@LinguLingu schrieb:Nun ja, vielleicht ist es belastend, sein ganzes Leben in einer Beziehung zu leben und damit traditionellen Schablonen zu folgen? Single sein kann durchaus entspannt sein. Inwiefern soll das überhaupt ein Zeichen für eine „Erkrankung“ sein?
Ah, und wie erklärst du dir dann, dass sich im Laufe der soziokulturellen Evolution nicht das Modell "Single" durchgesetzt hat, wo es doch offenbar so viel entspannter sei?!
Was du da erzählst, ist wirklich grober und zynischer Unfug*. Aber wenn Mensch das nicht versteht, ist das halt so. Genauso gut könnte ich auch versuchen, einem Kleinkind den Wert der Liebe oder einem Blinden den Eindruck von Farben zu erklären.
*wie er übrigens auch der einschlägigen Hausfrauenphilosophie entstammen könnte, wo eine völlig einseitige und klischeehafte Sicht auf SCHLECHTE Beziehungen als Argument gegen Beziehungen
per se herhalten darf...
http://www.brigitte.de/liebe/singles/gluecklich-single-574967 (Archiv-Version vom 16.12.2013)Wie peinlich bitte ist das denn?!
zwischenmenschliche Beziehungen sind nur noch oberflächlicher Natur und einer egoistischen sowie zweckbasierten Ethik unterworfen.
Das scheint sehr verschieden bei den einzelnen Menschen zu sein. Menschen arbeiten geschäftlich zusammen, um nicht alles alleine machen zu müssen. Spinnt meine Elektrik, beauftrage ich jemanden, der das für mich hinkriegt. Für Tiefe und Halt hingegen habe ich Freundschaften, und davon nicht gerade hundert, aber vielleicht ist das auch gut so. „Nur noch oberflächlicher Natur“ ist also nicht ganz richtig; ich würde es so formulieren: „In der Mehrzahl oberflächlich, aber darauf kommt es nicht an.“ Soll ich denn mit jedem Menschen befreundet sein? Vielleicht hast du ein falsches Bild der Freundschaft?
Öhm... aber vom Schlagwort 'Ellenbogengesellschaft' hast schon mal gehört, oder?
:)Hingegen Probleme aus der Welt zu schaffen, indem man sie einfach leugnet, ist nichts weiter als die altbekannte Vogel-Strauß-Politik.
Und manche Menschen beschweren sich über Eltern, die ihre Kinder mit soetwas überfrachten. Wir haben in Wahrheit mehr Freizeit als früher, nur das subjektive Empfinden hat sich verändert (Link)(Vielleicht hat sich aber die Freizeit der Kinder vermindert, weiß ich nicht). Die Zeit haben also viele; die Muße: Lass das man die Leute machen. Vielleicht hast du das Gefühl, dass diese Muße abgenommen hat, nach meinem Gefühl ist das andersherum. Viele Menschen können doch Instrumente spielen.
Ich sehe das Argument nicht. Erstens betrachten wir hier (verlinkter Artikel) lediglich einen winzigen Ausschnitt, nämlich die letzten 10-20 Jahre (man müsste viel weiter in die Geschichte zurückgehen, aber hier wird's teilweise noch schlimmer... - insofern geschenkt). Zweitens wird die Tatsache, dass wir zu wenig Freizeit haben, nicht dadurch wiederlegt, dass wir vor ein paar Jahren noch weniger als zu wenig Freizeit hatten.
abseits einer rein materiell geprägten hedonistischen Spaßkultur zu leisten, anstatt ihrem Glück durch die kurzfristige Befriedigung ihrer Konsumsucht
Spaß haben ist ja Ausdruck einer kranken Gesellschaft. Und führt zu Unglücklichkeit. Na klar.
Ich sprach von einer "rein materiell geprägten hedonistischen Spaßkultur", deren Erscheinungsformen und Auswüchse so vielseitig und komplex sind, dass sie sich hier kaum in ein, zwei Sätzen darlegen lassen. Aber vllt. genügt ja etwa der Verweis auf diverse Partymeilen, wo die Menschen ihr Hirn ausschalten, sich volllaufen lassen und den Abend als Erfolg werten, wenn sie bspw. wieder mal eine Frau abgeschleppen und auf ihrer Trophäenliste hinzufügen konnten...
Lingu schrieb:Ein bisschen Hedonismus (im philosophischen Sinn) finde ich nicht verkehrt. Materialismus (im erkenntnistheoretischen Sinn) auch nicht.
Ein BISSCHEN? Sprach ich von ein BISSCHEN? Ich denke, nicht. Und schon gar nicht sprach ich vom Hedonismus im philosophischen Sinne - etwa im Sinne Epikurs - zumal die Menschen, deren zügellose "Die-Welt-ist-ein-Ponyhof"-Mentalität ich hier u.a. kritisiere, von derartigen Begrifflichkeiten nicht den blassesten Schimmer haben. Kannst ja gerne mal in die Dizze oder in die Kneipe gehen und dich dort über Epikur unterhalten... oh, man...
