KillingTime schrieb:Genau das ist der Punkt, den ich nicht verstehe. Die "Feminist_Innen" behaupten, man wäre nicht von Geburt an Frau, sondern würde zur Frau gemacht (Zitat von Simone de Beauvoir).
Wenn diese Behauptung stimmt, wäre man auch nicht von Geburt an Mann, und das würde bedeuten, dass beim Erwachsenwerden einer Transperson (oder wie man sie nennen will) irgendwas "falsch" gelaufen ist. Wenn die Behauptung hingegen *nicht* stimmt, müssten Transpersonen strikte Antifeministen sein. Wie siehst du die Sache?
Im Gegenteil, viele Transfrauen und auch Transmänner sind durchaus Feministen. Zum Teil stimmt deine Betrachtung dieser Sache, doch Feminismus hat wie
@Flatterwesen schon beschrieben hat, sehr unterschiedliche Strömungen. Das feminine ist NICHT durch soziale Erziehung gegeben, sprich würde man es dem Kind freistellen wie man sich kleidet würden sich ähnliche Ausrichtungen der Kleiderwahl ausprägen. Das es dabei zu Abweichungen und Überschneidungen kommt erkennt man inzwischen bei Pilotprojekten bei denen man es den Kinder selbst überlässt wie sie sich gern kleiden wollen (in Schweden gibt es da zZ ein paar solcher Kindergärten und Schulen).
Dem Feminismus geht es im Kern um die Rolle und Stellung der Frau in der Gesellschaft, sprich die Emanzipation, so das eine Frau bei gleichen Fähigkeiten und Fertigkeiten wie ein Mann auch in diesen Berufen und gesellschaftlichen Institutionen gleichberechtigt sind. Es geht da nicht darum wie eine Frau zu sein hat und wie nicht, Feminismus reicht von Alice Schwarzer bis zu Lady Gaga, das feminine ergibt sich durch den persönlichen Geschmack einer Frau wie sie sich gern geben möchte, gleiches gilt auch für Männer. Man will sich vom Genderspezifischen Kleidungs-, Rollen- und Gesellschaftszwang lösen und man sollte es der Frau und dem Mann selbst überlassen worin er/sie/es sich wohlfühlt und wo man sich durch seine Fähigkeiten und Fertigkeiten einbringen kann.
Ich selbst bin ein Feminist, jedoch bin ich z.B. gegen Quotenzwang, ich gehe mehr nach Emanzipation durch Emanzipation, nicht durch gesellschaftliche und politische Vorgaben und Gesetze. Das ist ein sehr komplexes Thema und ich kann sagen das auch Männer von einem rationalen Feminismus profitieren, es geht den Herzfeministen nicht darum ein Geschlecht über das andere zu stellen, sondern es gesellschaftlich zu einer Gleichberechtigung beider zu bringen. Zum Teil ist das ja auch schon gegeben, doch es gibt eben Teile der Gesellschaft und manche Berufe wo das noch immer schwer für einige ist akzeptiert zu werden. Eine Frau die gleiche Fähigkeiten und Fertigkeiten hat soll nur einfach ebenso entlohnt werden wie ein Mann. Natürlich können nicht alle Frauen und alle Männer die Berufe dieses Prinzips ausführen, einige aber schon und diese sollte man einfach gleichberechtigt behandeln.
Eine Transfrau ist meist aus einem guten Grund Feministin, denn 1. will sie eine Frau sein, fühlt sich wie eine und lebt auch wie eine, 2. möchte sie auch gleiche Rechte haben wie jede Frau das in einer emanzipierten Gesellschaft auch hat. Das ist denke ich doch auch logisch oder?
Antifeministinnen sind solche Damen wie Frau Eva Herman, denn sie will die Frau mehr in der klassischen Rolle haben, wie es eben in einem Patriarchat der Fall ist.
