Laura_Maelle schrieb:In dieser Situation draußen allein mit einem fremden Mann, der gleich so direkte Fragen stellt, wäre mir auch mulmig geworden. Mitten in der Stadt unter vielen Menschen wäre das aber auch ganz anders rübergekommen. Letztlich hat er Dir ja nichts angetan, oder? Es war also mehr das angstvolle Kopfkino, das Dich da geritten hat.
Nein, dieser Mann hat mir nichts angetan. Und abseits eines diffusen "Man weiß ja nie ganz sicher...."-Gefühls hatte ich auch nicht den Eindruck, dass es sich anders verhalten hätte, wenn ich mich z.B. geweigert hätte, mich mit ihm zu unterhalten. Aber mich hat da definitiv nichts "geritten". Wie gesagt: Es war früh am Morgen, das Areal rund um die Brücke ist so eine Mischung aus Niemandsland und Industriegebiet, der Fußgängerbereich der Brücke von der Fahrbahn so abgegrenzt, dass einen Autofahrer quasi nicht sehen. Ich bin vorher an einer größeren Anzahl provisorischer Schlafplätze vorbei und bin, weil ich spät dran war, fast gerannt. Den Menschen möchte ich sehen, egal ob Mann oder Frau, der im ersten Moment, wenn vermummt plötzlich eine Person hinter ihr auftaucht, die noch schneller unterwegs ist als man selbst, nicht befürchtet, gleich überfallen zu werden.
Selbst wenn wir das Szenario jetzt ändern und ich nicht mehr in der Pampa über eine Brücke gehetzt wäre, sondern mitten in der Stadt, bleibt aber immer noch der Umstand, dass.... ich fast gerannt bin. Ich hatte es sichtlich eilig, irgendwo hin zu kommen. Auch ohne einen bedrohlichen Hintergrund ist das keine Situation, in der ich irgendwie empfänglich fürs Flirten wäre. Und wenn man dann noch nicht mal einlenkt, wenn ich sage "Ich habe einen Freund" - ob das nun stimmt oder nur eine Notlüge ist - ist die Chance, dass das, was man da versucht, irgendwelche Blüten trägt, halt ganz vorbei.
Insbesondere das mit dem "Ich habe es sichtlich eilig, irgendwo hin zu kommen und gar keinen Kopf für irgendetwas anderes" in Kombination mit "Irgendein Fremder denkt sich, DAS wäre die perfekte Gelegenheit, mich anzusprechen", passiert mir aber immer wieder. Erst vor ein paar Wochen war ich wieder in so einer Situation und ganz ehrlich, ich könnte noch nicht mal mehr beschreiben, wie der Typ aussah, weil ich nur für eine Sekunde zur Seite geguckt habe, um festzustellen, ob das "Dein Parfüm riecht echt gut" wirklich an mich gerichtet war.
Was ich damit nicht ausdrücke: Dass man mich niemals nie ansprechen darf. Wenn man sich allerdings eine ernsthaft positive Reaktion erhofft, bei der ich mich nicht insgeheim frage, was zur Hölle das jetzt soll - Fragen nach der Uhrzeit, dem Weg, o.ä, die aber halt auch nichts mit wirklicher Kontaktaufnahme zu tun haben, vielleicht mal ausgenommen - ist es äußerst hilfreich, wenn: Man mich anspricht, während ich im besten Fall stehe, meine Kopfhörer nicht aufgesetzt habe, vorher im besten Fall bereits Blickkontakt bestand und man im allerbesten Fall auch nicht direkt und ohne Zusammenhang irgendetwas an mir komplimentiert, sondern irgendein unverfängliches Thema für einen Einstieg in ein Gespräch findet.