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Psychische Erkrankung vielleicht doch "normal"?!

166 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gesellschaft, Psyche, Krank ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Psychische Erkrankung vielleicht doch "normal"?!

03.11.2013 um 17:08
@teardrop.
bei schwieigen störungen wo die wahrnehmung total zerstört ist oder man unter so extremen ängsten leidet das man sich nicht zum arzt traut sind es oft die angehörigen die einen dazu bewegen.

zwingen kann einen jedoch niemand ausser man rennt mit kettensäge rum und wird zur gefahr für seine umwelt und selbst dann hat man es wohl bei einem psychologen besser als im knast *g*

@Piorama
sorry piorama sollte nicht so abfällig klingen.


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Psychische Erkrankung vielleicht doch "normal"?!

03.11.2013 um 17:14
@teardrop.

Schwierig, du sagst es!!

Es gibt durchaus Menschen, die eine Diagnose bekommen und somit krank sind und sich darüber auch voll und ganz im Klaren sind.
Wenn derjenige aber mit dem Wissen um seine Erkrankung keinen Leidensdruck hat und niemandem schadet, bedarf es meiner Meinung nach keiner Behandlung.

Anders ist das natürlich wenn jemand krank ist und daraus resultierend eine Gefahr für sich oder andere darstellt.
Obwohl er vielleicht keinen Leidensdruck empfindet, würde ich trotzdem sagen, dass er behandelt gehört, weil er selbst nicht mehr in der Lage ist, zwischen richtig und falsch zu entscheiden.

Kann das so schwer erklären:-/

Es sollte immer ein Individualfall sein, bei dem alle möglichen Faktoren berücksichtigt werden.
Depression ist nicht gleich Depression und Persönlichkeitsstörung nicht gleich Persönlichkeitsstörung.


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Psychische Erkrankung vielleicht doch "normal"?!

03.11.2013 um 21:28
@Prof.O.Kateur
Wieso normal? Weil man heutzutage so viel von Burn Out und Depressionen und so hört?
Liegt vllt. daran, dass es normal ist, da die Gesellschaft einen dazu bringt, der Leistungsdruck, das Geld verdienen, der ganze soziale Krams.
Wäre es normal würden sich nicht so viele Schämen, die psychisch erkrankt sind.
Oft hört man "Ich geh doch nicht zum Psychiater" weil man sie dann für voll Irre hält.
Wenn jemand sagt "Ich bin Depressiv" dann hört man doch immer sowas wie "oh und aaaah".
Einen normalen Umgang findet man denke ich mal eher selten damit.

Ich verstehe dennoch nicht, was du da mit normal meinst. Was ist schon normal? :D


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Psychische Erkrankung vielleicht doch "normal"?!

03.11.2013 um 23:48
@Bassmonster

Mit "normal" meinte ich, ob nicht vielleicht jeder irgendeine "Macke" hat, aufgrund dessen man eine psychische Erkrankung diagnostizieren könnte.

Zum Großteil gebe ich dir Recht mit dem was du geschrieben hast. Allerdings denke ich, dass jeder auch ein Stück weit selbst dafür verantwortlich ist, wie das Umfeld mit der Erkrankung umgeht.

Meiner Meinung nach, ist es ein Unterschied, ob man als Betroffener in Selbstmitleid versinkt und versucht die Diagnose zu vertuschen oder ob man die Diagnose annimmt (annehmen kann) und offen(siv) damit lebt.


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Psychische Erkrankung vielleicht doch "normal"?!

04.11.2013 um 00:04
Zitat von HornisseHornisse schrieb:Mir kommt es so vor, als gehöre eine Depression heutzutage schon zum Guten Ton.
Ich denke, du meinst damit etwas anderes. Es ist noch nicht lange her, und in so manchem Land immer noch Gang und Gäbe, dass psychische Erkrankungen nicht ernst genommen werden. Häufig wurden derartige Erkrankungen als Charakterschwäche o.ä. abgetan. Glücklicherweise hat sich dahingehend einiges getan - leider auch in negativer Hinsicht.

Was du als "Guten Ton" beschreibst, gliedert sich meiner Einschätzung nach in zwei Teile. Der erste Teil erfasst diejenigen, die wirklich krank sind.

