 Jahren Knast versäumt hat. Eine glückliche Partnerschaft mit gegenseitiger Wertschätzung und gesunder Sexualität kann ich mir bei seiner Lebensgeschichte nur schwer vorstellen.
Sierrah77 schrieb:Als regelmäßiger Spiegel-Leser/-Abonnent bin ich sowohl sauer als auch irritiert darüber, dass der Spiegel JS überhaupt solch eine Gelegenheit / einen Raum bietet und ihn bzw. seine Erzählung nicht einmal kritisch hinterfragt.Wohl wahr. Diese beiden Journalistinnen, die offenbar werder recherchieren konnten noch wollten, kriegen hoffentlich ein paar Leserbriefe. Beim SPIEGEL sollte man nach "Relotius" etwas vorsichtiger sein.
lovestar schrieb:Die Kommentarspalte ist wirklich gruselig.Welche Kommentarspalte? Ich sehe da keine.
DocWatson schrieb:Nachtreten ist angesichts der Schuld und des Preises, den er entrichtet hat, geradezu lächerlich.Aber was heißt denn "nachtreten"? Es geht darum, dass er immer noch seine Unschuldserzählung loswerden möchte. (Offenbar auch in seinem neuen Buch, wie man gerade im Blog vom Hammel lesen kann.) Solange er das tut, wird man sehr wohl darauf hinweisen dürfen, dass er Sachen falsch darstellt, verkürzt oder schlichtweg lügt. Würde er das nicht tun, also sich darauf beschränken, seine Erfahrungen als Häflting und nun Freigelassener zu erzählen und von mir aus zu vermarkten, gäbe es daran nichts, aber auch gar nichts auszusetzen. Wobei man selbst dann hämisch fragen darf, worum einem Doppelmörder so viel mediale Aufmerkamkeit zuteil wird und ob dies angemessen ist. Aber das ist dann eine normale Form der Meinungsäußerung: Er darf im Fernsehen sagen, was er will, und wir dürfen das entweder gut finden oder ganz und gar schrecklich.
DocWatson schrieb:Wenn man die letzten Seiten liest, seit der Veröffentlichung, dass er in der Talkshow auftritt geht es nur mehr um die Medienpräsenz von JS, wird wieder extrem viel mit Schaum vor dem Mund debattiert: Von Häme bis zu einer besorgniserregenden Feindseligkeit gegenüber dem deutschen Medien- und Rechtswesen ist wieder alles dabei. Das ist so schade, weil es die angemessene Kritik an JS und seiner treuen Anhängerschaft diskreditiert.Sehr guter Beitrag!!! Absolute Zustimmung!
JS ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit genau der Doppelmörder, als der er vor über 30 (!) Jahren in den USA verurteilt wurde. Für diese Tat im Alter eines Heranwachsenden hat er dann 30 Jahre in einem US-Knast zugebracht. Man muss keine anti-amerikanischen Ressentiments teilen, um zu vermuten, dass dies sehr harte Haftbedingungen bedeutete. Damit saß er ca. dreimal so lang, wie ein Täter vergleichbaren Alters in Deutschland (und im größten Teil der EU) gesessen haben würde. 30 Jahre ist aus Perspektive des deutschen Rechtssystems für einen Heranwachsenden eine enorme, ja sogar exzessive Strafe.
Sich heute über ihn lustig zu machen, ihn zu beleidigen, seine vermeintliche Dauerpräsenz in den Medien zu beklagen (in Wirklichkeit muss man schon danach suchen, um sich dann aufregen zu können), das alles zeugt meines Erachtens von einem medieninduzierten überaus unproduktiven Prozess. Ich wünschte mir etwas mehr Sachlichkeit, die Debatte wieder zu relaxen, sich auf das zu besinnen, was man tun könnte, um den sozial-medialen Diskurs fair und anständig zu gestalten. Sich einem verurteilten Doppelmörder gegenüber als moralisch überlegen zu empfinden, kann dafür meines Erachtens nicht der Maßstab sein.
Ich denke, einer Person wie JS muss man nicht im Bewusstsein eines ‚falschen Mitleids‘ begegnen. Aber was soll es bringen, medial tonnenweise Hass über einem Menschen auszuschütten, der, als viele von uns noch kleine Kinder waren, so sehr scheiterte, wie ein Mensch überhaupt nur scheitern kann, und der seither gerade mal seit ein paar Monaten (plötzlich Mitte 50-jährig) wieder ein bisschen mit machen darf, im gesellschaftlichen Alltag. Sein eigentliches Leben hat er längst verloren. Das war seine Strafe. Eine aus unserer Perspektive objektiv betrachtet exzessive Strafe. Verdient - aber exzessiv. Nachtreten ist angesichts der Schuld und des Preises, den er entrichtet hat, geradezu lächerlich.
Das erste große Erlebnis war Salat. Frisches Gemüse und Obst. Ein ganz tolles Erlebnis. Ich wurde so besessen davon, dass ich an einem Stück Gurke fast erstickt wäre. Das zweite große Erlebnis war die Natur. Ich war einmal in einem Naturschutzgebiet. Ich wurde da zum ersten Mal seit Jahrzehnten nass vom Regen. Und durfte auch ein Pferd streicheln. Das war unglaublich: Im Gefängnis gibt es keine Natur. Nur Beton.Er hatte mal in seinem Newsletter geschrieben er wäre im Schnee auf dem gefängnishof geloggt. Darf man nicht annehmen dass es auch in Virginia während der freistunde geregnet hat?