Lingu schrieb:Der Wert des Geldes ist, als gesellschaftliche Konvention, weder materiell (objektiv vorhanden) noch groß wichtig. Es gibt keine materiell geprägte Spaßkultur, denn Spaß ist subjektiv.
Ja, ja, schon klar...
Lingu schrieb:Da wir nicht gerade wenig Menschen auf der Erde sind … sollen wir uns vermehren wie die Karnickel?
Mir ging es - zumindest in diesem konkreten Punkt - erst einmal nur um die Verhältnisse in Deutschland, nicht in Afrika oder Indien...
Es ging doch um Reichtum, oder nicht? Und wie reich wir hier in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern wären, oder nicht? Und ich hielt dem entgegen, dass wir -
hier in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern - arm an Kindern wären.
auf Kosten von Natur & Umwelt auf die Sprünge zu helfen?
Wir können uns der Verantwortung gegenüber diesem Planten gerade hier nicht entziehen. Ich würde mal sagen, wenn jemand keine Kinder bekommen möchte, muss er auch nicht!
Zitate aus dem Zusammenhang reißen, den Kontext ignorieren... du machst dich verdächtig.
;)Denn in diesem Kontext ging es um den überzogenen Konsumwahn in der modernen kapitalistischen Gesellschaft.
Aber bevor du hier den Skeptiker raushängen lässt, habe ich noch ein paar leicht verdauliche Videos herausgesucht, die einen hervorrangenden Einstieg in die ganze Thematik bieten:
Jacek Boguszewski - Im Namen des Konsums. ( 4:00 min )
Externer Inhalt
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https://www.youtube.com/watch?v=K5fulcakTmk (Video: Shoppen bis zum umfallen Ich kaufe, also bin ich)https://www.youtube.com/watch?v=sqcD9-qbUDQ (Video: Quarks und co Heute gekauft , morgen kaputt?)Nun werden wir ja sehen, wieviel Freizeit und Muße der Mensch so hat und ob da bspw. auch noch Zeit für politische Bildung bleibt, nicht wahr? Musst ja nicht alles gleich und sofort schauen, sondern hast sogar das ganze Wochenende Zeit dafür.
;)Lingu schrieb:Vor hundert Jahren gab es Kinderarbeit, einzig aus finanzieller Not, der Einfluss des Geldes war unbegreiflich groß, lebenswichtige Medis musste man selber bezahlen. Heute gibt es finanzielle Hilfen für die, die es brauchen. Gesetze gegen Kinderarbeit, die sogar beachtet werden. Die Tafel für Obdachlose. Wer heute sagt, alles drehe sich ums Geld, weiß doch gar nicht, was er damit meint. Er kann die Entwicklung nicht überblicken und kennt oft keine andere Gesellschaft.
Schon mal von "Kapitalismus" gehört? Nicht wirklich, ne...?
Lingu schrieb:Die Gesellschaft ist (natürlich) nicht perfekt. Sie als krank zu bezeichnen, hört sich wie ein Vorwurf ganz anderer Dimension an: Die Gesellschaft wäre am Abgrund, nicht handlungsfähig, moralisch verkommen. Das Gegenteil ist doch der Fall, die Besserung unübersehbar.
Was einzig und allein deiner verzerrten Wahrnehmung der Realität verschuldet ist.
Lingu schrieb:Ich glaube, dass dieses „die Gesellschaft ist krank“ aus einem Gefühl heraus erwächst, das sich einstellt, wenn falsche Erwartungen an die Gesellschaft enttäuscht werden. Gerade, dass du deine Wünsche an die Gesellschaft zur Norm erhebst (gewünschte Anzahl der Kinder, Singles), könnte dafür sprechen.
Sorry, aber was man bei dir subtil zwischen den Zeilen herausliest, ist einfach nur noch grotesk!
Die Welt ist ein Ponyhof, und wer das anders sieht, naja, der hat halt einfach falsche Erwartungen und überzogene Ansprüche.
Um noch einmal klar zu sprechen: Ich sehe den Fortschritt und freue mich. Ich empfinde unsere Gesellschaft als moralisch hochwertig in Abgrenzung zu den Zuständen vor hundert Jahren. Dass ich folglich keine Sympathie zu heutigen Zuständen in anderen Ländern hege, sollte da logisch sein.
Dass es über die Laufe der Jahrhunderte auch einen gewissen gesellschaftlichen Fortschritt gibt, ist doch reichlich trivial. Dieser Fortschritt ist aber eben jenen Menschen zu verdanken, welche die jeweils bestehenden Verhältnisse kritisieren, anstatt sie zu beschönigen und damit ein Plädoyer für den Status Quo zu halten.