KillingTime schrieb:Ich kann mir diese "Frau im männlichen Körper" irgendwie nicht vorstellen. Meiner Ansicht nach hat "Mann" vor allem etwas mit der Physiologie zu tun, also nicht nur mit Äußerlichkeiten, sondern insbesondere dem Hormonhaushalt. Und da "Frauen im männlichen Körper" einen männlichen Hormonhaushalt haben, glaube ich eben, dass dieser äußerliche Anscheinsgeschlechtswechsel mehr in Richtung Fetisch geht.
Das ist inzwischen eher antiquiertes Denken, inzwischen ist man in der Wissenschaft (besonders der Endokrinologie) zur Erkenntnis gekommen das vor der Geburt durch Zufuhr bestimmter Hormongemische auch der weitere Verlauf der Entwicklung eines Embryo so gesteuert wird das z.B. das Gehirn mehr weibliche oder mehr männliche Anteile erhält, somit werden auch bestimmte Hormondrüsen im Körper eines Kindes mehr so oder so bestimmt. Das kann sehr hohe prozentuale Schwankungen von Mensch zu Mensch haben, die sorgen dafür das es eben feminine oder maskuline Menschen biologisch männlichen Geschlechts gibt, wie auch maskuline oder feminine Menschen weiblichen Geschlechts. Bei der Mehrheit gleicht sich das Gehirn auch mit dem biologischen Geschlecht, doch bei einigen (ca. 5-6% der Weltbevölkerung) ist dieses Verhältnis zwischen Gehirn und biologischen Geschlecht anders, da herrscht eine gewisse Diskrepanz mit unterschiedlichsten Abstimmungen. Das reicht von leicht maskulin und feminin bis stark maskulin und feminin. Bei der Transsexualität ist es gänzlich "vertauscht". In der Hinsicht ist auch die Intersexualität sehr interessant, denn sie zeigt das es sogar in äußerlichen, biologischen Merkmalen zu solchen Überschneidungen bei der hormonellen Steuerung kommen kann.
Die Medizin spricht von Intersexualität oder Sexualdifferenzierungsstörungen (engl. disorders of sex differentiation, DSD), wenn ein Mensch genetisch (aufgrund seiner Geschlechtschromosomen) und/oder anatomisch (aufgrund seiner Geschlechtsorgane) und hormonell (aufgrund des Mengenverhältnisses der Geschlechtshormone) nicht eindeutig dem weiblichen oder dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden kann. Betroffene Menschen lehnen zumeist den pathologisierenden medizinischen Begriff der Störung ab und bezeichnen sich selbst als intersexuelle Menschen, Intersex, intergeschlechtliche Menschen, Hermaphroditen, Herms oder auch Zwitter. Etabliert hat sich auch die Schreibweise Inter*, wobei das Sternchen (*) für die genannten und weitere mögliche Selbstbezeichnungen steht.
Wikipedia: Intersexualitäthttp://pansensuality.tumblr.com/post/24408450334 (nsfw)
;)KillingTime schrieb:Ich würde sogar behaupten, dass es "Frauen im männlichen Körper" gibt, die auf Frauen stehen (sexuelle Ausrichtung: lesbisch). Was meinst du dazu?
Natürlich gibt es auch lesbische Transfrauen, ich kenne sogar einige, ich kenne auch Bisexuelle und heterosexuelle Transfrauen. Das ist da ebenso alles gegeben wie bei anderen Frauen auch, da gibt es absolut keinen Unterschied in der Hinsicht auch wenn die Mehrheit meist hetero ist, also Männer bevorzugen.
KillingTime schrieb:"Hübschheit" ist wohl eher eine Frage der Ästhetik, würde ich meinen.
Eben und das Empfinden dieser ist so vielfältig wie der Mensch selbst, also immer eine subjektive Angelegenheit.
