Link: www.welt.de (extern) (Archiv-Version vom 17.01.2007)30 Millionen Chinesen finden keine Frau
Jungen werden in Asien traditionellbevorzug, viele Mädchen werden einfach abgetrieben. Diese Diskriminierung wird auf Dauerdie chinesische Gesellschaft ruinieren. Trotzdem gibt es kaum Hoffnung auf einenMentalitätswandel.
Chinesische Kinder in Peking
Peking - Rund 30 MillionenMänner in China werden im Jahr 2020 keine Frau finden können. Da Jungen traditionellbevorzugt und gezielt weibliche Föten abgetrieben werden, seien 2005 auf 100 Mädchen118,58 Jungen geboren worden, berichtete die staatliche Familienplanungskommission inPeking nach Angaben der amtlichen Medien vom Freitag. In den südlichen ProvinzenGuangdong und Hainan sei das Verhältnis sogar 100 zu 130. Seit 2005 gebe es deutlich mehrMänner als Frauen im heiratsfähigen Alter.
„Die wachsenden Schwierigkeiten fürMänner, eine Frau zu finden, könnten zu sozialer Instabilität führen“, warnte ein Berichtvon 300 Demographen nach zweijährigen Untersuchungen. Vor allem auf dem Lande in Chinawollen Bauern männliche Nachkommen, weil sich diese um die Altersversorgung der Elternkümmern, während Frauen bei der Heirat traditionell in den Haushalt der Männer und derenEltern ziehen. Immer mehr Chinesen können sich heute Ultraschalluntersuchungen leisten,um das Geschlecht eines ungeborenen Kindes festzustellen.
„Diskriminierunggegen Frauen bleibt der Hauptgrund für Chinas wachsendes Ungleichgewicht derGeschlechter“, sagte Liu Bohong, Vizedirektorin des Instituts für Frauenstudien derstaatlichen Frauenvereinigung. Mit der strengen Familienplanungspolitik in China, die inder Regel nur ein Kind erlaubt, habe das Ungleichgewicht nichts zu tun, verteidigte siedie unpopuläre Politik. „Es ist mehr das Ergebnis einer tief verwurzelten Vorstellung inder chinesischen Kultur, dass Männer den Frauen überlegen sind“, sagte Liu Bohong lautamtlicher Nachrichtenagentur Xinhua.
Aus Rücksicht auf die traditionelleBevorzugung von Jungen erlaubt die Familienplanungspolitik den Bauern allerdings, einweiteres Kind zu bekommen, falls das erste ein Mädchen geworden ist. In der Altersgruppeunter 20 Jahren gab es 2004 bereits 20 Millionen mehr männliche als weibliche Chinesen.Zwar werden in der Regel weltweit mehr Jungen als Mädchen geboren, doch liegt dasUngleichgewicht sonst nur bei 104 bis 107 Jungen zu 100 Mädchen. In der Hauptstadt Pekingwar es in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres 109 zu 100.
ChinesischeBevölkerungsexperten fordern schon länger, die Feststellung des Geschlechts für nichtmedizinische Zwecke sowie ungerechtfertigte Abtreibungen unter Strafandrohung zu stellen.
---
Strafandrohungen in Bezug auf Abtreibung ist in unserenBreitengraden (Europa) kein Thema (mehr) - könnte aber wieder eins werden mitschwindender Bevölkerungszahl.
Gruß