Der zweite Teil hingegen widmet sich den Menschen, die im Grunde genommen nicht erkrankt sind (Oder irgendwo dazwischen hängen), aber die Begriffe Depression, Burnout etc. nutzen, um eine mittlerweile allgemein anerkannte Krankheit für eigenes Versagen als Entschuldigung zu nutzen. Gleiches gilt beispielsweise für Eltern, die ihren Kindern Ritalin geben, nur weil sie hibbeliger sind als andere Kinder.

Die zuvor genannten Begriffe haben sich stark in die Köpfe der Menschen gebrannt und bedürfen dadurch kaum weiterer Erklärungen. Man kann es also durchaus als eine Art Mode sehen, nur ist das eben nicht in allen Fällen normal. Man muss bedenken, dass die Akzeptanz gegenüber psychischen Erkrankungen noch sehr jung ist.


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Psychische Erkrankung vielleicht doch "normal"?!

04.11.2013 um 08:05
Man muss sich hierbei vielleicht fragen:,,Was ist denn normal?"

Was ,,normal" ist, wird willkürlich festgelegt. Durch die Gesellschaft oder eben auch durch Einzelpersonen oder bestimmte Gruppen, in Zusammenhang mit diesem Thema sollte man den DSM-5 nennen.

Wenn sich diese Einschätzungen durchsetzen, dann ist auch klar, was ,,normal" und was ,,krank" ist, selbst dann, wenn einem die Einteilungen schwachsinnig erscheinen.

Wer ein paar Wochen nach dem Tod eines geliebten Angehörigen immer noch traurig ist, der gilt als ,,krank". Und ganz ehrlich: ICH finde es vielmehr krank, schon behaupten, weil man 2 Wochen nach dem Tod von Mutter oder Vater nicht gleich wieder tanzen und feiern geht, man sei nicht mehr ,,normal", sondern ,,krank"!

Da gehören eher die betreffenden Psychologen mal auf ihre eigene Couch.


Vermutlich ist diese meine Einstellung auch wieder irgendwie ,,unnormal", weil ich nicht deren Überlegenheit anerkennen will :D


Leider liegt mittlerweile die Deutungshoheit zu psychischen Krankheiten bei den Gestalten um den DSM-5.
Unglaublicher Zufall: Die Pharma-Industrie kann und muss nun vermutlich einen Haufen mehr Medikamente liefern, weil es ja so viele, neue Krankheiten gibt.

Selbst wenn diese Krankheit lautet:,,Angst, von Enten beobachtet zu werden", wo man früher einfach sagte:,,Der will sich nur wichtig machen!"


Vermutlich würde bei solchen und ähnlichen Krankheiten eine gewöhnliche Ohrfeige und die Ansage, mit dem Blödsinn aufzuhören, weitaus mehr Wunder wirken.



,,Normal" würde ich vielmehr sehen, dass eben jeder so seine psychischen Schwierigkeiten hat, mancher nur kleine, unbedeutendere, anderer dagegen schwerere Probleme.

Das ist ,,normal" für mich.


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Psychische Erkrankung vielleicht doch "normal"?!

04.11.2013 um 09:12
Zitat von AgnodikeAgnodike schrieb:Mir kommt es so vor, als gehöre eine Depression heutzutage schon zum Guten Ton.

Befasse mich mit diesem Thema nun seit 2008 und bin mittlerweile der Meinung, dass fast jeder diagnostizierbar ist, wenn man nur lang genug sucht.
Depressionen gehören zum guten Ton? Nein sie werden zum Glück immer mehr als eine art Erkrankung akzeptiert und werden nicht mehr als Unwillen, Blödheit oder Charakterschwäche abgestempelt.
Das immer mehr Menschen an Depressionen leiden liegt auch einfach daran das man heute ständig unter Druck steht, beruflich und privat und kaum noch Zeit hat, bei sich selber wieder anzukommen und die Batterien wieder aufzuladen.
Es liegt aber auch eine Gefahr darin, das es teils zu Akzeptiert ist und manche Krankheitsbegriffe zu Wahllos verwendet werden. Da ist Burnout ein schönes Beispiel dafür! Heute ist bald jedes psychosomatische Symptom schon Burnout. Das ist für einen "echten" Burnout-Patienten eigentlich ein Schlag ins Gesicht, weil dadurch das Krankheitsbild verfälscht und nicht mehr ernst genommen wird.