KillingTime schrieb:Ja, irgendwie schon. Wenn eine Frau Riesendinger hat, dann ist das sicher sehr belastend für den Körper (Wirbelsäule), aber wenn so gar nichts da ist, dann wirkt das auf mich irgendwie ungesund, als wenn da was fehlt. Darum würde ich sagen, eine angemessene Oberweite gehört für mich zu einer Frau dazu. Das mag vielleicht sexistisch klingen, aber ich bin sicher, die meisten Kerle denken genauso.
Jap das ist "sexistisch" und jap die meisten Männer denken so, ganz einfach weil es ihre Triebe anspricht, die weibliche Brust ist im Laufe der Evolution mehr und mehr gewachsen, da der Mann mehr und mehr auch "frontal" Sex gemacht hat, er assoziiert unterbewusst die weibliche Brust mit dem Hinterteil einer Frau, es ist tatsächlich so das ja der Mann stark visuell durch Reize angesprochen wird. Aber das betrachte ich als ganz natürliche Sache. Aus diesem Grund nehmen ja auch viele Transfrauen Hormone um ein weitestgehend natürliches Brustwachstum zu erhalten, manche helfen eben operativ nach. Aber interessanter Weise produzieren auch Transfrauen Milchdrüsen.
Für mich macht weder eine Vagina noch eine Brust eine Frau, für mich ist das was eine Frau verkörpert eine Frau. Die Menschen die eine Vagina und Brust haben sind nur biologisch weiblichen Geschlechts mehr auch nicht. Wichtig ist die Verkörperung und die Selbstverwirklichung. Auch der Penis und nen Sixpack oder Bart machen für mich noch lange keinen Mann, doch wenn der Mann diese Aspekte hervorhebt und sich auch männlich fühlt so dies auch verkörpert, dann ist er ein Mann. Mag schon etwas Geschlechts und Identitätsphilosophie sein aber es ist eben so. Denn die Hülle ist im Prinzip nix anderes als ne biomechanische Maschine mit den unterschiedlichsten Konfigurationen und Abstimmungen
;)KillingTime schrieb:Vielleicht reden wir aneinander vorbei? :ask: Geht es um Liebe, oder eher um körperliche Aktivitäten? Das Eine hat mit dem Anderen bekanntlich nicht zwingend was zu tun. Und ob man jemanden "mag" (ich hasse das Wort "Liebe"), muss vielleicht mit dem Geschlecht nicht unbedingt was zu tun haben?
Ja das sehe ich auch so. Attraktivität und das Empfinden dieser ist jedoch durchaus auch vom Geschlecht abhängig, wichtig ist da die Gesamterscheinung. Alles andere ist eh mentaler Natur. Ne Frau kann super hübsch sein, doch im Denken und Handeln hässlich oder unsympathisch, sie kann mich ansprechen auf rein optischer Ebene, doch ob ich mein Leben mit ihr dann teilen würde? Gleiches gilt auch für Männer. Wenn nen Mann Stärke ausstrahlt, prächtige Männlichkeit und mit Statussymbolen protzt, kann es ein totales Arschloch sein. Man verbringt meist sein Leben mit Menschen die man eben liebt und mit denen man sich versteht, wo die Liebe eben hinfällt ist gänzlich offen, wenn man denn offen dafür ist. Wie gesagt ich kenne auch homosexuelle Menschen die in einer Heterobeziehung leben, das muss erstmal mindfucking sein
;) :DWarum hasst du das Wort Liebe? Weil es so ausgelutscht und overused ist? Ich mag es, denn es gibt kein anderes Wort was dieses Gefühl besser beschreiben kann, Zuneigung ist so halbschwanger oder? Liebe ist wie das Wort Karma oder Gott, sie alle sind ausgelutscht, doch sie alle beschreiben etwas was man eigentlich nicht in Worte fassen kann
:)KillingTime schrieb:Welcher "feminine" Anteil? :ask: Meinst du ein "Fühlen als Frau"? Wie "fühlt" sich eine Frau?
