@teardrop.teardrop. schrieb:Was ist an drei Studiengängen so kritikwürdig, bzw. offenbar so negativ, dass du es so polemisierend herausstellen musst?
Genau das finde ich nämlich eine der größten Errungenschaften und Vorteile des ach so schrecklichen Systems , dass man Bildung (und eben nicht nur die, die auf Verwendung im ARbeitsmarkt abzielt) sein ganzes Leben lang erwerben kann.
Niemand kritisiert den Zugang an Bildung an sich. Entscheidend ist das, was man daraus macht und inwieweit man der Gesellschaft was wiedergeben möchte. Für den genannten Fall ("drei Studiengänge") gibt es allerdings zwei Erklärungen. Erklärung Nr. 1: Die Person fing nach dem Abi an zu studieren. Aufgrund der Arbeitsmarktsituation entschied er sich nach einigen Semestern anders. Obwohl er abgeschlossen hat reicht sein Geld nicht, um eine Familie zu ernähren, weshalb er mit Mitte 30 ein Aufbaustudium machen muss. Hier zwingen ihn also äußere Umstände zu diesen drei Studiengängen, da sich ohne diese gewisse Ziele (Haus, Familie etc.) nicht realisieren lassen. Und ich glaube, dass wir uns einig sind, dass man hier nicht von einer der "größten Errungenschaften" reden kann, da hier das System an sich brökelt.
Ich kann dieszebzüglich aus eigener Erfahrung sprechen. Ein abgeschlossenes Studium (im Bereich Geisteswissenschaften) ist heute leider nichts mehr wert. Nach dem Studium wechselt man von einem Trainee ins nächste Praktikum. Dann kriegt man einen befristeten Arbeitsvertrag und kann froh sein, wenn man Netto über 1200 Euro raus hat. Daher MUSS auch ich wieder an der Zitze dieser "größten Errungenschaft" saugen und absolviere derzeit mein Studium Nummer 2. Familie, Kinder? Aussichtlos!
Erklärung Nr. 2: Die Person ist eine jener definitiv zu kritisierenden ewigen Selbstverwirklicher, welche auch mit Anfang 40 gerne noch in der Mensaschlange anstehen und schamlos den Studentenausweis auf die Kassentheke klatschen, wenn es darum geht eine Vergünstigung von 1,50 Euro zu erlangen. Ich kenne etliche solcher linksliberalen Pädagogen, Kunsthistoriker"Innen", welche mit über 40 Jahren noch keinen Cent Steuern gezahlt haben und dieses System frech bis zum Letzten ausnutzen. Es stellt sich mir die Frage: Ist es wirklich im Interesse der Gesellschaft, diesen Personen sprichwörtlich "lebenslange Bildung" zu ermöglichen? Wie wird diese Bildung eigentlich finanziert?
Versteh mich nicht falsch, gerade in einer schnelllebigen Zeit wie heute ist es äußerst wichtig, sich immer wieder fortzubilden. Aber das wie ist hier entscheidend. Und letztendlich auch das Motiv. Bilde ich mich nur für mich oder möchte ich die Gesellschaft eines Tages von meiner Bildung profitieren lassen? Ich finde, wenn jemand ein konkretes Ziel hat für dass er den unter Umständen langen Bildungsweg gehen muss, ist es völlig legitim auch mal drei Studiengänge zu absolvieren. Meine Kritik bezog sich jedoch auf den zweiten Typus meiner Darstellung.