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Gentleman - Was macht ihn aus?
13.11.2014 um 22:49Was genau ist ein Gentleman - Der Begriff ist laut der allwissenden Wikipedia - ich zitiere - "relativ vage und konturlos". Leider bildet diese allwissende Wiki keinen Hinweis, was den Gentleman heute ausmacht.
Es ist ein Ehrenmann - oder ein Kavalier. Wer den Englischen mächtig ist, würde es mit "sanfter Mann" übersetzen. Trotzdem nennt die Wiki auch ein paar Kriterien, welche mehr oder weniger Zeitgenössisch sein können.
Zum einen den Adel - der Adel hat heute kaum noch eine Bedeutung. Etliche Adelshäuser sind ohnehin Pleite gegangen, sodass häufig nur noch ein "von" vor dem Nachnamen einen Hinweis geben könnte. Dass dieser - in der Wikipedia als erstes aufgeführte Punkt heute nicht mehr.
Zum zweiten aufgeführt ist Bildung - Natürlich, niemand würde einen ungebildeten Proll als Gentleman bezeichnen. Doch halte ich es nach einigen Erfahrungen mit studierten Leuten für Vage, diesen Punkt allein an ECTS-Punkten festzumachen. Kann man auch ohne Uni-Abschluss ein Gentleman sein? Schliesslich gibt es auch andere Wege den Bildungshorizont zu erweitern.
A, B - kommen wir zu C: Den Charakter - Ein ungehobelter Egoist als Gentleman? Nein - dennoch sollte er das Rückgrat haben, sich durchsetzen zu können. Die Zunge als Schwert nutzen können und stets fair bleiben. Aber um Ehrlich zu sein - ist Fairness heute noch gefragt?
Ganz wichtig sei auch die Beschäftigung - Ein Kanalreiniger als Gentleman? In der ersten Betrachtungsweise vielleicht ein Unding - aber was, wenn der Kanalreiniger durch rege Reisetätigkeit einen weiten Horizont hat und über einen grundsätzlich "edlen" Charakter verfügt? Ist die Beschäftigung - oder anders: Wieviel Geld der Herr nach Hause trägt - im Romantischen Sinnbild eines Gentleman wichtig?
Interessant wird es bei der Kleidung - Die Wikipedia zitiert hier, so zitiere ich auch. „Ein wahrer Gentleman ist jemand, der nichts dem Zufall überlässt. Es reicht nicht, dass man sich tadellos kleidet und dass alles makellos gepflegt ist. Die ganze Erscheinung muss vollkommen sein. […] Sind die Fingernägel gut manikürt? Sitzt der Hut im rechten Winkel? Ist der Regenschirm so eng gerollt, wie es sich gehört? Alle diese Fragen muss ein Gentleman sich stellen, sobald er mit dem Frühstück fertig ist.“ --Nick Yapp in Bernhard Roetzel: Der Gentleman. Handbuch der klassischen Herrenmode, 1999, S. 8
Um ehrlich zu sein, wird man in einem solchen Aufzug doch auf der Strasse schief angeschaut - Nur schon, wenn ich mit meinem Alltags-Sakko rausgehe wird mir von verschiedenen Positionen gesagt, dass es echt gut aussähe. Mit meinem Sakko, welches ich zum Abschluss kaufte, kam ich mir sehr "Overdressed" vor - in so ziemlich jeder Situation.
Gehört ein Anzug nun aber dazu, oder ist ein Anzug ohnehin nur Uniform von Bankangestellten? Reicht einfach eine sonst (dem Alter angemessene) gepflegte Erscheinung nach gewissen sozialen Standards?
Als Kontrast zu alledem führt Wikipedia noch einen weiteren Punkt hinzu. Lebenskunst. Der Journalist Martin Scherer kürzt den Gentleman vor Allem auf Charakterzüge zusammen, bei welchen Oberflächlichkeiten wie Kleidung, Beruf oder Adel mehr oder weniger Ausgeklammert werden. Wohl die Romantischste Art des Gentleman.
Anhand verschiedener Filmcharaktere - ja, ich nehme solche, denn sie sich nicht selten ziemlich überzeichnet - könnte man einen Gentleman klassifizieren. James Bond? Klar. DER ist einer. Auch wenn er mit Daniel Craig als Hauptdarsteller ein bisschen vom "Wodka Martini - Geschüttelt, nicht gerührt"-Image abkommt. Konträr dazu: Captain Jack Sparrow? Ein Pirat, eine verdorbene Seele - und dennoch schafft er es mit Wortgewandtheit, Rückgrat, Geschick und mehrheitlicher Fairness das zu bekommen, was er will.