Zu dem zweiten Punkt jeder Mensch hat irgendwelche Macken und ja die sind Diagnostizierbar. Um sie aber als Erkrankung zu benennen müssen sie schon ein Gewisses Maß überschreiten und denjenigen der sie hat in seinem Leben stark einschränken. Nicht alles was benannt ist ist eine Erkrankung, zum Teil sind das einfach Persönlichkeitszüge an denen man arbeiten kann.


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Psychische Erkrankung vielleicht doch "normal"?!

18.06.2017 um 23:45
Bin gerade auf diesen Thread gestoßen und möchte meinen Senf dazugeben.

Zuerst einmal, wer legt die Normen fest, was normal ist und was nicht?
Richtig.... Die Gesellschaft, legt diese Normen fest, kein Gott kein Satan,

ähnlich wie bei Tieren, welche ihrer Herde folgen. Kranke Tiere werden ausgestoßen bzw ausgeschlossen ect. Dies möchte ich aber nicht zu weit ausführen.


Zurück zu, was ist Norm was nicht?
Norm ist das, was wir festlegen als Norm. Warum werden Menschen, als krank beurteilt, die das Leben mehr hinterfragen, als die anderen ?
Warum wird ein Mensch verurteilt, weil er anders ist oder auch, durch die Gesellschaft in diesen Zustand getrieben wurde?
Ganz einfach, die Menschen mögen keine unpassenden Stücke in der Gesellschaft, sie möchten bzw verlangen von anderen sich an die festgelegte Norm anzupassen. Jene die sich weigern, gelten als Abnormal.

Vielleicht is es genauso abnormal ( Stichwort: Depression) , dass Leben als Selbstverständlichkeit zur betrachten und durch jenes hindurch zu gehen, als hätte man noch zwei auf Reserve. Vielleicht sind depressive Menschen die jenigen die ihren Verstand mehr gebrauchen als die der Norm? Wer ist denn nun krank? Die jenigen die sich verhalten wie Tiere, der Herde folgen und nicht viel denken oder diejenigen die nicht alles als selbstverständlich erachten und hinterfragen?


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Psychische Erkrankung vielleicht doch "normal"?!

18.06.2017 um 23:54
Noch ein kleiner Nachtrag.

Niemand wurde psychisch krank geboren, jeder Verhaltensweise geht auch ein Grund voraus.
Oder anders gesagt niemand wurde abnormal geboren, also betrachten wir die jenigen als krank, welche durch unsere Gesellschaft gezeichnet wurden.


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Psychische Erkrankung vielleicht doch "normal"?!

20.06.2017 um 23:29
@AlbertE
Jetzt gerade erst den neuen Beitrag meines Uralt-threads entdeckt und das zu viel zu später Stunde...

Im Grunde sehe ich es ähnlich wie du @AlbertE, ausschlaggebend für diesen Thread war damals glaube ich die Erkenntnis darüber, dass jedes Verhalten pathologisierbar erscheint.

Ich lese mich hier morgen nochmal durch.


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Psychische Erkrankung vielleicht doch "normal"?!

20.06.2017 um 23:34
Zitat von Prof.O.KateurProf.O.Kateur schrieb:jedes Verhalten pathologisierbar erscheint.
In meinen Augen ist es das auch. Aber als psychiatrisch relevant gilt bloss der individuelle Leidensdruck, sowie Fremd- und Eigengefährdung. Was aber auch ziemlich vage ist....


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Psychische Erkrankung vielleicht doch "normal"?!

20.06.2017 um 23:43
wobei der leidensdruck durch kulturelle soziale aspekte und der eigenen inneren stabilität (die wiederrum durch umfeld und weiteren punkten , auch genetischen...) verschieden aufgenommen wird...

was dann nicht "hesellschaftskonform ist ist krank oder wenn jemand nicht gleicher meinung ist...