Frag doch einfach eine Frau. Jede Frau wird da ganz unterschiedliche Dinge sagen, doch das Wort feminin beschreibt es ganz gut, ein Mann ist mehr so der Typ fürs trockene, rein rationale Denken und Empfinden, meist recht pragmatisch. Frauen sind intuitiver, leidenschaftlicher in ihren Emotionen, zeigen diese mehr und spielen mehr mit ihren Reizen. Jedoch glaube ich nicht an die 100%ige Männlichkeit und Weiblichkeit, auch das kann von 1% bis 99% schwanken. Jeder Mensch hat irgendwo eine Anima und einen Animus.
Anima und AnimusKillingTime schrieb:Dann wirds aber schwierig mit der Verpartnerung.
Sicher ist das nicht einfach, doch glaub mir sehr viele Frauen oder auch Männer stehen auf androgyne oder gar transsexuelle Menschen, auch wenn das jetzt etwas pornös erscheinen mag aber die Sparte der "Shemales und Ladyboys" ist entsprechend hoch und die meisten die das anschauen sind hetero oder bi (homosexuelle interessiert das weniger), glaub mir ich kenn mich in der Hinsicht recht gut aus. Wie auch die gute Bailey Jay:
Sie ist übrigens auch mit einem heterosexuellen Mann verheiratet. Und ja sie behält ihren Penis, irgendwann wird das gänzlich egal. Jedenfalls mir ist es egal.
KillingTime schrieb:Schwer zu sagen, vermutlich würde ich mich umgehend suizidieren. Aber zum Glück ist diese Frage rein akademisch.
Diese Einstellung ist sehr traurig und ernüchternd, denn stell dir vor man will doch leben und das Beste aus dem Leben machen das man hat. Leider teilen sehr viele dieser Menschen deine "akademische" Sichtweise und sehr viele bringen sich auch um weil sie das Leid und den Druck nicht ertragen können, doch die starken und selbstbewussten halten es aus und geben nicht auf, nein sie gehen ihren Weg und nehmen dafür sehr viel in Kauf. Viele verlieren ihre Familie und ihre Freunde, viele auch ihren Job oder fallen in tiefe Depressionen. Es gibt aber positive Beispiele und die geben nicht so leicht auf.
Das du dich umbringen würdest statt lieber den Kampf aufzunehmen und das äußere ans innere anzugleichen ist wirklich sehr ernüchternd. Heute ist schon einiges möglich, dieses Pärchen hat sich gefunden und verliebt und beide teilen das gleiche Schicksal im falschen Körper geboren zu sein:
https://www.youtube.com/watch?v=XystUPGpaNYKillingTime schrieb:Und danke, dass du so ruhig geblieben bist. :)
Ich bin immer ruhig und habe auch Verständnis für Unverständnis, das Thema ist sehr komplex und es ist natürlich nicht für jeden verständlich oder nachvollziehbar. Doch darum schreib ich ja hier darüber, ich will etwas Verständnis schaffen. Also auch dir ein Danke das du ebenso ruhig bleibst. Auch wenn sich an manchen Denkweisen durchaus was ändern könnte (wie den mit dem Suizid) denn falls jemand den das hier betrifft ließt kann so etwas triggern. Statt das beste aus der Situation zu machen (auch nur akademisch und gedanklich) und vielleicht auch anderen Mut zu machen. Das wäre schön auch bei solchen "einfachen" Gedankenspielen.
So nun lass ich für mich das Thema ruhen, geh aber gern noch auf andere ein falls noch Sichtweisen und Meinungen von anderen hier geschrieben werden sollten. Ich hoffe ich konnte hier oder da etwas Klarheit schaffen, auch wenn es hier sicherlich die wenigsten selbst betrifft. Das eigentliche Thema ist ja völlig offen und bezieht sich mehr auf die Sexualität, wobei natürlich auch die Identität dabei eine Rolle spielt, es geht eben beides Hand in Hand
:)