Aber... das beantwortet alles die Frage nicht. Was ist ein neuzeitlicher Gentleman?
Ich hoffe auf eine gepflegte Diskussion.
Mit bestem Gruss
Laborant
Es ist ein Ehrenmann - oder ein Kavalier. Wer den Englischen mächtig ist, würde es mit "sanfter Mann" übersetzen. Trotzdem nennt die Wiki auch ein paar Kriterien, welche mehr oder weniger Zeitgenössisch sein können.
Zum einen den Adel - der Adel hat heute kaum noch eine Bedeutung. Etliche Adelshäuser sind ohnehin Pleite gegangen, sodass häufig nur noch ein "von" vor dem Nachnamen einen Hinweis geben könnte. Dass dieser - in der Wikipedia als erstes aufgeführte Punkt heute nicht mehr.
Zum zweiten aufgeführt ist Bildung - Natürlich, niemand würde einen ungebildeten Proll als Gentleman bezeichnen. Doch halte ich es nach einigen Erfahrungen mit studierten Leuten für Vage, diesen Punkt allein an ECTS-Punkten festzumachen. Kann man auch ohne Uni-Abschluss ein Gentleman sein? Schliesslich gibt es auch andere Wege den Bildungshorizont zu erweitern.
A, B - kommen wir zu C: Den Charakter - Ein ungehobelter Egoist als Gentleman? Nein - dennoch sollte er das Rückgrat haben, sich durchsetzen zu können. Die Zunge als Schwert nutzen können und stets fair bleiben. Aber um Ehrlich zu sein - ist Fairness heute noch gefragt?
Ganz wichtig sei auch die Beschäftigung - Ein Kanalreiniger als Gentleman? In der ersten Betrachtungsweise vielleicht ein Unding - aber was, wenn der Kanalreiniger durch rege Reisetätigkeit einen weiten Horizont hat und über einen grundsätzlich "edlen" Charakter verfügt? Ist die Beschäftigung - oder anders: Wieviel Geld der Herr nach Hause trägt - im Romantischen Sinnbild eines Gentleman wichtig?
Interessant wird es bei der Kleidung - Die Wikipedia zitiert hier, so zitiere ich auch. „Ein wahrer Gentleman ist jemand, der nichts dem Zufall überlässt. Es reicht nicht, dass man sich tadellos kleidet und dass alles makellos gepflegt ist. Die ganze Erscheinung muss vollkommen sein. […] Sind die Fingernägel gut manikürt? Sitzt der Hut im rechten Winkel? Ist der Regenschirm so eng gerollt, wie es sich gehört? Alle diese Fragen muss ein Gentleman sich stellen, sobald er mit dem Frühstück fertig ist.“ --Nick Yapp in Bernhard Roetzel: Der Gentleman. Handbuch der klassischen Herrenmode, 1999, S. 8
Um ehrlich zu sein, wird man in einem solchen Aufzug doch auf der Strasse schief angeschaut - Nur schon, wenn ich mit meinem Alltags-Sakko rausgehe wird mir von verschiedenen Positionen gesagt, dass es echt gut aussähe. Mit meinem Sakko, welches ich zum Abschluss kaufte, kam ich mir sehr "Overdressed" vor - in so ziemlich jeder Situation.
Gehört ein Anzug nun aber dazu, oder ist ein Anzug ohnehin nur Uniform von Bankangestellten? Reicht einfach eine sonst (dem Alter angemessene) gepflegte Erscheinung nach gewissen sozialen Standards?
Als Kontrast zu alledem führt Wikipedia noch einen weiteren Punkt hinzu. Lebenskunst. Der Journalist Martin Scherer kürzt den Gentleman vor Allem auf Charakterzüge zusammen, bei welchen Oberflächlichkeiten wie Kleidung, Beruf oder Adel mehr oder weniger Ausgeklammert werden. Wohl die Romantischste Art des Gentleman.
Anhand verschiedener Filmcharaktere - ja, ich nehme solche, denn sie sich nicht selten ziemlich überzeichnet - könnte man einen Gentleman klassifizieren. James Bond? Klar. DER ist einer. Auch wenn er mit Daniel Craig als Hauptdarsteller ein bisschen vom "Wodka Martini - Geschüttelt, nicht gerührt"-Image abkommt. Konträr dazu: Captain Jack Sparrow? Ein Pirat, eine verdorbene Seele - und dennoch schafft er es mit Wortgewandtheit, Rückgrat, Geschick und mehrheitlicher Fairness das zu bekommen, was er will.
Aber... das beantwortet alles die Frage nicht. Was ist ein neuzeitlicher Gentleman?
Ich hoffe auf eine gepflegte Diskussion.
Mit bestem Gruss
Laborant