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Psychische Erkrankung vielleicht doch "normal"?!

20.06.2017 um 23:55
Depression gehört bestimmt nicht zum guten Ton, oder ist was womit man glänzen möchte!

Depressionen sind sowas wie neuzeitliche Zivilisationserkrankungen!

Wir veralten gesellschaftlich und viele leben alleine, stehen mit allem alleine da, weil auch soziale Kontakte und Verbindungen nur oberflächlich ge und erlebt werden...

Normal ja, wer in der heutigen Zeit nicht irgendwann am Rad dreht, ich denke der kann dann kein Mensch sein ;)


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Psychische Erkrankung vielleicht doch "normal"?!

21.06.2017 um 17:55
@DieSache
Zitat von DieSacheDieSache schrieb:Depressionen sind sowas wie neuzeitliche Zivilisationserkrankungen!
Dabei sind sie nicht mal neu. Beim Barte Hiobs:

"Geschichte der Depression

Der Begriff „Depression“ (lat. depressio „Niederdrücken“) ist ein moderner Begriff und existiert erst seit dem 19. Jahrhundert. Die Symptome hingegen sind schon seit Zeiten der Bibel bekannt. Denn auch Hiob litt nach diesen zahlreichen Krisen an einer Depression.

Da diese Krankheit einen vielseitigen wissenschaftlichen Forschungsweg hinter sich hat, können wir Ihnen hier nur einige Eckdaten niederschreiben. Der Begriff Depression tauchte 1976 das erste Mal in einem Lexikon im medizinischen Bereich auf, und wurde in der Zeit zuvor als „niederdrücken“ gedeutet, sodass vielseitige Bedeutungen entstanden. Es konnte als die Senkung von Flüssigkeiten benannt werden wie z.B. den niedrigen Barometerstand und anderweitige ähnliche Dinge. Das heißt, der Begriff war nicht klar definiert. Die Symptome der Depression nahmen die Menschen damals nicht als Krankheit wahr, sondern nahmen es als ein angeborenes Temperament im analogischen Bezug zur antiken Melancholie wahr.

Zum heutigen Verständnis haben uns einige Wissenschaftler und Ärzte verholfen. Ein bekannter unter ihnen ist der griechische Arzt Hippokrates von Kós. Er hat im 5. Jahrhundert v.Chr. die Typologie erstellt und hat die Melancholie untersucht, die der heutigen Depression entspricht. Er war der Meinung, dass die „schwarze Galle“ den gesamten Körper einnimmt und somit bis ins Gehirn eindringt, wodurch der Mensch sich depressiv fühlt. Auch den Begriff Manie, was das Gegenteil einer Depression ist, hat Hippokrates eingeführt und erkannt.

Erst am Ende des 17. Jahrhunderts hat der schottische Arzt William Cullen den Zusammenhang zwischen Mensch und Depression aufgeschrieben. Er hat eine Art Nervenmechanik entworfen, wodurch er erkennen konnte, was zur Melancholie führt. Die Krankheiten, die er durch dieses Experiment also durch den Nervensaft verursacht hat, hat er als Neuronen getauft. Infolgedessen hat er zwei zentrale Schlüsselbegriffe für die heutige Psychiatrie geprägt.

Anfang des 20. Jahrhunderts hat Ernst Kretschmer den Körperbau mit den psychischen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Nach Kretschmer handelt es sich bei der Depression um ein angeborenes Temperament. Tatsächlich gehen die Forscher heute immer noch davon aus, dass die Depression angeboren ist und vererbbar ist.

Der Schweizer Psychiater Adolf Meyer war weniger an den "psychobiologischen" als an den "psychosozialen" Ursachen der Erkrankung interessiert, daher bevorzugte er den Begriff Depression, anstatt Melancholie. Da dieser Begriff in Bezug auf die Erkrankungsursachen neutraler ist.

Die Grundlagen des heutigen Verständnisses der Depression haben wir allerdings im hohen Maße dem Psychiater Emil Kraepelin zu verdanken. Er hat am Ende des 19. Jahrhunderts den zentralen Unterschied zwischen einem organischem und einem nicht-organischem Grund der Erkrankung gelegt. Mittlerweile werden anhand eines Klassifikationssystems, das durch eine Weltorganisation bestimmt wurde, die verschiedenen Erkrankungen sowie Depressionen, Manien, Dysthymien und Zyklothymien, in die ICD-10 zusammengefasst. Infolgedessen gliedert man die Krankheiten verschiedene Krankheitsbilder, die in Symptomatik, Schweregrad, Dauer und Rückfallrisiko eingegrenzt werden. "

Quelle:

http://www.die-depression.de/geschichte/


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Psychische Erkrankung vielleicht doch "normal"?!

21.06.2017 um 18:44
@Doors

das Ding ist eben, das Kind hat erst einen Namen wenn man es benennt!

Ich denke wir Menschen haben schon frühgeschichtlich dauerhafte Beeinträchtigungen der psychischen Verfassung gekannt, zwar hat sich auch Anatomie und Funktion der neuralen Netze aufgrund veränderter Lebensbedingungen und Umweltfaktoren weiterentwickelt, aber ich glaube psychischer Druck/Streß hat eben seine Auswirkungen.

In der Hirnforschung sind wir schon ordentlich voran gekommen...Die menschliche Psyche ist was sehr, sehr fragiles!


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Psychische Erkrankung vielleicht doch "normal"?!

21.06.2017 um 18:48
Der Fall, dass die Gesellschaft vermeintlich Abnormale ausschließt ist doch in der Psychiatrie eher selten, meist handelt es sich um Menschen die sich selber als krank empfinden und medizinische Hilfe suchen.


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Psychische Erkrankung vielleicht doch "normal"?!

21.06.2017 um 23:36
Es ist natürlich nach einem Trauma psychische Folgen davonzutragen. In dem Rahmen ist die Erkrankung etwas normales, da normale Reaktion auf ein schweres Erlebnis. Ändert aber nichts daran, dass man als betroffener darunter leidet und daran etwas ändern möchte. Was natürlich nicht immer geht, oftmals fehlt die Kraft und eine Behandlung dauert seine Zeit.

Eine Person die nicht leidet und niemanden gefährdet sehe ich auch nicht als Krank an, selbst wenn diese mit Unterhose über dem Kopf durch die Straßen läuft, laut Selbstgespräche führt und sich mit Kreide bemalt.


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Psychische Erkrankung vielleicht doch "normal"?!

22.06.2017 um 04:31
Psychische Krankheiten sind normal.
Aber nicht so, wie der TE sich das denkt.

Ich erkläre mal, wieso.

Der menschliche Körper:
Er erkrankt an vielen Dingen. Masern, Grippe, Blinddarmentzündung, Krebs, Fieber, Erkältungen...
All das ist normal. Der Körper an sich ist gesund, kann aber erkranken, Krankheiten sind also normal.

Genauso ist es mit der Psyche.
Auch sie gehört zu uns.
Sie ist ein ganz normaler Teil von uns.
Auch sie kann erkranken.

Von dem, was wir sehen, erleben, aber auch organische Ursachen können vorliegen.

Es ist also nicht in dem Sinne normal, dass sie von grundauf krank ist, sondern genauso wie unser Körper das Potential hat, Schaden zu nehmen.


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Psychische Erkrankung vielleicht doch "normal"?!

22.06.2017 um 04:55
@sunshinelight
Fein erklärt.


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Psychische Erkrankung vielleicht doch "normal"?!

22.06.2017 um 05:07
Noch mal aus dem Keller geholt, sozusagen als Zusammenschnitt von "Best of Psycho":

Auch für die Psyche gilt: Wer sich gesund fühlt, ist nur nicht gründlich genug untersucht worden. In erster Linie ist der Psycho-Markt, wie jeder andere Teilbereich der Gesundheitsversorgung auch, ein Markt, der den Gesetzen eben dieses Marktes gehorcht: Neue Märkte erschliessen, Bedarfsweckung, PR, Profitmaximierung - um nur einige der Aspekte zu erwähnen. Da gilt es dann, neue Störungen zu "entdecken", sie im Rahmen von Auftragsforschung zu beschreiben, sie in Kriterien zu fassen, der Fachwelt in wissenschaftlichen Zeitschriften und dem künftigen Kunden in BILD & Co. nahezubringen, um anschliessend Handlungsbedarf bei Politik und Kassen anzumahnen. Stimmt die Bezahlung, dann wird munter darauf los diagnostiziert, publiziert und therapiert. Irgendwann ist dann das Marktsegment abgegrast und dann heisst es: Auf zu neuen Ufern - und der Kreislauf geht von vorne los.

Erinnert jemand das Krankheitsbild "Hysterie", "Klaviersucht" oder "Wandertrieb"? Was wurde eigentlich aus der guten alten "vegetativen Dystonie", dem "Gammler-Syndrom" oder den "multiplen Persönlichkeiten"? Wurden die umgeschult auf Borderliner, Messies, ADS und/oder ADHS? Machen die jetzt in Burnout oder, ganz neu, Posttraumatischem Stress-Syndrom? Ist ja auch völlig Banane, was in der Birne nicht richtig tickt. Hauptsache, es bringt GELD! Je besser ich diagnostizieren kann (positiv gesehen) oder je mehr Medikamente und Therapien ich vermarkten will (negativ gesehen), desto mehr psychische Erkrankungen will ich finden und finde ich auch.

Üblicherweise geht man davon aus, dass etwa jeder 10. Mensch behandlungsbedürftig psychisch krank ist. Daran hat sich im Laufe von etwa 100 Jahren Psychiatriegeschichte nichts geändert, sieht man mal von den politisch oder gesellschaftlich bedingten "Modediagnosen" ab. Es hängt ja auch in diesem Falle immer davon ab, was man davon machen kann, welches Kapital sich daraus schlagen lässt. Bevor es Ritalin auf dem Markt gab, war die Diagnose AHDS eine eher seltene. Bevor es jede Menge Geld für Beratungsstellen gab, waren Kindesmissbrauch, Gewalt in der Ehe, Suchterkrankungen zwar vorhanden, aber kein Thema. War früher jemand depressiv, so hieß es "reiß' dich zusammen und geh' arbeiten", bis man feststellte, dass der Kranke nur deshalb nicht aufstand, weil er sich schon mit 'ner Handvoll Pillen ins Jenseits gekickt hatte. War früher jemand suchtkrank, dann galt er als willensschwach und asozial und fertig, maximal Arbeitslager statt Therapiekette.

Dies soll nicht heissen, dass ich diese früheren "Behandlungsweisen" gut heisse. Mitnichten. Es ist halt nur immer so, dass in dem Moment, in dem ein Thema, und sei es noch so marginal, von den Medien aus wirtschaftlichen Interessen hochgepusht und von der Bevölkerung aus voyeuristischer Lust hochgehalten wird, dieses als "irre wichtiges Riesenproblem" angesehen wird, bis es dann wieder in der Versenkung verschwindet, weil eine neue Psycho-Sau durchs Dorf getrieben wird. Wer spricht denn heute noch von weiblicher Hysterie durch zu wenig Sex, von dämonischer Besessenheit, von Klaviersucht, multiplen Persönlichkeiten, Schützengrabenkoller, Poriomanie etc. Alles zu ihren jeweiligen "Hochzeiten" Top-Themen in der Psychiatrie.

Und noch 'ne Wiederholung (ist ja wie im Fernsehen hier!):

Dass nun "der Fortschritt", der böse, schuld sei an psychischen Leiden, wäre ein These. Waren die Menschen früher geistig gesünder? Die Geschichte der Medizin kennt aus früheren Zeiten andere psychische Probleme, die heute nahezu ausgestorben oder aber auch erschreckend modern erscheinen, von der dämonischen Bessesenheit, religiösen Wahnvorstellungen, Essstörungen und Hysterie bis hin zu so seltsamen Dingen wie Klaviersucht, Roman- oder Fahrradsucht.

Depressionen, Angstneurosen und Suchtverhalten sind aus vergangenen Jahrhunderten, fast Jahrtausenden, immer wieder in Dokumenten erwähnt worden, sind also nicht neu und durch den Zeitgeist bedingt. Neu ist vielleicht nur, dass Angehörige der Mittelschicht in westlichen Dienstleistungsnationen mehr Zeit haben und weniger materielle existentielle Sorgen. Sie können ihre individuellen Wehwehchen individell analysieren, wenn nicht anders, dann mit Hilfe meterweiser Ratgeber-Regale in der Buchhandlung, vulgärpsychologischer Abhandlungen in der "Bäckerblume" oder Foren wie diesen.

Wo ein Bedarf zu sein scheint, wächst auch das "rettende" Angebot derer, die damit Geld verdienen wollen, was im entwickelten Kapitalismus natürlich auch ganz legitim ist. Ging man früher zum Schamanen oder zur Weisen Frau, so geht man heute eben zum Psychotherapeuten, zur Selbsthilfegruppe oder eben wieder zum Schamanen, um sich mit allerlei modischen Therapieformen (Nonverbale Gesprächstherapie) wieder ins seelische Gleichgewicht rücken zu lassen. Früher ging man halt zum Pfarrer und betete 'ne Runde oder wurde von ihm auf den Scheiterhaufen gestellt. Dann war alles wieder gut. Heute zahlt die Krankenversicherung.

Was die psychischen Erkrankungen angeht, so muss ich allerdings aus Sicht eines Menschen, der sich beruflich Jahrzehnte lang mit der publizistischen Vermarktung wissenschaftlicher Erkenntnisse beschäftigt hat, hinzufügen: Psychotherapie ist ein boomender Markt, neben kosmetischer Chirurgie der einzige Bereich, in dem sich noch grosses Umsatzpotenzial bietet. Psychische Gesundheit bzw. Krankheit unterliegt diagnostischen Möglichkeiten und vor allem den Gesetzen des Marktes, ist somit auch durchaus "Modewellen" unterworfen.

Spricht heute etwa noch jemand von dämonischer Besessenheit, Veitstanz, Hysterie, Klaviersucht, Wandertrieb, multipler Persönlichkeit. Wohl kaum. Der Psychomarkt hat eben seine eigenen Gesetze. Dafür hat, wer früher niedergeschlagen war, ein Burnout-Syndrom, möglicherweise Depressionen oder ist gar Borderliner. Wer schlampig ist, wird flugs zum Messie, und wenn ein Kind sich bewegt, hat es mindestens ADHS. Bewegt es sich nicht, läuft es später Amok. Und für das alles hat der Onkel Doktor ein paar Pillen, die die boomende Pharma-Branche ihm mit Schmiergeld in die Tasche steckt, und an jeder Strassenecke lauert ein sonst arbeitsloser Psychologe und flüstert: "Pssst, Du wolle Therapie mache?" Nun gut. Die Leute wollen auch leben. Schliesslich können sie nicht alle Pizza ausfahren. Was glaubt Ihr denn, warum die Zahl der Ritalin-Verordnungen in den letzten 5 Jahren so sprunghaft zugenommen hat? Meint jemand, das liegt allein daran, dass immer mehr Kinder so genannten "körperlichen Nachteile" haben?

In der Tat unterliegen medizinische Diagnosen bestimmten "Modetrends", das weiss jeder, der sich mal mit Medizingeschichte befasst hat. Wo sind sie hin, die einstmals "wissenschaftlich gesicherten Krankheitsbilder" der dämonischen Besessenheit, der Opfer des Bösen Blicks,der weiblichen Hysterie, gegen die Klitorismassage half, die grassierende Klaviersucht, die Impotenz durch Blue-Jeans, die Phosphat-Kinder, die multiple Persönlichkeit...? Auch und gerade in der Wissenschaft gibt es diese Modetrends - was keinesfalls heisst, dass es bestimmte Krankheitsbilder nicht gibt. Aber in dieser kurzfristig auftretenden Häufung des genretypischen "immer mehr, immer schneller, immer jünger, immer schlimmer"? Sonst glaubt doch hier jeder an alle möglichen und unmöglichen Weltverschwörungen - wie wäre es denn mal mit einer der Pharma-Branche? So, das sollte erst mal als persönliches langes Kurzstatement reichen. :D

(Wiederholungen können als Déjà-vu diagnostiziert werden, liebe LeserInnen.)


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